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Mein guter Freund Mark hat gerade noch so rechtzeitig eine Webseite gelauncht, die uns allen die nächsten Wochen noch einige Freude bereiten wird: Twitterwm!
Twitterwm ist ein Tippspiel für die WM, dass man bequem per Twitter spielen kann. Dazu einfach @twm2010 folgen und einen Tipp absetzen: Etwa so: „#ger3 #srb2 #twitterwm“ – und schon ist man mit seinem Tipp registriert.
Zu gewinnen gibt es einen 500€ Gutschein von Frontline, sowie 9 mal einen 60€ Gutschein und für die Plätze 10 bis 20 wenigstens noch unser Twitterbuch (das aber leider erst im September erscheint). Es lohnt sich also auf jeden fall mitzumachen.
Ich hoffe mal, dass das meine WM-Müdigkeit noch ausmerzen wird.
Die Koalition ist am Ende. Nicht, dass es ihr jemals wirklich besser ging als heute, aber seit gestern ist ihr Ende amtlich abgesegnet.
Wer den Tod festgestellt hat? Die Medien, In vorderster Front SPIEGEL, FAZ und BILD.
Dabei waren sie es, die sich seit ca. 10 Jahren geschlossene Merkelfans gerierten und bis zu Letzt bei jedem ihrer Stolperer ein Machtkalkül haben sehen wollen. Verließ jemand brüskiert ihre Reihen, dann hatte Merkel ihn natürlich „abserviert“. Zögert sie wichtige Finanzhilfen hinaus und lässt die EU fast in’s Chaos stürzen, dann handelt sie „überlegt“ und „besonnen“. Verweigert sie sich – entgegen jedem Expertenrat und jeder Staatspraxis – zunächst jedem Konjunkturpaket, wird sie für ihre Politik von „Maß und Mitte“ gelobt. Ändert sie dann ihre Meinung, ist das natürlich „alternativlos“. Als ihre größter Erfolg wurden die G8 Konferenz in Heiligendamm gezählt, bei der sie – ähhm – nichts erzieht halt. Fragt man nach 5 Jahren, was sie politisch auf den Weg gebracht hat, bleibt beinahe nichts übrig. Eine Gesundheitsreform, die derzeit bereits wieder auf dem Prüfstand steht. Was noch? Merkel ist bei genauerer Betrachtung immer wieder und überall und auf ganzer Linie gescheitert. Die Medien konnten das aber jedes mal irgendwie in einen vermeintlichen Sieg umdeuten.
Ausgerechnet an der Bundespräsidentenfrage ist sie dann endgültig gescheitert. Erst wirft Köhler verärgert hin, dann wird die von ihr favorisierte von der Leyen – aus welchen Gründen auch immer – als Kandidatin zurück gepfiffen. Dann drängelt sich auch noch Wulff nach vorne durch und beansprucht dreist den Posten, als ginge es um eine Gehaltserhöhung. Merkel steht wie immer still herum während ihr alles um die Ohren fliegt und schweigt. Sie weiß, sie kann sich auf ihre freiwilligen Spindoktoren in den Redaktionen verlassen. Und tatsächlich, selbst zu dieser mit planlosesten und stümperhaftesten Stunde Merkels wird ihr von einigen Medien noch eben jenes „Machtkalkül“ unterstellt. „Weggelobt“ habe sie den Wulff ja. Geschickt, nicht? – Herrje!
Dann aber die Wende: Rot-Grün – diesem eigentlich ziemlich zerschossenen Grüppchen politischem Nichts – gelingt ein echter Coup. Sie schaffen es, einen Kandidaten in das Rennen zu schicken, der irgendwie fast sowas wie glaubwürdig und vor allem Parteiübergreifend satisfaktionsfähig ist: Joachim Gauck.
Und irgendwie scheint da einigen Journalisten ihr „Merkel-hat-alles
-im-griff“-Kartenhaus auf einen Schlag zusammengefallen zu sein. „Hmm,“ hat sich mancher wohl gedacht: „man hätte anscheinend ja auch einen guten Vorschlag machen können…“.
Ich kann es mir auch eigentlich gar nicht anders erklären, als dass am Freitag zwischen den Chefradaktionen ein emsiges Telefonieren losgegangen ist: „Die Merkel ist am Ende.“ Ein bisschen so, wie die Spekulanten gegen die Blase in Griechenland wetten konnten – nein, mussten – so schossen sich die Redaktionen nun auf Merkel ein. Die Merkelblase wird platzen, sie ist schon angeschlagen, da muss man nur noch ein bisschen…
Und dann ging es los:
Der aktuelle SPIEGEL-Titel: „Joachim Gauck – Der bessere Präsident“
FAZ: Joachim Gauck – ein bürgerlicher Held.
Und Sogar Bild am Sonntag titelte: Yes, we Gauck
Welt am Sonntag: Gauck fliegen liberale Herzen zu.
Die Trias von Springer, SPIEGEL und FAZ hat sich schon häufiger als extrem kampagnenfähig erwiesen. Egal ob Angst vorm demographischen Wandel, Front gegen die Rechtschreibreform oder Nacktbilder von Günter Verheugen, die Zusammenarbeit klappte stets recht gut. Wenn die drei in trauter Einigkeit zuschlagen, dann hat das etwas zu bedeuten. Die haben Blut geleckt.
