Es ist endlich soweit. Ich hatte es versprochen und es hat etwas gedauert, aber nun steht der CTRL-Verlust wieder.
Das erste, was auffällt, ist natürlich das schicke Design. Das kommt von Mark Wirblich alias @mightym und ich bin sehr zufrieden.
Aber ich musste auch ran. Ich hab in mühevoller Kleinarbeit die ganzen 22 Artikel des FAZ-Blogs wieder reinfriemeln müssen, die ganzen Links neu setzen und die Formatierung wieder herstellen, was mich ein paar Tage gekostet hat. Teilweise musste ich die Datierung raten, aber so ungefähr sollte das schon passen.
Dazu habe ich den ein oder anderen Text, der außerhalb des Blogs erschienen ist, auch wieder angelegt. Wie das ganze archivtechnisch zu benutzen ist, könnt ihr hier nachlesen.
Ich bin wirklich froh, die Texte wieder online zu wissen. Es ist tatsächlich so, dass ich es nachträglich als Handicap empfinde, die eigenen Gedanken nicht referenzierbar zu haben. Immer wenn ich neue Thesen aus dem Kontrollverlust weiter entwickeln wollte, konnte ich nicht auf die bereits entwickelten Kontzepte wie Distributed Reality oder das mentale Exoskelett zurück linken. Und weil ich deswegen dem Leser zuliebe dann diese Konzepte auch nicht mehr aufgegriffen habe, hatte ich das alles fast verdrängt.
Ich bin mir sicher, dass der Fundus bereits aufgeschriebener Konzepte durchaus den Werkzeugkasten des Denkens erweitert. Das, was mir das gefehlt hat, bemerkte ich erst, als ich die Texte im Zuge des Einpflegens wieder las. Texte, die nicht referenzierbar sind, können nicht arbeiten.
Nun sind all die Texte also wieder da, referenzierbar und anschlußfähig. Ein Blog ist eine Denkmaschine und die Kontrollverlustdenkmaschine läuft wieder. Wie diese und andere Maschinen zum Leben erweckt werden, davon handelt auch der erste neue Post:
Kontrollverlust reloaded – Zur Wiedervorlage
Dies ist eine Wiederbelebung. Es ist der Initialpost dieses Blogs, das wiederum nicht neu ist. Ich habe es bereits 5 Monate lang bei der FAZ geführt, wo es nach einem unschönen Streit im Juni – irgendwie – naja, “verschwunden” ist. Nicht mehr erreichbar auf jeden Fall. Irgendwie depubliziert, wie man heute sagt. Ich hatte mir vorgenommen und auch versprochen, die Texte wieder online zu stellen, was hiermit geschehen ist. Ich bedanke mich bei der FAZ, die mir dies erlaubt hat.
Doch geht das überhaupt? Kann ich die Texte, die damals neu waren, heute als “Instantware” an einem neuen Ort veröffentlichen? Wie anders sich ein Blogartikel zum klassischen Text verhält, merkt man, wenn man ihn “verpflanzen” will. Jeder Post, den ich damals schrieb, war immer auch ein kommunikatives Ereignis, das nicht ohne Spuren blieb. Die Ideen wurden aufgenommen, weiter gesponnen, retweetet, kritisiert und verlinkt. Ein Blogpost steht eben nicht für sich, sondern ist bestenfalls eine Initialzündung zu einer weit gestreuten Diskussion, die den Text selbst weit übersteigt. Und schließlich wird der Text teil eines Gewebes aus Links, Bezügen, Kommentaren und Widersprüchen sein. Das was Foucault mit dem abstrakten Wort “Diskurs” zu bezeichnen versuchte, wird im Internet zur greifbaren Struktur.