Für’s Protokoll

Ein paar Sachen, die in letzter Zeit so rausgefallen sind:

  • Schon etwas her, aber meine SPEX-Titelgeschichte zum Darknet ist mittlerweile online.
  • Für Zeit-Online habe ich was zu 10 Jahre Creative Commons aufgeschrieben.
  • Zum selben Thema war ich heute bei Deutschlandradio Wissen im Netzreporter Online Talk zu Gast.

Nudeln mit mspro I – mit @Zeitrafferin

Endlich ist es mir gelungen, die zweite Ausgabe vom berliner Kochblog mit Herz zu produzieren. Meine erste Gästin ist diejenige, die schon früh an mich und an das Format glaubte und mich damals zu meiner nullten Folge anspornte: Julia Seeliger alias Zeitrafferin.

Die Idee ist nun folgende: ich koche immer in der Küche eines anderen berliner Präkar… Bohèmes und wir filmen uns dabei gegenseitig mit unseren jeweiligen Smartphones. So hat man dann genug Material, um hin und her zu schneiden, auch, wenn der Film dann etwas patchworkig aussieht. Aber hey, wozu haben wir Postmoderne.

Viel Spaß bei Folge 1:

Veröffentlicht unter nmm

Google und die Linke

Ich war am Montag im Landtag NRW zu den Tagen der Medienkompetenz eingeladen, mit dem Datenschutzbeauftragten des Landes Ulrich Lepper zu diskutieren. Es war eine nette Veranstaltung und Lepper ist ein sehr freundlicher Mensch. Ich hingegen war etwas krawallig drauf, was auch mal vorkommt. Und immer wenn ich in Datenschutzdiskussionen krawallig drauf bin, bringe ich eine Dichotomie ins Spiel, die die meisten Zuhörer erst verwirrt und dann erbost.

Ich sage, dass ich Datenschutzbedenken gegen den deutschen Staat durchaus verstehen kann und sogar teile – immerhin droht er mir mich mit Polizei, Gefängnissen und Gewaltmonopol zu disziplinieren – ich aber gegenüber amerikanischen Internetfirmen keinerlei Gefahrenpotential erkennen kann. Dann geht ein Raunen – manchmal ein Lachen rum. Es gibt ungläubige Nachfragen mit empörten Blicken. Und wenn ich dann noch einen draufsetzen will, erzähle ich, dass ich ja meine Daten lieber auf amerikanischen Servern liegen habe als auf Deutschen, denn da kämen deutsche Behörden schließlich schwieriger ran. Spätestens da wird die Wut beim ein oder anderen Zuhörer förmlich spürbar.

Ich finde meine Argumentation allerdings völlig nachvollziehbar und habe bislang kaum nennenswerte Gegenargumente zu hören bekommen. Das, was die Leute da so aufregt, scheint mehr ein anderer Trigger zu sein. Ein Trigger, der bei sich Links verstehenden Leuten (vor allem einer bestimmten Generation – ich komme darauf zurück) besonders heftig wirkt. Der Trigger ist der „amerikanische Konzern“ und er löst einen Blumenstrauß an multiplen Gefühlen der Abwehr aus. Die Tatsache, dass der „amerikanische Konzern“ in irgendeiner Hinsicht besser/sicherer/unschuldiger/ethischer oder so etwas sein kann, als ein deutsches Äquivalent kann nicht sein, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Eine solche Behauptung ist immer eine effektive Provokation!

Als Google seine Kampagne gegen das Leistungsschutzrecht gestartet hatte, fasste ich mir an den Kopf und dachte „Just Not Helping!“. Wenn Google als Google mit offenem Visier gegen die Position des guten, alten deutschen Qualitätsjournalismus (das Residuum des deutschen Bildungsbürgers!) antritt, dann kann es nur verlieren. Von links bis rechts schließen sich sofort die Reihen gegen den „amerikanischen Konzern„, der ja „nur seine eigenen Interessen verfolgt“ (Im Gegensatz natürlich zu den integren deutschen Verlagen, die nur die Demokratie retten wollen!). Und tatsächlich war haargenau diese Argumentation in ihrer einfältigen Schlichtheit von Spiegel Online bis FAZ über Süddeutsche nachlesbar. Was aber ebenfalls zum Ausdruck kam, war die bis ins groteske übersteigerte Bigotterie, die hier von den Verlagen betrieben wird (schön auseinander genommen von Stefan Niggemeier). Und da merkte ich: Vielleicht hat die Google-Kampagne ja doch etwas gutes. Vielleicht sollte man diesen Konflikt, der da im Untergrund die Debatte mitbestimmt mal herauskramen und in aller Offenheit darlegen.

