Postprivacyweek

Wie ihr ja alle wisst, ist Ploms Buch seit gestern offiziell rausgekommen (irgendwie gibt es da wohl aber noch Lieferengpässe oder so). Jedenfalls ist deswegen – falls ihr das noch nicht mitbekommen habt – Postprivacyweek!

Es ging am Montag los mit meiner utopischen Beschreibung der kommenden postprivaten Querygesellschaft. Gestern hab ich meine Rezension zum Buch verbloggt. Und heute ist der zweite Teil meiner Aufarbeitung der Post-Privacy-Geschichte erschienen.

Außerdem werde ich das Wochenende über 12 Bilder von meinem Penis bloggen.

(Nur Spaß!)

#om11 Nachtrag: Utopie und Schutzraum

Ich war ja – hui, mittlerweile – vorletztes Wochenende auf der Openmind Konferenz (Hier mein Vortrag). Es war wie letztes Jahr eine anregende Mischung aus Wahnsinn und Diskurs und in einem angenehmen kleinen Rahmen. Und ich habe wieder viel gelernt.

Diesmal hab ich mich vor allem auch in die ad hoc eingerichteten BarCamp-Sessions gesetzt. Julia Schramm gab eine über den Genderdiskurs bei den Piraten, Christopher Lauer über mögliche Probleme bei dem Umgang der Piraten mit der Transparenz und Andreas Preiß über Post-Privacy als Strategie zum Umgang mit eigenen Schwächen.

Der Sessionraum war wirklich eng und bei schon geringer Überfüllung stickig wie ein Pumakäfig. Es war unangenehm. Aber irgendwie auch intim. Jedenfalls schien dieser enge Raum die Menschen in ihm um so mehr zu öffnen.

Zum Beispiel bei Julias Feminismussession. Im Gegenteil zu dem, wie das in Julias Rückschau rüberkommt, habe ich die Atmosphäre als sehr konstruktiv erlebt. Die Leute haben zwar nicht hochgeistiges und superinformiertes über Feminismus beredet, aber sie haben sehr offenherzig – ob richtige oder falsche, gefühlte oder reale – Konflikte benannt. Einer erzählte von seiner Kränkung durch Frauen, die ihn lange Zeit ignoriert hatten. Ein anderer, dass die Piratenpartei ihm auch als Schutzraum für Nerds wichtig war, den er durch den – gefühlt von außen an die Partei getragenen – Feminismusdiskurs bedroht sah. Ein Mädchen fand es toll, bei den Piraten endlich einen Platz gefunden zu haben, wo man sie endlich nicht wie ein Mädchen behandelt. Auch sie empfand die Betonung von Weiblichkeit – als den sie den Feminismus missverstand – als Eindringen in diesen Schutzraum.

Es hatte schon etwas von Gruppentherapie. Die Stimmung war nur wenig aggressiv, es wurden alle Anregungen, Gedanken und ausgesprochenen Gefühle offen zu Protokoll genommen. Ich war beeindruckt.

Die PostPrivacy-Session von Andreas Preis hat das noch einmal getoppt (hier sein Bericht). Er fing an von seiner Krankheit zu erzählen, von seinen Erlebnissen, seinem Klinikaufenthalt und wie es ihm geholfen hat, eben nicht darüber zu schweigen, sondern offen dazu zu stehen. Gleich darauf fühlten sich die anderen ebenfalls berufen über ihre eigenen psychischen Probleme zu sprechen und wie sie damit öffentlich umgehen. Julia wendete ein, dass sie ihre Probleme und den offenen Umgang damit – zum Beispiel in ihrem Blog – eben nicht als Schwäche, sondern als Stärke erlebe. Stark sein durch öffentliches Eingestehen von Andersheit. Oder eben Spezialität.

Wieder eine grandiose Session. Wieder eine Gruppentherapie bei der jeder sichtlich von der Offenheit des Anderen profitierte. Sogar Gero, FoeBud-gestählter Datenschützer, statte der Diskurs mit einer neuen Grundsympathie für die Ideen der Spackeria aus.

Bei mir bewirkte die Session aber das Gegenteil. Denn das, was ich dort jeweils erlebte, führte mir nicht in erster Linie die Macht der radikalen Transparenz vor Augen, sondern im Gegenteil – die Macht des Schutzraumes.

