“Twitter ist zu einer Nazi-Propaganda-Waffe geworden” | BR24

Ich war beim Bayrischen Rundfunk und habe über das Ende der digitalen Öffentlichkeit gejammert.

Eigentlich waren soziale Netzwerke als Orte des Austausches gedacht. Doch diese Zeiten sind vorbei, sagt der Medienwissenschaftler Michael Seemann dem BR Zündfunk. Er warnt: Die wenigsten haben auf dem Schirm, wie schlimm es wirklich ist.

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Wie Online-Plattformen unser Leben prägen und die Welt verändern – mit Michael Seemann – yeet-Podcast

Ich war im Yeet-Podcast der evangelischen Kirche zu Gast und wir haben über Plattformen im Allgemeinen und das Problem mit X im Besonderen gesprochenen. Und sogar über Religion?

Wie verändern die großen Online-Unternehmen unsere Welt und unsere Gesellschaften? In seinem Buch „Die Macht der Plattformen“ hat Michael Seemann 2022 diese Frage umfassend beantwortet. Im yeet-Podcast beschreibt er, was digitale Stämme sind, welchen Einfluss Online-Plattformen sowohl auf die Demokratie als auch auf den Kapitalismus haben – und wie sich die Plattformen gleichzeitig in einer Wechselwirkung mit diesen Systemen befinden, die unsere Welt in rasendem Tempo verändert. Zudem argumentiert er ausfüh

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Kryptowährung: Sollten Anleger vor dem Halving Bitcoin kaufen?

Ich wurde von Philipp Frohn von der Wirtschaftswoche zum Bitcoin-Halving befragt und der Artikel ist jetzt erschienen.

„Wenn wir in einigen Jahren auf den Kurs schauen, könnte er bei einem oder ei- ner Million Dollar stehen, und beides wäre plausibel“, warnt Kulturwissenschaftler Michael Seemann. „Der Bitcoin ist ein rei- nes Spekulationsobjekt.“

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SR.de: Kulturwissenschaftler: Pandemie-Aufarbeitung nicht Verschwörungstheoretikern überlassen

Ich war habe beim SR über die RKI-Protokolle geredet.

Die Veröffentlichung der RKI-Protokolle hat zu einer heftigen Debatte geführt – vor allem in Sozialen Netzwerken. Die großen Skandale, die politische Einflussnahme, gar Verschwörungen sind in den Protkollen nicht zu finden, in den Sozialen Netzwerken dominieren aber genau diese Narrative. Kulturwissenschaftler Michael Seemann beschäftigt sich mit solchen Mechanismen im Internet und Social Media.

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193 mit Michael Seemann über Bitcoin, libertäre Ideologie und Hoss & Hopf | Listen Notes

Ich war in dem Podcast Natürliche Ausrede. Das Gespräch fängt etwas laberig über Podcasting an, aber in der zweiten Hälfte bringen wir ganz gute Einordnungen zu Hoss & Hopf, Crypto und der libertären Ideologoie.

Ein Gespräch über Podcasts und Finanz Influencer, die Growthhacks und Ideologie des Podcasts “Hoss & Hopf”, über heilige Märkte und die Katzenhaftigkeit libertärer Akteure und warum Bitcoin nicht gleichzeitig Währung und Anlageobjekt sein kann und sicherlich nicht so nützlich wie Argentinien ist.

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Streamingabos: Disney+ musste die AGB ändern | ZEIT ONLINE

Nathanael Hoffmann hat mich für die Zeit zum Thema Streamingdienste interviewt und warum ständig ihre Preise steigen.

Nach diesem Wachstum hätte sich der Markt etwas konsolidiert. In seinem Buch Die Macht der Plattformen nennt Seemann die nun kommende Zeit für die Unternehmen „Extraktionsphase“: „Die Anbieter schöpfen den Wert, den die Plattform schafft, immer umfangreicher ab, etwa indem sie den bestehenden Nutzern immer mehr Geld abnehmen.“

Zum Beispiel, indem sie auf Inhalte setzen, die es sonst nirgends gibt. „Lock-in-Effekte werden immer wichtiger. Nur bei Disney gibt es Marvel-Filme, nur bei Sky neue True-Detective-Folgen“, sagt Seemann. Je mehr ich an den Marvel-Filmen hänge, umso schwieriger könnte es mir fallen, die Plattform zu wechseln. Ebenso wichtig: „Jeder zusätzliche Nutzer kostet sie fast nichts, man sagt: Der Dienst skaliert gut“, sagt Seemann. Das gelte nicht nur bei Unterhaltungsplattformen, sondern besonders bei Software, die Nutzer einst einmalig kauften und dann besaßen.

Für Programme von Microsoft oder Adobe zahlen Nutzer heute Abogebühren. „Im Internet haben wir uns immer mehr vom Besitz entfernt“, sagt der Digitalexperte Michael Seemann. Zwar brauchen Verbraucherinnen keine Schallplatten oder DVDs mehr zu Hause. Das spart Platz und Aufwand. Geht Spotify aber bankrott, ist die Musik auch weg. Und dass Word jährlich kostet, kommt Verbrauchern teuer zu stehen: „Mehrmalige Zahlungen sind für Unternehmen lukrativer als Einmalkauf. Sie können dank der Abos besser langfristig planen“, sagt Seemann. „Etwas gehässig lässt sich über den Abo-Kapitalismus sagen: Wir zahlen einen unendlichen Kredit ab, ohne, dass das Abbezahlte jemals uns gehört.“ Er rechnet damit, dass Verbraucher verstärkt illegale Alternativen suchen. Umgekehrt könnten die Abopreise weiter steigen: „Es lässt sich aus Anbietersicht noch etwas aus den Kunden herauspressen.“

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Die Strategie der Hamas

Ronen Steinke war beim Podcast Piratensender Powerplay, um über den Nahostkonflikt zu sprechen und obwohl ich beide sonst sehr schätze – also den Podcast mit Samira und Friedemann genau so wie die Texte von Steinke – muss ich sagen, dass ich etwas erstaunt war, wie unterkomplex die abgelieferte Analyse war.

