Willkommen zu Krasse Links No 38. Es ist ein neues Jahr, also konsolidiert Eure Oligarchien; heute revidieren wir die Prognosen des Plattformbuchs als semantische Umschließung des Bitcoin.
Ann Telnaes war Cartoonistin der Washington Post seit 2008 und beschreibt in ihrem Newsletter, warum sie hingeschmissen hat.
The cartoon that was killed criticizes the billionaire tech and media chief executives who have been doing their best to curry favor with incoming President-elect Trump. There have been multiple articles recently about these men with lucrative government contracts and an interest in eliminating regulations making their way to Mar-a-lago. The group in the cartoon included Mark Zuckerberg/Facebook & Meta founder and CEO, Sam Altman/AI CEO, Patrick Soon-Shiong/LA Times publisher, the Walt Disney Company/ABC News, and Jeff Bezos/Washington Post owner.
As an editorial cartoonist, my job is to hold powerful people and institutions accountable. For the first time, my editor prevented me from doing that critical job. So I have decided to leave the Post. I doubt my decision will cause much of a stir and that it will be dismissed because I’m just a cartoonist. But I will not stop holding truth to power through my cartooning, because as they say, “Democracy dies in darkness”.
Jeff Bezos ist ein Cartoon auf diesen Cartoon.
Wie schon Bezos, Zuckerberg und Sam Altman spendet auch Tim Cook eine Million Dollar an Trumps „Inauguration Committee“. Das wird bestimmt ne schöne Feier.
Nach sieben Jahren tritt der Brite Nick Gleck als „president of global affairs“ – quasi Außenminister von Meta – zurück und übergibt seinen Job Joel Caplan, ebenfalls ein langjähriger Facebook-Lobbyist.
In a statement announcing he would step down, Sir Nick said his successor Joel Kaplan is „quite clearly the right person for the right job at the right time“.
Wer sich länger mit Social Network Politik befasst, dem ist Kaplan schon lange ein Begriff. Die Wikipedia fasst sein Wirken so zusammen:
Within Facebook, Kaplan has been described as a strong conservative voice He has helped place conservatives in key positions in the company, and advocated for the interests of right-wing websites Breitbart News and The Daily Caller within the company. He has successfully advocated for changes in Facebook’s algorithm to promote the interests of right-wing publications and successfully prevented Facebook from closing down groups that were alleged to have circulated fake news, arguing that doing so would disproportionately target conservatives.
Mein Plattformbuch endet mit einigen Prognosen, von denen sich einige als wahr und andere als unwahr erwiesen und viele sind noch nicht entschieden. Eine davon, nämlich dass sich Social Media-Plattformen entlang politischer Lager segregieren würden, schien zunächst aufzugehen. Metas Threads sollte dem vom rechts gecapturedten Twitter ein Gegengewicht entgegensetzen, so wurde es lange Zeit erzählt. Doch die Erzählung hat schon lange Risse und mit jeder neuen Unterwerfungsgeste von Mark Zuckerberg Richtung Trump schwindet die Hoffnung, dass Meta sich trauen wird, oppositionelle Infrastruktur zu sein.
Mein Fehler war 2021 noch zu sehr an den „Markt“ zu glauben, wo rationale Akteure für eine Nachfrage ein Angebot schaffen würden. Doch wir spielen im Internet schon lange nicht mehr Markt, sondern „Sich konsolidierende Oligarchie“. Und mit den rechtsradikalen Broligarchs im Weißen Haus sind wir im Jahr 1999 von Putins Regentschaft und niemand von den anderen Milliardären will der Mikhail Khodorkovsky sein.
Eine andere Prognose aus dem Plattformbuch liest sich so:
Es sieht jedenfalls derzeit nicht sehr nach Abbrennen aus.
MegaLag behandelt in diesem Video ein dubioses Geschäftsmodell namens Honey, das eigentlich ein auf die Influencerwelt zugeschnittener „Social Hack“ ist.
Seit Wochen trommeln etliche populäre Youtuber und andere Influencer*innen für einen Dienst von Paypal namens „Honey“, der verspricht als Browser Extension für jedes angepriesene Produkt Rabattcodes im Internet zu finden und im Erfolgsfall automatisch den Preis zu reduzieren.
