Passend zu dem Thema und sehr nachdenkenswert. Das Verhältnis von Vernunft und Leid bei D-Radio Essay.
Archiv für den Monat: Mai 2007
Gewalt und Demokratie
„… und man kann wieder sicher Mercedes fahrn,
ohne dass die Dinger immer explodieren….“
Jan Delay
Eine Sache, die uns bei den Amerikanern immer wieder übel aufstößt, ist ihre vermeintliche Gewaltaffinität. Dazu gehört auch das für unsere Verhältnisse absurde Waffengesetz. Jedem Bürger ist es ein per Verfassung verbrieftes Recht, eigene Schußwaffen zu besitzen. Aber es gibt ja auch eine Geschichte dazu:
Als 1781 die Engländer aus aus Amerika abzogen, war ein Mythos geboren. Nicht ein Staat hatte einen anderen Staat besiegt, sondern eine Bevölkerung hatte sich gegen ihre Unterdrücker erhoben und sie aus dem Land gejagt. Aus dem Land hatte sie sie deshalb jagen können, weil Sie mit Bärentöter und sonstigen Jagdwaffen ausgerüstet, einen unerbittlichen Guerillakrieg ausfechten konnte, der ohne diese Grundbewaffnung des gemeinen Volkes nicht möglich gewesen wäre.
So ist auch der amerikanische Patriotismus zu verstehen: Es ist ein Stolz auf die Bevölkerung, die sich nicht rumschubsen lässt. Auch nicht, und das wird gerne missverstanden, von der eigenen Regierung. Es gibt ein allgegenwärtiges Grundmißtrauen gegen jede Regierung. Egal wer dort gerade am Ruder ist.
Die allgemeine Bewaffnung wird so auch als Versicherung verstanden. Es ist gewisser Maßen die Einschränkung des Gewaltmonopols des Staates. So etwas wie das dritte Reich, hätte hier nicht stattfinden können, sagen die Amerikaner. Und tatsächlich: Jeder Regierende weiß, die da unten können zurück schießen. Im Zweifelsfall.
Ich will diesem System nicht das Wort reden. Ich lehne es ganz klar ab. Aber es hat seine Vorteile.
Was, wenn bei uns die Regierenden auf den Trichter kommen, die Grundrechte aufzuheben? Was, wenn bei uns korrupte Politiker mit korrupten Managern auf die Idee kommen, das Land auszuplündern? Was, wenn der Verfasssungsschutz dazu übergeht vor allem jene verfolgen, die für die Verfassung einstehen? Was, wenn die eigentlichen Verfassungsgegner an die Regierung kommen und dieses uneingeschränkte Gewaltmonopol genießen? Wer wird sie davon abhalten, das Beste in diesem Land, das Grundgesetz, nach ihrem Willen zu beugen/ zu treten / auszuhölen / faktisch abzuschaffen? Wer wird staatlich geprüfte Betrüger dem Recht zuführen?
Es gab da eine Zeit… gar nicht so lange her… da konnten ganz bestimmte Leute auch bei uns nicht mehr angstfrei zur Arbeit fahren…
PS: Ich weiß, dass Amerika nicht frei ist, von dem oben genannten Problemen. Ich weiß, dass sie zur Zeit eine noch korruptere Regierung hat, als wir. Aber das wiederum liegt an anderen Dingen: vor allem das mangelnde Bewusstsein für diese Zusammenhänge (mangelde Bildung, nicht funktionierende Presse…) und die Tatsache, dass die Regierung vor allem nach außen hin scheiße baut, die eigene Bevölkerung aber mehr oder weniger in Ruhe lässt (Gemessen an dem, was in Deutschland gerade passiert). Außerdem geht es mir um die Grenze, in der eine Regierung handeln kann. Diese Grenze gibt es in Deutschland aufgrund des absoluten Gewaltmonopols des Staates faktisch nicht.