Mit anderen Worten: Merkel wird gerade fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel. Das heißt nichts anderes, als dass diese Koalition am Ende ist und dass sie vermutlich keinen Monat mehr existieren wird. Eine Pro-Gauckkampagne würde Merkel und Schwarz-Gelb politisch nicht überleben. Die Kampagne der Blätter für Gauck ist also ein politisches Ereignis von aller höchster Brisanz. Und was findet man davon in den Medien? Nichts. (Außer natürlich in den Blogs)
Denn die Medien sehen sich selbst nicht als Akteure des politischen Betriebs. Medien sind sich selbst gegenüber blind. Alles andere wäre ja auch nicht „objektiv“. Dabei sind die Kampagnieros politische Spekulanten. Gewinnen tut, wer die Agenda setzt. Wer sich als letzter bewegt, hat verloren.
Merkel wurde von den Medien aufgeblasen, in der Hoffnung sie würde den Raum irgendwann einmal mit politischer Substanz füllen. Jetzt spekulieren die selben Leute gegen diese Blase. Und während dieser Vorgang bei Schröder viele Monate andauerte, war’s bei Merkel ein kurzer Prozess. *Puff*
PS: Darüber hinaus macht auch noch das Netz für Gauck mobil: Felix Schwenzel bläst in die Fanfare, Nico Lumma hat ein extra Blog aufgesetzt und Thomas Pfeifer eine Twitteraktion in’s Netz gestellt.
Keine Frage: auch ich halte Gauck für den geeigneteren Kandidaten und der Merkel-Administration würde ich keine Träne nachweinen. Aber etwas sträubt sich in mir, mich dieser unheiligen Kampagniero-Phalanx anzuschließen.
Ich habe ja schon vor einiger Zeit hier über Flattr geschrieben. Meine These: Flattr etabliert eine Geschenkökonomie, wie es sie bei uns in Frühzeiten der Vorzivilisation sowie bis heute zum Teil bei indigenen Völkern gibt. Flattr entzieht sich somit in gewisser Hinsicht der Logik der herkömmlichen Ökonomie, nämlich genau so wie Blogs auch schon. Flattrn ist wie Bloggen ein Schenken.
Jetzt, nach dem Hype durch alle Blogs, ist der erste Zahltag gekommen. Und das Ergebnis ist beachtlich! Spreeblick hat 110,94 Euro eingenommen. In vierzehn Tagen! Und das während der closed Beta! Auch andere können Frohlocken. Und auch ich habe habe 26 Cent eingenommen! (Okay, bei mir ist das Ergebnis nicht aussagekräftig, ich hab seit dem Einbau hier fast nix gemacht.)
In den Kommentaren bei Spreeblick bin ich aber auf etwas interessantes gestoßen. Egghat beschwert sich dort, dass solche Modelle von den Bloggern nicht genug gepuscht werden:
Wir müssen Leser darein bekommen und ihnen irgendwas dafür bieten. Ich habe das für Kachingle angeboten: 5 User, die auch zahlen, mehr im Monat und ich mach Adsense aus. Das ist monetär ein Verlust Geschäft, aber darum geht es nicht. Über sowas solltet ihr Euch mal den Kopf zerbrechen … Ihr seid doch kreativ …
Ich finde das in sofern bemerkenswert, als sich dort jemand anschickt, genau das wieder auszuhebeln, was – meine Meinung nach – Flattr erst erfolgreich macht. Egghat möchte diese Bezahlmodelle gerne wieder in einen Tausch zurück verwandeln. Ich tue dies, du tust dafür das. Die Logik des Geschenks scheint ihm nicht geheuer zu sein.
Weiter oben schreibt er in seinem Kommentar, dass er gefrustet ist. Ich kann das verstehen. Es ist vermutlich die selbe Frustration, die die Verleger haben, wenn sie über das Internet sprechen. Ihre Informationen sind im freien Aushandlungsprozess nichts wert. Nicht mal Werbung mögen die Menschen sich mehr angucken, als Austausch. Dennoch versuchen einige immer noch einen objektivierbaren „Marktwert“ für ihr Veröffentlichtes auszuhandeln. Und sei es, dass sie dabei drauf zahlen. Es geht fast weniger darum Geld einzunehmen, als das altvertraute Modell der Verlagsökonomie behaupten zu wollen.
Andererseits verstehe ich die Frustration von Egghat aber auch nicht. Flattr zeigt doch, dass es auch anders funktioniert. Es kommt reales Geld zurück und zwar erstaunlich viel. Flattr scheint zu funktionieren und zwar gerade deswegen, weil es sich einem normalen Preisaushandlungsprozess entzieht und stattdessen jeden einzelnen Flattrer vor die selbe Frage stellt, die es jeden Schenkenden stellt: Was und wie viel möchtest du geben?
Ich persönlich merke das an mir selber. Flattr hat mich in die Situation gebracht, mir Gedanken zu machen, was mir die Blogs, die ich lese eigentlich wert sind. Nicht wert in dem Sinne von: wie viel Geld würde ich in die Hand nehmen, um einen Artikel zu bezahlen, wenn ich es müsste (vermutlich gar nichts), sondern – gemessen an meinem Gesamtbudget (das nicht sehr groß ist): wie viel würde ich davon gerne den Blogs, die mir gefallen schenken? So insgesamt, mit allgemeiner Höchstgrenze.
Ich habe, wie gesagt nicht viel Geld. Ich brauche auch nicht besonders viel. Ich brauche kaum Luxus, fahre lieber Rad als Bahn oder Auto. Ich habe eine kleine Wohnung, weil ich da eh nicht viel Zeit verbringe. Aber ich habe einen teuren Rechner und ein teures Telefon. Im Grunde kaufe ich in dieser Hinsicht immer das teuerste. Das magh für manche absurd klingen, aber so verteile ich nun mal meine Präferenzen.
