Misstrauensvotum gegen das Volk

524 Stimmen, Ja = 366, Nein = 156, Enthaltungen = 2

Das Volk hat das Vertrauen der Regierung verscherzt. Wäre es da nicht doch einfacher, die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes?

Bert Brecht

Konferenzen

Von allen Bluesgesängen über das Bloggen – was es mal war, für einen persönlich, oder wie man es sah, als Phänomen, oder auch nicht – ist der schönste, der Vortrag von Peter Praschl auf dem ZKM.

Obwohl ich weit nicht so lange dabei bin, kann ich doch von mir behaupten, die Ausläufer dessen erlebt zu haben, von dem er spricht. Denn ja, es ist eine untergegangene Welt, irgendwie. Ein kleine literarische Welt, eine – man kann sagen – intime Welt. Und ja, es war vor allem auch diese Welt, die mich im Mitte 2005 für das Bloggen begeisterte.

Mal anders gefragt: Was ist eigentlich aus den Blogleseungen geworden? Es gab eine Zeit, da traf man sich, um sich gegenseitig aus seinem Blog vorzulesen. In einem kleinen netten Kaffe mit ein, zweihundert Leuten. Manche fanden das albern und klar diente eine solche Veranstaltung doch mehr dazu, sich kennenzulernen. Ein Gesicht hinter der Geschichte zu haben, eine Stimme über dem Text.

Heute gibt es Barcamps (und Ähnliches). Da geht es um alles mögliche, aber selten ums Bloggen. Da geht es um die neuste Web2.0 App. Darum, ob Investor A in Startup B investieren will. Es geht um Jobs und es geht um Relevanz. Die erste Frage auf diesen Veranstaltungen ist: „Was machst Du?“. Man ist dort nicht als Blogger, nicht mal Mensch, man ist ein „Kontakt“. Wenn man ein eigenes Startup hat, oder Geld zum investieren, dann ist man im besten Fall ein „guter Kontakt“. Ich mag kein Kontakt sein. Nichtmal ein guter. Mir ist das zu wider so wahrgenommen zu werden.

Nein, es muss keine Lesung sein. Es kann auch über Technik und Markt und über Web2.0 gesprochen werden. Aber es gibt auch noch diese anderen. Die, die einfach nur bloggen (TM). Die sind zunehmend genervt, dass überall, wo man sich zu treffen hofft, der Businessschwarm schon lauert und Techblogger die Agenda bestimmen. Klar. Es gibt eben Menschen, die wollen mit dem Krams Geld verdienen, der anderen einfach nur Spass macht. Gegen deren Ellenbogen ist man machtlos, denn während man selber eine nette Zeit haben will, kämpfen sie ihren Kampf ums täglich Brot. Ich kann das irgendwie verstehen, aber es ist nun mal nicht mein Ding.

Ich bin nur ein Nutzer, ich will nicht mal sagen Blogger, denn dazu nutze ich zu viele andere Tools. Ich bin eine dilettantische Rampensau. Ich bin ein Hobbyscheißeschreiber, Amateur-Dauerkommentierer des Weltgeschehens, ein mißmutiger Hinkotzer meiner Gedanken. Am Web2.0 interessiert mich nur und ausschließlich, was ich damit machen kann, nicht wie das Businessmodell dahinter aussieht. Auch das muss man nicht toll finden. Aber ich fände es toll, mal nur mit Leuten zu quatschen, denen das auch so geht. Denn von meiner Art, da bin ich sicher, gibt es noch eine Menge mehr.

Es sieht so aus, als hätten wir unser Forum verloren. Als wären wir heimatlos. Das Ziel verloren. Die Richtung. Vielleicht deswegen der Blogblues.

Natürlich ist das alles Schwachsinn. Hier im Netz gibt es Platz für alles. Es gibt kein Thema, das keine Leser fände. Es gibt kein Bedürfnis, dass man hier nicht ausleben könnte. Und wer braucht schon ein Forum, wenn er ein Blog hat 😉

Und wenn zu wenig „einfach nur Blogger“ auf den Konferenzen sind, dann liegt das an den „einfach nur Bloggern“, die sich weigern, dort hinzugehen, weil sie fürchten, dass ihnen die Businesstypen auf den Sack gehen. Self fullfilling prophecy, sag ich da nur.

