Es wird wirklich Zeit

hier mal wieder was reinzuschreiben. Bloggen ist wichtig, bloggen ist gut, bloggen ist nicht durch Twitter zu ersetzen. Da hat Ralf ganz recht. Und der Gedanke kam mir, weniger gut ausformuliert, auch schon länger von ganz alleine. Ich saß also die letzten 2 Monate des öfteren da und wollte etwas schreiben, nur die Themen versteckten sich und irgendwie…

Was habt ihr denn?

Ich blogge doch! Sogar regelmäßig.

Liebe regelmäßige Blogbesucher,

die ihr hier ab und an aufschlagt, um zu gucken, ob es was neues gibt. Ich muss Euch wieder enttäuschen. Nein, gibt es nicht. Ich zwinge mich gerade in andere Schreibgefilde. Nein, nicht (nur) Twitter, sondern ein Vortragspaper, dass mich derzeit beinahe den Verstand kostet.

Ich freue mich aber, dass Ihr die Hoffnung noch nicht aufgegeben habt, das macht mir Mut. Aber eines will ich Euch anraten. Anstatt hier jedesmal nur auf der Oberfläche nach neuem zu schauen, geht doch einfach mal tiefer, hinein in das Archiv, denn ich wette, keiner von Euch ließt mich schon seit immer. Und da ich eigentlich eher selten tagesaktuell schreibe, haben auch viele andere Artikel ihre Aktualität nicht eingebüßt.

An dieser Stelle könnte ich natürlich einzelne Artikel empfehlen. Tu ich aber nicht. Keine Zeit, Ihr wisst schon…

ich sollte man wieder was bloggen

[verdammt. das wollte ich eigentlich bei twitter reinschreiben]

Dieses Blog – Neuerungen

Von Zeit zu Zeit verändere ich hier einige Dinge, ohne dass der eine oder andere davon mitbekommt. Blogroll updaten, Dienste hinzufügen, Dienste weglassen. Das übliche.

Manchmal werden es ein paar Sachen mehr und dann halte ich es für angebracht darauf hinzuweisen. So wie heute.

Die wichtigste Neuerung ist sicherlich, dass ich meine Feeds nun ungekürzt in den Äther schicke. Ich hoffe, dass damit kein Unfug geschieht und dass die Leute dennoch hier mal ab und zu auf mein Blog kommen. Was ich nämlich daran nicht mochte, war, dass ich keine Übersicht habe, wer und wieviele das hier lesen. Aber man muss auch mal Kontrolle abgeben können. Feeds sind an sich eine tolle Sache und auch ich lese Feeds auch immer am liebsten im Reader. Also was soll’s.

Die nächste Sache ist das Mehr an Anonymisierung. Leider leben wir in einem Land, in dem die freie Meinungsäußerung am liebsten ausschließlich auf dem Papier existiert. Ich wusste das zwar schon vorher und habe auch nie unter meinem Realname gebloggt, aber in meiner kleinen bescheidenen Hütte, glaubte ich mir Verweise auf meine reale Existenz erlauben zu können. Jeder, der herausfinden wollte, wer ich bin, konnte das mit wenigen Klicks tun. Mit zunehmenden Leserzahlen, wird mir das aber auch schon unangenehm. Jetzt kann es immer noch jeder herausfinden, aber es ist ungleich schwerer. Und ja, ich weiß dass mich einige von Euch bereits beim Namen kennen und wem ich im realen Leben begegne, wird auch weiterhin meinen Namen gesteckt bekommen. Ich möchte Euch aber bitten meinen Wunsch nach Anonymität zu respektieren. Ich bin mir sicher, ich kann Euch vertrauen.

Es geht ja schließlich auch nicht um Euch, meine geschätzten Leser, es geht um googlende Anwälte oder deren Praktikantinnen, die meinen im Copy-Paste-Verfahren Fließbandabmahnungen rauschicken zu müssen. Aber 600 Euro sind schlicht zu wenig Geld, wenn man einen halben Tag Recherche investieren muss. Recht ist heute oft einfach eine Frage der Grenzkosten.

