Neid

Ich habe kein Verständnis für Neid. Ich halte Neid für die Geißel der Menschheit. Ich halte sie für die Wurzel fast allen Übels und den Grundcharakterfehler des Menschen. Anderen Menschen Dinge nicht zu gönnen ist sicher einer der zuverlässigsten Konfliktherde in unserer Welt.

Ich konnte mit Neiddebatten nie etwas anfangen. Es sind kleinliche, es sind kleingeistige Debatten. Auch in der Politik. Ich habe es nie als ein Problem angesehen, dass Manager X so und so viel verdient. Ich gönne Klaus Ernst seinen Porsche und halte Oskar Lafontaine nicht deswegen für unglaubwürdig, weil er in einer Villa wohnt (sondern aus anderen Gründen). Ich halte es dagegen aber für einen Skandal, dass die Frisörin kaum ihr Leben finanzieren kann. Und Hartz4 halte ich für ein Verbrechen.

Ich habe kein Geld. Ich wohne in einer 30qm-Wohnung, esse jeden Tag Nudeln und bin trotzdem ich dauernd pleite. Aber ich würde mich nie hinstellen und behaupten, dass Irgendjemand nicht mehr verdienen sollte als Summe X. Wie käme ich dazu? Und wozu soll das gut sein? Wem nützt das? Jedenfalls ohne, dass es jemandem anderen zu gute kommt? Man macht die Welt nicht besser, indem man Leuten grundlos ihr Glück beschneidet. Man macht sie besser, wenn man den Unglücklichen hilft.

Ich bin ein fanatischer Fan der Umverteilung. Ich glaube, wir verteilen lange nicht genug um. Der Reichtum ballt sich in wenigen Ecken und immer mehr Menschen haben viel zu wenig zum Leben. Das ist ein riesiges Problem und es braucht radikale Schritte der Umverteilung, besser heute als morgen. Aber nicht, weil ich mich ungerecht behandelt fühle, sondern weil es das einzig Vernünftige ist.

Was ich für eines der größten sozialen Probleme halte: Neid. Ich bin überzeugt, Hartz4 war politisch überhaupt nur möglich durch den Neid in der Gesellschaft. Neid ist Hartz4s geistiger Vater. Der Schichtarbeiter schimpft über den „faulen“ Hartz4ler, der Büroangestellte über Florida-Rolf. Es wird geschimpft auf jeden, der nur ein bisschen besser dasteht, etwas weniger arbeitet, einen kleinen Obolus bekommt. Und alle ärgern sich, wenn der Nachbar ein neues Auto hat. Wenn es einem etwas – nur ein bisschen – besser geht, wird er wieder heruntergezogen. „Komm gefälligst wieder runter zu uns!“ Nur Elend ist moralisch. Wem es besser geht, ist „dekadent“.

Es ist genau diese Moral, die die Unteren unten und die Oberen oben hält. Es ist das, was Nietzsche die „Sklavenmoral“ nennt. Neid ist Skavenmoral. Wenn es sie nicht gäbe, die Herrschenden müssten sie erfinden.

Auch bei den Datenschutzdebatten kommt es immer wieder an diesen Punkt: „Ist es die denn egal, dass Firma XY mit deinen Daten Geld verdient?„. „Ja!“ ist meine Antwort. Warum zum Teufel sollte es mir denn nicht egal sein? Was hab ich denn davon, wenn die Firma kein Geld mit mir verdient? Was genau macht die Welt zu einem besseren Ort, wenn jemand kein Geld verdient? Ich verstehe die Logik nicht hinter dem Neid.

Ich habe mich gestern sehr erschrocken über die Reaktionen auf meine Spendenaktion. Vor allem, weil Menschen ihre hässliche Neidfratze gezeigt haben, von denen ich bislang etwas hielt.

Neid ist menschlich. Aber Neid ist falsch. Neid ist widerlich und es macht die Leute so unfassbar hässlich und klein und die Welt macht es zu einem ungastlichen Ort. Ich bemühe mich sehr, Neider nicht abgrundtief zu verachten. Denn Verachtung ist auch falsch.

