Liebe Piraten,

da versucht also eine laute Minderheit durch Sabotageaktionen, das Lahmlegen von kritischer Infrastruktur, Mumbleshitstorms und strategischen BuVo-Rücktritten, die das erklärte Ziel haben, die Partei handlungsunfähig zu machen, die Piraten in ihre Richtung zu zwingen. Sie wollen damit demokratisch gewählte Menschen aus ihren Positionen drängen und dichten sich Verschwörungstheorien von einer angeblicher „Unterwanderung“ zusammen, schrecken dabei auch nicht vor Verleumdungen zurück …

… und ihr nennt das einen „Richtungsstreit„?

Und was nennt ihr einen „Putsch“?

Termine und Dinge im Frühjahr

Der Frühling naht und es wird mal wieder Zeit für einen so Dies-und-das-Post.

  1. Ich habe meine Thesen zur Überwachung, die ich schon auf dem 30c3 geäußert und in einem Blogpost erweitert habe, noch mal in Reinform aufgeschrieben und für das Politische Feuilleton von Deutschlandradio Kultur eingesprochen.

  2. Ende des Monats, am 25. März findet das Gautinger Internettreffen statt, wo ich einen Vortrag über das Thema meines gerade zu schreibenden Buches halten werde: Das neue Spiel – Nach dem Kontrollverlust.

  3. Kurze Zeit später, am 28. März um 14:00 Uhr, kann man von mir und anderen in einem Webinar erfahren, wie das mit dem Crowdfunding geht. Ich werde über Konzept, Planung und Durchführung meiner Kampagne sprechen. Man kann sich wohl noch anmelden.

  4. Auf dem European Media Art Festival (vom 23. – 27. April) werde ich zu einem noch zu spezifizierenden Zeitpunkt über Überwachung sprechen. (Siehe Punkt 1.)

  5. Bei einem Soft Skills Kolloquium am 28. April am Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik (HPI) in Potsdam werde ich über den Kontrollverlust referieren.

  6. Auf der Republica 2014 (6. bis 8. Mai) werde ich irgendwann über dezentrale Social Networks reden, warum sie scheitern und warum das nicht so sein müsste.

  7. Am 16.und 17. Mai werde ich an der Uni-Köln ein Seminar zu Internetkultur geben. Das ist der erste Block eines Blockseminars, der andere ist am 4. Juli.

Das Problem Don Alphonso

/***** UPDATE: Don Alphonso scheint gerade massiv seine Beiträge zu editieren und teilweise zu löschen, so dass manche Dinge, auf die ich mich hier beziehe, nicht mehr nachvollziehbar sind. Vielleicht hat ja jemand Screenshots von den Posts? Gerne per Mail an mich. *****/
/***** UPDATE 2: Danke für die anonyme Spende. Hier können die Artikel inklusive Kommentare als Screenshot geladen werden. *****/

Man sollte wohlwollend davon ausgehen, dass die meisten Piraten, die die Artikel von Don Alphonso weiterverbreitet haben, ihn einfach noch nicht sehr lange kennen. Sie kennen nicht seine flexible Haltung gegenüber von Wahrheit und Fakten, seine Unfähigkeit zu recherchieren, seine Lust Menschen, die ihm nicht passen, zur Strecke zu bringen, sein eisernes Freund-Feind-Denken, seinen Hang zu paranoiden Verschwörungstheorien und seine Rhetorik, mit der er – ohne seine Anschuldigungen offen auszusprechen und sich angreifbar zu machen – sie zwischen die Zeilen raunt. Sie wissen nicht, wie er schon seit vielen Jahren immer wieder Leute fertig macht, mit unwahren Anschuldigungen und erfundenem Quatsch. Ich kenne Don Alphonso seit neun Jahren. Leider.

Vor etwa vier Jahren war ich selbst seinen Schmutzkampagnen ausgesetzt. Im Gegensatz zu heute hatte Don Alphonso allerdings keinen so mächtigen Resonanzboden aus unkritischer Empörmasse zu orchestrieren, wie heute mit den Piraten. Die meisten Leute im Internet kennen ihn nämlich lange genug, um ihn nicht ernst zu nehmen. Dennoch sah ich mich schon damals genötigt, die Gerüchte, die er über mich zu streuen zu versuchte, wieder einzufangen.

