BGE und die Postgerechtigkeit

Die Piraten haben also das Bedingungslose Grundeinkommen (BGE) in ihr Grundsatzprogramm aufgenommen. Ich begrüße das und beglückwünsche die Piraten. Klar, das BGE ist umstritten. Auf Finanzierungsmodelle kann man sich nicht einigen. Viele sagen, das sei eine Utopie, viele sagen, dass sei nicht finanzierbar.

Wenn ich ehrlich bin, ich weiß es nicht. Es spielen so viele Unbekannte in die Rechnung, dass man kaum handfeste Vorhersagen machen kann. Die Frage, die wir uns aber stellen müssen, ist nicht, ob das BGE funktioniert, sondern was wir machen, wenn es nicht funktioniert. Wir befinden uns schließlich mitten in einem raschen und grundsätzlichen Wandel. Und auch wenn die Ökonomen bislang zuversichtlich waren, dass die Jobs, die durch IT vernichtet werden, an anderer Stelle wieder nachwachsen, wird diese These derzeit von einigen Studien erschüttert. Ich persönlich bin mir seit einigen Jahren sicher: der Frage, wie Wohlstand in der Postarbeitsgesellschaft zu verteilen ist, wird innerhalb der nächsten 10 Jahre beantwortet werden müssen.

Ohne aber eine Alternative zum BGE anbieten zu können, will ich stattdessen auf ein weiteres Problem mit dem BGE hinweisen, dem noch nicht genug Beachtung geschenkt wird. Ich fürchte sogar, dass dieses Problem sich zur größeren und grundsätzlicheren Stolperfalle für ein BGE erweisen könnte, als das schnöde Finanzierungsmodell.

Ich hatte dieses Problem zwar schon länger im Hinterkopf, aber erst die @hoch21-Aktion hat mir gezeigt, wie drängend dieses Problem in Wirklichkeit ist. Es ist das Problem des Gerechtigkeitsempfindens.

Dass hoch21 einen 2500 Eurorechner haben sollte, empfanden viele Leute als – ja – ungerecht. Natürlich war niemand gezwungen zu spenden. Natürlich entstand niemandem ein Nachteil daraus, hätte er einen solchen Rechner bekommen. Aber diese Leute glauben, weil sie hart arbeiten, weil sie sich ja auch „nichts gönnen“ und weil wir ja alle „unser Päckchen zu tragen haben“, sollte er zumindest keinen besseren Rechner haben, als sie. Sie setzen sich also ungefragt mit @hoch21 ins Verhältnis, vergleichen und kommen zu dem Schluss: Wenn der einen teuren Rechner verdient hat, dann habe ich auch ein Anrecht darauf. Aber ich bekomme keinen. Also: SHITSTORM!!!

Ein Freund von mir aus Unizeiten war ein äußert aufgeweckter, aktiver und vor allem sozialer Typ. Er war es, der die Leute im Freundeskreis immer wieder mobilisierte, tolle Partys zu organisieren und Ausflüge zu machen. Unter anderem organisierte er eine Surffreizeit. Eine Woche Fehmarn mit Anreise, Unterkunft und Surfkursen. (Er ist Surfer). Er steckte viel Arbeit da rein, gab sich Mühe, achtete mit viel Liebe auf jedes Detail. Er wollte, dass es toll wird. Für ihn, für uns, für alle.

Er tat das zweimal. Unentgeltlich. Für den Spaß und für die Freunde. Aber irgendwann hatte er keine Lust mehr. „Die anderen sollen auch mal was machen.„, sagte er. „Immer bleibt alles an mir hängen.“ Und: „Wenn die Leute es wenigstens zu schätzen wüssten, wenn sie sich bedanken würden.“ Er war frustriert.

Es war keineswegs so, dass er keinen Spaß hatte. Es bedeutete alles für ihn und er ging völlig darin auf, das zu tun, was er tat. Der Frust war etwas Äußerliches. Das Gefühl trat hinzu, weil eine gewisse Vorstellung von Gerechtigkeit nicht erfüllt war und nachträglich an ihm nagte. Er hatte sich verausgabt um zu geben, er hatte während des Gebens auch nicht damit gerechnet etwas zurück zu bekommen. Aber dann, danach, saß er im stillen Kämmerlein und machte die Rechnung auf. Sie wies eindeutig aus, dass die anderen Ihm etwas schulden. Aber da kam nichts, jedenfalls nicht genug. Das, wofür er die die Fahrt eigentlich organisierte, für den Spaß seiner Freunde und den eignen, spielte auf einmal keine Rolle mehr. Er sagte weitere Fahrten ab. Ein nichterfülltes Gerechtigkeitsempfinden, war wichtiger als seine eigene Freude.