47 Gedanken zu „Neid

  1. „Ich habe kein Verständnis für Neid. Ich halte Neid für die Geißel der Menschheit. Ich halte sie für die Wurzel fast allen Übels und den Grundcharakterfehler des Menschen. Anderen Menschen Dinge nicht zu gönnen ist sicher einer der zuverlässigsten Konfliktherde in unserer Welt.“

    Selbsterkenntnis!!1!

    Guck mal in den Spiegel: http://bit.ly/vTLOKc
    Tja, da haben der Rieger und der kleine dicke Junge Fefe den Schirrmacher inner Sendung gehabt. Und Du nicht!11!

    „Ich habe kein Geld. Ich wohne in einer 30qm-Wohnung, esse jeden Tag Nudeln und bin trotzdem ich dauernd pleite. Aber ich würde mich nie hinstellen und behaupten, dass Irgendjemand nicht mehr verdienen sollte als Summe X. Wie käme ich dazu? Und wozu soll das gut sein? Wem nützt das? Jedenfalls ohne, dass es jemandem anderen zu gute kommt? Man macht die Welt nicht besser, indem man Leuten grundlos ihr Glück beschneidet. Man macht sie besser, wenn man den Unglücklichen hilft.“

    Das erklärt einiges. Natürlich hat so jemand wie Du kein Recht über andere zu urteilen.

    Ja, das ist nun auch Trollerei meinerseits und unbekannterweise. Musste aber mal sein.,
    Du gehst mir mit Deiner altklugen pseudointellektuellen Art und Weise auf die Nerven. In diesem Blogpost hast Du aber endlich mal von Dir selbst erzählt, nämlich dass Du _nichts_ hast. Spar Dir Deine Erklärungen. Wie wäre es mit einem eigenem Leben statt Daten?

    Und zu der Spendenaktion: Wer an diesem hoch21 nicht interessiert ist, soll einfach nicht spenden. Allerdings hast Du doch achsoviel Ahnung vom Internet und seiner Kommunikation und Lebensweise. Wer im Netz etwas tut, muss sich dies genau überlegen und da IMMER über alles, was Menschen nunmal im Netz tun auch Gemecker kommt, muss man dies nun mal still aushalten. Kurz: Deine Kommentar hier ist völlig unnötig.

    Klingt unfreundlich, nimm es mal an, Prost und Gute Nacht 😉

  2. Woher kommt denn das Geld, das Firma XY mit Daten verdient? Das muss ja refinanziert werden.
    Die Daten werden in Werbung umgewandelt.
    Die Kosten dafür werden durch die zahlende Firma XYZ letztlich woanders wieder rein geholt.
    Entweder fließt es im Produkt-Preis ein und/oder es wird beim Lohn eingespart. Dann aber i.d.R. nicht beim Lohn der Manager.
    Das Resultat ist, dass dieses System dazu beiträgt, dass sich Reichtum in wenigen Ecken ballt.

    Das prangerst Du an und ist dir dann doch egal.

  3. Neid mag sicher eine Rolle bei manchen Reaktionen gespielt haben. Ich glaub aber, dass du es dir zu einfach machst, die Kritiker pauschal als Neider zu diskreditieren. Ich für meinen Teil kann sagen: Ich gönne @hoch21 jedes MacBook. Wegen mir kann er jeden Tag ein neues kriegen. Würde mich nicht die Bohne kratzen. Warum viele die Aktion dennoch eklig finden? Zwischen Spendenaufrufen für Flutopfer in Thailand und Hilfe für kriegstraumatisierte Frauen und Kinder im ehemaligen Jugoslawien Geld für ein absolutes Luxusprodukt zu sammeln, wirkt einfach ziemlich deplatziert und passt bei vielen nicht mehr ins Moralgefüge. Das ist ein bisschen so, als würdest du dich neben den Obdachlosen in der Fußgängerzone setzen – der nicht weiß, ob er morgen noch genug zu essen – und für ne neue Krawattennadel sammeln. Ich würde mich darüber auch aufregen. Nicht weil ich dir deine Krawattennadel nicht gönnen würde, sondern weil es zynisch ist, das genau in diesem Umfeld zu tun.