Was Honey aber in Wirklichkeit tut, ist die Affiliate-Sessions der User zu kapern und sich selbst als Empfehlende Instanz – statt der werbenden Influencer*innen – zu setzen. Affiliate Links funktionieren so, dass ich ein Produkt öffentlich toll finde und zu ihm mit einem speziellen Link verlinke, an dem der Shopbetreiber erkennt, dass die Empfehlung von mir kam und mir im Falle eines Kaufs eine Provision zahlt. Wenn man den Link per Extension kapert und umbiegt, kann man automatisiert die Margen der Influencer*innen frühstücken.
Honey tut etwas, was ich im Buch einen „Iterationsangriff“ nenne. Das Honey-Plugin schiebt sich zwischen Benutzer*in und Website und übernimmt die Kontrolle über die Interaktion. Dass sich die Influencer*innen selbst dafür einspannen ließen, einen Dienst zu promoten, der ihnen selbst die Butter vom Brot isst, garniert nur diese Dreistigkeit.
Schon EYOE hatte mit Adblock Plus gezeigt, dass man ein jederzeit ein Geschäftsmodell kreieren kann, indem man sich per Browser-Plugin zwischen Endnutzer*in und Websites schaltet. Im Plattformbuch beschrieb ich das Geschäftsmodell so:
Das ist allerdings strukturell gesehen das Geschäftsmodell aller Plattformen?
Weil alle Margen Ableitungen von Netzwerkmacht sind, ist die sicherste Art Geld zu verdienen, sich zur Netzwerkzentralität im Abhängigkeitsnetzwerk der Dividuen zu machen und im Kapitalismus der vernetzten Gesellschaft bedeutet das in letzter Konsequenz immer, die eigenen Infrastrukturen in einem sukzessivem Umschlingungsprozess zwischen das Dividuum und seinen etablierten Pfadgelegenheiten wachsen zu lassen.
Molly White hat den besten Artikel über Musks neuerlichen Kampf gegen die Wikipedia geschrieben und in die allgemeine Information War Agenda der Rechten eingeordnet:
This hostility to information sources outside their control extends far beyond the media. Right-wing groups have launched coordinated campaigns to ban books from schools and libraries, particularly those discussing race, gender, or LGBT topics.25 They’ve pushed legislation like the “Kids Online Safety Act” that, while framed as protecting children, would require platforms to restrict access to information deemed “harmful” or “inappropriate for minors”, which is likely to include resources for LGBT youth and information about reproductive or gender-affirming healthcare, sexual education, or mental health.26 And they’ve supported state-level laws requiring internet platforms to implement age restrictions that threaten privacy and are vulnerable to weaponization against content deemed “obscene”.27 The common thread connecting these efforts is not protecting children or promoting “family values,” but controlling what information people can access.
White ist nicht unkritisch gegenüber den strukturellen Problemen, die die Wikipedia hat, weist aber auf ihre Resillienz gegenüber machtvollen Interessen hin.
While some news outlets and other entities have proven willing to back down in the face of threats and demands from powerful figures (or has lacked the resources to do anything but), Wikipedia has not. This resilience against control helps explain why figures like Musk find Wikipedia so infuriating. They can buy platforms, threaten lawsuits, or pressure advertisers, but they cannot simply purchase or coerce control over Wikipedia.
Ich bin mir nicht sicher, ob die Wikipedia dem kommenden Sturm standhalten wird, aber ich stimme Molly White zu, dass sie der Internet-Hügel ist, um den es sich zu kämpfen lohnt.
But as other information sources fall to acquisition, intimidation, or other pressure, Wikipedia’s stubborn independence becomes more vital than ever.
Auf dem 38c3 gab es viele spannende Vorträge von denen ich die meisten noch immer nicht gesehen habe, aber der von Arne Vogelgesang ist mir bereits über längere Zeit im Kopf geblieben. Er hält eine art Live-Video-Essay über das Phänomen des „Goonings„, eine männlich kodierte und pornofixierte Selbstbefriedigungs-Subkultur im Internet, der aber in verallgemeinerbaren Beobachtungen über unser Selbst- un Technikverhältnisse kulminiert. Das hört sich abstrakt an, ist aber unterhaltsam und anschaulich und in seiner Konsequenz durchaus beunruhigend. Ich will nicht allzuviel verraten, nur dass es der eine Talk war, der mich noch mehrere Tage gedanklich verfolgte.