Stellen wir uns kurz vor, das BGE gäbe es bereits und es würde an jeden bedingungslos ausgezahlt. Die Kritiker warnen schon lange: dann arbeitet doch keiner mehr! Das ist sicher in dieser Pauschalität falsch. Es gibt heute schon viele, die sich ehrenamtlich betätigen. Mein Freund ist ein Beispiel und auch ich würde dem, was ich tue, nur um so befreiter nachgehen, hätte ich ein Einkommen. Sicher ist aber auch: ja, es wird Leute geben, die dann gar nichts produktives mehr machen. Keiner weiß wie viele es sein werden, aber es wird sie sicher geben.

Wir haben dann also zwei Gruppen von Leuten: Die, die trotz BGE arbeiten und die, die es nicht mehr tun. Viele von denen, die trotzdem arbeiten, werden aber dennoch kaum mehr bekommen, als das reine BGE. Ich zum Beispiel.

Das vorherrschende Gerechtigkeitsempfinden – also das, was mir bei der @hoch21-Aktion ins Gesicht geschmiert wurde – besagt, dass ein sofortiger und umfassenden Shitstorm der BGE-Arbeiter-aber-Wenigverdiener ob der Ungerechtigkeit gegenüber den „faulen XY“ (man wird sicher ein herabwürdigendes Wort für sie finden) hereinbrechen wird. Wenn sich das in einen politischen Diskurs übersetzt, dann wird man vermutlich versuchen, durchzusetzen, dass nichtarbeitenden BGE-Beziehern irgendwelche Repressalien zugute kommen. Ich bin mir nicht sicher, aber derzeit würde ich sagen, dass eben dieses Gerechtigkeitsempfinden in Deutschland eine Mehrheit finden würde. Und weg ist die „Bedingungslosigkeit“.

Gerechtigkeit strebt nach Ausgleich. Grundsätzlich will diese Ethik allen das Selbe geben, allerdings mit Ausnahmen. Die Wichtigste ist: Leistung. Wir haben uns eine Idee von Leistung zurechtfabuliert, die uns und unsere Lage als das Produkt unserer Handlungen darstellt. Wenn es uns also schlecht geht, dann haben wir nicht geleistet. Und wenn wir nicht geleistet haben, dann macht es auch nichts, dass es uns schlecht geht. Schließlich lernen wir daraus und strengen uns das nächste mal mehr an.

Ob man es glaubt, oder nicht: es gibt keine Partei, bei der nicht ähnliches Denken vorherrschen würde. Ganz sicher aber bei FDP, Grüne, CDU und vor allem auch bei der SPD. Lediglich bei den Linken, gibt es zarte Ansätze, gegen diese Logik.

Die zweite wichtige Ausnahme ist Bedürftigkeit. Wenn es mir sichtlich schlecht geht, wenn ich existentielle Not leide, dann wird es als gerecht empfunden, mich über Wasser zu halten. Über wasser. Mit der Unterlippe. Aber keinen Zentimeter höher!

Diese Verteilungsethik nennt man in gewissen Kreisen (ich glaube, unter analytischen Philosophen) egalitäre Verteilungsmoral. Das hört sich erstmal komisch an, angesichts der Ungleichverteilung in unserer Gesellschaft, aber die oben genannten Ausnahmen sind nun mal extrem wirkmächtig. Und auch wenn derzeit viele auf die Straße gehen, um für mehr „Gerechtigkeit“ zu demonstrieren, wollen sie damit keinesfalls aus dieser Verteilungslogik ausbrechen, sondern nur die Parameter anpassen: zum Beispiel „Leistung“ anders bemessen und die „Bedürftigkeit“ stärker hervorheben.

Meine Ethik ist eher die einer anti-egalitären Verteilungsethik. Ich glaube weder an den Sinn noch an die Notwendigkeit von Gleichverteilung. Es ist mir auch egal, ob es eine gute Begründung hat, dass A mehr hat, als B. Was ist will, ist, dass A und B genug haben, um sich keine Sorgen machen zu müssen.