  4. Mir gefällt nicht, dass Neid und Missgunst ständig in einen Topf geworfen werden. Für mich sind es zwei unterschiedliche Dinge:

    Neid sagt einfach nur „Was der hat hätte ich auch gerne”, während Missgunst den entscheidenden Schritt weiter geht und meint „Was der hat, gönne ich ihm nicht”. Schon was anderes, oder?

  5. »In so far as they think consistently, moralists who condemn luxury must recommend the comparatively desireless existence of the wild life roaming in the woods as the ultimate ideal of civilized life.« – Ludwig von Mises (1922)

  6. „Auch bei den Datenschutzdebatten kommt es immer wieder an diesen Punkt: “Ist es die denn egal, dass Firma XY mit deinen Daten Geld verdient?“. “Ja!” ist meine Antwort. Warum zum Teufel sollte es mir denn nicht egal sein? Was hab ich denn davon, wenn die Firma kein Geld mit mir verdient? Was genau macht die Welt zu einem besseren Ort, wenn jemand kein Geld verdient? Ich verstehe die Logik nicht hinter dem Neid.“

    Schöne Aussage. Signed.

  7. Ich habe mal einen Spendenaufruf für die DKMS gestartet, bzw. im speziellen für einen Freund von mir, der sehr schwer an Leukämie erkrankt war. Damit verbunden die Info, wie einfach es ist, sich im ersten Schritt typisieren zu lassen. Die Reaktionen waren zwar größtenteils positiv, aber einige unterstellten mir ganz schlechte Absichten.

    Das sitzt heute noch tief und ich kann ahnen, wie sehr es dich schockt, da du es doch nur gut meinst, aber wir sitzen nie in den Köpfen der anderen. Ein falsch formuliertes Wort und schon gehen sie drauf los.

    Ich finde deine Aktion okay. Die 2500 Euro finde ich allerdings übertrieben hoch. Ein gutes, refurbished Mac Book bekommt man im Apple Store doch schon für tausend Euro. Ich denke, das ist bei dieser Aktion auch eher das Problem als Neid uns Misgunst.

  8. Grundsätzlich ein guter Artikel (weil ich auch kein Fan von Neid bin), und gegen Spendenaktionen ist prinzipiell auch nichts einzuwenden – abgesehen davon, dass solche Aktionen ebensowenig für alle funktionieren wie Betteln für alle funktioniert.
    ABER einzuwenden hätte ich trotzdem, dass jemand wahrscheinlich, erst recht als Computerfriek, über seine in Deutschland, wie ICH finde schon vergleichsweise komfortabel ausgestatteten sozialen Verhältnisse lebt, wenn er keine Reserven für einen ja immer mal kaputt gehen könnenden Computer aufbaut. Und muß es denn unbedingt ein Mac sein für jemanden, der sich keinen leisten kann? Es gibt doch auch hochmodern ausgestattete preiswerte neue PC für 300-400 Euro, üch habe selber einen solchen. Gebraucht wahrscheinlich für weniger als nen Hunni. Soll heißen, Spenden sind kein allgemein tragfähiges Modell für nachhaltiges Wirtschaften.

  9. Indem man die Kritiker der Aktion pauschal als Neider und missgünstig abtut anstatt sich mit ihnen auseinander zu setzen, macht man es sich aber auch schön auch einfach.

  10. Argh, es ist definitiv noch zu früh. Im letzten Satzteil ist dann wohl ein „auch“ zu viel.

  11. Was du zum Neid sagst, teile ich überwiegend. Nach dem gestrigen Spendenaufruf hat mich aber nicht Neid ergriffen, sondern Irritation.