Die Re:publica08 ist als Bloggerkonferenz gedacht. Sie ist das Forum, sich im Reallive zu sehen und kennenzulernen. Sie ist keine Networkingveranstaltung für Startups und keine Jobbörse für Web-Entwickler. Es sei denn, wir lassen das zu – durch unsere Abwesenheit.

Also wer jetzt schon im Vorfeld herumnölt, dem möchte ich sagen, dass es in unserer Hand liegt, was dort passieren wird. Denn eine Konferenz lebt von ihrem Publikum. Und falls dann wieder eine Session über Werbung in Blogs kommt, dann gibt es diesmal hoffentlich kein wildes Kopfgenicke, oder nur Fragen, wie das denn geht, das werben, sondern eine echte Diskussion.

Deswegen leg ich mich jetzt schon mal fest: Ich gehe dahin. Und ich hoffe, dass gerade die Leute, die ähnlich denken wie ich, auch dort sein werden. Also Ihr!

Speichererweiterung

Heute mal was technisches.

Mit meiner erster Speichererweiterung habe ich meinen Amiga 500 auf einen Megabyte aufgerüstet. Den Computer davor konnte man nicht aufrüsten. Wollte man mehr Speicher, musste man einen anderen Rechner kaufen. Und so war mein erster Computer ein C128-D statt dem üblichen C64 , also mit 128 Kilobyte statt 64.

Aber seit meiner ersten Aufrüstung habe ich alle Computer, die ich je hatte aufgerüstet. Meistens vom Start weg: Meinen ersten PC von 4 auf 8 Megabyte, den nächsten von 64 MB auf 128, dann sogar noch auf 256 MB.

Mein erstes Notebook, dass den Namen verdient, hab ich von 512 auf nur 750 Megabyte aufgepimpt. Aber auch nur, weil ich 256 MB nicht in den Müll kippen wollte. Sonst wäre es ein Gigabyte geworden. Das war vor beinahe 5 Jahren.

Mein aktuelles Macbook habe ich auch gleich vom Start weg von einem Gigabyte auf zwei hochgeschraubt. Und ich glaube mittlerweile, ich könnte hier noch mehr gebrauchen. Vier wären eigentlich erst so wirklich komfortabel. Dann bräuchte ich mir wirklich länger keinen Kopf machen.

Denn es lohnt sich immer. Jeder Rechner, der mehr Speicher von mir bekam lief anschließend erheblich schneller. Das ist nicht zu vergleichen mit Prozessormacht. Hakt und zuppt der Rechner in der Bedienung, dann liegt das in 95% der Fälle am zu geringem Arbeitsspeicher, nicht am Prozessor.

Das liegt vor allem daran, dass die Datenrate aus der Festplatte bis heute nie Moores Law gefrönt hat. Sie hat sich aus physikalischen Gründen immer nur linear gesteigert, im Gegensatz zum großen Rest, der in der üblichen Progression beschleunigte. Die Festplatte ist also der Flaschenhals in momentanen Rechnerarchitekturen.
Wenn aber nicht genügend Arbeitsspeicher vorhanden ist, müssen so ziemlich alle Betriebssyteme wichtige Daten auf die Festplatte auslagern, auch wenn sie häufig darauf zugreifen müssen, wie etwa bei offnen Programmen. Die aber reagiert verhältnismäßig behäbig. Verglichen mit dem Arbeitsspeicher wie eine Nacktschnecke zum Schall.

Mehr Arbeitsspeicher heißt also weniger Festplattenzugriffe im normalen Betrieb. Das steigert die gefühlte Perfomance beträchtlich. Menues öffnen sich sofort. Programme wechseln in der Millisekunde ihrer Auswahl. Man kann in Photoshop auch mal große Dateien bearbeiten, ohne dauern Kaffe kochen zu müssen. Und man kann problemlos auch mal mehr als drei Programme aufhaben, wenn es einen geziemt. Kurz: Das Leben ist angenehmer, weniger nervig.