Derzeit versucht er also Anne Helm fertig zu machen. #Bombergate ist der Anlass, die Piraten sein Adressat. Ich will zu Bombergate selbst nur folgendes sagen: Ich halte die Aktion für dumm und unpassend, halte aber Annes Entschuldigung für glaubwürdig und ausreichend. Ich bin da biased, wie man so sagt, denn ich bin mit ihr befreundet. Aber wenn sogar die BVV-Neukölln sich vor sie stellt, stehe ich damit nicht so alleine.

In einer besseren Welt, wäre der Spuk hier zu Ende, aber leider steht auch Don Alphonso mit seinen Verschwörungstheorien nicht alleine da. Sie passen allzugut zu der ideologischen Säuberung, die derzeit in der Piratenpartei stattfindet und sich gegen alles richtet, was irgendwie links ist. Aber die Piraten interessieren mich nicht. (Wen interessieren die schon noch?) Ich will mich hier auf Don Alphonso und seine „Recherchen“ konzentrieren. Er behauptet, dass Anne in ihrem Entschuldigungs-Blogpost weiterhin lügen würde. Er suggeriert, dass die ganze Aktion von langer Hand geplant gewesen sei, sie nicht am Nachmittag sondern früh Morgens passiert sei. Das ganze sei ein PR-Coup gewesen, ein Hoax, inklusive Aufdeckung und Shitstorm. Don Alphonso versucht glaubhaft zu machen, Anne und ihre Freunde hätten sich an der Aktion bereichert, hätten sogar exklusiv mit der BILD-Zeitung kooperiert. Das sind schlimme Anschuldigungen, die eine Politikerkarriere beenden können, würden sie stimmten.

Aber nichts davon ist wahr. Keine einzige „Recherche“ von Don Alphonso hält einem zweiten Blick stand. Und die Beweise dafür liegen klar für jeden offen zu Tage. Ich habe mir hier die Mühe gemacht, alles zusammenzutragen und nachzurecherchieren, nachzuhaken und alles aufzuschreiben. Nicht, weil ich je an Annes Version gezweifelt hätte oder den Bullshit, den Don Alphonso verzapft, auch nur eine Sekunde geglaubt hätte, sondern weil es sehr wichtig ist, dass niemand diesem Menschen je wieder ein Wort glaubt. Anne Helm wird nicht sein letztes seiner Opfer gewesen sein.

Dann schauen wir uns mal an, was Don Alphonso so … „herausgefunden“ hat:

Erstens: Anne hatte sich in ihrem Entschuldigungstext darauf berufen, von der Vorverlegung der Nazidemo überrascht worden zu sein, was einer der Hauptauslöser für die spontane Aktion gewesen sei. Don Alphonso behauptet nun: „Das ist nicht wahr.“ und verlinkt auf einen Artikel der Dresdner Nachrichten – ein kleines Dresdner Lokalblatt – dass bereits zwei Tage zuvor von den Plänen der Nazis berichtet habe. Ich nehme an, dass niemand von den Empörpiraten sich die Mühe gemacht hat, den Artikel auch wirklich zu lesen. Dort wird nämlich lediglich auf eine zu dieser Zeit erst angemeldete aber noch nicht genehmigte (!) Kundgebung – nicht Demonstration (!) – für 50 Personen (!) verwiesen. Abgesehen davon, dass es etwas viel verlangt ist, Dresdner Lokalnachrichten außerhalb von Dresden derart genau im Auge zu haben und abgesehen davon, dass man eine große antifaschistische Gegendemonstration, die über Monate geplant ist, nicht einfach innerhalb von zwei Tagen um 24 Stunden vorverlegen kann, hätte man aus der Meldung mitnichten den 350-500 Leute starken Nazi-Fackelmarsch durch die Dresdner Innenstadt herauslesen können, der dann tatsächlich stattfand. Das ist übrigens nicht nur meine, oder Annes Interpretation der Geschehnisse, sondern auch das Ergebnis der Auswertung von Netz-gegen-Nazis, die weiters resümieren:

Die Neonazis feierten ihre traurige Veranstaltung. Die Veranstalter twitterten: „Das war der Gedenkmarsch 2014!“ Während der Veranstaltung hatten zahlreich „Autonome Nationalisten“-Gruppen vor „Linkskriminellen“ und „Explosionen“ gezittert (und getwittert), doch am Ende war alles vergessen: „Das würdige Gedenken in Dresden wurde offiziell beendet. Linkskriminelle konnten nicht verhindern dass marschiert wurde“, meint etwa eine AN-Gruppe aus Göppingen.

Als die meisten Antifaschisten am 13. ankamen, war also bereits alles gelaufen. Ein voller Erfolg für die Nazis. Ich persönlich kann sehr gut nachvollziehen, dass man da als Antifaschist ziemlich frustriert ist.

Zweitens: Weiter versucht Don Alphonso zu belegen, dass anders als Anne es schildert, die Aktion eben nicht spontan gewesen sein kann. Als erstes führt er zu diesem Zweck an, dass der Fotograf, der die Aufnahmen gemacht hat, schon bei anderen Femen-Aktionen fotografierte. Das kann doch kein Zufall sein, raunt er dunkel. Witziger Weise „recherchiert“ Don Alphonso den Grund für diese Verknüpfung in einem späteren Artikel selbst: MLX, der Fotograf, ist befreundet mit Anne und ebenfalls mit Debbie Anna von Femen Germany, die andere Aktivistin. In Dresden hatte sich also eine Peergroup zusammengefunden, wie das auf Demos halt so üblich ist. Dass die Freundschaft mit Debbie Anna auch dazu geführt haben könnte, dass sie MLX mit auf den Femen-Presseverteiler gesetzt hat, ist für ihn wahrscheinlich einfach viel zu naheliegend. Oder er „vergisst“ später darauf hinzuweisen, dass es eine logische Erklärung für diese Verknüpfung gibt, die ganz ohne Verschwörungstheorie auskommt und die er sogar selbst „recherchiert“ hat.

Drittens: Der zweite Grund, den Don Alphonso anführt, ist der Abstand zwischen den beiden Aufnahmeorten. Er bestimmt die Entfernung von Semperoper und Augustusbrücke auf 600 Meter und raunt uns entgegen:

Können zwei halbnackte junge Frauen mit der Körperaufschrift „Thanks Bomber Harris“ einfach so zwischen den schönsten, wiedererrichteten Gebäuden Dresdens am 13. Februar herumspazieren, unter Tausenden von Menschen, und niemand nimmt davon Notiz?

Sein eigener Kettenhund Stefanolix korrigiert ihn in den Kommentaren:

Das Bild mit dem Kahn und der Brüstung im Hintergrund hinter der jungen Frau könnte m. E. auf der Augustusbrücke entstanden sein. Sogar relativ nahe auf der Altstädter Seite (also auf der Seite, wo sich die Semperoper und die Hofkirche befinden). Die Brüstung kommt mir bekannt vor.

Und ja, ich habe nachgefragt, so war es auch. Was mal eben den Abstand von 600 Metern auf schlappe 250 Meter herunter schraubt. Dresden Karte

Dazu stellt sich jeder denkende Mensch doch die Frage, wie Don Alphonso darauf kommt, dass niemand Notiz von der Aktion genommen habe. Natürlich wurde davon Notiz genommen, Touristen fotografierten die beiden (und wurden gebeten, die Fotos nicht zu veröffentlichen), Polizisten kamen ebenfalls vorbei, ihr lapidarer Kommentar: „Nicht, dass ihr Euch erkältet.“ Das alles erfährt man, wenn man einfach mal nachfragt. Aber was Don Alphonso nicht in der BILD findet, ist halt nicht passiert. Oder so.