    Zum einen über den Gedanken, dass -ich übertreibe- ein menschenwürdiges Leben im Internet erst ab einem MacBookPro für 2500 Euro beginne. Dieser Gedanke ist leider symptomatisch für zahlreiche Twitterer, die via einer DSL-Leitung mit Flatrate und iPhone jammern, wie furchtbar arm sie seien und das Leben in Armut so grauenvoll.

    Zum anderen und vorrangig jedoch war ich über den Gedanken irritiert, auf Twitter gebe es tatsächlich herausgehobene Schreiber, die so begnadet seien, dass andere Twitterer aus Dankbarkeit sie hierfür bezahlen sollten/müssten.

    Um nicht falsch verstanden zu werden: ich lese @hoch21 seit vielen Monaten mit großem Vergnügen und finde seine Kreativität und seinen Sprachwitz grandios.

    Für mich ist Twitter jedoch ein wunderbares Freizeitvergnügen, das hier jeder freiwillig macht und das vom gegenseitigem Lesen und Lesen lassen lebt. Jeder Versuch der Kommerzialisierung, sei es durch Vermarktung in Form von Entgelt oder Spenden oder in Form von Applaus und Ruhm bei irgendwelchen Twitter-Vorführungen oder auch nur als „Quartett-Spiel“ mit Follower/Following-Daten gefährdet mir diesen Zauber.

    „Mein“ Twitter lebt von der Gleichberechtigung aller, die dabei mitmachen. Nicht von Stars und sie bestaunender Masse.

    Und nun gehet hin und twittert Gutes. Amen 😉

  12. Ja, man kann ruhig gönnen können. Man kann sich auch über den sozialen Aktivismus anderer freuen. Wer daran nicht teilhaben möchte, ist auch legitimiert. Warum die, die nicht sozial agieren wollen (vor allem, wenn sie es könnten) ihre Energie darauf verwenden, schlechte Luft zu verbreiten, wird wohl nie meine kleinen Hirnecken in voller Klarheit ausleuchten. Macht aber nix. Ich bin da lieber einfach nur nett.

    @Insa
    Wie soll denn bitteschön so eine Auseinandersetzung aussehen? In dem man die Leute dann vorführt? Brächte das Punkte?

  13. @creezy Die Polemik finde ich an dieser Stelle äußerst unnötig, ich fänd es eigentlich schöner, wenn man sich einigermaßen sachlich unterhalten könnte, wenn dir das nicht möglich ist, habe ich eigentlich keine Lust mit dir zu diskutieren.

    Ich habe eigentlich keinen Kommentar gelesen, in dem davon die Rede war, dass man hoch21 keinen Laptop oder Mac gönnen würde. Warum sollte man auch nicht? Alles was angeprangert wurde ist die mangelnde Verhältnismäßigkeit, sowohl in Bezug auf die Summe (die man ja vielleicht sogar durch eine andere Formulierung des Spendenaufrufs durchaus geschickter hätte rechtfertigen können), als auch die Plattform, die dafür gewählt wurde (Einen Spendenaufruf für ein MacBook auf einer Plattform, auf der sonst für halbverhungerte Waisenkinder gesammelt wird, ist halt ganz abseits von irgendwelchem „Gutmenschen“-Die armen Kinder in Afrika Gerede schon einfach ein wenig geschmacklos).
    Da direkt mit dem Totschlagargument Neid draufzuhauen finde ich unangebracht und unreflektiert und ich hätte von Michi einfach mehr erwartet.

  14. du sprichst mir aus der seele! wie welt könnte eine bessere sein, würden sich die menschen mehr gönnen statt neidisch aufeinander zu sein. ich wage sogar die behauptung, es gäbe mehr offenheit und ehrlichkeit ohne den allgegenwärtigen neid der uns zwar antreibt, aber immer gegen die anderen und nicht mit ihnen!

  15. Vielleicht verstehen wir uns ja alle falsch.

    Was wäre denn gewesen, hätte Michael gesagt: „Die Sache hier ist ein Liebesdienst für einen von uns – mal sehen, ob es uns gelingt, ein Netbook für 400 Euro aufzutreiben“?