Archivologie
Man wird heute nicht mehr umhinkommen, vom Archiv zu sprechen. Man wird nicht mehr umhinkommen vom Sterben des Archivs zu reden, sowie seiner Allgegenwart, seiner alles Beherrschenden Struktur. Das Archiv hat sich Buchstäblich in Luft aufgelöst: Es ist überall und somit nirgends. Und dennoch möchte ich meine Zweifel anbringen, ob es überhaupt noch das Archiv ist, von dem wir sprechen. Ich möchte bezweifeln, dass wir es noch mit einem Archiv zu tun haben, einem klassischen Archiv. Dass es vielleicht sogar etwas radikal anderes ist.
Dass das Archiv sich als Begriff gar nicht eignet für das, was wir heute erleben, gerade weil sich das Archiv als konstitutiven und konstituierten Raum _nicht_ denken lässt. Weil sein Begriff immer eine Ökonomie des Raumes voraussetzt, die sein Wesen von Grund auf strukturiert haben wird. Diese Ökonomie ist ist es, die besteht und bestehen muss im Prozess des Aufbewahren und der Akkumulation des Unendlichen (die Spuren der Zeit) im per se Endlichen (dem Raum des Archivs). So dass das Archiv schlussendlich vielmehr die Metapher für die Ökonomie schlechthin gewesen sein wird.
Archivieren als Praxis ist entschwunden. Ihre Ökonomie hat sich aufgelöst. Es ist die Archivierung 2.ter Ordnung, Archivierungen der Anweisungen des Archivierens, mit denen sich aber heute nicht mehr hemdsärmelige Bürokraten befassen, sondern die Kreativen. Man muss das Programmieren als eine kreative Arbeit verstehen, vielleicht sogar die am meisten und die reinste kreative Arbeit. Diejenige Arbeit, bei der man sich Sicher sein kann, dass wenn man eine Anweisung auch nur ein zweites Mal schreibt, ein Problem doppelt löst, irgendetwas routiniert betreibt, schon kein guter Programmierer mehr ist. Das Gleiche, das Ähnliche, das Strukturähnliche, all das, was die Wiederholung, selbst bei ausgefuchster Variation, heraufbeschwört, wird nur noch vom Archivar erster Ordnung bewerkstelligt. Der Job des Programmierers ist das Neue. Das Neue ist seine einzige Legitimation, seine Existenzberechtigung. Die Redundanz bewerkstelligen die Rechner.
(Edit beim wiederlesen: Interessant: Hier entwickelt sich also eine neue Art von Ökonomie, die der Raumökonomie entgegensteht. Was hier vermieden wird ist Redundanz, was aber in gewissem Maße auch „Platz“ spart. Die Redundanzvermeidungsökomonie scheint eine wichtige Rolle zu spielen und ihre eigenen Effekte zu zeitigen… Alles scheint in der Referenz zu enden oder seinen Ausgang zu finden….)
Archivieren war einmal die penible Befolgung bestehender Ordnungen.
Archivieren heißt heute vielmehr Ordnungen zu hinterfragen, neue Ordnungen zu schaffen, neue Ordnungen zu denken, ja: zu philosophieren.
Knut muss jetzt zwei Schichten arbeiten
Der Hype und das Phänomen
Es ist sehr schwierig zwischen Hype und Nicht-Hype zu unterscheiden. Gerade im Internet. Oft braust ein Thema von null auf 100 in Höhe, mal wird vor Überhypeung gewarnt, ein anderes köchelt vor sich hin, kocht plötzlich über und trotzdem redet keiner darüber.
Alle fragen sich: Was ist ein Hype? Oder was ist der Hype im Hype? Selbst die hartnäckigsten Web2.0 Gegner können nicht umhin da etwas… zu spüren, was jenseits des Hypes liegt.
Und selbst die hartnäckigsten Befürworter können nicht umhin, einen oder mehrere Hypes zu wittern.
Alle sind sich also einig: Es gibt Hype. Und es gibt da … etwas anderes.