Die Menschen, die hier offen und selbstentblößend über ihre Probleme sprachen, taten dies nicht selten das erste Mal. Und sie taten es eben nicht in der „Öffentlichkeit“, was immer das heute heißt, sondern in einem Schutzraum. Einer kleinen Runde, von – so muss es sich angefühlt haben – wohlwollenden Menschen. Zumindest einige von ihnen hätten oder haben dies eben nicht auf Twitter oder einem Blog getan. Aber hier, in dieser Zwischenöffentlichkeit der Therapiegruppe.

Jeremy Rifkin hat in seinem Buch The Empathic Civilization die Gruppentherapie als einen der wichtigen Meilensteine auf dem Weg in die empathische Zivilisation beschrieben. Eine Gruppentherapie auf globaler Ebene, das wär’s.

Und in der Tat ist die Post-Privacy, wie sie Christian Heller in seinem Buch (gerade fertiggelesen) beschreibt, ja ein bisschen so. Das Internet verbindet die Menschen durch das Ugol’sche Gesetz in globale Therapie- naja, zumindest Neigungsgruppen.

Und ich glaube sogar, dass viele von uns in den Weiten des Internets genau eine solche Gruppentherapienähe verspürt haben. „Netzwärme„, wie Sascha Lobo sie kürzlich nannte. Und dass einem ein Chat, ein Forum und sogar Twitter bisweilen doch wie ein Schutzraum vorkommen kann, weil man sich – auch durch die Macht der Filtersouveränität – ja auch ein wohlgesonnenes Umfeld zurecht konfiguriert.

Ich glaube, auch Christopher Lauer hat dieses Gefühl verinnerlicht. Was aber passiert, wenn man mit der Verve der Offenherzigkeit, wie ich sie auf den Sitzungen und teils im Netz erlebt habe, auf die Strukturen des Journalismus und seinem neurotischen Hang zur Skandalisierung trifft, kann man derzeit bei ihm nachlesen. Spiegel und Tagesspiegel, auf der Suche nach dem Skandal greifen nach jedem Strohhalm und skandalisieren ihn sich zurecht. Das ist ihre Arbeit, so funktioniert der Betrieb und wenn man dieser Maschinerie durch Transparenz und Offenherzigkeit viele Stohhalme bietet, dann wird sie sie halt zum Strohalmgate zusammengeflechten. Ausgerechnet Christopher, der doch selber eine Session genau zu dem Problem gemacht hat.

Er schreibt:

Die Presse hat genausowenig Bock auf abgelutschte Sprachregelungen wie wir. Berichterstattung wie diese führt aber dazu, dass man zur Skandalvermeidung nur noch das sagen wird, was eben nicht skandalisierbar ist.

Ähnliches war erst kürzlich bei Marina Weissband zu lesen. (Nee, Fefe ist auch kein Stück besser als SPIEGEL und Tagesspiegel.)

Der Datenschützer in mir sagt nun: „Siehste. Transparenz. Pah! Naiv ist das! Die böse Welt macht natürlich einen Strich durch die Rechnung! Schutzraum ist Schutzraum, Öffentlichkeit ist gefährlich!

Aber mein anderes – mein utopisches – Ich will das nicht zulassen. Die Piraten haben zwar einen naiven schutzraumhaften Begriff von Öffentlichkeit im Internet gelernt, aber immerhin haben sie eine Öffentlichkeit. Eine selbstgeschaffene mit angeschlossener Community, die sie gegen die der klassischen Skandalmedien einsetzen können und das ist mehr, als Politiker sonst haben. Vielleicht ist das immer noch naiv, aber ich glaube, wenn die Piraten einfach transparent weiter machen, Skandale, statt sich vor ihnen vorbeugend zu bücken lieber nachträglich entkräften, dann werden sich nicht die Piraten an der Transparenz, sondern die Medien sich an den Piraten zerlegen. Dann offenbaren sie ihre Mechanismen und entzaubern ihren Unfehlbarkeitsduktus, der nur daraus resultierte, dass keiner da war, der ihnen hat widersprechen können.