Und dass es ungefähr 152 Antworten auf die Frage gibt, wie man als halbnackte Frau 600 oder gar 2000 Meter im Februar in Dresden zurücklegen kann, die von „in Decke einwickeln“, über „kurz Pulli anziehen“, oder „Jacke überwerfen“ reichen, darauf kommt Don Alphonso nicht. Die richtige Antwort heißt in diesem Fall übrigens: Zipper-Hoodie.

Viertens: Dann wird es völlig abstrus. Don Alphonso versucht zu beweisen, dass sich die ganze Aktion nicht, wie geschildert am Nachmittag abgespielt hat, sondern in den frühen Morgenstunden. Erster Beweis: Auf dem einen Bild ist niemand vor der Semperoper. Vielleicht mag es Don Alphonso ja entgangen sein, aber direkt nebenan war zu genau dem Zeitpunkt eine ziemlich große Demo. Wo sind bloß alle? Na wo wohl! (Ja, sowas zieht auch schaulustige Touris an.)

Fünftens: In der Seperoper brennt die Nachtbeleuchtug. Und Fonsi weiß: „Die geht am Morgen aus.“ Ja. Und zur Dämmerung an. Die war am 13. Februar in Dresden genau um 17:17 Uhr. Was zufällig genau die Uhrzeit war, zu der die Fotos entstanden. (ca. 16:30 bis 17:30)

Sechstens: Und jetzt wird’s richtig lustig. Don Alphonso verlinkt via Google Cache auf den vom Femen-Germany-Account gelöschten Tweet mit den ersten Aufnahmen. Die Google Cache-Server stehen anscheinend nicht in Deutschland. Das Skript zur Auswertung des Timestamp schmeißt jedenfalls eine andere Uhrzeit raus, als die Mitteleuropäische. Fonsi behauptet nun tatsächlich, dass der Tweet um 10:19 getwittert wurde.

Machen wir einfach mal den Test: Nehmen wir diesen Fonsi-Tweet, der ebenfalls am 13. Februar, allerdings um 13:05 getwittert wurde

Fonsitweet … und gucken, was der Google-Cache dazu sagt. Fonsitweet aus dem Cache

Google datiert den Tweet um ganze 9 Stunden zurück, auf 04:05 Uhr morgens. Mit anderen Worten, der Fementweet wurde nicht 10:19 getwittert, sondern um 19:19. (Jeder kann das mit jedem beliebigen Tweet selbst ausprobieren. Einfach die TwitterURL gegen eine anderen im Googlelink austauschen.)

Siebtens: Dann behauptet Don Alphonso, dass die Bilder an die exklusiv Bildzeitung gegeben wurden.

Die Bilder kommen übrigens eindeutig von Femen zur Bild, und Bild hat Bilder, die nicht bei Twitter waren.

Das ist falsch. Die BILD Dresden, die die Bilder zuerst hatte, hatte nur die Bilder, die von Femen Germany bereits online gestellt waren. (Gemeint ist dieser Artikel) Sie hat die Bilder von Facebook und Twitter schlicht und einfach ohne Erlaubnis entnommen und sie mit „Quelle: Femen“ versehen (immerhin besser als Quelle: Internet …). Wenn man ihn fragt, gibt der zuständige Redakteuer freimütig zu, die Bilder aus dem Netz zu haben. Das kann Don Alphonso nicht wissen, aber er hätte zumindest die Möglichkeit in Betracht ziehen können, es wäre schließlich nicht das erste Mal gewesen. Zudem gab es offensichliche und handfeste Indizien dafür: Auf einem der Bilder, die auch Don Alphonso verlinkt, die die BILD zuerst veröffentlicht hatte, sind die Brustwarzen wegretuschiert. Das hat den einfachen Grund, weil das Bild zuerst auf Facebook gepostet wurde. Wie vielleicht der ein oder andere weiß, hat Facebook eine rigide Nippel-Policy, mit der die Femen natürlich den Umgang gelernt haben. (Im Nachhinein hat die Bild-Zeitung die Pressefotos (auch die restlichen) übrigens ganz normal über die Agentur von MLX gekauft.)