Ich glaube, es ist nicht zu letzt genau die Frage nach der eigenen Verteilungsethik, die bestimmt, wie man zum BGE steht. Das BGE schafft einen Sockel der Möglichkeiten, eine Plattform im Sinne der Plattformneutralität. Was auf diesem Sockel passiert, soll nicht weiter reguliert werden. Das BGE ist somit anti-egalitär, ich würde sogar sagen: postgerecht. Es ist eine Umverteilung, die sich nicht an irgendwelchen abstrakten Prinzipien, sondern an den Bedürfnissen des Menschen orientiert. Während die Gerechtigkeit alle Menschen zueinander ins Verhältnis und somit in eine Konkurrenzsituation setzt, will die Postgerechtigkeit die Menschen davon befreien.

Ich glaube also, dass es an der Zeit ist, die Gerechtigkeit zu überwinden. Und zwar als tief empfundene Überzeugung nicht mehr nach Ausgleich streben, sondern danach, dass jeder – absolut jeder – einigermaßen sorgenfrei leben kann und teil haben kann, am großen Gespräch, in die sich unsere Welt verwandelt. Leider ist das vermutlich schwieriger, als ein Finanzierungskonzept für das BGE zu finden. Die Ideologie der Gerechtigkeit sitzt tief in den Köpfen und es wird lange dauern, bis ein Großteil der Menschen bereit dafür ist.

NPD verbieten, srsly?

Gestern habe ich gelesen, dass es angeblich einhellige Meinung ist, dass ein NPD-Verbot kommen wird. Und so sehr ich verstehen kann, dass man die NPD einfach weghaben will, frage ich laut: seid ihr wahnsinnig?

1. Ein NPD-Verbot hilft nichts, rein gar nichts gegen Rechtsextremismus. Die Leute werden nicht aufhören Menschen zu hassen, nur weil man ihnen den Parteiüberbau verwehrt. Es wird ein paar Einschränkungen und Unannehmlichkeiten für einzelne Akteure geben, aber man kann sich darauf gefasst machen, dass sie weitermachen werden, so oder so.

2. Wahrscheinlich in einer der anderen rechten Parteien. Oder gar in einer neuen. Was zwangsläufig dazu führt, dass sich die rechten Kräfte konzentrieren werden. Mit anderen Worten: das, was den politischen Rechtsradikalismus klein gehalten hat, in diesem Land, wird mit einem Schlag aufgeben: die Zersplitterung der Szene.

3. Und ich glaube, in Deutschland hat man noch gar nicht wirklich begriffen, was wir für ein Glück mit unseren rechten Parteien haben. Östereichische, dänische, italienische, holländische, polnische etc. Verhältnisse haben wir nur deswegen nicht, weil die Rechten bei uns bis ins Mark zerstritten und diversifiziert sind. Die NPD verbieten, hieße, diese Zersplitterung aufzuheben, und die rechte Szene zwingen, näher zusammen zu rücken. Was ihr nicht schwer fallen wird, denn den Grund zur Solidarität liefert man ja schließlich auch gleich mit.

Denn 4. funktionieren gesellschaftliche Stigmatisierungsmethoden in Zeiten des Internets schlicht nicht mehr. Oder sagen wir: noch weniger, als sie es bisher getan haben. In einer Welt, in der durch das Internet jedes Gedankengut Anschluss an Seinesgleichen findet, braucht der Rechte von heute die Mainstream-Gesellschaft weniger denn je. Stigmatisierung treibt den Rechtsradikalen sogar nur weiter in seine Hass-Filterbubble hinein. Die Methode, Diskurse als illegitim zu brandmarken und auszugrenzen, wird sie im Internetzeitalter nicht schwächen. Im Gegenteil: das Signal, dass ihre Weltanschauung von der Gesellschaft verfolgt wird, legitimiert die Abgrenzung der rechten Szene gegen die Gesellschaft zusätzlich. Man kann sich so noch viel besser als verfolgter Teil der Gesellschaft inszenieren und man wird um so attraktiver als Auffangbecken gesellschaftlich Gescheiterter.

Ich bin mir sehr sicher, dass man den politischen Rechtsradikalismus in Deutschland nicht besser den Boden bereiten kann, als die NPD zu verbieten. Ein NPD-Verbot wäre für die rechte Szene das, was die Netzsperren für die Piraten waren: Ein riesiges Wahlkampfgeschenk und der entscheidende Brandbeschleuniger für ihre Bewegung.

Aktivitäten

Hurra! Nachdem es streckenweise so aussah, als ob „Wir müssen reden“ explodiert ist, haben Max und ich uns auf ein besseres besonnen und die Season 2 eingeläutet. S02E01 ist hier hörbar.

