Demokratie und Revolution

Ich bin anscheinend mehr so der, der auf andere antwortet, nicht einer der das Gespräch beginnt. Warum sonst vernachlässige ich mein eigenes Blog und kommentiere lieber bei anderen? Wie dem auch sei. Heute gibt es mal wieder super Texte im Blogdings über unsere politische Situation, bei denen ich mich mal wieder nicht zurückhalten konnte.
Deswegen meine Kommentare hier noch mal gesammelt und erweitert und zusammengefasst:

Don Dahlmann scheint eine ähnliche Ohnmacht gegenüber den Eingriffen der Politik zu verspühren wie ich:

Was ist eigentlich in den letzten zehn Jahren nicht nur mit den Grünen passiert? Was geht in den Köpfen der Politik vor? Ich sehe, was passiert. Bei den Einschneidungen in den bürgerlichen Freiheitsrechten. Bei den Einschneidungen im Privatleben. Ich sehe den Aufbau eines Überwachungsstaates, der mit einer bürgerlichen Demokratie nichts mehr zu tun hat. Historiker und Staatsphilosophe werden in 50 oder 100 Jahren sicher einen Begriff für diese Form der Staatsform finden. Aber heute verstehe ich es nicht.

Ich erkläre mir das so: unsere Grundrechte und unsere freiheitliche Demokratie waren von Anfang an eben nicht nur durch Gewaltenteilung, Wahlen und Grundgesetz geschützt. Es gab da noch etwas anderes. Die über allen westlichen Machthabern wie ein Gespenst schwebende Drohung: „das Gespenst des Kommunismus“.

Es war die Drohung der Revolution die damals tatsächlich allgegenwärtig war und die westlichen Systeme in einen Konkurrenzkampf um die Köpfe hineinzwang. Denn es war nicht nur eine externe Bedrohung. Es wurde daran geglaubt, auch hierzulande. Die Machthaber hatten keine andere Wahl, als die „Guten“ zu sein. Hat ja auch geklappt. Das Gespenst wurde vertrieben und Fukuyama rief den Endsieg als das Ende der Geschichte aus.

Dass den Machthabern damit ein wichtiges, vielleicht das wichtigste Korrektiv abhanden gekommen ist, scheint bis heute kaum einer zu merken. Vielleicht war der demokratische Kapitalismus nicht einfach von sich aus gut, wie deren Apologeten gerne argumentieren. Siehe Russland, vielleicht sogar die USA.

Ich bin der festen Meinung, dass Demokratie ohne das Versprechen/die Drohung der Revolution auf Dauer unmöglich ist.

Damit das nicht falsch verstanden wird. Ich bin der Demokratie ihr größter Fan.
Wenn man sich genau überlegt ist die Idee der demokratischen Wahl nämlich nichts anderes als die rechtlich institutionalisierte Revolution. Alle paar Jahre wird das Volk aufgerufen das System zu stürzen. Oder eben nicht.

Das Problem fängt aber an, wenn sich Machtstrukturen verkrusten. Das einzige was dagegen hilft ist eine neue Partei. Die Grünen Anfang der 80er und heute die Linke und – auf Johnny’s Artikel bezogen, ja, leider auch die NPD.

Man kann nur hoffen, dass dieses Korrektiv ausreichend ist und SPD und CDU ordentlich abgestraft werden.

Ich persönlich fühle mich aber von keiner Partei mehr repräsentiert. Vielleicht nicht mal mehr von dem Konzept der Partei. Dennoch fände ich den Versuch spannend und würde mich beteiligen.

Es gilt: Die Politik hat nicht die Aufgabe die Revolution zu verhindern. Sondern sie unnötig zu machen. Das ist als Forderung zu verstehen, nicht als Feststellung.