Eine Wohnung zu haben ist wichtig, aber eine große und schöne Wohnung zu haben, ist mir unwichtig. „Wohnen“ ist eine Tätigkeit, die ich selten ausübe. Am Rechner sitzen ist dagegen eine Tätigkeit, die mein Leben mehr als alles andere bestimmt. Deswegen ist mir ein guter Rechner viel Geld wert, da mache ich ungern Kompromisse. Wenn ich darüber nachdenke, was mir mein Rechner „wert“ ist, dann sage ich zunächst einmal: alles, was ich mir leisten kann. Und so lange ich mich nicht ruiniere, werde ich auch weiterhin das teuerste kaufen, das es gibt.
Bei Blogs ist das ganz ähnlich. Als Flattr herein flatterte habe ich mich spontan gefreut. Nicht weil ich glaubte, jetzt reich werden zu können, nein, sondern, weil ich froh darüber war, dass ich dieses diffuse Gefühl des „Mir sind Blogs etwas wert“ jetzt auf genau die Art und Weise ausdrücken kann, wie ich es empfinde: als spontane Freude und Zustimmung über einen einzelnen Blogeintrag.
Ich habe mein Flattr von Anfang an auf 20 Euro pro Monat gestellt. Meine eigene Einschätzung, wie viel mir Blogs Wert sind, wäre eher 50 Euro, aber das geht derzeit nicht. Schade.
Wir sind in Brooklyn! Dort sieht es aus.
Dann sind wir nach Manhattan gegangen.
Dann sind wir wieder zurück gegangen.
Weil: Brooklyn hat die schönere Skyline.
Nämlich die von Manhattan.
Die in Manhattan haben nur die von Brooklyn. Die armen.
Ich hab da noch mal nachgedacht. Über LOST. Gestern habe ich ne Menge Krams gelesen, das mir irgendwie sagen will: ist ja alles gut so, was regen sich die Leute auf? Ich rege mich jetzt aber doch auf. Genauer: jetzt erst.
Einen schönen Text hat hoch21 geschrieben, der eh schon die halbe LOST Serie grandios per Blog begleitete. Die dortige Interpretation ist treffend: All der Kram: Die Dharma, the Others, die Zahlenfolge, all die Rätsel, der Rauch, die Insel, alles ist völlig egal. Am Ende geht es – und ging es wohl immer – um den je individuellen Weg der Charaktere in ihr Glück/Schicksal oder so. Ich glaube, er hat recht. Und ich will das etwas weiter spinnen.
Ich behaupte: zwei Worte hätten von Anfang an genügt, die ganze LOST Serie zusammen zu fassen und restlos zu verstehen ohne auch nur einen Ausschnitt gesehen zu haben: „LOST“ und „Christian Shephard„.
Diese zwei Worte, mehr nicht, denn nur darum ging es. Es ging um das verlorene Schaf – die verlorenen Schafe – und ihren Irrweg zum erleuchteten Pfad des christlichen Hirten. Amen. – Das war’s! Das war wirklich alles!
Und deswegen bin ich etwas sauer.
Ich habe mich nämlich damals in ein Theater gesetzt. Versprochen wurde eine tolle bunte, bombastische Rocky-Horror-Show mit Schnickschnack, Sensationen und Dings vom Broadway. Aber als der Vorhang zufiel, fand ich mich in einer Kriche wieder. Eine fucking Kirche; eine in die ich mich niemals freiwillig gesetzt hätte! Ja, LOST ist ein einziger, ewig langer Gottesdienst, mehr nicht. Zugegeben, ein gut gemachter, aber dafür auch ein sehr manipulativer Gottesdienst. Ein Gottesdienst nämlich mit nichts anderem im Sinn als gerade uns, uns Mystery-Fans bei unserer Faszination zu packen und uns auf den rechten, den spirituellen Pfad Gottes zu führen. LOST ist ein Missionierungsgottesdienst und wir waren die Schafe und haben das blökend mitgemacht.
Der mysteriöse Tot der Wissenschaft
Klar, es ging zuerst immer um den Widerstreit zwischen Man of Faith und Man of Science und wir waren alle gespannt, wie der ausgehen würde. Zuerst ausgetragen zwischen Jack und seinem Vater, dann zwischen Jack und Locke. Klar und Dharma und Mr. Eko und Krams. Alles richtig, soweit. Aber als dann in der sechsten Staffel Jack auf die Insel zurückkehrt, scheint er irgendwie lobotomiert worden zu sein. Jedenfalls sondert er nur noch schwer erträglichen „supposed to be here„-Quark ab, was man zuvor nur von Locke kannte und wandelt wie auf Drogen in seiner Schicksalsgläubigkeit herum. Und Man of Science? Gibt’s nicht mehr, wird nicht mehr unterstützt, ist einfach weg, der widerpart. Und all die Zeit hatte ich inständig gehofft, dass da dann doch noch irgendein Spin daraus wird. Dass sich dieses „Erleuchtete Pfad„-Gebrabbel als ebendas herausstellt und dass all das irgendwie anders aufgeklärt wird.
Anders, nicht auf eine bestimmte Weise, aber anders. Meinetwegen mit einem neuen Rätsel, meinetwegen auch gar nicht, meinetwegen überhaupt nicht wissenschaftlich, mir doch egal! Aber nicht so! Nicht, dass sich blökende Schafmetapher als richtig erweist und Jack zum glaubenden Märtyrer wird, zum tatsächlichen Sohn des verdammten christlichen Schäfers.