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In einer Woche, am 8. Dezember halte ich einen Vortrag in Freiburg auf der Konferenz: Neuste Medien unter Kontrolle. Schon der Titel sagt mir zu. Aber ehrlich? ich hab da etwas Angst vor. Ich halte da quasi die Eröffnungskeynote und Dirk Baecker hält am selben Tag auch einen Vortrag. Fallhöher habe ich bestimmt noch nie gesprochen.

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Nachgereicht sei an dieser Stelle übrigens das Endprodukt der 4. Initiative des von Google initierten Collboratorys, bei der ich mitgemacht habe. Wir haben ja ein halbes Jahr dran gesessen, uns immer wieder getroffen, um über die Zukunft von Privatheit und Öffentlichkeit zu diskutieren. Ich war der Antidatenschutzbeauftragte der Gruppe (die zum Großteil aus Datenschützern bestand).

Es sind extrem unterschiedliche Sichtweisen und Ideen zu dem Thema eingeflossen, so auch meine. Es ist also weder Spacko, noch Aluhut, sondern beides. Ich finde das Ergebnis kann sich trotzdem sehen lassen. Das Buch wird sicher oft auf Konferenzen ausliegen und da es eh CC lizensiert ist, kann man es sich hier als PDF herunterladen.

Das qualitätsjournalistische Reality Distortion Field

Ich finde ja eigentlich, dass genug auf Guttenberg rumgedroschen wurde. Ich finde gut, dass er zurückgetreten ist, das war damals absolut notwendig. Seine Rückkehr in die Politik jetzt anzugehen halte ich für sehr früh, aber da kann man sich sicher drüber streiten. Und grundsätzlich habe ich kein Problem mit einem Comeback. Jeder macht Fehler und Fehler sollten auch verziehen werden können. Vor allem solche.

Aber derzeit bin ich nur noch fassungslos. Guttenberg darf in der ZEIT und in einem extra herausgebrachten Buch unhinterfragt lügen. Er behauptet weiterhin, er habe nicht betrogen und die ganze, virtuos zusammenkopierte Doktorarbeit sei aus Schusseligkeit entstanden.

So dreist hab ich noch nie jemanden lügen sehen. Jeder, der einen Internetanschluss besitzt, kann sich innerhalb von 5 Minuten vom Gegenteil überzeugen. Guttenberg sitzt auf einem riesen Berg aus Scheiße und behauptet, er rieche nichts.

Man muss davon ausgehen, dass Die ZEIT, Di Lorenzo und alle Beteiligten das auch wissen. Warum helfen sie ihm dabei? Wie kann man sich das erklären? Welche Art von Reality Distortion Field glaubt die ZEIT produzieren zu können? Glaubt sie tatsächlich, dass sie gegen die Fakten anschreiben kann?

Aber gut. Versuchen wir das mal ernst zu nehmen. Sie wissen, dass sie Lügen verbreiten und machen es dennoch. Bewusst. Dann ist das sowas wie der Kampf zwischen zwei Realitätsarchitekturen. Auf der einen Seite die renommierte ZEIT mit dem altehrwürdigen, journalistischen Anspruch, auf der anderen Seite die zwingende Evidenz der offensichtlichen Fakten – für jeden zugänglich.

Es sieht so aus, als ob Di Lorenzo und Guttenberg es auf so eine Kraftprobe dieser Realitätsarchitekturen ankommen lassen wollen. So absurd das klingt, aber ich fürchte, außerhalb von unserer Internetblase erscheint das sogar machbar. Und das macht mir wirklich Angst.

mspro kaufen

Ich lebe in einer Gesellschaft, in der die erste Frage, die einem nach dem Kennenlernen gewöhnlich gestellt wird, folgende ist: „Und was machst du so beruflich?“ Das wäre an sich noch kein Problem, wenn nicht auf die Antwort „Blogger“ ganz unvermeidlich die Frage folgte: „Und wie verdient man damit Geld?

Ja, ich verdiene Geld, ja, es reicht zum Leben. Mehr schlecht als recht und eher meistens als immer. Aber es ist das Leben, das ich gewählt habe und es bedeutet auf der anderen Seite die völlige Freiheit. Das, was ich tue, könnte ich so niemals tun, wenn mich egal wer dafür bezahlen würde. Nichtmal an der Uni, auch nicht durch Beratungsaufträge, schwerlich mit Hartz4 und schon gar nicht als Angestellter von Firma X. Das, was ich tue, macht mir Spaß und ich will es genau so tun, nicht anders. Aber wenn ich sage, dass es nicht immer zum Leben reicht, dann schaue ich vor allem Dich an, September. Und ein bisschen auch Dich, Oktober. Manchmal kommt eben nicht so viel rein und ich bin ganz grauenhaft in Sachen Akquise. Etwas verlässlichere Geldquellen wären also prima.