    Die Zahl der Empörten wäre ein bisschen kleiner gewesen und es wären diejenigen hinzugekommen, die diskutiert hätten, welches Low-Cost-Gerät das beste Preis-Leistungsverhältnis bietet. (Die Reizzahl 2.500 und das „Luxusgut“ Mac fand ich naiv hoch, aber gestört hat es mich nicht.

    Im Gegenteil: Ich hasse es, sich sein gutes Gewissen mit abgetretenen Schuhen in der Kleidersammlung zu erkaufen. Wem ich es gönne, es so gut zu haben wie ich, der darf es auch genauso gut haben.) Dass @hoch21 als Unbeteiligter dieses Shitstorms zwischen die Mahlsteine gerät, tut mir leid.

    Worum es hier eigentlich geht: Die Netzgemeinde hasst Asymmetrien und Geld. Die „Macht“ eines großen Accounts wünschen sich viele, beäugen die mit den vielen Followern kritisch und vergessen dabei, dass mit der albern kleinen Reichweite im besten Fall eine kleine Debatte oder ein großer Scheißesturm ausgelöst werden kann. Und Geld ist in der Gratiskultur des Gedanken-Herschenkens extrem verpönt. Es ist in Ordnung, dass der Hoster unserer Ideen mit einer technologisch relativ einfachen Lösung ein Milliarden-Vermögen geschaffen hat, aber der eigentliche Inhalt hat gefälligst wertlos zu sein. Wenn unsere Sätze es unbezahlt in ein hässlich gemachtes richtiges BUCH schaffen, freuen wir uns natürlich wie Bolle.

    In so einem Umfeld darf natürlich gar nicht über Geld geredet werden. Versteht sich.

  16. Du stellst dich hin und forderst 2.500€ Spende für ein Gerät, das ab 999 (Apple) oder 400 (PC, Asus) zu haben wäre – und begründest nicht, warum es der Rolls Royce sein sollte, außer mit Tweets… Das summiert sich auf 44ct pro @hoch21-Tweet und fast 7 Monate HartIV-Bezüge.

    Es hat absolut nichts mit Neid zuntun, wenn dir da ein bisschen Hohn entgegenweht – von Menschen, die wissen, wie einfach man sich so ein Device finanzieren kann, wenn man bereit ist, Geld zu verdienen und zu sparen. Nur am Rande: In deinem Text kommen dein Macbook Air und iphone nicht vor – hast du dir ja auch irgendwie finanziert.

    Insofern: wer ist hier auf hoch21 neidisch, der von dir gerade mit dieser Aktion ziemlich blamiert wird.

    Ein bisschen Maneuverkritik wäre hier schon mal angebracht.

  17. Sowas kommt davon, wenn der Meinungsmob losgelassen wird.

    Was für ein kleingeistiges Gezeter! Dass Luxus ein relativer Begriff ist, dass hier Privilegierte anderen Privilegierten den Zeigefinger aufzeigen, dass Ungleichheit per se nicht gefährlich ist, dass @mspro im Rahmen seiner Spendenaktion zu keinem Zeitpunkt Zwang angewendet hat, dass jeder_r das Recht und die Möglichkeit hat, moralisch lupenreinere Spendenaktionen zu intiieren, dass offenbar die meisten Menschen den Unterschied zwischen Ethik und Moral noch immer nicht begriffen haben, dass Missgunst die kleinlichste aller menschlichen Scheißeigenschaften ist, – das ist alles so oder ähnlich schon geschreiben worden. Dass hier und drüben bei TwitKrit aber dennoch kontinuierlich in ebenso krasser Scheinheilig- wie Selbstherrlichkeit moralinsaure Meinungsbekenntnisse eingeworfen werden, ist alarmierend.