Das Smartphone war bereits ein „mentales Exoskelett“, das uns erlaubte, jederzeit aus dem tristen „Hier und Jetzt“ attraktiven Pfadgelegenheiten im viel spannenderen semantischen Raum des Internets nachzugehen. Noisecanlelling-Kopfhörer waren ein weiterer sichtbarer Schritt der Entflechtung von der Außenwelt und der semantischen Umschließung und auch wenn das Metaverse weiterhin ein Marketingslogan bleibt, ist doch offensichtlich, worauf Big Tech mit seinen VR-Headsets hinaus will: der kompletten materiellen Umschließung durch die eigene Infrastruktur und damit die restlose Kontrolle über unsere Choice Architectures.
Auch der „For You“-Algotithmus ist Teil dieser Umschließung. War die Timeline lange eine Funktion Deiner selbstgewählten Kontakte rund um den Follower, ist es heute fast ausschließlich der opake Algorithmus der Plattformen, der die ambient Information-Spaces der Dividuen bedient.
Wir haben den Kapitalismus als Fruchtblase um uns herumgewachsen lassen, weil uns erzählt wurde, nur als Individuuen frei sein zu können. Nur in voneinander getrennten, atomisierten Blasen können wir unseren individuellen Weg finden, zum Beispiel den von Apple, Meta oder X.
Gooning ist eine Subkultur, die die semantisch-materielle Umschließung des eigenen Begehrens reflektiert und selbst zum sozialen Anknüpfungspunkt macht und erklärt dabei die Unterwerfung selbst kurzerhand zum Fetisch.
Ich hatte beim hören ständig den Impuls diese Form der Vergemeinschaftung zu pathologisieren, sie für eine krankhafte Ausgeburt unserer Zeit zu halten, doch das wäre selbstgerecht. Gooners machen nur ihr eigenes technikumschlossenes Selbstverhältnis zur sozialen Identität und in diesem Ehrlichmachen sind sie den meisten von uns einen Schritt voraus.
Was bedeutet es eigentlich, dass mit Trump/Musk/Vance jetzt eine so sehr auf Crypto fixierte US-Regierung ins Amt kommt? Antulio Rosales und Ty Tarnowski haben darüber im Newsletter der London School of Economics geschrieben.
In the US, a set of policies that could transform the country’s monetary backbone is being proposed from this community. The goal is to turn massive gold and other reserves into bitcoin, to make the “hodl” crypto trend (hold on for dear life) into government policy. This proposal is not completely new. In Argentina, for example, the use of gas flares in the country’s large Vaca Muerta shale oil and gas camp for bitcoin mining has been floated as a state-sponsored plan to destine the bitcoin proceeds as central bank reserves.
Aber weil Staaten auch nur Dividuen sind und erfahrungsgemäß den USA alles nachmachen, erwarten die Autoren Ripple-Effects. (die FDP lässt grüßen).
A strategic reserve of bitcoin through a federal government mandate would produce ripple effects in the monetary system and could further bolster the valuation of bitcoin, creating a feedback loop of the asset’s allure. The idea seeks to elevate bitcoin to a military-strategic resource, much like oil currently is.
Trumps Konzentration auf Crypto wird mit einer komplementären Aufmerksamkeit für Fossile Energien flankiert.
An important component of Trump’s agenda is his steadfast support of traditional fossil fuel energy. His nominee for Secretary of Energy, Chris Wright, is an insider and advocate of the hydrocarbons industry as well as a climate change denier. In a speech delivered to the Bitcoin Conference 2024 in Nashville, Trump said he wanted crypto “to be mined, minted and made in the USA”. Already in 2021, the United States was responsible for over 37 per cent of the global hash rate of bitcoin mining. The US became a focal point of attraction for mining investments after China began to crackdown on mining, and many went to alternative locations, with flexible regulations and abundant and inexpensive energy.
Und einige fordern sogar, dass die USA selbst in Bitcoin-Mining investieren sollte:
Advocates also believe the government should step into the mining business itself and store bitcoin rewards directly. Reaching the targets of the proposed reserve through mining will become increasingly energy intensive. The reward for mining a block of bitcoin is cut by half every four years as part of bitcoin’s deflationary mechanics.
Unter meinen Plattformbuch-Prognosen waren auch „Bitcoin-Rogue-States“:
Ich dachte dabei eher an Iran oder Venezuela, nicht an die USA, aber ach.