Klar, geht es bei Mystery nicht darum, am Ende für alles eine plausible und wissenschaftliche Erklärung zu haben. Es geht aber auch nicht darum, eine christlich, mystische Erklärung zu bekommen. LOST lässt aber nichts offen, sondern bezieht eindeutig Stellung. Denn der wissenschaftliche Widerpart der transzendenten Schäfchen ab der sechsten Staffel schlicht gebrochen. Er ist einfach nicht mehr da. Jack wurde missioniert, vollständig brainwashed. Und ab da steht nichts mehr zwischen dem irrationalen Schein des Allmächtigen und seinen Schäfchen, dass noch irgendetwas drehen oder tun könnte. Die Wissenschaft hat versagt in ihrer Suche nach dem Sinn der Insel, in der Suche nach den Lösungen der Probleme der Menschen, in allem. Sie wurde von den Autoren einfach in die Ecke gestellt, damit der heilige D-Zug an ihr vorbei rauschen kann, wie auf Schienen.
Und diese Schienen, die wurden tatsächlich nachträglich, also jetzt, sichtbar. Ich versuche sie etwas zurück zu verfolgen:
Auf dem Irrenweg zum Allmächtigen
Der Weg zu Gott geht immer über die Puppet Master. Die Puppet Master sind immer präsent wechseln sich ab, bleiben aber bis zum Schluss als mysterisches Motiv präsent.
1. Da haben wir zunächst die Others, die irgendwie mehr wissen als die anderen, mehr können, ein geheimes Supervolk, dessen dicker, zotteliger Zausel in Latzhosen der Anführer zu sein scheint. Er zieht die Fäden, sie sind ihm alle ausgeliefert.
2. Aber kaum haben die Lostis das raus gefunden, merken sie, dass dass der Zottel auch nur Befehle ausführt und schließlich, dass der Zottel nur ein netter, dicker Brummbär ist. Dann ist es nämlich Benjamin Linus. Dieser überaus ausgefuchste Typ, der alles zu wissen scheint, der alles vorsieht, alles Plant, dem alle irgendwie ausgeliefert sind. Er scheint alle manipulativ in Händen zu haben. Ein wirklich allmächtiger Gegenspieler.
3. Nachdem aber Linus eingemeindet wurde und ab dort auch nur ein Mensch ist, der eine ebenso ohnmächtige Spielfigur im großen Inselmonopoly ist, wird der eigentliche Puppet Master vorgestellt. Einer, vor dem sich auch Linus fürchtet – zu recht. Denn nun betritt Whitmore die Szenerie und nimmt die brutale Stellung des Gegenspielers an, während Linus plötzlich so klein ist, mit Hut und sich mit den LOSTies verbrüdern muss. Whitmore hat das Geld und die Macht und seine Spitzel sind überall. Er ist ein noch viel mächtigerer Gegner und ein noch viel größerer Puppet Master als alle vorherigen.
4. Aber während Whitmore so vor sich hinwurschtelt und mit jeder Folge irgendwie komplexer, aber auch egaler wird, stellt sich etwas ganz anderes heraus. Schließlich und letztendlich führen nämlich alle Wege dann doch zu Jacob. Jacob sind sie am Ende alle hörig. Egal ob Whitmore, der Tempelclown (auch recht mächtig) oder Linus, alle tun, was Jocob sagt, oder was sie glauben, was Jacob sagt oder meint. Endlich haben wir ihn, den wirklichen Herrscher über alles. Jocob rouled die Insel und noch viel mehr. Er ist der Puppet Master Master. Dabei hat er immer die unschuldige Aura des Erzengel Gabriel und die stoische Ruhe eines ZEN-Mönchs. Klar, ist er der spirituelle Mittelpunkt, auf den alles hinaus laufen muss. Naja, jedenfalls bis er einfach nieder gemeuchelt wird.
5. Und dann, ab dort, also ab Season 6 gibt es keinen Puppet Master mehr. Ab dort stehen die LOSTies für sich selbst, müssen alleine klar kommen. Nicht mal der Schwarze Rauch – jetzt in Lockegestalt – steht so richtig über ihnen. Und sie selber werden nun zu Kandidaten, Jacob zu ersetzen. Man könnte das eine Emanzipation nennen. Jedenfalls vorläufig. Aber die Zweifel bleiben: wo ist der eigentliche Puppet Master? Kommt da noch was?
6. Und dann – ganz am Schluss – kommt es raus. Der eigentliche Puppet Master – der Puppet Master Master Master – der Master of it all – und – nebenbei – die eigentliche Hauptfigur der ganzenh Serie im Hintergrund, all das war immer schon Christian Shephard, der christliche Hirte. Er ist der letzte, der wichtigste die eigentliche Figur, auf die alle hinaus läuft. Das anderen waren nur False Prophets, sie waren Irrwege aber dann doch – letztendlich – genau der Weg zu IHM. Nur zu IHM.
Da braucht man dann gar nicht die Erlösungstrory des Jack Shephard, dem christlichen Hirten sein eigener Sohn, den er auf die Insel zurück geschickt hat, um seine Schäfchen zu zu „saven“. Der dabei natürlich das Gute wieder einsetzt und somit schließlich für unserer aller Gutsein gestorben ist. Denn sie waren lost, sie waren es niemals auf der Insel, sondern sie waren es im Leben, wie wir alles es sind: verlorene Schafe auf dem falschen Pfaden.
LOST hatte die Aufgabe des Jack Shephard: uns alle wieder zurück zu holen. Mit Pseudomystery und einem großen Haufen Küchentheologie. Nein, danke!
