Ich habe gerade den dümmsten Podcast gehört, der mir je in den Catcher rutschte. Gut, Alternativlos war dafür immer der vorhersehbarste Kandidat und es ist gut möglich, dass sich auch der zweit- oder drittdümmste Podcast darunter befindet. Eigentlich finde ich Alternativlos aber ganz unterhaltsam. Die vorletzte Folge mit Rop Gonggrijp funktioniert ganz prima, wenn man sie für sich als Satire lablet. Da reden drei von sich total überzeugte Nerds sehr breitbeinig über den Zustand der Welt aus Nerdsicht. Könnte man glatt ne Comedyshow draus machen.
Bei der aktuellen Folge funktioniert diese Herangehensweise nicht. Zwei Stunden und 19 Minuten Nazi-Verharmlosung wollen einfach nicht lustig werden, egal wie ironisch man es hören will.
Ja, es gibt ein paar ernsthaftere Stellen, Dinge über die man reden kann. Wie gut, oder schlecht funktioniert Ausgrenzung in Zeiten des Internets? Welche Strategien und welche moralischen Pflichten knüpfen sich an Diskurs. Bei vielem bin ich nicht einer Meinung, aber darüber könnte man diskutieren. Aber diese Stellen sind in der Minderheit und vor allem werden sie inhaltlich überschattet von dem fortwährenden Gedankengängen von Fefe, wie man am besten mit Nazis umgehen sollte. (Ich hab keinen Nerv den Kram noch mal zu hören, deswegen zitiere ich aus dem Gedächtnis und ohne Zeitangaben, sorry.)
Zunächst einmal findet er, man müsse mit Nazis doch reden. Man dürfe sie nicht ausgrenzen. Nazis auszugrenzen, findet Fefe, zeuge davon, dass man Angst habe, der Nazi könne einen überzeugen. Das ist natürlich Quatsch und jeder, der sich mal mit Nazis unterhalten hat, weiß das auch. Weder kann man für sich selbst aus den Ansichten von Nazis etwas herausziehen, noch wird man den Nazi davon überzeugen können, kein Nazi mehr zu sein. Diese Leute wissen, dass das Menschenverachtend ist, was sie denken, doch das ist ihnen einfach egal. Aber gut, mir egal, soll Fefe doch mit Nazis reden, wenn es ihn glücklich macht. Im Zweifel aber lese man sich durch, was Wiglaf Droste schon vor einiger Zeit zu dem Thema schrieb.
Fefe meint weiter: Nazis wären doch auch nur alles arme Schweine. Und weil man immer nach unten tritt (Naturgesetz!), treten die halt auf die Flüchtlinge. Tja, is halt so! Und – jetzt kommts: Da dürfe man denen „nicht böse sein“. Hier war ich das erste mal sprachlos. Dass ich von der „Man tritt halt immer nach unten“-These nichts halte, weil sie alle längst gründlich untersuchten Aspekte von Rassismus und Xenophobie komplett ausblendet – und nebenbei die Tatsache, dass eben nicht alle sozial schlecht Gestellten Nazis werden, mal dahin gestellt. Aber man dürfe den Nazis „nicht böse sein“? Das hat der wirklich so gesagt. Und Frank Rieger ist nicht eingeschritten. What the fuck, Jungs!
Aber gut, dann müssen wir das halt akzeptieren. Treten halt nach unten. So ist das nun mal.
Fefes nächste These ist, dass durch die Ausgrenzung ja das Naziproblem erst entstanden sei. Dadurch habe man nämlich Nazistrukturen ignoriert und nun zu wenig Wissen über sie. Hier springt Frank dankenswerter Weise ausnahmsweise mal dazwischen und erklärt Fefe, dass es da ja noch die Antifa gebe, die die Nazis eben doch ziemlich gut durchleuchten würde. (Irgendwo muss Frank ihm auch erklären, dass die Nazis gar nicht erst kürzlich aufgetaucht sind, wie Fefe vermutet. Köstlich.) Aber ich finde die These von Fefe so hanebüchen, dass ich noch mal was dazu sagen muss: Nein, Ausgrenzung ist nicht das Problem, sondern das Gegenteil: zu große Toleranz. Der Staat und große Teile der Gesellschaft haben die Nazis zu lange gewähren lassen. Das Problem wurde systematisch heruntergespielt.