Zwang

Denke über die Einführung einer Kommentierpflicht meiner Leser nach…

Das Ende des Wahnsinns in 10 Stolpersteinen

Bei Mercedes Bunz wiedermal ins Grübeln gekommen. Dabei ist das hier rausgekommen. Zu viel für einen Kommentar, wie ich finde, also besser hier:

1. würde ich sagen, dass das, was wir erleben werden, der Popkultur nicht diametral oder antagonistisch gegenüberstehen wird, jedenfalls zunächst, sondern sich sehr bewusst über ihr errichten wird, denn

2. wir erleben das ja, wie man sehr schön der letzen Mindestenshaltbarausgabe sehen kann, in der Don Dahlmann verkündet, dass Bloggen Pop ist. Aaaaber es wird gleichzeitig völlig anders werden und die Popdiskurse in den Blogs werden die Regisseure gewesen sein, die abgefilmte Theaterstücke gezeigt haben, bevor sie auf die Idee mit der Schnitttechnik kamen. Also so frei nach McLuhan. Natürlich wird und kann man das machen, am Anfang, wenn man die Eigenheiten des Mediums erst noch ausforscht, aber dabei wird es nicht bleiben. Definitiv. Was mich zum Propheten werden lässt, der sagt: die Entwicklung geht vielmehr

3. hin zu einer „Bekenntniskultur“, wenn ich das mal vorsichtig und vorläufig wagen darf so zu nennen. Es wird ein kultureller Entwurf aus dem Geiste des Opensource sein, wie alle wichtigen digitalen Bewegungen der letzten 10 Jahre. „Du hast eine Information? Dann her damit!“ Transparenz und Großzügigkeit wird das neue Paradigma sein, auch alltagskulturell, also wird

4. das Geheimnis, das Geheimnisvolle und damit das Hip- und Cool-sein auf Dauer den Beigeschmack des Geizes erhalten. Und der unangemessenen Arroganz. Denn das Neue wird ein System sein, das wieder mehr auf der klassischen Reziprozität der Gabe ausgelegt sein wird. Derjenige ist cool, der am meisten gibt (d.h. vor allem auch preisgibt, nicht für sich behält: sich öffnet) Daraus folgt:

5. Hipsein wird so unhip geworden sein, dass alles popkulturelle Rumgepose so lächerlich wirken wird, wie 80er-Jahre-Frisuren in den 90ern. Nur dass sich halt keine weiteren „großen“ Trends werden festmachen lassen, denn

6. die Satisfikationsfähigkeit einzelner Trends wird in ungekannte tiefen fallen, weil sich die Menschen nicht mehr einheitlich orientieren. Die Peergroup wird noch mal etwas völlig anderes werden, noch viel autonomer in ihrer Entwicklung, durchlässiger aber auch viel prägender durch eigene, unerschöpfliche Informationskanäle. Kaum übersetzbar zwischen Peergroup zu Peergroup wird das kulturelle Kapital dort gebunden und aufgeteilt sein und die Toleranz zwischen den Groups wird alleine durch ihre Vielheit geboten sein. Von Rocker vs. Popper zu Hiphopper vs. Metaller vs. Punker vs. Raver etc. Nimm diesen Prozess und lass ihn exponentiell explodieren, sowohl was die Intensität der Prägung als auch die Gesamtzahl der Groups angeht. Und stell vielleicht noch die Musik als einziges Versammlungszeichen in Frage. Dann bist Du ziemlich genau

7. bei dem kulturellen Longtail, dem die Referenz, jedenfalls die allgemein verständliche, mehr und mehr abhanden kommt. Kommen wird. Das, was die Popkultur ausmacht, die augenzwinkernde Referenz, das wissende andeuten, wird sich entweder nur auf die Zeit bis jetzt beziehen können oder aber einfach verschwinden, weil ihr das Futter ausgehen wird. Die Popkultur könnte durchaus verhungern am Mangel an gemeinsamen Nennern in dieser neuen Welt.

8. Der aber gleichzeitig dadurch jeglicher Begriff der „Wissenslücke“ abgehen wird. Was sollte das noch sein, eine „Wissenslücke“, also jenseits eines kanonisierten Allgemeinwissens, in einer Zeit, in der jeder noch so kleine Teildiskurs jeden Tag seine unlesbar vielen Neuigkeiten auf den Markt schmeißen wird. Was man nicht wuppen kann, wird auch nicht verlangt werden. Oder kennt hier jemand alle deutschsprachigen Websites? Alle deuschsprachigen Websites zum Thema Musik? Alle zum Thema Hiphop? Nein? Wie uncool!?
Du kennt den neusten Trend nicht? Welchen denn jetzt von den 234, die alleine heute aufgeploppt sind? E.G.A.L! Weil