    Auch wenn man’s eigentlich ahnen konnte und vermutlich gar nicht so genau wissen wollte: ich danke @mspro für seine unfreiwillige Aufklärungsleistung. Ein Kabinettstück! Über die allzeit bereiten Meinungsschleudern, gebettet auf ihrige plüschige Moralkissen. Die unter Verzicht auf Begründung nix besseres zu tun haben, als rumzuseiern. Wegen Euch finde ich das Internet zum Kotzen.

    P.S. Es gäbe wohl eine Spur für eine angemessene Kritik. Man könnte sich die Mühen machen, und die Nutzungsbedingungen von betterplace.org durchforsten um zu sehen, ob Fundraising dieser Art mit Hilfe der Plattform verboten ist. Hat aber offenbar keine_r der fleißigen Kritiker_innen getan. Der Gescholtene hat allerdings mit den Betreibern korrespondiert. Ist interessanterweise untergegangen.

  18. Nun, wer ist schon Fan von Neid? Neid ist ein absolut garstiges, unproduktives Gefühl. Trotzdem – das geht zumindest mir so – kann mensch sich dagegen nicht immer wehren. Wir bekommen oft genug von allen Seiten vor Augen gehalten, dass wir sind, was wir haben – dass sich der Wert unserer Person danach bemisst, was wir erreicht haben, vor allem auch materiell (Mein Haus, mein Auto, mein Boot…). Oder wie wir aussehen, welchen Job wir haben, welche_n Partner_in… Ich finde es daher wichtig, über Neid zu sprechen, weil er – wie du ja beschreibst – viel schlechtes bewirkt. Aber Neid ist kein soziales Problem, es ist oft eher die Folge sozialer Probleme. Mit dem Anlegen absoluter moralischer Kategorien („Neid ist falsch“) wird doch die Frage nach den Ursachen verdrängt. Oft genug ist Neid lediglich die dunkle Seite von erfahrener oder empfundener Ungerechtigkeit – wieso habe ich so wenig, wo ich doch so hart schufte? Neid kann natürlich etwas verachtenswertes sein, aber oft genug auch einfach etwas sehr bedauernswertes. Ein Gefühl, das ich in vielen Situationen sehr gut verstehen kann, und das eher mein Mitgefühl als meine Verachtung erregt. Glücklich, wer sich in der Position befindet – aus Veranlagung, Selbstsicherheit, Zufriedenheit mit der eigenen Lebenssituation – über Neid erhaben zu sein. Aber es schlicht als „verachtenswerte Geißel“ zu verdammen erscheint mir etwas zu vereinfachend (btw, das ist ein sehr christlicher Ansatz – 10. Gebot & eine der sieben Todsünden).

    Mein Kommentar bezieht sich aber vor allem auf deinen Text oben, weniger auf die Mac-Spenden-Diskussion (die erscheint mir auch etwas überflüssig).

  19. „Was genau macht die Welt zu einem besseren Ort, wenn jemand kein Geld verdient?“

    Bis auf den Satz (und den zugehörigen Gedanken) kann ich dir eignetlich beipflichten. Leider ist es oft so, dass „Umsatz“ des einen mit dem „Verlust“ des anderen einhergeht. Und da gibt es nicht immer auch „Gewinn“. Deshalt JA manchmal KÖNNTE die WElt ein besserer Ort sein, wenn jemand keine Geld verdient. Meistens sogar. Aber das hat überhautp nichts mit der Neiddebatte zu tun.

    Und da stimme ich zu. Geht mir auch auf den Nerv. Deshalb hab ich auch die Kommentare nicht mehr verfolgt, weil das soviel Geschwätz drin ist.

    Was zu Geier ist das Problem wenn einer nem anderen nen Mac erspenden will? Ich raffs nicht. Alles Idioten…

    PS: Fürs Protokoll: Apple Geräte sind ausnahmslos unbenutzbar und scheisse und eher schieb ich mir ein 5-Markstück in den Arsch als „@hoch21“ oder einem anderen von euch was zu spenden, aber leck mich am Pimmel, diese Gesülze über sone Kacke ist ja kaum zu ertragen…

  20. Was Peter Breuer sagt. Ergänzend:

    Es ist ja nicht das erste Mal, dass so eine Aktion nach hinten losgeht. Und du, lieber mspro, weißt auch ganz genau um die Geschehnisse im Internet und um die Macht der Worte.