Ich will hier also mal darlegen, womit ich mein Geld verdiene und auch gleich dazuschreiben, womit ich gerne noch Geld verdienen würde. (Oder womit ich gern noch mehr Geld verdienen würde). Und das ist, wie das bei Bloggern so üblich ist, ja meist mehr so ein Mix aus verschiedenen Dingen.

Flattr

Ich verdiene mit Flattr – und das sind die einzigen direkten Einnahmen durch meine Blogs – ca. 60 bis 80 Euro pro Monat. Dafür bedanke ich mich sehr herzlich für jeden einzelnen Klick! Das ist schließlich nicht nichts und ich freue ich mich auch weiterhin über jede Flattr-Wertschätzung. Dennoch bin ich froh, dass es noch die indirekten Einnahmen gibt. Einnahmen, die irgendwie auf meine Tätigkeiten auf meinen Blogs zurückzuführen sind, aber eben indirekt.

Schreiben

Eine Zeitlang klappte es prima für alle möglichen Medien zu schreiben. Vor allem letztes Jahr zur großen StreetView-Aufregung und über Wikileaks hatte ich gut zu tun. Das ist nicht vollends eingeschlafen, aber durchaus weniger geworden. Vor allem ist es nicht regelmäßig und sehr unberechenbar.

Und doch ist Für-Geld-Schreiben weiterhin ein wichtiger Pfeiler meiner Finanzierung und der will ausgebaut werden. Ich bin also auch weiterhin offen für alle möglichen Anfragen, für gutes Geld Texte zu schreiben.

Plattform für Artikel

Für die „erwachsenen“ Medien will ich ja nicht nur wegen des Geldes schreiben, sondern auch, weil ich hier und da eine größere Plattform brauche. Hin und wieder habe ich nämlich eine Idee für einen Text von allgemein interessantem Rang, die ich gerne unter die Leute bringen würde. Unter mehr Leute, als ich mit meinen Blogs erreiche. Das passiert mir nur so alle ein bis zwei Monate, aber es kommt vor. Oftmals liege ich dann auch richtig mit meiner Einschätzung und erziele mit meinen Thesen eine breite Diskussion.

Leider gelingt es mir in letzter Zeit oft nicht, solche Artikel unterzubringen. Mein Artikel über das politische Denken der Piraten zum Beispiel fand auch nach 3 Anläufen keinen Abnehmer, war aber einer der erfolgreichsten Artikel auf meinem Blog und hat eine nachhaltige Debatte ausgelöst. Es ist nicht das einzige Beispiel.

Kurz: ich bräuchte sowas wie eine „befreundete“ publizistische Plattform. Ein Medium, wo ich einen kurzen Draht zu jemandem Wohlgesonnenen habe, der zudem mit dem entsprechenden Sachverstand ausgerüstet ist und dem ich hin und wieder einen Vorschlag für einen Artikel schicken kann. Jetzt sagen gleich wieder einige „Fragen kannst du doch immer!„, aber darum geht es nicht. Ich hätte gern ein gewisses Vertrauensverhältnis, etwas Loyalität und auch den Mut meine nicht immer populären Ideen dennoch zu publizieren. Beim Medium selbst sollte schon eine gewisse Reichweite zur Verfügung stehen und ein fairer dreistelliger Betrag wäre auch schön. Eine weitere Bedingung wäre noch, dass, wenn der Text in Print oder sonstwo rausgeht, er zumindest auch online zur Verfügung stehen sollte (alles was nicht verlinkbar ist, ist der Diskussion irgendwie entzogen.) Wenn es dazu Anbahnungsinteresse gibt, bitte melden!

Kolumne

Bleiben wir noch kurz beim Schreiben. Ich habe hin und wieder eine Kolumne für Deutschlandradio.Wissen geschrieben und eingesprochen. 1500 Zeichen, zwei Minuten Audio. Ich fand das toll. Ich will sowas gerne regelmäßig machen. Gern für das Radio, oder Print, oder Online oder alles. Ideal wäre zum Thema Netzpolitik 1000 bis 1500 Zeichen, einmal die Woche. Wer mich als regelmäßigen Kolumnisten haben will, bitte melden.