Arbeiten wir uns an zwei sehr konkreten Beispielen ab, bei denen der Vorwurf des Hypes immer wieder in der Luft liegt: Myspace und Second Life.
Die beiden Beispiele könnten unterschiedlicher nicht sein. Ich skizziere sie kurz:
Myspace ist eine jenseits aller Vorstellungskraft schlecht gemachte Communityplattform. Sie ist strafbar unbedarft programmiert, strotzt vor Bugs, ist extrem Benutzerunfreundlich und grottenhäßlich designed, dazu immer schlecht erreichbar und sieht insgesamt aus, wie ein Computer-AG Schulprojekt. Man kann dort Benutzerprofile anlegen und sie wegen eines Bugs im System auch selber – in gewissen Grenzen – durch HTML und CSS-Injections designen, was meist zu noch hässlicheren Seiten führt, als sie standardmäßig vorgegeben werden. Dafür kann man Videos und Bilder hochladen, MP3s einhängen und ein Blog führen (was, glaube ich, so ziemlich keiner macht). Man kann sich eine Freundesliste anlegen, mit Leuten, die der Profilpage dann mit graphischen Kommentaren den geschmacklichen Gnadenstoß versetzen. „Freunde“ bedeuten aber auf Myspace grundsätzlich nichts, oder nur die Geltungssucht des Profilbetreibers, der meist alles added, was ihm unter den Mousezeiger kommt.
Second Life ist eine 3DWelt, eine zweite Welt im Internet, in der man seinen Avatar durch die Gegend steuert und dabei umglaubliche Handlunsgsfreiheit genießt. Es ist ein ambitioniertes Projekt, alles abbilden zu wollen (Orte, Leben, Handlungen, Kommunikation), was es im „Meatspace“ auch gibt. Nur eben ohne Beschränkungen. Es ist recht leicht sich mit der Steuerung und dem Interagieren mit Leuten und Dingen zurechtzufinden, und die Idee des Streamings von 3D Daten ist tatsächlich revolutionär. Es ist aufwendig designed, sehr durchdacht und funktioniert erstaunlich gut. Es ist nebenbei die Erfüllung des Traumes der „Virtual Reality“, jenem Schlagwort der 90er – und dem „Cyberspace“, der feuchte Traum aller Sciencefictionfantasien von Lem bis Gibson. So, nicht anders, hat man sich das vorgestellt, mit dem „virtuellen Raum“, der eine Alternative bietet zum Hier und Jetzt, ein neues Land der unbegrenzten Möglichkeiten. In Second Life kann man leben, lieben, sprechen, tanzen, grinsen, Dinge bauen, Dinge verkaufen und… natürlich fliegen! Nach und nach werden alle möglichen Datenformate eingebunden, Videostreams, Audiochat, etc. Dem Wachstum steht nichts entgegen.
Schaut man sich die Berichterstattung an, ist es ganz klar und folgerichtig was da passiert.
Myspace? Was ist das? Aber Myspace wuchs derweil mit rasanten Zuwachsraten. Erst als Myspace so groß war, dass man es nicht mehr ignorieren _konnte_ wurden die Medien aufmerksam. Und erst als Rupert Mudoch es für 580 Mio Dollar kaufte, war allen schlagartig klar, da war etwas hinter ihrem Rücken im Gange, was sie nicht verstanden. Es gab Berichte, immer mal wieder, das Thema war präsent, aber dennoch konnte Myspace immer wieder überraschen. Dass es jetzt zum globalen Ballungsort der Musikscene weltweit (und immer mehr der Krerativ-Scene insgesamt) wurde, ist immer noch nicht allen klar. Die Macht von Myspace ist so gewaltig, dass man kaum ein Künstler sich noch erlauben kann, dort nicht präsent zu sein. Myspace ist kein Karriereanschubser mehr. Es ist eine unabdingbare Notwendigkeit für die Karriere, egal auf welchem Höhenstand der eigene Stern gerade steht. Die Community, so viel ist sicher, wird die Macht über die Charts erlangen, früher oder später.