Und was den Schutzraum angeht, der die Menschen zur Öffnung ihrer selbst bringt: Ich glaube, er ist ein Tool. Ich glaube, er kann nützlich sein, um Öffentlichkeit zu üben. Aber wie Christian in seinem Buch anhand der Schwulenbewegung zeigt, ist so ein Schutzraum früher oder später zu eng. Auch wenn – und das wäre die eigentliche Frage – dieser Schutzraum vielleicht erst notwendige Brutstätte einer Utopie der freien Auslebung von Homosexualität war. Irgendwann hört der Schutzraum auf, Freiheit zu ermöglichen und wird Agent der Unfreiheit, engt ein und befördert die Intoleranz der Öffentlichkeit, weil sie sich mit dem im Schutzraum weggesperrten Anderen nicht befassen muss.

Ich glaube, wir brauchen einen pragmatischen Umgang mit Schutzräumen. Einen Umgang, der den Schutzraum nicht als absoluten Selbstzweck sieht, sondern als Enableings-Tool (Vorsicht Mega-Denglisch!) zum Üben der echten Freiheit. Und die gibt es nur, wenn man auch Öffentlich der sein kann, der man sein will – auch als Politiker. Und wenn man sagen kann, was man denkt – auch wenn die meisten anders denken. Und den lieben kann, den man liebt. Und wenn man über seine psychischen Probleme öffentlich reden kann, ohne, dass einem das zum Nachteil gereicht.

 

PS: Neben all den Schutzräumen fällt auch auf, welcher Schutzraum die Openmind selbst schon war. Die 100 Teilnehmer und die betont offene, zum Rumspinnen anregende Konzeption des Formats luden ein, Texte zu produzieren, die noch mal ein Stück weiter gehen. So auch mein Text. Interessant ist das vor allem, weil der Text – nun, da der Vortrag durch Telepolis auch in der „erwachsenen Öffentlichkeit“ zirkuliert – auch viel härter angegangen wird und gar als Beleg für den Untergang der Buchkultur herhalten muss.

Was ja auch stimmt. Mein derzeitiges Denken hat sich vor allem auch am Experimentieren im Blog entwickelt. Unfertiges Raushauen, steile Thesen testen, Feedback einholen, weiter entwickeln. Nicht alles im Schutzraum fertig denken, sondern lieber in der Öffentlichkeit als Betaversion iterieren. Auch das verlangt eine andere Rezeptionshaltung ab.

Auch Julia war durch die Telepolisveröffentlichung ein rauer Wind entgegengeschlagen. Was mich irgendwie an Danah Boyd denken lässt, die sagte, dass es eine „violation of privacy“ sein kann, wenn etwas „more public“ gemacht wird, als es ursprünglich war. Jede wie auch immer geschnittene Öffentlichkeit wäre der Schutzraum in Relation zur nächst größeren Öffentlichkeit. Aber eine Lösung ist das natürlich nicht.

Ich denke, es ist ein zweischneidiger Prozess: einerseits müssen wir alle mit diesem „more public“ umgehen lernen, also auch mit den Reaktionen der Journalisten und anderen Trolls. Kontrollverlust akzeptieren, auch wenn es weh tut. Filtersouveränität (Ich habe noch keinen einzigen Blick in das Heiseforum unter meinen Artikel geworfen) und getestetes Selbstbewusstsein – auch entstanden durch das Überleben diverser Shitstorms – helfen dabei.

Andererseits muss aber auch die Öffentlichkeit lernen, mit dem Mehr an Transparenz umzugehen. Alles skandalisieren zu wollen und für jeden unwichtigen Kram einen Shitstorm zu entfachenn ist nicht nur schädlich für die Transparenz und offne Kommunikation, sondern auf die Dauer auch ermüdend. Was die Hoffnung nährt, dass diese Ungleichzeitigkeit ein Übergangsphänomen ist. Wachstumsschmerzen einer sich gerade herausbildenden neuen Toleranz und Empathie. Eine Toleranz die dringend gebraucht wird, wenn wir die Gesellschaft nicht in der Reibungshitze unserer Wutkommunikation pulverisieren wollen. Denn die Transparenz kommt so oder so.

Postprivacy auf dem Weg in den nächsten Level

Am Samstag halte ich meinen Vortrag über die Veränderung der Welt, zumindest wie ich mir das vorstelle, auf der Openmind Conference in Kassel. Es ist eine Konferenz, die bewusst auf’s freie Rumspinnen ausgelegt wurde, also quasi für mich. Und das hab ich zum Beispiel auch schon letztes Jahr gemacht, wobei dann „Das Radikale Recht des Anderen“ herausgekommen ist – was mich damals theoretisch sehr viel weiter gebracht hat.