Vor über 13 einhalb Jahren, am 1.6.2011 – der Kurs stand geradebei $ 8.47 – schrieb ich junger Technikoptimist über Bitcoin:
Der vorherbestimmte Gang der Bitcoins ist, dass ihr Wert steigen wird. Es ist eine Währung, die nichts anderes tut, als zu deflationieren. Es gibt schließlich keinen Grund für Bitcoins, sich jemals auf irgendeinen Preis einzupendeln. Es ist ja fest definiert, wie viele Bitcoins es jemals geben wird, also wird der Preis für Bitcoins für immer steigen, wie der Wert eines Rembrandt-Gemäldes.
Das heißt, es ist zu jederzeit wirtschaftlich rational in Bitcoins einzusteigen und es wird immer wirtschaftlich irrational sein, aus Bitcoins auszusteigen (sie also tatsächlich für Zahlungen zu verwenden). Damit sind Bitcoins der perfekte Geldstaubsauger. Sie werden eine ganze Menge Kapital aufsaugen und für eine unabsehbare Zeit binden. Wie viel, ist nicht abzusehen.
Wenn nichts dazwischen kommt, (ein Hack oder eine tatsächlich zielführende, polizeiliche Maßnahme der Regierungen) können Bitcoins also tatsächlich eine Gefahr für Regierungen und sogar für die Weltwirtschaft werden. Bei 1 Milliarde Dollar größe wird der Bitcoinmarkt eine Gefahr, denn dieses Geld fehlt wo anders. Und ich für meinen Teil sehe keinen Grund, warum bei einer Milliarde Schluss sein sollte.
Der Geldstaubsauger hat also das Potential eine sehr signifikante Menge an Kapital zu binden, eine Menge, die der Weltwirtschaft ernsthaft schaden kann. Es wird dann nur noch darauf ankommen auf welche Preissteigerungsrate sich die Bitcoins einpendeln werden. Denn alle anderen Investmentangebote müssen mit dieser Rate konkurrieren. Am Ende könnte die gesamte Weltwirtschaft zusammenbrechen.
Fazit: Bitcoins sind für nichts eine Lösung. Aber sie könnten ein brillianter Hack des derzeitigen Wirtschaftssystems sein.
Hier eine mögliche alternative, materielle Geschichte, hätte ich zum Zeitpunkt des Schreibens nicht von der Hand in den Mund gelebt und es mir hätte leisten können, 1000 Euro Spielgeld in die Sache zu werfen:
Ich kenn mich, ich bin da wahnsinnig nervös. Wahrscheinlich hätte ich in all den Ups und Downs immer mal wieder ein paar Millionen verloren, spätestens nach dem Cryotocrash 2021 den Großteil meines Vermögens, aber es ist dennoch enorm plausibel, dass ich heute als Multimillionär gelten würde.
Aber es ist dann auch wahrscheinlich, dass ich nicht ich wäre. Ich hätte mich tiefer in die Semantiken der Crypto-Community verstrickt, hätte andere Freunde gehabt, andere Freundinnen, hätte in anderen Gegenden gewohnt und dort andere Bekanntschaften gemacht. Kurz: Ich wäre mit Sicherheit ein Vorzeige-Cryptobro geworden, der seinen zufälligen Reichtum mit allerlei Bullshiterzählungen zu seiner Heldengeschichte gemacht hat.
Dieses Investiertsein in Crypto hätte auch dafür gesorgt, dass ich anders über Politik nachdenke. Ich wäre mit bestimmten Menschen nie in Berührung gekommen, hätte irgendwann nur noch eine abstrakte Vorstellung davon, wie es auf der anderen Seite des Reichtums aussieht. Ja, Trump ist unappetitlich, hätte ich gesagt, aber er wird mein Vermögen schützen und mehren. Das was ich habe, können doch alle haben, würde ich lügen und Euch bei jeder Gelegenheit zurufen doch auch einfach in Bitcoin zu investieren? Oder eben „Have Fun staying poor!“
Weil am Ende das Sein das Bewusstsein bestimmt, muss man manchmal auch für materielle Pfadgelegenheiten, die man nicht hatte, dankbar sein.
Ein Einsatzzweck von generativer KI, für den sich ein wachsender Markt entwickelt, ist „Companionship AIs“ im weitesten Sinne. Sandy Carter, selbst COO at Unstoppable Domains, gab im Mai letzten Jahres einen Überblick über den Markt.