Veranstaltungen

Wie der eine oder andere vielleicht mitbekommt, sitze ich häufig auf Podien oder halte Vorträge oder ähnliches. Das mache ich gerne und das bringt auch oft gutes Geld rein. Ich musste aber auch schon einiges absagen, weil ich es mir nur noch in wirklichen Ausnahmefällen erlauben kann, ohne Honorar aufzutreten. Das tue ich eigentlich nur noch dann, wenn ich zu denen Spreche, von denen ich selbst profitiere. Das heißt: vor der Community. Für Bildungseinrichtungen (z.B. Universitäten) bin ich grundsätzlich günstiger zu haben. Für Anfragen in dieser Richtung bin ich immer offen.

Ich halte Vorträge natürlich zu meinen Themen: Kontrollverlust, Queryology, Privatheit, Öffentlichkeit/Post-Privacy, politische Bewegungen im Netz, Transparenz, Plattformneutralität, Technikdeterminismus, Weltrevolution, Netzpolitik, etc. Ebenso bin ich natürlich auch für Pannels/Podien buchbar. Ich habe mir in dieser Hinsicht nur eine Einschränkung aufgelegt: ich lehne Pannels ab, wenn sie größer als zwei plus Moderator sind und keine Frau dabei ist. Beziehungsweise ich versuche dann ganz konstruktiv eine Frau vorzuschlagen. In reinen Herrenrunden diskutiert es sich blöd.

Unternehmen

Ich bin übrigens auch für Unternehmen buchbar. Wie mir zugetragen wurde, hat mein Begriff vom „Kontrollverlust“ in der Diskussion um Unternehmenskommunikation im Internet eine gewisse Karriere hingelegt. Wenn man sich das als Unternehmen also mal nicht von einem Social Media Berater erklären lassen will, stattdessen genauer wissen will, wo der Begriff herkommt und was ich darunter verstehe, kann mich natürlich auch einladen.

Projekte und sonstiges

Ich war jetzt in ein paar künstlerische Projekte eingebunden, bei denen ich textlich und konzeptionell was beigesteuert habe. Das ergab zumindest bei dem einen Projekt ein kleines aber regelmäßiges Einkommen, was ich grundsätzlich begrüße. Ich bin eigentlich schnell für sowas zu begeistern aber da Projekte leider immer gleich unkalkulierbar viel Zeit in Anspruch nehmen, bin ich natürlich auch wählerisch. Aber fragen kann man natürlich immer.

Twitterlesung

Auch wenn es auf Twitkrit in letzter Zeit etwas still geworden ist, machen wir ab und an immer noch Twitterlesungen. Manchmal auch für Geld. Und manchmal bin ich auch dabei. Bei Interesse am Besten Mail an kritiker at twitkrit.de schicken.

Geld

Ich bin immer noch dabei herauszufinden, wie viel Geld man für welche Dinge nehmen kann. Die Unterschiede, was da als angemessen angesehen wird, differieren extrem, weswegen ich hier keine Preise an die einzelnen Dienstleistungen geschrieben habe. Die Umstände sind ja fast immer speziell und den Rest muss man eben aushandeln.

Kontakt

Wer also irgendwas hier interessant findet oder eine ganz andere Idee hat, wie er mich mit Ruhm, Geld und Reichweite versorgen kann, schreibe mich an. Hier ist mein Impressum, mein Twitter-Account, mein Facebookprofil, hier mein Googleprofil. Danke für die Aufmerksamkeit.

Spendenaktion: und nu?

So kontrovers die Diskussion um die Spendenaktion auch verlief, so erfolgreich war sie. Für jeden Nöler gab es einen Spender und so kam die Hälfte der Spenden innerhalb von 24 Stunden zusammen. Vielen Dank dafür!

Leider ist seitdem nicht mehr viel passiert. Deswegen sei hier noch mal darauf hingewiesen. Es würde mich sehr freuen, wenn wir die Summe zusammenbekommen. Zum Spenden also bitte hier entlang.

Aber egal ob wir die Summe zusammen bekommen oder nicht, die Aktion wird bis Freitag, den 25. November 0 Uhr limitiert, damit @hoch21 nicht noch Ewigkeiten auf seinen Rechner warten muss.

Was am Montag war

Ich war ja am Montag bei der Friedrich Ebert Stiftung zum Thema Transparenz und Mitbestimmung und habe mit Björn Böhning diskutiert (obwohl es wenig zu diskutieren gab, weil wir uns in den meisten Punkten sehr einig waren).

Leider haben wir einige kontroverse Ecken nicht wirklich beleuchtet, dabei hatte ich mich genau dafür vorbereitet. Beispielsweise die Notwendigkeit der Transparenz der einzelnen Akteure (auch den Bürgers) in partizipativen Politikansätzen. Für das Publikum war es wahrscheinlich aber doch ein ganz guter Einstieg in das Thema. Unsere Diskussion beginnt im Video ab Minute 59.