Achtens: Nachdem Don Alphonso also „enthüllte“, wer der Fotograf bei der Aktion gewesen ist, hätte er all das ganz einfach nachfragen können. Außerdem hätte er noch einfacher in dem Twitterstream von MLX nachgucken können, wie 13. Februar genau abgelaufen ist. Ich hab das mal für ihn rausgesucht:

Nein, Fonsi, am 13. Februar gab es zwischen 12:51 und 20:52 keine Morgendämmerung. Und ja, die Informationen sind alle online, das ist alles öffentlich, jeder kann es nachprüfen. Und nein, das kann man nicht im Nachhinein fälschen. Das alles zerstört deine Theorien. Und, nebenbei, jegliche Restintegrität, die Dir von den paar verwirrten Piraten noch entgegengebracht wird.

Neuntens: Eine eher beiläufige Episode ist die öffentliche Auseinandersetzung darüber, welche Zusagen der Fotograf MLX mit Anne getroffen hat und welche nicht. Ich weiß zwar nicht, welche Beweiskraft das für oder gegen irgendwas haben soll, aber der Vollständigkeit halber wollen wir das nicht auslassen.

Don Alphonso verlinkt genüsslich diesen Screenshot:
 MLX Streit
Die Tweets von MLX widersprechen in der Tat Annes Version, der Fotograf habe ihr Identitätsschutz zugesagt. Aber man muss schon sehr genau lesen: „Ich frag mich ja wie das gehen soll die Sicherheit von Anonymität zu gewährleisten. Und hab sowas garantiert in der Form niemandem zugesagt.“

„In der Form“ steht dort. Ein klarer Hinweis darauf, dass es durchaus Zusagen gab, Zusagen aber nicht „in der Form“, echte Anonymität zu versprechen, denn, wie er später ja beteuert, sei das bei solchen Fotos grundsätzlich unmöglich. Obwohl dieser Streit genau gar nichts von Don Alphonsos Verschwörungstheorien bekräftigt, habe ich mit beiden noch mal gesprochen und die Sache war – wie nicht anders zu erwarten – ein Mißverständnis: Da MLX gleich nach den Aufnahmen wieder nach Berlin musste, konnten die drei die Fotos nicht gemeinsam sichten. Anne hat deswegen darum gebeten, bei der Auswahl der Fotos die an die Agentur gehen sollten, darauf zu achten, dass z.B. nur die ausgewählt werden, auf denen ihr Tattoo möglichst nicht zu erkennen ist. MLX sagte es ihr zu. Man kann das Anonymitätsschutz nennen, man kann es eine Bitte um Vorsicht nennen. Machen wir es kurz: MLX hat Scheiße gebaut. Er hat die Fotos nicht kritisch genug geprüft, die Identifizierbarkeit war allzu leicht gegeben. Offensichtlich. Shit happens. Dass er sich hinterher auf Twitter gegen eine allzu strikte Anonymitäts-Zusicherung verwehrt ist zwar kommunikativ ungeschickt, aber emotional verständlich. Immerhin wurde ihm vorgeworfen, an dem ganzen Schlamassel schuld zu sein. (Was aber eh nur ein Teil der Wahrheit ist.)

Zehntens: Ein anderen Teil der Wahrheit hat Don Alphonso ebenfalls ausgelassen. Nämlich die Verstrickung der CDU in den Prozess der Aufdeckung. Die CDU-Neukölln war es, die die Sache auffliegen ließ. Ausgelöst wurden die Spekulationen und die Crowdrecherche durch diesen Tweet vom CDU-Bezirksverodneten Christoper Förster, wie Anne in der BVV-Neukölln: Förstertweet
Die CDU fungierte aber nicht nur als initialer Tippgeber, der die ganze Sache ins Rollen brachte, sondern befeuerte mit Tweets und Artikeln den Skandal ständig weiter und weiter. Der Berliner Landesverband der Piraten hat nicht umsonst auf die Kampagne der CDU verwiesen.