Second Life hingegen war von Anfang an ein Liebling der Medien. Second Life sei das neue Internet, war überall zu hören. Second Life werde alles Dagewesene in den Schatten stellen. Second Life ist die Zukunft des Internets, des Lebens und überhaupt von allem.
Die Medienvertreter überschlugen sich praktisch mit den Lobhudeleien, den Zukunftsprognosen und den Erwartungen.
„Man kann dort Leute treffen, die man sonst nie treffen würde„, „man kann dort mit den anderen kommunizieren und Freundschaften knüpfen“ überschlugen sich die Kommentatoren, nichtahnend, dass die Leute das im Internet seit jeher machen. Ohne 3D drumrum.
Nichtsdestotrotz zögerte kaum ein Medienunternehmen gleich eine eigene Dependance in Second Life zu errichten, um präsent zu sein, wenn die von ihnen prophezeiten Userströhme eintreffen werden. Jetzt sind sie alle da. Alle großen Namen. Und warten. Sie warten immer noch.
Zwar hat es das weltweite volle-Breitseite-Medienberichterstattungs-Stahlgewitter, das viele Monate bis heute anhält, geschafft, die registrierten Nutzer auf über 6 Millionen zu treiben, dennoch sind nie mehr als zwischen 15 und 38.000 User online. Die meisten sind Neugiere, die meist nicht wiederkommen.
Ein mickriger Provinzzwerg gegen Myspace, das mit weit über 100 Millionen Usern und mehreren hunderttausend Neuregistrierungen täglich eine enorme Aktivität verzeichnen kann.
Wie kann man diesen Zusammenhang greiflich machen? Wie kann man diese Diskrepanz und diese Fehlurteile in Worte fassen. Vielleicht mit einer Differenzierung:
Myspace ist ein Phänomen. Im Grunde gibt es nichts, was seinen Erfolg und seine Macht rechtfertigen würde.
Second Life, was immer es auch kann – soviel darf man wohl heute sagen – ist ein reiner Hype.
Es gibt einen Unterschied zwischen einem Phänomen und einem Hype. Das Phänomen ist unberechenbar. Es bricht sich seinen Weg bahn, weil es etwas anbietet, was die anderen nicht anbieten. Den Un-Raum für Kontingenz. Es gab dem Zufall statt, einem Zufall, der sich im Nachhinein als Notwendigkeit herauskristallisieren wird.
Es brauchte so etwas wie Myspace. Aber nicht mal die Gründer und Architekten dachten im Traum daran, was das sein könnte. Sie kannten Myspace schließlich auch gar nicht, als sie es sich ausdachten. Sie kannten es auch nicht, als sie es launchten. Myspace ist nicht von ihnen, sondern von ihnen ist nur das Haus in dem sich ein Bedürfnis als Ereignis Bahn brach, das man heute „Myspace“ nennt.
Second Life schien sehr evident und sogar wortwörtlich genau das zu tun. Ein Haus zu bauen für ein Bedürfnis, das wir alle kennen: ein zweites Leben. Der Erfolg schien für viele vorbestimmt., gerade weil die Metapher hier so greifbar erschien. So plastisch.
Aber das Internet braucht keinen Körper. Das Internet brauch keinen „Raum“. Das Internet braucht nichtmal schön aussehen. Das Internet will im Gegenteil den Raum auflösen, dort, wo er er überflüssig ist. Es will den Taubenzüchter zum Taubenzüchter bringen, den Fan zum Popstar, den Spinner zur Verschwörungstheorie. Das Internet ist eine zweite Welt, aber nicht als Abklatsch der ersten Welt, sondern als etwas anderes. Etwas ganz anderes. Als einen Sturz, einen Fall, einen Zufall der jeder Vorraussagbarkeit entgeht, aber – im Nachhinein – die absolute Notwendigkeit dargestellt haben wird. Etwas was sich dort ereignet, wo die Wege kurz sind und die Schranken hackbar. Dann kristallisiert sich – vielleicht – etwas heraus, was ich beschlossen habe „Phänomen“ zu nennen und es dem Hype gegenüberzustellen.