Es wird Zeit, mal wieder egostreammäßig ein paar Dinge hier aufzuschreiben.
Ich hab jetzt auch Flattr. Eigentlich. Allerdings nicht aufgeladen, weil dieses ver*ckte Paypal sich nicht mit meinem Bankdings begnügt, sondern gerne ne Kreditkarte hätte. Wozu brauch ich dann noch Paypal, frage ich mich?
Egal, ich finde Flattr eine tolle Idee, werde das auch hier einbauen, sobald da Geld drauf ist aber ich habe derweil schon mal eine Lobhudelei auf dem FAZ-Blog geschrieben. Flattr eröffnet nämlich eine Art Geschenkökonomie und ist damit vielleicht das genau richtige Bezahlmodell in Zeiten des Kontrollverlust.
* * *
Meine Idee, die der Plattformneutralität durfte ich als Eröffnungskeynote bei der CCC-Konferenz SIGINT vortragen. Ich hoffe, ich konnte dort meinen Punkt einigermaßen rüber bringen. Ich war sau aufgeregt und sau unausgeschlafen und ich habe kein referierendes Selbstbild von mir, weil ich sowas ja auch fast noch nie gemacht habe. Ich glaube, ich habe das aber ohne größere Patzer über die Bühne gebracht, werde aber das Video abwarten müssen um das genauer einzuschätzen. Die Artikel bei Heise und Zeit Online scheinen aber die Idee verstanden zu haben, was mich zuversichtlich macht.
* * *
Die SIGINT selber war übrigens ganz großartig! Eine Art Kongress in gemütlich. Wenige hundert Menschen auf einer großzügigen Fläche verteilt. Viel Zeit zum quatschen, diskutieren und kennenlernen. Kein Gedrängel in den Vortragssälen und immer einen Sitzplatz. Ich habe unglaublich viel mitgenommen. Ich musste einige Standpunkte anpassen oder differenzieren und habe eine ganze Menge gelernt. Ich weiß nicht: der Kongress ist natürlich Wahnsinn, in Sachen Input, aber ich habe dennoch das Gefühl, auf der SIGINT mehr mitgenommen zu haben. Vielleicht weil’s intensiver war? Weil man die Fragen nach den Pannals gleich weiter diskutieren konnte? Jedenfalls eine sehr sympathische Konferenz. Ich danke den Organisatoren für die Einladung und tolle Organisation.
* * *
Gestern hab auch ich endlich Lost zu ende gesehen. Ich bin ja verdammt spät eingestiegen (vor etwa drei Monaten), hab mir dann in Marathonsitzungen eine Staffel nach der anderen reingeknallt und war erst irgendwann mitten in der Sechsten auf dem allgemeinen Stand. Ich muss sagen: es hat mich alles nicht so reingezogen, wie das andere von sich berichten. Ich war interessiert und irgendwann wäre es unmöglich gewesen, da nicht bis zum Ende durch zu marschieren. Aber meine eigentliche Motivation war eher Opportunismus: Lost ist irgendwie sowas wie ein popkultureller Meilenstein meiner Generation. Die Serie nicht gesehen zu haben, so meine Befürchtung, wäre so, wie Star Wars nicht zu kennen. Star Wars, Lost, Per Anhalter durch die Galaxis und die Bibel sind nun mal feste Kulturbausteine, ohne deren Grundlagenkenntnis das Entschlüsseln von öffentlicher Kommunikation schwerer ist.
Aber als das gestern nun alles zu ende ging, hatte ich nicht diese Leere, dieses komische melancholisch-wehmütige Gefühl, dass ich habe, wenn ich einen langen Roman zu ende gelesen habe. Irgendwie war mir das alles, naja, egal. Alles ist irgendwie unklar, aber doch zu Ende gekommen. Meinet wegen. Klar, Fragen bleiben. Die von SpOn und noch viel mehr von College Humor. Und bei mir? Ach ja.
* * *
Und ich bin jetzt natürlich etwas im Stress. Ich muss noch so einiges schreiben, einiges organisieren und habe nur noch wenige Tage Zeit. Am Samstag geht es dann nämlich los, nach New York City, für drei Monate. Dort sind es gerade 32 Grad. Nur mal so.
Wer hätte gedacht, dass ich mich nochmal so sehr mit Genderthemen auseinandersetzen würde. Im Studium hab ich darum meist einen gut erkennbaren Bogen gemacht. Doch heute, im Internet, ist dem Thema nicht aus dem Weg zu gehen.
Um es vorweg zu sagen: Ich halte das Thema für sehr komplex und fühle mich damit regelmäßig überfordert, was auch der Grund ist, warum ich nie etwas drüber schreibe. Ich schreibe aber nun in letzter Zeit über Ungleichheit und Plattformneutralität (ich mache dazu übrigens eine Keynote auf der SIGINT) und aus dieser Warte ist ein Blick auf die Genderdebatten beinahe unumgänglich. Und der Debatte bei den Piraten ist ja auch nicht zu entkommen.
Natürlich habe ich die Vorgeschichte mitbekommen. Das ungeschickte agieren von Leena Simon mit der Pressemitteilung und die noch ungeschicktere Reaktion des Berliner Landesverbands, waren beide ziemlich unnötig. Ich war von der Debatte mehr oder weniger amüsiert, vor allem der daraus folgende Rückzug der Piraten auf eine „post-gender„-Position. Nicht, dass das eine inhaltlich legitime Position wäre, aber „post-gender“ kann man ernsthafter Weise nur dann sein, wenn man sich mit der Geschlechterfrage vorher überhaupt mal auseinandergesetzt hat. Das spreche ich den Piraten ab. Aber „prä-gender“ und „post-gender“ sind ja schließlich beide irgendwie nicht gender, oder?