Denn dieser Konflikt ist ein Stück weit ein Generationenkonflikt. Die, die da von Rechts aber vor allem von Links ihre reflexhaften Ressentiments ausleben, sind meist in einer Zeit politisiert worden, in der Antiamerikanismus mindestens zum guten Ton gehörte. Nicht, dass es immer wieder Handlungen der USA kritisierenswürdig gewesen seien, aber diese Antipathie in der Linken Szene ging sehr viel tiefer und war grundsätzlicher. Sie ging meist einher mit einer undifferenziert einseitigen Haltung zum Nahostkonflikt (Zionismus = Imperialismus) und einem grundsätzlichen, kulturpessimistischen Mißtrauen gegen die „Konsumgesellschaft“. Die Protagonisten dieser in ihrer Reinheit noch unverwässerten Linken sind meist in den 80er Jahren politisiert worden und sitzen heute längst an den politischen Fleischtöpfen.

Heute nennt man diese Art von Linkssein „Antiimp“ – für „antiiperialistisch“. Man nennt sie aber natürlich erst so, seitdem sich in den 90ern aus ihr heraus etwas abspaltete und gegen sie wendete: die Antideutschen. Die Antideutschen brachten den linken Diskurs in Aufruhr, indem sie den Antiimperialismus einer radikalen Ideologiekritik unterzog. Die Antideutschen gingen dabei ziemlich weit, von Rufen wie „Bomber Harris do it again!“ über „Deutschland Verrecke!“ bis hin zu einer ihrerseits wieder sehr einseitigen und unbedingten Israelsolidarität. Aber hinter der Provokation stand eine gültige Analyse: die Linke hatte es sich mit ihrem Antiamerikanismus zu leicht gemacht und war offen für antisemitisches Gedankengut.

Ebenfalls in den 90ern brach der Popdiskurs über die Linke Szene hinaus den kulturpessimistischen Grundton der „Konsumgesellschaftskritik“ auf. Mit affirmativen Gesten umarmte man Produkte der Massenproduktion, übte man Identitätskonzeptionen anhand von Kosumgewohnheiten und schloss so ins Herz, was längst zum Leben gehörte. Der Popdiskurs ist nicht im strengen Sinne links, hatte aber auch dort eine enorme Strahlkraft. Es lässt sich, denke ich, von dort eine Linie bis zur heute allgemein offen getzeigten Gaget-Begeisterung ziehen (woran im übrigen auch den CCC mit seinem „Spaß am Gerät“ nicht völlig unschuldig ist). Was ebenfalls ein Bereich ist, in dem die Linke heute oft zwischen den Stühlen sitzt. Emphatische, oft politische Smartphonenutzung und „amerikanische Konzerne Dooffinden“ geht meist nur mit schmerzhaften Selbstwidersprüchen zusammen.

Ich denke, es sind diese beiden Diskurse – die Antideutschen und der Popdiskurs – die einen Generationsbruch ausmachen, zwischen einer Linken die in den 80ern und einer Linken die in 90ern politisiert wurde. Das heißt nicht, dass die heute 30jährigen alles antideutsche Popper sind und es unter ihnen keine Antiimps gäbe. Aber das Linkssein ist einfach ein anderes, wenn man mit diesen Diskursen zumindest konfrontiert wurde. Und es ist eben dieser Bruch, den man in der Netzszene ausmachen kann, der in der aktuellen Diskussion zum Leistungsschutzrecht zum Ausdruck kommt.

Für mich ist es etwas völlig normales, dass ein Player in diesem Spiel wie Google hier seine Interessen vertritt. Und ich habe kein Problem damit, Seit an Seit mit dem Konzern gegen das Leistungsschutzrecht zu kämpfen, wenn unsere Interessen sich matchen. Ein Padeluun z.B. tut sich da wesentlich schwererer.