Etwa so wie Fefe, der als nächstes behauptet, dass das Naziproblem ja auch aufgebauscht sei. So schlimm sei das ja auch alles gar nicht und er wolle da erstmal Zahlen sehen. Und wenn der Staat die Nazis verfolge sei das ja schlimm, denn wenn der Wind sich dreht, dann sei ja vielleicht er dran. Die jetzige Regierung sei ja quasi schon irgendwie „faschistisch“ (das sagt er wirklich so!). Ich denke beim Hören langsam, ich bin beim Kopp-Verlag und beginne den Faden zu verlieren. Wie jetzt? Es gibt gar keine Nazis ausser der Bundesregierung?
Als Frank dann ausführt, dass der Staat das Nazi-Problem lange unterschätzt habe, ruft Fefe, der Staat sei ja er und irgendwie kommt er bei dieser – auf den ersten Blick ziemlich dummen Aussage – der Wahrheit schon am nächsten.
Denn ja, Fefe repräsentiert ziemlich alles, was im Umgang mit Nazis schief läuft. Fefe legitimiert ihr Verhalten durch unterkomplexe Sozialtheorien, Fefe wertet die Nazis auf, weil er meint, man müsse ihnen zuhören, mit ihnen reden, dürfe sie nicht ausgrenzen, Fefe verharmlost das Problem im Generellen und Fefe findet nebenbei auch, dass er mit rassistischen Äußerungen im Netz ganz gut leben könne. JA, WARUM WOHL?
Kurz, Fefe ist halt wie die sächsische CDU. Und warum das ein Problem ist, wie die sächsische CDU zu sein, wird in diesen Beitrag hier ganz gut dargestellt.
Für die Leute, die es immer noch nicht verstanden haben: Nazis werden Nazis, weil man sie lässt. Sicher gibt es soziale Hintergründe, sicher sind die nicht alle reich, die wenigsten sind intelligent. Aber in erste Linie sind Nazis Rassisten, denen noch keiner deutlich genug widersprochen hat. Denen keiner die Tür gewiesen hat, wenn sie was rassistisches gesagt haben. Die in einer Umgebung groß werden, in der Rassismus nicht geahndet wird und sozial akzeptiert ist. Wo sogar die Polizei augenzwinkernd dabei steht, wenn sie den Arm heben. Das ist das Umfeld, in dem Nazis entstehen und dazu gehört eben auch die „Mitte“ mit ihrer Toleranz, mit ihrer Duldung, ihrem Mitgefühl und ihrem Herunterspielen des Problems.
Fefe ist Teil der Legitimationsstruktur der „Mitte“, die Nazis das Leben einfach macht. Fefe ist kein Nazi, aber er ist Teil des Naziproblems das wir in Deutschland haben.
Ich schreibe das hier auf, weil ich den Podcast nicht unwidersprochen stehen lassen kann. Es ist einer der meistgehörten Podcasts, vor allem in der Nerd- und Hackerszene und damit leider sehr einflussreich. Ich fürchte Leute, die politisch nicht so bewandert sind, hören das und finden das gut, was Fefe sagt. Zufällig ist es ja auch ziemlich bequem. Und das, so fürchte ich, macht das Problem nochmal schlimmer.
Mir ist rätselhaft, wie man einen solchen Podcast veröffentlichen kann. Damit meine ich nicht Fefe, der weiß es wahrscheinlich einfach nicht besser. Aber Frank Rieger, das wurde deutlich, hat da ein deutlich klares Bild. Ich verstehe schon nicht, warum er Fefe nicht davon abhält, sich in der Öffentlichkeit über Politik zu äußern. Ich verstehe noch weniger, dass er so einen Podcast in den Äther bläst. Ehrlich, Spaß beiseite. Ich finde das unverantwortlich.