Reue
Ich frage mich wirklich, was die Leute eigentlich glauben, von Klar erwarten zu können. In einer politischen Zeit hat er politische Irrtümer begangen. Er hat dabei an das geglaubt, was er tut und er hat geglaubt, was er sagt. Und er tut es immer noch.
Natürlich scheinen Geisteshaltung und Rhetorik der RAF heute absurd. Die ganze Kultur, der ganze diskursive Raum hat sich gewandelt. Die Welt hat sich eben weitergedreht. Aber wenn Klar heute noch in dem selben Jargon die selben Ansichten ausbreitet, dann, weil die Welt sich ohne ihn weitergedreht hat. Wir haben ihn dazu ja schließlich eingesperrt.
Und so ist es die Zeitkapsel „Gefängnis“, die eben jene Ungleichzeitigkeit erst produziert hat, über die sich die Flachstirnigen heute so echauffieren.
Das Ende der Popkultur
Die Suche nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner war die Aufgabe der Popkultur. Die Kunst, und viele hielten Kunst im Kontext der Popkultur lange für unmöglich, die Kunst der Popper bestand darin, den gemeinsamen Nenner noch in den kleinen und kleinsten Details der Umwelt aufzuspüren, um ihn als respektvolle und/oder ironische Referenz ans Tageslicht zu zerren. Die Popkultur war somit auf der stetigen Suche nach sich selbst, in vielfachen Varianten mit sich selbst verschlungen, wieder und wieder. Ein monolithisches Knäul aus gemeinsamen Nennern und deren Retorten.
Das ist jetzt vorbei.
Es wird keinen gemeinsamen Nenner mehr geben. Keinen generationenübergreifenden. Nicht mal einen generationenumfassenden. Nicht mal einen regionalen. Es wird überhaupt gar keinen „gemeinsamen Nenner“ mehr geben, nicht mal als geflügeltes Wort. Der gemeinsame Nenner wird so was von tod gewesen sein.
Denn der gemeinsame Nenner ist das Produkt eines bestimmten medientechnologischen Einschnitts. Er wurde produziert in den Fabriken und Presswerken, in den Funkstationen und Mediamärkten. Warum? Die Antwort heißt: Economy of scale.
Economy of scale ist ein ökomomischer Begriff für die Beschreibung des betriebswirtschaftlichen Phänomens, dass die Stückkosten eines Gutes proportional zu seiner Produktionsmenge schrumpfen. Wenn ich ein Stück eines Produktes produziere, kostet mich das 10 Euro. Bei 100 nur noch 5, bei 1000 einer und so weiter.
Dieses eiserner Gesetz der Ökonomie ist die Mutter der Charts. Welche wiederum, die Mutter der Popkutur ist. Die Charts SIND unser Gemeinsamer Nenner. (natürlich nicht nur die Musikcharts, auch die Bildungscharts, die Newscharts, die Bestsellerliste bei Büchern, etc.)
Sie geben die Basis ab, auf der die ganze Popkultur (und die Popkultur war immer schon viel mehr als nur „die Popkultur“) gegründet ist. Die Popkultur ist das Resultat eines ökonomischen Kalküls. Eines Kostenzwangs. Einer betriebswirtschaftlichen Bilanz. Einer Rationalisierung.
Heute verlassen wir die Arena der Massenproduktion nach und nach. Massenproduktion wird es sicherlich noch lange geben, aber sie wird ihre Dominanz verlieren. Denn es ist und wird immer mehr möglich, massenhaft Individualprodukte herzustellen. Wir erleben das im Internet, alle möglichen kulturellen Güter betreffend, wir werden es auch im materiellen Bereich erleben. Und dann wird alles anders.
