Open in Public Day 2013

Es ist ein Zufall gewesen, dass der Open in Public Day der Spackeria (oipd13) dieses Jahr mitten in eine große und wichtige Debatte über Sexismus fiel. Kein Zufall ist es hingegen, dass Post-Privacy häufig und gerne aus femistischer Sicht kritisiert wird. Post-Privacy, so das Argument, könne sich nur leisten, wer bereits privilegiert in der Gesellschaft sei, möglichst männlich, hetero, weiß, gebildet. (Aktuell ihdl zum OiPD13).

Die Kritik, die von anderen Seiten über den Open in Public Day geäußert wird, erregt sich vor allem an der Irrelevanz und Langweiligkeit der Ergebinisse. So etwa Frank Rieger, wenn er twittert:

Und in der Tat haben beide Kritiken ihren Punkt. Es ist richtig, was die feministische Kritik bemängelt: Für Frauen ist es sehr viel riskanter, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren, als für Männer. Und zweitens ist das Leben der meisten von uns tatsächlich – mit oder ohne Post-Privacy – extrem langweilig. Witziger Weise ist das aber nun genau das, was der oipd13 aufzeigen wollte:

Der “Open in Public Day” ist ein Zeichen gegen die digitale “German Angst”: Wir sind nicht perfekt. Wir sind langweilig. Wir veröffentlichen. Wir können alle gemeinsam ein Zeichen setzen für eine freiere, weil offenere Gesellschaft.

Das erste Erlebnis

Kurz nach dem Aufstehen fragte mich meine Freundin, ob ich sie nicht für den Open in Public Day fotografieren wolle. Sie stellte sich schlafend, ich machte das Foto und twitterte es. Zu bewundern hier.

Am Nachmittag bekam es dann unter anderem folgende Reaktion:

(Später dann per Link die Klarstellung, dass der Tweet sich auf mein Foto bezog.)

Entsetzen in ihrer Timeline. Interessant ist zudem, dass nicht etwa versucht worden ist, mich zur Ordnung zu rufen (es wurde explizit darauf verzichtet, mich zu „mention“), nicht mal meine Freundin (das vermeintliche „Opfer“) wurde überhaupt gefragt, unter welchen Umständen dieses Foto entstanden ist. Die Situation wurde einfach in eine sexistische Situation umgdeutet, ein Opfer herbeigeredet. Es steckt eine Menge normative Vorverurteilung in dieser Situation, viele unhinterfragte, vielleicht sexistische Vorannahmen: Frauen würden das ja nicht freiwillig tun, Typen sind so rücksichtslos ihre Freundin zu fotografieren, etc.

Das zweite Erlebnis

Meine Freundin war von dieser Entgleisung mindestens so genervt wie ich. Und als wir zu abend aßen (ich hatte was vom Thai geholt), sagte sie ein weiteres Mal: „mach mal ein Foto“ und fügte hinzu: „sag, du hättest es heimlich aufgenommen.“ Einfach ein bisschen rumzutrollen, dafür liebe ich sie. Ich tat, wie mir gesagt und heraus kam das hier.

Am nächsten Tag hatte das Foto dann auch Don Alphonso erreicht. Und er, als bekennender Fan meiner Lebensumstände, nahm es als Anlass mal wieder in der FAZ zu erwähnen, dass er ja Silberbesteck und Porzellan besäße. So weit, so albern und erwartbar.

Ich fand das bis dahin wirklich in erster Linie lustig. Auf eine kleine Koversation zum Artikel schaltete sich Don Alphonso allerdings ein und twitterte folgendes:

Nun weiß ich nicht, woran man Frauen bei Don Alphonso zuhause erkennt (Dirndl?), jedenfalls ist der Tweet – wie man es dreht und wendet – eine Beleidigung der widerwärtigsten und sexistischsten Sorte. Eine echte Offenbarung an Anstandslosigkeit.

Fazit

Der „Open in Public Day“ bringt nichts weiter als unseren Alltag an die Öffentlichkeit. Und ja, er ist langweilig und unspannend und sieht nicht immer vorteilhaft aus für uns.

Und er ist provokant! Es entzündet sich an diesen einfachen Dingen sehr schnell Widerspruch, intolerante Reflexe, vermeintliche und echte sexistische Entgleisungen, Verurteilungen und Beschimpfungen. Menschen meinen sich in das Leben anderer Leute einmischen zu müssen, es bewerten, verurteilen, niedermachen zu müssen. Und ja, ihdl hat recht, auch das hat der oipd13 gezeigt: das betrifft vor allem Frauen. Öffentlichkeit fördert die Intoleranz zu Tage, die unter der Oberfläche unserer getrennten Privatheiten schlummert.

Datenschützer dürfen sich an dieser Stelle bestätigt sehen: Seht ihr, so ist die Welt! Genau dafür braucht es Privatsphäre!. Meine Freundin und ich sagen aber: Lieber halten wir die intoleranten Entgleisungen da draußen aus und wissen dafür, mit wem wir es zu tun haben. Wir haben keine Lust, uns vor der Intoleranz unserer Mitmenschen zu verstecken.

Der Open in Public Day hat vieles von dem hochgespült, von dem wir immer fürchteten, dass es das gibt. Deswegen hat er sich gelohnt.

Nudeln mit mspro Folge II – mit @plomlompom

Es ist soweit, ich habe am Dienstag eine neue Folge von „Nudeln mit mspro“ aufgezeichnet. Diesmal mit dem großartigen @plomlompom. Am Ende hatten wir so viel Material gedreht, dass ich fast 2 Tage zum Schneiden brauchte. (Gut, ich bin auch nicht besonders gut darin). Jedenfalls hab ich die vielen hochphilosophischen Gespräche und die anspruchsvolle Kochanleitung auf knappe 15 Minuten runterdampfen können. Uff.

Alle Folgen „nudeln mit mspro“

(Außerdem bin ich damit wohl meiner Iron Blogger Bloggerpflicht nachgekommen. Bin da nämlich neu. Puh!)

PS: heute auch erschienen und erwähnenswert:
1. WMR57: mit @aprica.
2. Mein Text über die Grenzen des Hacktivismus auf Zeit Online.