Diesmal will ich über das sprechen, was ich „Weltkontrollverlust“ nenne, also der radikale Wandelt der Welt durch den Kontrollverlust, den wir derzeit erleben. Und vor allem will ich mich an eine positive Utopie für das große Danach versuchen. Der Vortrag trägt den protzigen Titel: „Die gesellschaftliche Sigularität ist nah“ und kann durchaus als sowas wie eine Postprivacy-Vision verstanden werden. Am Samstag um 11:30 in Kassel.

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Den Diskurs dürfte die nächste Zeit wohl Christian Heller noch mal anfachen. Am 27. diesen Monats kommt endlich sein Buch: Post-Privacy: Prima leben ohne Privatsphäre raus. Man kann es bereits vorbestellen. Ob ihr es glaubt, oder nicht: ich habe noch keine einzige Zeile des Buches gelesen – aber bin wahnsinnig gespannt. Die Texte sind bereits durch einige berufene Hände gegangen und haben für Begeisterung gesorgt. Ich kann mir vorstellen, dass Christian einige Feuilletons aufscheuchen wird und die Debatte damit heftig an Fahrt gewinnt. Das wird spannend.

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Ich bin mal wieder Teil eine Kunstprojektes, auch zu Postprivacy. Transprivacy heißt es und es ist wohl so etwas wie eine Plakataktion vor allem in Düsseldorf, aber auch im Netz. Es gibt ein Blog dazu (wie bei allen Kunstprojekten heißt es bei denen natürlich „der Blog„, was mich aber nicht weiter stört). Und natürlich geht es wieder um den Wandel von Privatsphäre und Öffentlichkeit durch die digitale Welt.

Ich hab als Einstieg für das Blog einfach mal den Historiker gespielt und die Diskussion um Post-Privacy in Deutschland, wie sie sich mir darstellte, aufgeschrieben. Ich hoffe, dass sich damit ein guter Einstieg in das Thema ergibt. Das ganze wird in drei Teilen von statten gehen. Den ersten Teil kann man hier lesen: EINE KURZE GESCHICHTE DER POSTPRIVACY – TEIL I: POSTPRIVACY, KONTROLLVERLUST UND DAS „GERMAN PARADOX“.

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Apropos Einstieg. Für den Einstieg in mein mittlerweile doch recht komplex gewordenes Blog CTRL-Verlust hab ich auch den Erklärbären gemacht und ein Glossar angelegt. Es ist ja nun so, dass ich in den anderthalb Jahren, in denen ich an dem Projekt arbeite, teilweise eine ganz eigene Terminologie entwickelt habe, die sich nicht jedem sofort erschließt. Manch einer findet den Einstieg nicht und ich will ja nicht in jedem Text neu erzählen, was ich mit Kontrollverlust und Query oder Mentalem Exoskelett meine. Ganz fertig ist das natürlich noch nicht, es soll so wiki-like wachsen und gedeien und sich bei Zeiten sogar auch grundlegend ändern (dürfen). Mit manchen Erklärungsansätzen und Definitionen bin ich auch bisher alles andere als zufrieden.

Warum Richard Stallman dumm ist

Ich will gar nicht mit einstimmen in den Chor der Leute, die sich über die Pietätlosigkeit von Richard Stallman aufregen, der noch am Tag nach dem Tod von Steve Jobs verkündete: „Ich bin nicht froh, dass er tot ist. Aber ich bin froh, dass er weg ist.“ Ich finde diese Aussage nämlich nicht in erster Linie pietätlos – sondern dumm.

Ich will gar nicht bestreiten, dass Apple – vor allem seit iOS – für die Freie Software ein rotes Tuch ist. Dass Apple geschlossene Systeme baut, die quasi die Gegenthese für alles sind, wofür Richard Stallman steht.

Dumm ist die Aussage aber, weil sie nicht anerkennt, dass Apple die letzten Jahre die innovativsten Produkte herstellte und den Markt vor sich her trieb. Indem Apple der ganze Branche den Innovoationstakt diktierte, verbesserte es nicht nur seine eigenen Produkte, sondern die der gesamten Branche. Und ja, auch die der freien Software.

Freie Software wäre heute nicht annähernd so gut wie sie ist, ohne Steve Jobs. Dass Steve Jobs weg ist, ist in keiner Hinsicht besser für freie Software, sondern im Gegenteil. Es ist schlecht für sie. Eine Inspirationsquelle und ein Innovationsantreiber geht für sie, wie für die ganze Branche, verloren.