    Ich bin mir sicher, dass die Reaktion nicht so heftig ausgefallen wäre, wenn du geschrieben hättest: „Ich find den Hoch21 total toll und kann nicht mit ansehen, dass er da ohne Rechner rumsitzt und sich keinen neuen kaufen kann, deshalb würde ich ihm gerne einen schenken. Möchtet ihr etwas dazu geben? Hier ist mein PayPal-Account. Und wer weiß, vielleicht schaffen wir zusammen ja ein MacbookPro, das würde mich freuen.“

    Dass Menschen im Kontext „Laptop fürs Twittern“ gereizt auf das Wort „Spenden“ reagieren, ist doch nun wirklich nichts neues und völlig absehbar. Und ich finde es bedauerlich und beschämend, dass Hoch21 sich nun aufgrund fehlender Umsicht beschimpfen lassen muss.

  21. „Du verwechselst Neid mit der Kritik an Arroganz.“

    Fav.

    „Ich für meinen Teil kann sagen: Ich gönne @hoch21 jedes MacBook. Wegen mir kann er jeden Tag ein neues kriegen. Würde mich nicht die Bohne kratzen. Warum viele die Aktion dennoch eklig finden? Zwischen Spendenaufrufen für Flutopfer in Thailand und Hilfe für kriegstraumatisierte Frauen und Kinder im ehemaligen Jugoslawien Geld für ein absolutes Luxusprodukt zu sammeln, wirkt einfach ziemlich deplatziert und passt bei vielen nicht mehr ins Moralgefüge.“

    Und Fav.

  22. @Peter Breuer Völliger Blödsinn in meinen Augen, dass die Netzgemeinde Geld hassen würde und nicht über Geld reden wolle. Bedarf die Internetentwicklung ja selbst jeder Menge und die persönliche Ausstattung mit IT-Technik a) auch „etwas“ Geld und gehören b) Netzpeople, jedenfalls die aus der „Gemeinde“ zu den etwas intelligenteren Leuten, die in der Regel ein – und zwar positiv – entspanntes Verhältnis zu Geld haben.
    Woran sich hier die Gemüter ein wenig erhitzen – um so mehr, wenn der Spendeninitiator erst groß darauf aufmerksam macht und die Sache damit weiter und auch zu mir überhaupt erstmals in Umlauf bringt: Dass jemand für jemanden um eine vergleichsweise hohe Spende für einen Computer bittet, der sich diesen vergleichsweise teuren Computer offenbar nicht leisten kann. Zum Geld und teureren Luxus-Artikeln gehört außerhalb gewisser Existenzlimits auch, dass man sie sich gefälligst selbst erarbeitet und erwirbt und hierfür nicht öffentlich Spenden sammelt. Für einen Shitstorm halte ich das auch nicht, sondern für eine sachliche Auseinandersetzung, zu der der Spenden-Aufrufer mit seinem „Neid“-Artikel selbst eingeladen hat.

  23. Sorry, ich hätte vor meinen Beitrag noch ein „@mspro“ setzen müssen – ich meinte natürlich nicht @serotonic damit.

  24. So wird das übrigens nix mit der Umverteilung wenn man nicht versteht, daß man statt einem einen Luxusrechner auch fünfen je einen normalen Rechner kaufen kann. Ressourcen sind begrenzt, das gilt m.E. auch für Spenden.
    Wenn (nach der hoch21-Aktion) noch jemand Hardware übrig hat oder Geld: http://netzwerkstatt-trier.org (ähnliches gibt’s wahrscheinlich auch in Eurer Stadt)