Was ich sagen will: Warum zum Teufel haben Computer grundsätzlich und zu allen Zeiten immer nur die hälfte des Speichers, der angebracht wäre, um eine optimale Perfomance zu gewährleisten? Jedes System wird damit grundsätzlich weit unter seinen Möglichkeiten gehalten. Auch heute noch. Warum ist das so? Ich werde das nie verstehen.

Für die anderen als Tipp: Wenn Euer Rechner Euch nervt und Ihr an eine Neuanschaffung denkt: schaut erstmal, ob es nicht eine Speichererweiterung auch tut. Glaubt mir, ihr werdet eure alte Möhre nicht wiedererkennen.

@work

Endlich, ein neuer Podcast. Diesmal geht es um Arbeit. Jörg und ich fragen uns: warum überhaupt Arbeit? Was ist das eigentlich: Freizeit? Und welche Form von Arbeit ist zu favorisieren? Dazu holen wir uns als Special Guest den freiberuflichen Journalist Alexander an die Strippe.

Viel Erfolg. Oder so.

podcast mspro jörg IV – @work

Tabasco unter Wasser

Ein alter Freund von mir hat es nicht nur in die Sphären des Web2.0 geschafft, sondern zusätzlich auch nach Mexiko. In dieser Kombination ist er momentan sozusagen mein persönlicher Außenkorrespondent, was die Lage in Tabasco angeht. Denn dort hat es die letzten Tage so stark geregnet, dass sich eine krasse Flutkatastrophe ereignet hat.

Ich gebe also an dieser Stelle weiter zu Mankel in Mexiko und seine unglaublichen Berichte. Wer es aktueller mag, hier Mankels Twitterstream.
(wieder typisch, dass man von sowas in deutschen Medien kaum etwas mitbekommt. jaja, ist ja nur Mexiko…)
UPDATE: Mankel hat mittlerweile anscheinend das ganze Ausmaß der Katastrophe überblickt. Einfach nur krass! 

Sehr geehrter Außerirdischer,

es ist nicht leicht Dir zu schreiben, sich an Dich zu adressieren. Welche Sprache wählt man? Welche Geste würde von Euch falsch verstanden werden? Bisher habt ihr es kolossal versäumt, Euch bei uns vorzustellen. Dabei ist das hier bei uns, auf der Erde, gang und gebe. Aber gut, das könnt ihr ja nicht wissen. Aber da sind wir auch schon beim Problem.

Wir wissen nämlich schon eine ganze Menge über Euch, über Euer Wesen, sozusagen. Denn wir wissen das schon über Euren komischen Namen: „Außerirdische“.

Ihr seid außen. Soviel steht fest. Wenn es eine Grenze gibt, irgendeine, dann steht ihr außen vor. Und es ist nicht so, dass wir das nicht kennen. Wir kennen nämlich schon länger den „Ausländer“ an sich.

Ihr, die Außerirdischen, seid also quasi nur die auf das Weltall ausgedehnte Version des Ausländers. Damit ist eigentlich alles gesagt, was wir über Euch wissen müssen: Ihr könnt unsere Sprache nicht, haltet Euch nicht an unsere Verkehrsregeln, esst komische Sachen und seid vor allem eins: anders.

Lieber Außerirdischer. Wie soll ich das sagen? Ich denke, das sind keine guten Vorraussetzungen für einen ersten „Contact“. Ehrlich gesagt, mögen wir Euch schon jetzt nicht. Und es ist sicher keine so gute Idee hier vorbeizuschauen.

Du musst wissen, Außerirdischer, dass genau dort das Hauptproblem besteht, mit Dir: Du bist außen und Du wirst immer außen bleiben. Du bist eben alles was wir nicht sind, Du bist keiner von uns. Wir sind ein „Wir“. Das war schon immer so. Und alles was wir mögen (oder auch nur akzeptieren), das sind wir und das, was wir so machen. Das nennen wir (Leit-)Kultur. Und das meint…, naja, eigentlich meint es gar nicht so viel… aber es meint vor allem…. also wenn es etwas gibt, dass es meint, dann dies: Du gehörst nicht dazu!