Ich für meinen Teil werde weiterhin nur das aus meiner Sicht beste Produkt kaufen und nicht weil ich etwas „unterstützen“ will. Und ich bilde mir ein, damit auch allen anderen zu helfen. Denn das, was die Zweit-, Dritt- und Viertbesten brauchen sind mitnichten dummbräsige Aktivisten mit unreflektierten Sprüchen, sondern einen Tritt in den Allerwertesten.

Frauen zu sexistisch für die Piratenpartei?

Gerade einen schlechten Rant über die Piratenpartei in die Timeline gespült bekommen und blieb schon beim ersten Absatz stecken:

Ich sah ein Gruppenfoto, das die Piraten-Fraktion aus Berlin zeigt. Undiplomatisch und sexistisch wie ich bin, spreche ich es aus: Das Bild war eine Ansammlung von zotteligen Typen. Schwammige Figuren, ungesunder Teint, hässlich, mein Gott, da ist ja nix dabei! Man roch die vermieften T-Shirts regelrecht. Kein Wunder, dass keine Mädchen bei denen mitmachen. Ich verstehe jetzt auch, warum die Piraten keinen Wahlkampf mit Fotos veranstalteten – das Auge wählt schließlich mit.

Die Autorin Mely Kiyak macht hier zunächst die Selbstzuschreibung eine Sexistin zu sein und zwar weil sie die Piraten, die als Abgeordnete in Berlin einziehen, als unattraktiv deklariert und ihre Ablehnung damit begründet. Ich finde, der Selbstvorwurf ist durchaus gerechtfertigt. Frauen beschweren sich zurecht, wenn man sie bei Themen nicht nach sachlichen Kriterien, sondern nach ihrem Aussehen bewertet. Man nennt das Sexismus. Warum sollte das also nicht auch andersrum gelten?

Als nächstes unterstellt sie aber auch den anderen Frauen, dass sie aus den selben Gründen nicht in die Piratenpartei eintreten: „Kein Wunder, dass keine Mädchen bei denen mitmachen.„.

Sicher, das ist polemisch, ironisch und sonst noch was und vielleicht meint die Autorin das ja gar nicht wirklich so. Aber wenn ich ehrlich bin, zumindest ähnlich abwertenden Äußerungen über die Äußerlichkeiten der Piraten habe ich schon von der ein oder anderen Frau gehört. (Jedoch nicht explizit, dass das ein Nichteintrittsgrund ist). Paradigmatisch ist da sicher auch der RTL-Beitrag über die Gamerszene, der ähnliche (sexistische?) Klischees aufgreift.

Zumindest ist es aber eine interessante These und wäre ein krasser Spin in der Piraten-Genderdebatte.

Sind die Piraten für manche viele Frauen uninteressant, weil sie die männlichen Mitglieder nach ihrer sexuellen Attraktivität beurteilen?

Discuss!

„Recht“ auf Anonymität

Meine Position zur Pseudonymitätsdebatte ist bekannt. Ich bin dafür, dass Google diese Möglichkeit schafft und bin auch einer der Erstunterzeichner der entsprechenden Petition.

Wo ich aber nicht mehr mitgehe, ist das von einigen geforderte „Recht auf Anonymität“, oder gar „digitales Menschenrecht„. Vor allem, weil ich sowieso nicht glaube, dass totale und durchsetzbare Anonymität in Zukunft umzusetzen ist.

Ein Recht auf Anonymität wäre etwa so, wie das „Recht auf Schwerelosigkeit“. Kann man machen und die Gravitation verklagen. Ist aber nicht sinnvoll.

Sinnvoller wäre ein „Recht auf Fliegen“. Also ein Recht auf den Versuch die Schwerkraft zu überwinden. Oder die Identifizierbarkeit. Man sollte das Recht haben, seine Identität durch Pseudonymgebrauch, Kryptographie, Torserver und was es da alles gibt, zu verschleiern.

Nur, wenn es nicht klappt: das Fluggegrät abstürzt, die Verschlüsselung geknackt wird, der Kontrollverlust in Form von Deanonymisierungsverfahren zuschlägt oder eine Plattform mein Pseudonym nicht akzeptiert, muss ich damit leben.