  25. Pingback: Links aus der Kategorie: Sollte man gelesen haben. #3 | lemontreepresse

  26. Pingback: Der teuerste Twitterclient den ich kenne » big fat bird | too fat to fly

  27. Auch wenn das Thema Datenschutz/Geld verdienen nur am Rande angeschnitten wurde in dem Artikel möchte ich mich trotzdem drauf beziehen und zustimmen. Ich finde es gut wenn ein Unternehmen mit einer Statistik über mich (und alle anderen Benutzer) seinen Betrieb finanzieren kann. Deutlich besser als wenn ich ein aberwitziges Payment System verwenden müsste um bei Twitter oder Facebook (um zwei Beispiele zu nennen) posten zu können. Da hab ich sogar noch was davon, wenn ich sinnvolle Werbung eingeblendet bekomme (allerdings sagt die Qualität der Zielgruppenwerbung viel darüber aus wie schlecht die Daten in Wahrheit aufbereitet werden 🙂

    Bernd

  28. Pingback: Bitte nichts von Apple! « stohl.de

  29. Die Spendenaktion ist doch absolut in Ordnung. Ob man mit ihr Großzügigkeit oder Überheblichkeit verbindet, sagt mehr über uns als über Michael aus.

    Und ich finde nicht die Wahl der Plattform betterplace zynisch, sondern die Kritik an dieser Wahl. Erst spende ich auf betterplace für Flutopfer in Thailand oder hungernde Kinder in Ostafrika. Dann verlasse ich diese Plattform, um ungestört von diesen schrecklichen Eindrücken Essen zu gehen und Weihnachtseinkäufe zu planen? Wir argumentieren auch sonst immer gegen Parallelwelten, also bitte, hier ist sie, die Welt in allen möglichen Facetten auf einer Plattform. Komplexe Angelegenheit, was?

  30. Finde ja den letzen Gedanken von Immanuel Cunt (+1) oben spannend. Wo der ganze Kram schon in aller Öffentlich ausgebreitet wird, jetzt ja auch offiziell vom unfreiwillig Beschenkten, bleibt ja nur noch die Frage:

    @mspro, was sagte denn betterplace.org zu der ganzen Aktion?
    Damit steht und fällt ja quasi die Kritik der zahlreichen Krititiker…

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  32. „Ich habe kein Verständnis für Neid. Ich halte Neid für die Geißel der Menschheit. Ich halte sie für die Wurzel fast allen Übels und den Grundcharakterfehler des Menschen. [..] Ich habe kein Geld. Ich wohne in einer 30qm-Wohnung, esse jeden Tag Nudeln und bin trotzdem ich dauernd pleite.“
    … und studiere das Internet als Quell aller Hoffnung.

    In der Prä-Internet-Ära wurde mann mit einer solchen Einstellung Mönch in einem Orden. Die Bibel gab dann die Zuversicht und nicht der Glaube an die Schwarmintelligenz.

    Dabei. Es ist ja voll in Ordnung so eine Verhaltensmaxime zu haben. Nur empfiehlt sich nicht, andere Leute zu verachten, die dem Leben in der Klosterzelle nix abgewinnen können.

  33. @Insa
    Schade. Die Polemik, die Du in meinem Kommentar gelesen hast, ist von mir nicht als solche formuliert worden. Ich habe Dir eine eine ernsthafte Frage gestellt und damit im Grunde ja wohl mein Interesse an Deinem Vorschlag bekundet (der sicherlich unter meinem heutigen Eindruck dessen, was ich auf Twitter lesen musste nicht als einfach Lösung gesehen werden konnte.) So hätte mir eine konstruktive Antwort gewünscht. Nicht mehr, nicht weniger.

    Deine Reaktion verstehe ich jetzt gerade überhaupt nicht!

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  36. Ich bin oft neidisch, gleichzeitig freue ich mich aber mit den Menschen, auf die ich neidisch bin. Ich will ihnen nichts wegnehmen, ih könnte es gar nicht, ich denke nur es wäre schön, wenn ich es auch hätte. Manchmal bringt es mich dazu, ein bisschen ehrgeiziger zu sein. Neid ist etwas Gesundes, Missgunst ist böse.

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