Zudem geht es mir dabei auch vor allem um befreites Schreiben. Ich will nicht darüber nachdenken müssen, wie und ob irgendwas auf mich zurückfällt. Die Schere im Kopf ist immer schon präsent, man kann sie nur stumpfer werden lassen. Das will ich versuchen. Klar weiß ich auch: was man hier im Web macht, ist eh jenseits jeder Kontrolle des Autors und schon jetzt werde ich sie verloren haben. Demnächst. Aber man muss es den Leuten (oder Bots) ja nicht noch leichter machen.

In diesem Zusammenhang geht es vor allem um die Verknüpfungen von Identitäten. Es ist ja momentan der heiße Scheiß all seine Identitäten zusammenzufügen. OpenSocial, Facebookapi, Noserub. Mir ist das bisweilen unangenehm. Meine Gefühl lenkt mich in die gegenteilige Richtung. Businessidentität, politische Identität, philosophische Identität, Befindlichkeitsidentität, Bildidentität, Aufenthaltsortidentität. Klar ist es praktisch, mache dieser Identitäten zu aggregieren. Aber warum muss man das? Ich denke, man sollte dort auch seine Grenzen ziehen. Ich jedenfalls will das tun. Ich finde gut, dass ich für verschiedene Sachen, verschiedene Dienste nutzen kann. Diese Daten zusammen zu führen, wäre eine Macht über mich, die ich niemandem anvertrauen würde. Und dabei ist es auch ein Unterschied ob ich mir Feeds als Widget ins Blog tue, oder ob die Daten alle automatisiert in einer zentralen Datenbank erfasst werden.
Es geht mir hier um die Freiheit der Entscheidung, was wie öffentlich ist. Nur meinen Realname ist Ok. Nur meine Bilder ist Ok. Nur meine Meinung ist Ok. Nur meinen Standort ist Ok. Alles zusammen ist der Untergang der Privatsphäre.

Ich habe alles in allem auch die Seitenleiste neu organisiert. Ich würde gerne auf die Feeds hinweisen, vor allem den Podcastfeed für iTunes, weil das irgendwie so professionell wirkt. Podcasten mag meinetwegen tot sein, mir macht es aber immer noch vor allem eins: Spaß.

Darum wird es mir auch übrigens weiterhin gehen: Meinen Spass. Und sonst nix. Was mir das alles aber darüber hinaus noch versüsst, das seid Ihr, geschätzte Leser. Deswegen auch die ganzen Entgegenkommen, die ich so Feedmäßig arrangiert habe. Wer jetzt meint, hier noch was zu meckern zu haben, kann das gerne in den Kommentaren tun. Ich werde mal schauen, was sich machen lässt. Dennoch bleibt es dabei: Das hier ist kein Wunschkonzert. Hier herrscht weder Demokratie noch Meinungsfreiheit. Das hier ist meine Diktatur, ich bin der Zampano in den Grenzen meines kleinen Blogs und ich bin unerbittlich, wenn man diese Freiheit in Frage stellt. 😉

Konferenzen

Von allen Bluesgesängen über das Bloggen – was es mal war, für einen persönlich, oder wie man es sah, als Phänomen, oder auch nicht – ist der schönste, der Vortrag von Peter Praschl auf dem ZKM.

Obwohl ich weit nicht so lange dabei bin, kann ich doch von mir behaupten, die Ausläufer dessen erlebt zu haben, von dem er spricht. Denn ja, es ist eine untergegangene Welt, irgendwie. Ein kleine literarische Welt, eine – man kann sagen – intime Welt. Und ja, es war vor allem auch diese Welt, die mich im Mitte 2005 für das Bloggen begeisterte.

Mal anders gefragt: Was ist eigentlich aus den Blogleseungen geworden? Es gab eine Zeit, da traf man sich, um sich gegenseitig aus seinem Blog vorzulesen. In einem kleinen netten Kaffe mit ein, zweihundert Leuten. Manche fanden das albern und klar diente eine solche Veranstaltung doch mehr dazu, sich kennenzulernen. Ein Gesicht hinter der Geschichte zu haben, eine Stimme über dem Text.