Hier, beim Leistungsschutzrecht, lässt sich die antiimperialistische Denke recht gut herausextrahieren, denn die altlinken Netzaktivisten distanzieren sich völlig ohne Not vom „amerikanischen Konzern“, dessen Interessen sie teilen. Der Datenschutzdiskurs ist da viel verstellter. Da ist nicht mehr zu trennen, was jetzt reines Ressentiment und was echte Besorgnis ist. Aber es besteht kein Zweifel, dass die altlinken Reflexe beim Datenschutz ebenfalls die Debatte bestimmen. Und ich finde das immer extrem anstrengend.

Ich glaube, wir sollten diese Debatte jetzt mal führen. Abseits der üblichen Linken Foren und Medien, hier in den Blogs der sogenannten Netzgemeinde sollten wir die Gretchenfrage stellen: wie stehst du eigentlich zu „amerikanischen Konzernen“? Wir sollten mal hervorkehren, wie das so ist mit dem eigenen Antiamerikanismus, wie das so ist, mit der an die Grenze zum Selbstwiderspruch gelebten Konsumkritik. Wir sollten mal anfangen Apple, Google, Microsoft und so weiter als das zu sehen, was sie sind: Unternehmen mit Gewinnabsichten, aber auch eine Ansammlung von Menschen mit bestimmten Werten und Vorstellungen für die Zukunft. Wir sollten mal auseinanderklamüsern, was Kritik ist und was Ressentiment, wem wir in Wirklichkeit vertrauen und welche Gründe wir dafür haben.

Termine im November

Ein bisschen spät, aber hier kommen sie, die Termine im November:

1. Vom 15. und 16. ist das Summit of New Thinking. Die Firma hinter netzpolitik.org veranstaltet eine kleine aber feine Konferenz zu Themen der digitalen Politik. Ich werde auch da sein und zusammen mit Ulrike Höppner am 16. um 15:00 einen Workshop zu Plattformneutralität geben. Der Schwerpunkt soll dabei auf tatsächlichen Regulierungsansätzen liegen.

2. Am 26. November ist der Tag der Medienkompetenz im Landtag NRW in Düsseldorf. Ich werde auch dabei sein und um 13:30 zusammen mit Ulrich Lepper über Vertrauen und Datenschutz diskutieren.

3. Noch in der selben Woche, am 30. findet der Medienkongress des Vorwärts in Frankfurt am Main statt. Um 11:30 Uhr diskutiere ich dort in illustrer Runde über das Urheberrecht.

Konsum

Ja, auch in konsumiere. Und nicht nur Nudeln, sondern auch Medien. Und dazu wurde ich verschiedentlich befragt, in letzter Zeit.

Artikel im Oktober

Ich hab mich da ein bisschen drüber gewundert, warum ausgerechnet ein Opern-Magazin auf mich zukommt. Aber Das Max Joseph wollte eben einen Text über Twitter und Vielstimmingkeit, denn es geht in dieser Ausgabe um Babel. „Über Twitter-Meme wollt ihr einen Text haben!“ erwiderte ich und erklärte ein bisschen was das ist. Und sie bejahten. Also konzipierte ich ein Twittermem, das etwas mit Übersetzung zu tun hat: #babelfail. Ich nahm die Tweets, erklärte an ihnen Twitter und was ein Mem ist und kontrastierte das mit Walter Benjamins Aufsatz: „Die Aufgabe des Übersetzers„. Und obwohl sich das alles jetzt ziemlich abstrakt und konzeptionell anhört, passt das ganz wunderbar zusammen.

* * *

Torsten Groß von der Spex sprach mich an, ob ich nicht Lust hätte, was über das Darknet zu machen. Hatte ich natürlich! Ich schlug vor, eine Reportage zu schreiben. Ich habe selten so viel Zeit in Recherche gesteckt wie zu diesem Thema, so wuchs und wuchs das Ganze. Das merkte auch Torsten Groß und so entschieden wir uns, da den Aufmacher draus zu machen. Ich vermittelte dazu noch Stephan Urbach, der der Spex ein Wahnsinnsinterview gab (wirklich, wirklich lesenswert) und ich schrieb noch einen kleinen Glossar zum Darknet. Es ist natürlich nicht so leicht, Spannung in einer Reportage zu erzeugen, die komplett vor dem Rechner spielt, aber dafür ist der Text hoffentlich um so informativer. (Nein, natürlich ist die reißerische Überschrift nicht von mir)

Termine im Oktober

– Am Donnerstag, den 11. Oktober – ja, diesen Donnerstag – bin ich um 16:00 Uhr auf einem Podium auf der Frankfurter Buchmesse und werde da über „Blogs, Twitter und Internetpublizistik“ mit Jakob Augstein diskutieren. Finden kann man das auf dem Stand des Wirtschaftsministeriums Thüringen (Halle 3.1 F137).