Ganz ehrlich? Hier hat es keinen Platz für Außerirdische wie Dich.

Ich kann hier auch nicht mit letzter Sicherheit für Deine Sicherheit garantieren. Die Erde ist im Zweifelsfall eine Nogo-Area. Ich glaube schon, dass wir, also einige von uns, wenig erfreut sein werden, wenn Du hier zum Beispiel Deine Religion ausüben willst. Wie immer die aussehen mag. Oder was Du sonst noch so tust in Deiner komischen anderen Welt. Ich will das alles gar nicht wissen. Nur eines: wir mögen das nicht. Ja. Das alles. Und vergiss nicht: wir können für Ordnung sorgen. Für unsere Ordnung! Notfalls mit Gewalt!

Noch einen Tipp: Wenn Du wider Erwarten dennoch hier vorbeikommen möchtest, (ich kann Dich (noch nicht) davon abhalten), solltest Du besser gut Fussball spielen können.

Der Mensch (Eigentümer)

[inspiriert vom cosmicconnexion, deren Film ich gestern ganz begeistert bei Arte gesehen habe.]

Great Fire Wall

Es ist unglaublich. Die Dummheit unserer Richter in Sachen Internet ist so unbegrenzt wie selbiges (mal gewesen sein wird).

In dem Prozess eines Poronoanbieters gegen Arcor argumentierte das Landgericht Frankfurt, die Internetprovider – also die Zugangsprovider, nicht die Hoster – seien für die Inhalte der zugelieferten Seiten mit verantwortlich!

Das lasse man sich auf der Zunge zergehen. Nicht nur für Youporn und co. Nein.

DAS GESAMTE INTERNET!!!

Jeder – in Deutschland – kann jetzt jeden Provider – in Deutschland – wegen jeder – JEDER – rechtswidrigen Seite im Internet verklagen.

Was das heißt, kann sich jeder selber ausmalen:

Die Internetprovider werden versuchen Rechtssicherheit zu erlangen, indem sie jeweils oder gemeinsam eine GREAT FIREWALL einrichten und alles – vermeintlich – illegale (eine echte juristische Prüfung kann aus Kostengründen von vornherrein ausgeschlossen werden) sperren. Dabei wird nicht gekleckert. Da wird geklotzt. Am besten, man macht statt einer Blacklist, gleich eine Whitelist. Denn die Provider sind ab heute juristisches Freiwild und werden alles tun, um aus dieser Lage herauszukommen.

Leute. Ich sehe schwarz für dieses Land. Die Richter haben die Meinungsfreiheit auf chinesisches Niveau gebombt. Ich habe Angst.

Aufmerksamkeit

ist rar. Genauso meine Muße über philosophische Themen zu schreiben. Ich gelobe mich zu bessern.

So lange aber, ist die Aufmerksamkeit meiner philosophisch interessierten Leserschaft besser beim hervorragenden Philosophieblog des Herrn Allmann aufgehoben, der so ziemlich genau das macht, was ich mir immer vorgenommen habe: aus einer subjektiven, oft gar persönlichen aber nichtsdestotrotz informierten Schreibe heraus, philosophische Themen originell aufzubereiten.

(Ich weiß, einige meiner Leser haben ihn längst entdeckt und lesen dort schon fleißig mit. Aber sicher noch nicht genug.)

Rechtliche Fragen

Ich hab da eine rechtliche Frage:

Wenn im Falle einer entführten Personenmaschine der Minister Jung und der Schäuble bereits am Telefon sitzen und im Begriff sind, entgegen der Verfassung und entgegen des Urteils des Verfassungsgerichts, den Befehl zu geben die Maschine abzuschießen, kann ich dann, als antiterroristisch eingestellter Mitbürger, die beiden mit einem „finalen Rettungsschuss“ davon abhalten ihren Anschlag auf die „freiheitlich demokratische Grundordnung“ auszuführen?

Also rein theoretisch…

Zwang

Denke über die Einführung einer Kommentierpflicht meiner Leser nach…