Heute gibt es Barcamps (und Ähnliches). Da geht es um alles mögliche, aber selten ums Bloggen. Da geht es um die neuste Web2.0 App. Darum, ob Investor A in Startup B investieren will. Es geht um Jobs und es geht um Relevanz. Die erste Frage auf diesen Veranstaltungen ist: „Was machst Du?“. Man ist dort nicht als Blogger, nicht mal Mensch, man ist ein „Kontakt“. Wenn man ein eigenes Startup hat, oder Geld zum investieren, dann ist man im besten Fall ein „guter Kontakt“. Ich mag kein Kontakt sein. Nichtmal ein guter. Mir ist das zu wider so wahrgenommen zu werden.

Nein, es muss keine Lesung sein. Es kann auch über Technik und Markt und über Web2.0 gesprochen werden. Aber es gibt auch noch diese anderen. Die, die einfach nur bloggen (TM). Die sind zunehmend genervt, dass überall, wo man sich zu treffen hofft, der Businessschwarm schon lauert und Techblogger die Agenda bestimmen. Klar. Es gibt eben Menschen, die wollen mit dem Krams Geld verdienen, der anderen einfach nur Spass macht. Gegen deren Ellenbogen ist man machtlos, denn während man selber eine nette Zeit haben will, kämpfen sie ihren Kampf ums täglich Brot. Ich kann das irgendwie verstehen, aber es ist nun mal nicht mein Ding.

Ich bin nur ein Nutzer, ich will nicht mal sagen Blogger, denn dazu nutze ich zu viele andere Tools. Ich bin eine dilettantische Rampensau. Ich bin ein Hobbyscheißeschreiber, Amateur-Dauerkommentierer des Weltgeschehens, ein mißmutiger Hinkotzer meiner Gedanken. Am Web2.0 interessiert mich nur und ausschließlich, was ich damit machen kann, nicht wie das Businessmodell dahinter aussieht. Auch das muss man nicht toll finden. Aber ich fände es toll, mal nur mit Leuten zu quatschen, denen das auch so geht. Denn von meiner Art, da bin ich sicher, gibt es noch eine Menge mehr.

Es sieht so aus, als hätten wir unser Forum verloren. Als wären wir heimatlos. Das Ziel verloren. Die Richtung. Vielleicht deswegen der Blogblues.

Natürlich ist das alles Schwachsinn. Hier im Netz gibt es Platz für alles. Es gibt kein Thema, das keine Leser fände. Es gibt kein Bedürfnis, dass man hier nicht ausleben könnte. Und wer braucht schon ein Forum, wenn er ein Blog hat 😉

Und wenn zu wenig „einfach nur Blogger“ auf den Konferenzen sind, dann liegt das an den „einfach nur Bloggern“, die sich weigern, dort hinzugehen, weil sie fürchten, dass ihnen die Businesstypen auf den Sack gehen. Self fullfilling prophecy, sag ich da nur.

Die Re:publica08 ist als Bloggerkonferenz gedacht. Sie ist das Forum, sich im Reallive zu sehen und kennenzulernen. Sie ist keine Networkingveranstaltung für Startups und keine Jobbörse für Web-Entwickler. Es sei denn, wir lassen das zu – durch unsere Abwesenheit.

Also wer jetzt schon im Vorfeld herumnölt, dem möchte ich sagen, dass es in unserer Hand liegt, was dort passieren wird. Denn eine Konferenz lebt von ihrem Publikum. Und falls dann wieder eine Session über Werbung in Blogs kommt, dann gibt es diesmal hoffentlich kein wildes Kopfgenicke, oder nur Fragen, wie das denn geht, das werben, sondern eine echte Diskussion.

Deswegen leg ich mich jetzt schon mal fest: Ich gehe dahin. Und ich hoffe, dass gerade die Leute, die ähnlich denken wie ich, auch dort sein werden. Also Ihr!