Tja, und nun hat der Bundesverband der Piraten also einen neuen Vorstand und diesmal ist nicht eine einzige Frau dabei. Ganz egal, wie man zur Genderdebatte steht, als Pirat muss man spätestens hier einsehen, dass man ein Problem hat. Alles andere ist Realitätsverweigerung.
Ich gehöre nun wirklich nicht zu den Leuten, die eine Quote fordern und ich würde auch nicht – wie manche das tun – die Piraten wegen ihres Frauenproblems als „sexistisch“ klassifizieren. Ich nehme es den Piraten voll und ganz ab, dass für die meisten Mitglieder das Geschlecht tatsächlich keine Rolle spielt. Ich glaube sogar wirklich, dass die Piraten einen besonders geschlechtsneutralen Umgang pflegen, mehr als andere. Und auch die von Antje Schrupp in’s Spiel gebrachte andere – feminine – Art des politischen Engaments, die eben nicht machtgetrieben ist, würde ich den Piraten mehr zusprechen als jeder der etablierten Parteien. Das zeigt alleine schon die Einführung von Liquid Democracy, das nichts anderes als eine weitere Entmachtung des Vorstandes zu Gunsten der Basis nach sich ziehen wird.
Ich würde grundsätzlich also gar nicht so sehr mit dem Finger auf die Piraten zeigen, denn ich weiß eigentlich nicht, wo sie groß was falsch machen. Außer, dass sie ihre Augen vor ihrem ganz offensichtlichen und – wie ich finde – gravierenden Problem mit den Frauen verschließen, kann man den Piraten eigentlich nichts vorwerfen.
Aber wenn ich ehrlich bin, glaube ich auch nicht, dass nur eine Öffnung zur Genderfrage eine Lösung für dieses Problem sein kann. Frauen interessieren sich für mehr als nur für Genderthemen und dass die Piraten einen so niedrigen Frauenanteil haben und auch noch so wenig Frauen sich bereit erklären, für den Vorstand zu kandidieren, muss tiefere Ursachen haben, als nur das Nichtvorhandensein einer Frauenpolitik.
Und hier stehe ich relativ ratlos da. Man kann ja die Frauen nicht dazu zwingen, sich zur Wahl aufzustellen. Man kann sie auch nicht zwingen, sich für die Piraten zu interessieren. Man kann nur das Angebot schaffen und da kann man den Piraten – wie gesagt – eigentlich keinen Vorwurf machen.
Es bleibt also nur eins, was ich den Piraten derzeit raten kann:
Als erstes: seht endlich ein, dass ihr ein Problem habt. Und dann setzt euch zusammen und diskutiert, wie ihr es lösen könnt. Bindet dafür so viele Frauen ein, wie es geht und lasst feministische Debatten zu. Der Feminismus beschäftigt sich mit genau diesen Fragen schon ein paar Tage länger, als ihr.
Vielleicht brauchen die Piraten eine feministische Debatte dringender als die Frauen.
Gestern war ich bei Dendemann auf dem Konzert. Ich geh selten und eher ungern auf Konzerte. Ich schaff es eigentlich nie so richtig, in diese euphorische Stimmung einzutauchen. Meist langweile ich mich nach ca. 30 Minuten und hab irgendwie Bock mich hinzusetzen.
Das war gestern gottseidank nicht so. Dendemann hat dem Laden eingeheizt und so viel Stimmung und Euphorie erzeugt … dass ich mich nicht die ganze Zeit gelangweilt habe. Was mir aber mal wieder auffällt: Wie wenig ich damit klar komme, bevormundet zu werden. Ich glaube, ich habe ein massives Problem mit Autoritäten. Dabei ging es nicht mal um mich. (Was ich übrigens auch sehr deutlich wieder bei der Visumsprozedur gemerkt habe.)
Der Ordner auf dem Konzert ging zunächst zu einem Mädchen, dass mit seiner Handycam kurze Aufnahmen von der Show machte und untersagte ihr das. Die Tatsache, dass das Verboten ist, ist ja wahnsinnig genug. Aber diese Fingerhaumenthalität kotzt mich zusätzlich an.
Als nächstes ging er zu einem anderen Mädchen, dass sich auf den Schultern ihres Freundes saß und feierte. Die musste natürlich runter. Muss ja alles seine Ordnung haben. Auf dem Rückweg hat er dann noch jemanden zur Ordnung gerufen, der nur eine Zigarette geraucht hat. Es ist Rauchverbot hier.
Gestern hat jemand bei mir im FAZ-Blog – in etwas altlinker Attitüde – meine Idee der Plattformneutralität auf den schon länger schwelenden Konflikt um den öffentlichen Raum bezogen. Ja, in der Tat, es ist das selbe Problem. Durch die Privatisierung des öffentlichen Raums (z.b. Shoppingmalls statt Fußgängerzonen) werden lauter kleine autoritäre Fingerhauregime geschaffen, die mit ihren willkürlich gebrauchten Hausrecht, die Freiheit des einzelnen insgesamt einschränken.
Es ist vor allem das Gefühl des Ausgeliefertseins. Der Ohnmacht. Du hast nur wenig Rechte auf privatem Boden. Egal ob auf Facebook, der Shoppingmall oder in der Konzerthalle. Geduldet werden nur die angepassten. Was angepasst heißt, bestimmt der Eigentümer. Pass Dich an, sonst darfst du an Gesellschaft, Kultur und Konsum nicht teilnehmen.