– Am Mittwoch, den 31. Oktober bin ich um 19:00 in Hamburg auf einem Podium zum Thema Urheberrecht im Julius-Leber-Forum der Friedrich-Ebert-Stiftung.

kurz notiert zu medien und shitstorms

um den gedanken festzuhalten: clay shirkys talk zur git-demokratie enthielt einen satz, der mir nicht mehr aus dem kopf geht:

„the more ideas there are in circulation, the more ideas there are for every individiual to disagree with. more media always means more arguing.“

das erinnert mich stark an meine twittertimeline. und an die piraten. und an die kombination dieser beiden.

die ständige und intensive kommunikation untereinander treibt die diversitätsgeneratoren an, produziert differenzierungen von meinungen, reibungen, zersetzungen, spaltungen, streit.

es ist doch so: jede mögliche meinung zu einem thema wird heute ausgesprochen werden. jede meinung, die im raum steht, lädt ein, ihr zu widersprechen. wenn ich wollte, könnte ich mich den ganzen tag streiten.

in dem buch von steaward kauffman: at home in the universe, das ich gerade lese, erzählt er von experimenten mit booleschen netzen. je vielfältiger die knoten eines netzwerkes untereinander verknüpft sind, desto nervöser reagiert das gesamtsystem auf kleinere veränderung. der schmetterling-löst-tornado-aus-effekt.

auch das erinnert mich an meine timeline. und an das jahr 2011. wird mit der digitalen vernetzung die ganze welt zum shitstorm? oder sind wir bereits auf dem weg?

Herausgefallenes im September

Uff, was ein Monat. Im guten Sinne. Also viel zu tun, viel gemacht, viel geschafft. Muss ja auch mal sein. Ein paar der Dinge, die dabei hinten rausfielen, will ich hier kurz auflisten:

Das dradio.wissen-Portät hatte ich zwar schon verbloggt, habe aber dafür jetzt eine Rundfunkstaatsvertragsresistente Url eingerichtet.

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Ebenso verfuhr ich prophylaktisch mit folgender Sendung: Thomas Palzer interviewte mich (und unter anderem auch Plom) für Bayern 2 sehr ausführlich zum Thema Nerds. Eine nette Sendung, obwohl die enge Referenz auf Plom und mich etwas zu einseitig ist. Es gibt ja noch mehr Nerdkonzepte, als die, für die Plom und ich stehen. Dazu die Errata: Ich zähle mich NICHT zur Hackerszene, obwohl es da natürlich eine gewisse Nähe gibt. Auf Foursquare werden KEINE Meme geboren, sondern auf 4chan. Und Plom heißt „Plomlompom“ und NICHT „Plomplomplom“. Ansonsten finde ich das eine sehr angenehm zu hörende Sendung, auch wenn man sich an dem einen oder andern Klischee natürlich abarbeiten kann. Und hier ist der Link zur von mir „befreiten“ mp3.

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Auf der Openmind (12) war ich dieses Jahr auch wieder und habe auch einen Vortrag halten dürfen. Es ging dieses Mal um Ethik im Speziellen und im Allgemeinen und wie wir Ethik als Tool mit in den Weltveränderungswerkzeugkasten packen können. Blöder Weise musste ich wegen der Aufnahme der Slides meine Präsentation auf einem anderen Rechner halten, wobei mir bei der Gelegenheit alle meine Päsentationsnotizen abhanden kamen. Deswegen komme ich des öfteren in’s Schwimmen und der Redefluss ist etwas holprig. Ich hoffe, dass es dennoch interessant ist.

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Und dann haben Max und ich unser erstes Jubiläum mit „Wir müssen reden“ gefeiert. 50ste Folge! Dazu luden wir uns Sascha Lobo ein. Es sind über 3 Stunden extrem dichtes Substanzgeschwafel herausgekommen. Vor allem voll authentisch und so. Polarisieren tut der Podcast jedenfalls jetzt schon. Hier könnt ihr euch mitechauffieren.

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Das war natürlich noch nicht alles. Da kommt noch einiges. Aber soweit erstmal …