Es gibt dieses zynische Foto der JU-Neukölln und Teilen der CDU-Fraktion in der BVV, das mittlerweile gelöscht ist, in dem sie grinsend das Bild von Anne wie eine Trophäe halten. CDU mit Trophäe

Zynisch ist es, wenn man bedenkt, mit wie vielen Mord- und Vergewaltigungsdrohungen Anne aus der Rechten Szene aufgrund dieser Enttarnung überschwemmt wurde und sie bis heute nicht mehr allein auf die Straße gehen kann.

Glücklicherweise haben Debbie Anna und Oliver Höfinghoff eine passende Antwort gefunden: Debbie und Olli mit Trophäe

Ein paar Anmerkungen zum Schluss: Eigentlich ist das Internet an einem Punkt angelangt, den ich lange ersehnt habe: Zugang zu Informationen und zu Publikationmöglichkeiten für jeden, nicht nur theoretisch, sondern praktisch. Es ist die erste wirkliche Realisierung der Meinungsfreiheit. Was ich damals nicht habe sehen wollen, ist, dass die sich daraus ergebenden Dynamiken unschuldige Menschen existentiell bedrohen können. Jeder kann heute gegen jeden eine Treibjagd in größeren Maßstab veranlassen. Vorausgesetzt man findet den richtigen Nährboden, der aus Ressentiments, Hass und mangelnder Medienkompetenz besteht, kann man den dümmsten Müll verbreiten und er wird im Internet geglaubt, weiterverbreitet und weitergesponnen und das kann das Leben eines Menschen zerstören. Das wird in Zukunft sicher nicht besser werden, eher schlimmer.

Ich bin weiterhin ein Fan der Meinungsfreiheit. Aber wir müssen diese Probleme adressieren. Dringend. Ich würde mich freuen, wenn wir dafür keine neuen Gesetze oder härtere Strafen bräuchten. Ich würde mich freuen, wenn wir das als Community hinbekommen. Patentrezepte habe ich auch nicht. Aber ich glaube, dass jeder von uns ein paar Dinge tun kann:

  1. Das was ich hier getan habe. Debunken, den Scheiß aus dem Scheiß rausprügeln, mit Fakten, (echter) Recherche, Nachfragen, Hinterfragen. Egal, wie dumm die Verschwörungstheorien sind, sie dürfen nicht unwidersprochen bleiben. Ich weiß, das ist schwer, ich weiß, das ist eklig, aber es sollte sich bestenfalls immer jemand finden, der sich die Mühe macht, die Lügen aufzuzeigen und zu entkräften.
  2. Mehr Medienkompetenz. Leute, bitte denkt doch mal 5 Minuten selber nach, bevor ihr so einen Mist nachplappert. Meistens gibt es 100 Erklärungen für eine „Unstimmigkeit“, die ohne Verschwörunstheorie auskommt. Testet, ob ihr selbst auf welche kommt. Wenn nur eine einzige solche Erklärung in Frage kommt, lasst es bleiben.
  3. Grenzt Hetzer aktiv aus. Es reicht nicht mehr, Leute wie Don Alphonso zu ignorieren. Ich habe das lange gemacht und es hat für mich in gewissen Grenzen funktioniert. Aber das kann sich nicht jeder leisten, das hält nicht jeder aus. Wir brauchen hier auch eine neue Form von Solidarität auch mit den Schwächeren und Angreifbareren. Informiert Euch und andere. Und wenn Ihr Hetzer kennt, weist andere darauf hin, was für einen Menschen sie weiterverbreiten. Verbreitet Texte von Menschenhetzern auch dann nicht weiter, wenn sie mal was zustimmenswertes schreiben. Menschenhetzern darf keine Bühne geboten werden.

Das sind jetzt drei einfache Dinge, die wir geregelt bekommen könnten, wenn wir uns als Community einfach nur Mühe geben. Bitte bedenkt, dass ihr jederzeit selbst Opfer einer solchen Verleumdnungskampagne werden könnt. Gebt den Hetzern keine Chance.