Steinke übernimmt weitgehend das Framing der Israelischen Regierung, das ungefähr so lautet:

Israel wurde angegriffen und verteidigt sich nun gegen die Hamas, die zumindest auch als eine ordentliche Armee gelten kann. Die Hamasarmee aber ist feige und versteckt sich aus taktischen Gründen unter der Zivilbevölkerung, was die IDF vor ein Dilemma stellt, bei dem es nur schlechte Lösungen gibt. Da es für Israel aber um einen Existenzkampf geht, ist die bevorzugte schlechte Lösung eben das kollaterale Töten von tausenden unschuldigen Palästinensern. Aber sobald die Hamastruppen endlich besiegt sind … dann … naja, ab hier bricht das Framing ja meistens ab.

Zuerst: Es ist absolut verständlich, warum das die israelische Regierung so kommunizieren will, aber es ist eine offensichtliche Fehlanalyse der strategischen Situation und niemand tut sich einen Gefallen, es zu übernehmen. Auch Israel nicht.

Um sich zu vergegenwärtigen, wie schnell dieses Framing auseinanderfällt, muss man nur mal zwei Sekunden in die Hamas hineinversetzen und fragen:

Glaubt die Hamas, die IDF militärisch besiegen zu können? Sieht sich die Hamas als Armee überhaupt mit der IDF im Krieg? Noch allgemeiner: Ist der Feind der Hamas die IDF?

Wer hier eine der Fragen mit ja beantwortet, ist – sorry – nicht ganz bei Trost. Natürlich weiß die Hamas um ihre eigene militärische Unterlegenheit. Natürlich sieht sie sich nicht im Kampf mit der IDF in einem Sinne, wie sich zum Beispiel die ukrainischen mit den russischen Truppen sehen. Natürlich geht es der Hamas nicht darum, die IDF militärisch zu schlagen.

Das Ziel des Kampfes der Hamas ist nicht ein Sieg über die IDF. Das Ziel der Hamas ist ein Sieg über den Staat Israel. Und die IDF ist dabei ihr wichtigstes Werkzeug.

Und hier kommen wie zum Kern des Denkfehlers. Ronen Steinke bezeichnet Hamas’ Untertauchen in der Zivilbevölkerung als „Taktik“. Das ist schlicht falsch. Es nicht ihre Taktik, sondern ihre Strategie. Die Verwechselung von Taktik und Strategie wirkt wie eine Kleinigkeit, aber die Folgen dieses Missverständnisses sind immens.

Als Taktik funktionieren Zivilist*innen als Schutzschild eher leidlich und – um ehrlich zu sein, glaube ich schon lange nicht mehr, dass das bei der IDF noch irgendwelche Beißhemmungen auslöst.

Aber als Strategie funktioniert es wunderbar. Tausende, Zehntausende von Menschen sterben. Unschuldige, Frauen und Kinder. Und die Hamas weiß, dass jedes dieser Opfer Israel massiv schadet, seine Legitimität in der Welt angreift und seine Sicherheitslage gegenüber seinen Nachbarn drastisch reduziert. Bishin zu den allgemeinen Befürchtungen, dass der Krieg sich ausweitet, so dass Israel einen Mehrfrontenkrieg führen muss, was ein ganz anderer Schnack ist, als sich durch das überfüllte Flüchtlingslager zu manschen, das einmal der Gazastreifen war.

Die toten Zivilist*innen sind nicht etwas, was die Hamas in ihrem Kampf gegen die IDF hinnimmt, um sich selbst zu schützen (Taktik). Die Toten sind das Ziel (Strategie). Die Toten sind der Hebel, mit dem die Hamas glaubt, den eigentlichen Feind, nämlich den Staat Israel, endgültig von der Landkarte tilgen zu können. Und diese Strategie ist alles mögliche: zynisch, brutal, fanatisch, verbrecherisch, aber sie ist eines nicht: dumm.

Ich weiß nicht, ob die Hamas ihr strategisches Ziel erreichen wird. Aber derzeit sieht alles danach aus, als ob ihrer Strategie zumindest nichts im Wege steht. Netanyahu und die IDF spielen ihre Rollen makellos und die öffentliche Meinung im Rest der Welt scheint sich wie vorhergesehen mit jedem Toten in Gaza immer stärker gegen Israel zu wenden. Überall rumort es und die Spannungen und die Gewalt in der Region steigen kontinuierlich. Jeder taktische Gewinn Israels ist ein strategischer Gewinn der Hamas.

Nochmal: Wir wissen nicht, wie dieser Konflikt ausgeht. Aber derzeit könnte es nicht besser laufen für die Hamas.

Von all dem erfährt man in dem Interview im Piratensender leider gar nichts.

Im Gespräch mit … Michael Seemann (Audio)

Der Podcast, den ich mit Martin Burckhardt aufgenommen habe, ist nun auch als … naja, richtiger Podcast verfügbar. Dort gibt es auch viele andere nette Gespräche.

Und seinen Blick auf den sich abzeichnenden Krypto-Hype geschärft. Und so ist (neben einer Videopremiere bei ex nihilo) ein höchst anregendes Gespräch über die Bitcoin-Blase, den Netzwerkeffekt und den Kontrollverlust der klassischen Institutionen entstanden.

Quelle: Im Gespräch mit … Michael Seemann (Audio)