9. Das große Egal der Weltanschauung wird indes ersetzt durch die eigene Stimme. Es wird sich eine Repolitisierung ereignen, die aber nichts mehr gemein hat mit der Politik, wie wir sie kennen. Es wird eine politische Generation entstehen, die jenseits der üblichen Labels agiert, die sich nicht organisiert und sich nicht in Gruppen fasst, solange es nicht nötig ist. Sie wird „das Wählengehen“ vielleicht nicht mal mehr verstehen. Politisierung der Stimme, jeder ist ein Redenschreiber. Keiner folgt irgendwem. Aber es wird heftig diskutiert werden. Und dabei wird alles möglich sein: Rassistische Einwanderungsbefürworter, ökologische Wirtschaftsfanatiker, totalitäre Anarchisten. Es ist eine Frage der Zeit, wann das politische System sich dem fügen wird müssen. Aber eines wird es nie wieder geben: Eine „Bewegung“, weshalb

10. sich auch nichts mehr von hier nach dort, von links nach rechts, von jung nach alt, von whatever bewegen wird, wie es noch jede Jugendkultur gemacht hat, denn es wird nichtmal eine Jugendkultur gewesen sein. Diese Entwicklung wird alles und nichts umfasst haben, wie man schon heute sieht. Es gibt keinerlei Homogenität, nicht politisch, nicht sozial, nicht mal wirklich altersstrukturell. Und selbst wenn, jede Homogenität wird ausgelöscht werden, früher oder später. Zersetzt in seine Einzelnen Fädchen. Nach der Popkultur kommt keine Kultur mehr, die den Namen verdient. Vielleicht ist es das: Mehr noch das Ende der Kultur an sich, als das der Popkultur.

Beavis und Butt-Head-mbr

Kann sich noch jemand an diese Vögel erinnern?

Die beiden waren die übergeigte Interpretation der mittelständischen Suburb-Jugendlichen der 90er. Fernsehjunkies und Heavy-Metalfreaks. Es war die erste M-TV Gereration selbst, die da karikiert wurde. Hierzulande würden sie vielleicht als Dorfpunks tituliert. Die Dialoge waren das bescheuertste und flachste, was ich bisher im Fernsehen sehen durfte. Meist waren es knappe, hämische Bemerkungen gegenüber den Opfern ihrer Streiche und sie endeten immer mit einem „Hä hähähä hä hä. that’s cool.“

Ich könnte mich jetzt ärgern, dass Beavis und Butt-Head Chris und Oliver meinen Kommetar bei ihnen gelöscht haben. siehe: http://www.fixmbr.de/ich-bin-kein-blogger . Tu ich aber nicht. Irgendwie musste ich viel eher schmunzeln, weil ich mich in meine Fernsehjugend zurückversetzt wähnte. (Vielleicht wegen der ganzen infantilen Grinsezeichen?) Und von Beavis und Butt-Head hätte ich schließlich auch nichts anders erwartet.
:-))))))))

Außerdem find ich den Kommentar hier viel passender und ich wollt ihn eh neu formulieren:

Der Oliver ist also kein Blogger. Soso. Ich dachte, Chris wäre dafür zuständig zu definieren, wer Blogger ist, und wer nicht. http://www.fixmbr.de/das-china-syndrom . Und, Olli? Wie fühlt sich das an, so unter „Blutbloggern“? Wolltet ihr da eigentlich hin?

Aber vielleicht sollte man auch einfach mal aufhören mit der ganzen Herumdefinierei. Ich kann ja verstehen, dass ihr Euch um jeden Preis gegen alles und jeden abgrenzen wollt (ich glaube, alles und jeder wollen das auch), aber anscheinend verheddert ihr Euch jetzt schon in Eurem eigenen Begriffsgestrüpp. Und glaubt mir, das wirkt nur um so alberner, je ernsthafter ihr das vortragt.

Ach, eins noch: Die wichtigste Ausrede, die Johnny und co. parat haben, sich nicht wirklich mit echter Kritik auseinandersetzen zu müssen, seid Ihr. Ich persönlich finde das vorgeschoben, denn ich hab schon das Gefühl, dass man Euch prima ignorieren kann. Aber andererseits ist schon was dran. Wer solche Feinde hat wie Euch, der braucht wahrlich keine Freunde mehr.

[EDIT] Die Kinder haben jetzt meine Referrer geblockt. Wie niiiieeeedlich. Menschmenschmensch. Manche kommen nie ins schulfähige Alter.