Sehenswert sind die beiden Vorträge vor der Diskussion. Vor allem der Vortrag von Christian Humborg von Transparency International hat mich positiv überrascht. Er hat die Rede von der Transparenz sehr gekonnt und kritisch – sogar selbstkritisch – seziert und die wichtigsten Probleme herausgearbeitet. Zu sehen ab Minute 27.

Donnerstag und Freitag war ich noch bei einem Workshop der Deutschen Digitalen Bibliothek und habe dort auch einen Vortrag gehalten. Den reiche ich nach. Auf CTRL-Verlust.

meh

Nun hat sich @hoch21 positioniert zu der Aktion. Das ist auch vollkommen okay so. Er soll natürlich mit dem Geld machen können was er will. Das habe ich im Spendentext ja auch schon so angedeutet.

Es bleibt ein bitterer Nachgeschmack. Leider habe ich das deutliche Gefühl, dass sich @hoch21 von dem Shitstorm hat einschüchtern lassen. Ich nehme ihm das nicht übel. Wer ihn länger liest, hat ein Gefühl dafür wie verletzlich er gelegentlich ist. Und hätte ich auch nur den Hauch einer Ahnung gehabt, in was für ein Getöse die Spendenaktion ausufern würde, hätte ich es sicher aus Rücksicht auf ihm gelassen. (Klar, ich hätte da drauf kommen können, wenn ich nur 5 Minuten nachgedacht hätte. Habe ich aber nicht. Ich hab das Ding von jetzt auf gleich zusammengeklickt und bin überhaupt nicht auf die Idee gekommen, dass es jemand doof finden könnte. Ja, das war naiv, diese Schuld nehme ich auf mich.)

Nun haben die Neider irgendwie gewonnen. @hoch21 ist zu Kreuze gekrochen. Er hat Abbitte geleistet, nochmal seine Bedürftigkeit betont und seine Bescheidenheit herausgekehrt, er hat selbst eingesehen, dass jemand wie er keinen teuren Rechner verdient und klar gemacht, dass er bereit und willens ist, künftig sein Leben durch ehrliche Arbeit im Schweiße seines Angesichts zu finanzieren. Jetzt findet ihr ihn wieder alle gut. Und vernünftig. Das hat er sich verdient. Jetzt schleicht er unter eurem Applaus wieder an seinen Platz, dort wo er hingehört und wir können weiter Gesellschaft spielen.

Ich nehme ihm das nicht übel, wie gesagt. Aber ihr kotzt mich sowas von an.

Neid

Ich habe kein Verständnis für Neid. Ich halte Neid für die Geißel der Menschheit. Ich halte sie für die Wurzel fast allen Übels und den Grundcharakterfehler des Menschen. Anderen Menschen Dinge nicht zu gönnen ist sicher einer der zuverlässigsten Konfliktherde in unserer Welt.

Ich konnte mit Neiddebatten nie etwas anfangen. Es sind kleinliche, es sind kleingeistige Debatten. Auch in der Politik. Ich habe es nie als ein Problem angesehen, dass Manager X so und so viel verdient. Ich gönne Klaus Ernst seinen Porsche und halte Oskar Lafontaine nicht deswegen für unglaubwürdig, weil er in einer Villa wohnt (sondern aus anderen Gründen). Ich halte es dagegen aber für einen Skandal, dass die Frisörin kaum ihr Leben finanzieren kann. Und Hartz4 halte ich für ein Verbrechen.

Ich habe kein Geld. Ich wohne in einer 30qm-Wohnung, esse jeden Tag Nudeln und bin trotzdem ich dauernd pleite. Aber ich würde mich nie hinstellen und behaupten, dass Irgendjemand nicht mehr verdienen sollte als Summe X. Wie käme ich dazu? Und wozu soll das gut sein? Wem nützt das? Jedenfalls ohne, dass es jemandem anderen zu gute kommt? Man macht die Welt nicht besser, indem man Leuten grundlos ihr Glück beschneidet. Man macht sie besser, wenn man den Unglücklichen hilft.

Ich bin ein fanatischer Fan der Umverteilung. Ich glaube, wir verteilen lange nicht genug um. Der Reichtum ballt sich in wenigen Ecken und immer mehr Menschen haben viel zu wenig zum Leben. Das ist ein riesiges Problem und es braucht radikale Schritte der Umverteilung, besser heute als morgen. Aber nicht, weil ich mich ungerecht behandelt fühle, sondern weil es das einzig Vernünftige ist.