Plattformneutralität als politischer Ansatz ist weit mehr, als nur Netzpolitik.
Und zum Abschluss noch ein Konzert, bei dem ich wirklich gerne dabei gewesen wäre:
ACHTUNG, dieser Artikel ist sehr, sehr alt. Er ist von 2010! Die Angaben hier stimmen mit hocher Wahrscheinlichkeit zum größten Teil nicht mehr, einige Links zeigen ins Leere. Verwenden auf eigene Gefahr.
Dieses Blog ist in letzter Zeit zum Egostream mutiert. Das liegt natürlich vor allem an den ganzen anderen Projekten, die mich einerseits einbinden und die ich hier gerne sammle. Aber eigentlich sollen hier auch nützliche Inhalte drin stehen. Und obwohl das hier vielleicht gar nicht so einen Wert hat, für meine Stammleserschaft, will ich hier von meinem heutigen Besuch beim US-Konsulat erzählen. Das ist zwar so mäßig spannend, aber vielleicht hilfreich für Menschen, die nach Informationen dazu googlen, denn das sollte man, das ist nämlich verdammt kompliziert. Außerdem hat mich das alles ganz schön geflasht.
Vorgeschichte
Also: ich werde zusammen mit meiner Freundin für drei Monate nach New York gehen. Am 29. geht es los. Wir haben einen Flug bei Delta Airlines gebucht. Und haben dabei einen Fehler gemacht.
Obwohl wir eigentlich wussten, dass wir irgendwie nur so für drei Monate ohne extra zu beantragendes Visum einreisen dürfen, waren wir so doof und haben einfach so Pi mal Daumen gebucht. Und natürlich waren das dann genau drei Tage zu lang.
Bei Delta kann man leider nur innerhalb von 24 Stunden stornieren, umbuchen geht bei denen gar nicht und eine Reiserücktrittsversicherung hatten wir natürlich auch nicht abgeschlossen. Das heißt, die Flugdaten waren unverrückbar. Ein Visum musste her.
Nun kann man sich denken, dass das kein Spaß wird. Aber egal, wie schlimm man es sich vorstellt, die Realität ist schlimmer. Gut. Was erstmal positiv zu erwähnen ist: es lässt sich einiges davon online erledigen, da sind die recht weit, die Amerikaner.
Was muss ich beachten?
Zeit: Sich einen Monat vor dem Flug um das Visum zu kümmern ist völlig okay. Drei Wochen ist beinahe knapp. Zwei Wochen ist im Zweifelsfall schon zu spät. Eine Woche – vergiss es!
Literatur: Zunächst ist hier eine Schritt für Schritt Anleitung verzeichnet, wo auch alle Links zu den Formularen verzeichnet sind. Tolle Sache, das! Am besten bookmarken, oder als Homescreen einstellen, so lange man mit dem Visakrams beschäftigt ist.
Der Antrag
Das erste Formular, dem man sich widmen muss, ist der eigentliche Antrag (https). Man muss ihn als aller erstes machen, denn alles andere baut darauf auf. Ohne Antrag ist alles nichts!
Ein paar wichtige Tipps vorweg:
Wenn man es geschafft hat, alles unfallfrei auszufüllen (das müssen über hundert Fragen sein), bekommt man eine „Confirmation“. Gott sei dank auch gleichzeitig per Mail. Man sollte die gut aufbewahren. Abspeichern und Ausdrucken. Beides!
Die Terminvereinbarung
Mit diesem Wisch kann man dann wieder zu einem weiteren Formular huschen (aber erst dann!) in dem man den Termin im Konsulat vereinbart. Auch dankenswerter Weise alles online. Das ist auch nötig, denn die Telefonhotline ist schweineteuer!
Für dieses Formular sollte man eine Kreditkarte mit allen (wirklich allen!) Daten, die es zu so einer Kreditkarte gibt, griffbereit haben. Hier muss man alles nochmal auffüllen. Name, Wohnort, alles. Wenn es gut geht, kommt man zu einem Screen, wo man in einem Onlinekalender einen der freien Termine auswählen kann. Ich finde da ja immer noch prima! Sowas habe ich auf deutschen Behördenseiten nie gesehen.
Tralala (Vorsicht!)
Ab hier setzte wieder die für mich übliche Tralalalität ein. Ich hatte ja einen Termin als PDF per Mail bestätigt bekommen. Klar, das PDF war ganz schön lang und ich schwörs, ich wollte das nochmal irgendwann alles lesen, aber es war j aauch auf englisch! ich hab es mir dann natürlich nicht durchgelesen. Das heißt, ich hab das schon noch gelesen, aber erst in der Nacht vor dem Termin.
Dort fand ich dann so spannende Sachen heraus, wie die, dass ich noch einen nicht unerheblich großen Geldbetrag, nämlich 98,25 Euro hätte entrichten sollen. Und dass ich das wohl dokumentiert bei dieser Firma hätte tun sollen, damit ich deren Quittung dann mitbringen kann.
Außerdem wurde mir mitgeteilt, dass mein Foto, dass ich im ersten Formular hoch geladen hatte, vom Computer nicht akzeptiert worden ist. Ich solle ein neues mitbringen. Und dann soll ich noch einen Umschlag dabei haben, frankiert mit 1,45 Euro und mit meiner Adresse drauf.
Uff!