Denn es bewegt sich etwas. Ein schlafender Riese erwacht. Long Tail. Der Rattenschwanz an unausrottbarer Individualiät, speziellem Geschmack und heimlich gehegter Vorlieben. Man hatte ihn eigentlich schon vergessen. Man hat ihn abgeschoben mit Begriffen wie „Freak“, „Nische“ oder „Hobby“. Jetzt zuckt er kräftig und man kann sich sicher sein, er wird sich erheben. Und wenn er sich erhebt wird die kulturelle Welt erbeben. Denn, Massenkonsum ist vor allem ein struktureller Zwang, der von der Massenproduktion auferlegt war. Und dessen werden sich die Leute gewahr, sobald sie in Kontakt treten mit Dingen, die sie WIRKLICH interessieren. Der Rattenschwanz wird sich also nicht nur erheben, er wird auch zunehmend größer. Viel größer. (Zur Zeit kann man ihn Anhand der Verkaufszahlen bei iTunes auf etwa 40% beziffern. Das ist noch lange nicht das Ende. Ich würde auf 80 bis 90% wetten. (Der Witz, wenn es so weit ist, ist POP selber nur eine Nische und somit Teil des long tail. Also doch … 100%?))
Wenn jetzt aber niemand Teil einer großen Verwertergemeinschaft mehr sein wird, wenn die kulturelle Segmentierung so weit und so tief um sich greift, dass sie Gemeinsamkeiten nur noch handverlesen stiftet, dann wird die Popkultur vor Referenzlosigkeit schlicht verhungern.
Ich werde, glaub ich, keine Träne vergießen, wenn es so weit ist.
twitter ausprobiert. blöd rumgeschrieben. heut morgen rausposaut, ich würde laufen gehen. es dann tatsächlich getan. find ich gut. schlimm: die auswirkung auf die schreibe. hoffe das wird wieder.
Stereostöckchen
Mann Mann Mann. Jetzt bekomm ich gleich zwei mal das nette Stöckchen, dass ich schon länger einfersüchtig verfolge, an den Kopf geknallt. Endlich. Und jetzt weiß ich dadurch noch, dass Max es tatsächlich gewagt hat, ein Blog aufzusetzen. Hab ich mir ehrlich auch schon gedacht, dass es so kommen muss. Wie kann man auf der re:publica sein und nicht angefixt werden? Na denn mal los:
1. Name a movie you have seen more than 10 times.
Ich hab viele Filme mehrmals gesehen. Aber der einzige, der die 10ergrenze nachhaltig überschritten hat ist: Pulp Fiction. Ich wollte sie damals tief einatmen, diese Coolness. Außerdem gab es immer wieder neues zu entdecken. Heute wär das sicher anders, aber damals war es irgendwie eine Offenbarung.
(Nachtrag: „Die hard“ hab ich bestimmt auch 10 Mal gesehen. Man, hatte man damals viel Zeit…)
2. Name a movie you’ve seen multiple times in the theater.
Boa. Da muss ich echt nachdenken…. Da gab es ein paar…. Der letzte, den ich zwei mal gesehen hab, war War of the Worlds. Hat sich glaub ich einfach so ergeben.
3. Name an actor who would make you more inclined to see a movie.
Johnny Depp, Edward Norten, Scarlet Johanson (*hechel*)
4. Name an actor who would make you less likely to see a movie.
Veronica Verres
5. Name a movie you can and do quote from.
Ratet mal: „Sind das die Nazis, Walter? – Nein, Donny… Diese Männer sind Nihilisten! Du brauchst keine Angst zu haben…“
6. Name a movie musical in which you know all of the lyrics to all of the songs.
Keinen. Bin nicht so der Musikfilmmensch.
7. Name a movie you have been known to sing along with.
lalalallallalllaaaa
8. Name a movie you would recommend everyone see.
Fight Club. Falls du mitreden willst, wenn ich mal wieder was kaputthaue…
9. Name a movie you own.
Hmm. Bin nicht so der Filmsammler. Aber Donny Darko liegt hier irgendwo rum.