Was ich für eines der größten sozialen Probleme halte: Neid. Ich bin überzeugt, Hartz4 war politisch überhaupt nur möglich durch den Neid in der Gesellschaft. Neid ist Hartz4s geistiger Vater. Der Schichtarbeiter schimpft über den „faulen“ Hartz4ler, der Büroangestellte über Florida-Rolf. Es wird geschimpft auf jeden, der nur ein bisschen besser dasteht, etwas weniger arbeitet, einen kleinen Obolus bekommt. Und alle ärgern sich, wenn der Nachbar ein neues Auto hat. Wenn es einem etwas – nur ein bisschen – besser geht, wird er wieder heruntergezogen. „Komm gefälligst wieder runter zu uns!“ Nur Elend ist moralisch. Wem es besser geht, ist „dekadent“.

Es ist genau diese Moral, die die Unteren unten und die Oberen oben hält. Es ist das, was Nietzsche die „Sklavenmoral“ nennt. Neid ist Skavenmoral. Wenn es sie nicht gäbe, die Herrschenden müssten sie erfinden.

Auch bei den Datenschutzdebatten kommt es immer wieder an diesen Punkt: „Ist es die denn egal, dass Firma XY mit deinen Daten Geld verdient?„. „Ja!“ ist meine Antwort. Warum zum Teufel sollte es mir denn nicht egal sein? Was hab ich denn davon, wenn die Firma kein Geld mit mir verdient? Was genau macht die Welt zu einem besseren Ort, wenn jemand kein Geld verdient? Ich verstehe die Logik nicht hinter dem Neid.

Ich habe mich gestern sehr erschrocken über die Reaktionen auf meine Spendenaktion. Vor allem, weil Menschen ihre hässliche Neidfratze gezeigt haben, von denen ich bislang etwas hielt.

Neid ist menschlich. Aber Neid ist falsch. Neid ist widerlich und es macht die Leute so unfassbar hässlich und klein und die Welt macht es zu einem ungastlichen Ort. Ich bemühe mich sehr, Neider nicht abgrundtief zu verachten. Denn Verachtung ist auch falsch.

Ein Mac für @hoch21

Ich hab es schon vor Wochen getwittert. Man müsste dem @hoch21 doch mal mit einer Spendenaktion einen neuen Mac spendieren. Dem ist nämlich sein Rechner abgeraucht und er kann sich keinen neuen leisten. Ich bekam viel Zuspruch dafür. Ich hoffte, einer würde mal eine Spendenaktion aufsetzen (Ich hab ja keine Zeit!). Aber wie das immer so ist. Bevor man „Jemand müsste mal …“ sagen kann, hat man es besser selbst gemacht. Ist ja Internet, geht ja schnell.

Alos zum Spenden hier entlang.

Der Spendentext:

Twitter ist mehr als nur Statusnachrichten in chronologischer Reihenfolge. Jedenfalls manchmal. Jedenfalls bei manchen. Twitter kann auch Kunst sein. Geistreiche Irritation. Zumindest gute Unterhaltung. Wenn man den richtigen Leuten folgt.

Wenn man @hoch21 in seinen Followings hat, dann ist das meißte aber schon geschafft. Kaum einen anderen Twitterer habe ich so viel gefavt. Selten hat mich jemand über so lange Zeit so gut unterhalten. Ich schulde ihm mehr als Harald Schmidt und Loriot zusammen. Und ich bin mir sicher, dass es nicht nur mir so geht.

Nun aber haben wir Gelegenheit ihm etwas zurückzugeben. @hoch21 ist sein Rechner abgeraucht. Er kann nur noch gelegentlich twittern. Unter widrigen Umständen. Er hat leider auch kein Geld sich einen neuen Rechner zu kaufen.

Das muss er auch nicht, finde ich. Den Rechner sind wir ihm schuldig. Mindestens. Außerdem können wir eine Spende dafür durchaus als Investition in den Humorgehalt unserer Timeline betrachten.

Und weil ich finde, dass @hoch21 immer von überall her twittern soll, will ich dass er ein Macbook haben soll. Pro. Oder Air. Was immer er haben will. Und vielleicht sogar Software dazu. Deswegen setze ich die Summe mal auf 2500 Euro an.

(Ich hab @hoch21 nicht gefragt was er haben will und mache das hier eh ohne Auftrag und ohne sein Wissen. Aber bestimmt in seinem Sinne.)

Bei Twitkrit habe ich auch was dazu geschrieben.