According to Sensor Tower, the overall estimated user base for the top 6 AI Companion apps is around 52 million.
Man sollte diese Zahl mit Vorsicht genießen, aber die Nachfrage ist vorstellbar?
„[Charakter AI] appeal is particularly strong among users who are seeking emotional support or relief from loneliness, positioning it as a practical, wellness-focused AI assistant. Though it trails Character AI globally, Talkie AI has gained significant traction in the U.S., where it has surpassed Character AI in downloads, reflecting its growing popularity as a tool for emotional connection.“
Und natürlich ist auch der Bedarf an virtuellen „Girlfriends“ da.
Shifting gears from practical skills to emotional support, Intimate AI Girlfriend and Linky AI cater to those seeking a more romantic form of AI companionship. Both apps tap into the growing demand for virtual relationships, allowing users to customize their AI partner’s appearance and personality. Intimate AI Girlfriend, in particular, offers flirtatious conversations and emotional support, blurring the lines between digital and real-world connections. Similarly, Linky AI provides users with relationship-oriented interactions, creating meaningful bonds in the digital space.
Aber die „Compagnions“ sollen auch als emotionale Infrastruktur der Selbstverwirklichung dienen.
Rounding out the list is Elysai and HiWaifu, two AI companions that focus on holistic personal growth. Unlike the others, Elysai combines traditional chatbot features with practical tools for self-improvement, such as mood tracking and guided meditations, positioning itself as more than just a conversational partner.
Carter macht sich durchaus ehrlich, welcher gesellschaftlicher Hintergrund der Treiber dieser Entwicklung ist:
The demand for AI companions, is a reflection of the global loneliness epidemic, exacerbated by the COVID-19 pandemic, which has increased the need for connection. Technological advancements have made AI companions more sophisticated, capable of understanding context and generating human-like responses.
Aber selbst ohne die Abwesenheit anderer sozialer Pfadgelegenheiten haben die KI-Compagnions einigen von uns etwas voraus:
AI companions offer unconditional positive regard, providing acceptance that can be rare in human relationships. As they learn from every interaction, they become increasingly personalized, making users feel understood and appreciated.
Das Paper, das den Transformeransatz, der heute alle generativen KIs antreibt, der Welt vorstellte, hieß literally: „Attention is All you need“ und das denke ich mir auch immer wieder, wenn ich meinen Hund streichel. Der körperlichen Kontakt ist wichtig, doch das Streicheln ist nur Medium einer noch wichtigere Ressource: Aufmerksamkeit.
Dass Aufmerksamkeit eine knappe Ressource ist, um die ein ökonomischer Kampf geführt wird, hatte bereits Georg Franck formuliert, aber Aufmerksamkeit ist auch die grundlegenste Infrastruktur all unserer sozialen Beziehungen. Aufmerksamkeit ist die Währung jedes dividuellen In-Beziehung-Tretens und jede Beziehung erfordert ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit. In einer soliden Beziehung ist man wechselseitig über beide Ohren in Aufmerksamkeit verschuldet.
Die Aufmerksamkeit einer LLM (Multi-head Attention) ist furchtbar kompliziert arbeitet aber grob gesagt so, dass sie beim Einlesen jedes Wort des Prompts mit jedem anderen Wort im Prompt über ihre jeweiligen semantischen Vektoren multipliziert und den semantischen Raum dabei auf diesen Kontext zuspitzt (transformiert) und ihn dann während des Outputs bei jeder Tokenabwägung der Antwort berücksichtigen kann.
Das mag mechanisch klingen aber ist etliche mal effektiver als das 60 Jahre alte ELIZA von Joseph Weizenbaum, ein knalleinfach gestrickter Chatbot, der es trotzdem schon damals schaffte, Menschen das Gefühl zu geben „gesehen“ zu werden, der sogenannte „ELIZER Effect“
Ich hatte Generative KI im letzten Newsletter eine Sprachakt-Waffe genannt, dabei aber die Akte der öffentlichen Rede gemeint. Aber die Akte der privaten Rede, die Sprachakte der Intimität, die eben auf einer (so empfundenen) wechselseitigen Aufmerksamkeit beruhen, sind die endgültige semantische Umschließung des Divduums.
Abusive Relationships sind in Zukunft skalierbar.