Die Überweisung machte ich schnell online und druckte mir das Hinweisfenster, dass die Überweisung von statten gegangen ist, aus. (SPOILER: keine gute Idee!) und als Foto machte ich dann – in etwa den Anforderungen entsprechend – ein paar Bilder mit dem iPhone, dass ich dann einfach mitbringen wollte und dann das Bild irgendwie per Mail denen zukommen lassen wollte (SPOILER2: auch keine gute Idee!)
Als letztes vorm Zubettgehen stellte ich fest, dass das Konsulat nicht – wie ich die ganze Zeit angenommen hatte – Irgendwo in Tiergartennähe ist, wo es hingehören sollte, sondern vor Zehlendorf – wo genau genommen überhaupt gar nichts hingehört!
Der Termin
Als überzeugter Radfahrer bin ich natürlich trotzdem mit dem Rad gefahren. Um 8:00 bin ich los. 12,7 Kilometer quer durch Berlin. Ich hatte mit 45 Minuten gerechnet, habe aber dann doch fast eine ganze Stunde gebraucht, weil ich den Weg immer auf dem iPhone nachschauen musste.
Ich kam also erstmal schon 10 Minuten zu spät. Das war aber – wie ich sofort sah – kein Problem. Vor dem Konsulat hatte sich bereits eine Schlange gebildet. Bevor ich mich aber einreihen konnte, machte mich ein bewachender Polizist darauf aufmerksam, dass ich mein Fahrrad hier nicht anschließen dürfe. Höchstens drüben, auf der anderen Seite der vierspurigen Straße.
Dann – auch da muss ich die Amis wieder loben – checkte bereits vor dem Konsulat eine Dame mittleren Alters die Dokumente aller Neuankömmlinge. Als ich dran war, war sofort klar: Ich komme so nicht rein! Ich brauche einen vernünftigen Überweisungsbeleg und ein richtiges Foto. Glücklicherweise gab mir die Frau routiniert ein gelbes Blatt Papier auf dem sie „10:45“ notierte. Bis dahin sollte ich mit den richtigen Unterlagen zurück sein. – Dort drüben führe man nach Zehlendorf hinein, dort gäbe es Banken und Optiker und so.
Zurück zum Service!
Zum Termin braucht man auf jeden Fall:
Zehlendorf
Ich also wieder auf das Fahrrad, ca. einen Kilometer nach Zehlendorf reingefahren. Dort erstmal kurz was gefrühstückt (so viel Zeit muss sein), dann zu „meiner“ Bank rein. Volksbank. Naja, eigentlich ja nicht meine Bank, also nicht Hannoversche Volksbank, dort bin ich eigentlich Kunde, sondern Berliner Volksbank. Was sich sofort als Problem herausstellte: Nein, man könne mir meine Überweisung nicht Quittieren. Die Hannoversche sei eben eine eigene Bank, da könne man nix tun… Herrje.
Okay, dann musste ich also in den sauren Apfel beißen, 100 Euro abheben, rüber zur Dresdner Bank gehen und direkt auf’s Konto des Konsulats einzahlen. Kostet extra 5 Euro aber man hat dann eine gültige Quittung. Dann natürlich sofort bei den Jungs der Hannoverschen Volksbank angerufen. Ja, sie können versuchen, die Überweisung rückgängig zu machen, aber nein, versprechen könne man nix. Naja, außer dass das auf jeden fall 6 Euro krams kostet.
Dann bin ich noch in dem Bürgerhaus Zehlendorf rumgeirrt. Ich finde ja, in solche Behörden gehören Passbildautomaten. Vermutlich bequatschen aber Optiker in der Gegend die Beamten, um genau das zu verhindern. Geschäftsmodell ist Geschäftsmodell.
Also beim Optiker für – extra us-amerikanisch standardisierte – Passbilder (2 Stück) noch mal 10 Euro bezahlt. Uff! Dann zurück.
Konsulat
Also, Fahrrad, wieder auf der anderen Straßenseite geparkt und rüber gegangen, angestellt. Ich fühlte mich gut, ich fühlte mich vorbereitet. Diesmal würde alles klappen! – „Mit dem Handy kommen Sie hier nicht rein!“ Scheiße! – Alle Versuche, den Polizisten zum Handyaufpasser zu machen scheiterten. Was soll das überhaupt! Warum haben die Angst vor Handys?
Jedenfalls gibt es drüben, über die Kreuzung rüber, bei der Ubahnhaltestelle „Oskar-Helene-Heim“ einen Kiosk. Die alte Dame darin, ist eine routinierte Handyverwahrerin. Kostet einen Euro und ist absolut vertrauenswürdig.
Wieder zurück, durfte ich mich also endlich in die Schlage einreihen und kam auch recht schnell rein. Beim Sicherheitscheck fiel auf, dass ich noch das Handyladekabel meines iPhones in meiner sonst als Notebooktasche genutzten Tasche lag. Wahnsinn! Das haben das kleine Kabel da behalten, ich könne es aber auf dem Rückweg wieder abholen. Ein einfaches iPhoneladekabel. Da war nicht mal das Netzteil dran!
Egal, ich war drin. Von dort an, war alles recht einfach. Nur eins: ich musste mich an den Namen und die Adresse meines Gymnasiums erinnern und niederschreiben, aber auch nur, weil ich dummerweise irgendwo einen Kreuz falsch gesetzt hatte (Kommt wohl häufiger vor).
Einmal alle meine Fingerabdrücke eingescannt bekommen, ein paar Fragen beantwortet und sofort mein Visum bewilligt bekommen. Mein Pass wird mir inllusive Visum die nächsten Tage zugestellt.
Uff!
Auf dem einstündigen Heimweg hat es dann noch etwas doller geregnet.