10. Name an actor who launched his/her entertainment career in another medium but who has surprised you with his/her acting chops.
Ganz klar Christian Ulmen. Er war echt super in Herr Lehmann. Aber auch Jim Carry.
11. Have you ever seen a movie in a drive-in?
Ich glaub schon. Kann mich aber nicht an Einzelheiten erinnern.
12. Name a movie you keep meaning to see but you just haven’t gotten around to yet
Da gabs welche. Das Problem bei diesen Filmen ist immer, dass mir der Titel zur richtigen Zeit nie einfallen will….. so wie jetzt.
13. Ever walked out of a movie?
Doch. Irgendein Bond. Der hat mich so tierisch gelangweilt und das Wetter war so toll.
14. Name a movie that made you cry in the theater.
Im Kino, glaub ich, ist das noch nicht passiert. Aber zu hause vorm Fernseher bei „Die Farbe Lila“
15. Popcorn?
Nachos!
16. How often do you go to the movies?
Früher oft. Aber in letzter Zeit kaum. Hab grad nicht so die Kinogänger im Freundeskreis.
17. What’s the last movie you saw in the theater?
Boaaahhh….. (siehe oben). Ich glaub es war Brokeback Mountain. Da war ich noch mit meiner Freundin zusammen. (Nein, danach habe ich NICHT festgestellt, dass ich schwul bin)
18. What’s your favorite/preferred genre of movie?
Sience Fiction find ich super. Ansonsten ist das sehr stimmungsabhängig. Oft hab ich Lust auf grüne Monster, die alles zu Klump hauen, manchmal will ich was mit Tiefgang. (In letzter Zeit mag ich immer häufiger grüne Monster)
19. What’s the first movie you remember seeing in the theater?
Das war „101 Dalmatiner“.
20. What movie do you wish you had never seen?
Ich glaub sowas gibt’s nicht. Klar. Oft ist es schade um das Geld und die Zeit. Aber was soll’s. Shit happens.
21. What is the weirdest movie you enjoyed?
Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber. Sooo druch. Absolut sehenswert.
22. What is the scariest movie you’ve seen?
Irgendwas als ich elf war, was mir heute bestimmt nur ein Gähnen entlocken würde.
23. What is the funniest film you have ever seen?
Ich glaub es war Nackte Kanone 2 1/2. Könnt mich immer noch kringelig lachen.
So. Weiter geht das Holz natürlich an die ganzen Filmfreaks die ich so lese:
Tillmann hat schon aber der Texturmutant, der Reformator und an den wundervollen Enno.
1. Mai Post
Konservative Positionen der letzten 100 Jahre:
Frauenwahlrecht? Jetzt hörts aber auf!
Geschichtsaufarbeitung? Welche Geschichte? Ich kann mich an nichts erinnern!
Abtreigung? Teufelszeug!
Demokratie? Was für Weicheier!
Sozialstaat? Gnade uns Gott!
Bildung für alle? Wo kommen wir denn da hin?
So ziemlich alle Forderungen der Linken, die von rechts abgebügelt wurden, wurden zu den Grundfesten der Gesellschaft von heute.
Konservative Positionen der letzten 20 Jahre:
Klimaschutz? Brauchen wir nicht!
Integrationspolitik? Brauchen wir nicht!
Entwicklungsländer? Die kommen schon klar!
Ganztagsschulen? Brauchen wir nicht!
Krieg? Das wäre eine Lösung!
Kinderbetreuung? Die Familie soll so bleiben wie sie ist!
So ziemlich alle Warnungen der Linken, die von rechts abgebügelt wurden, wurden zu den Problemen von heute.
Ist es da nicht das einfachste, man nehme die CDU-Meinung von heute und fordere das Gegenteil? Dann ist man auch morgen noch auf der richtigen Seite.