Reallifeauftritte im Mai

Es ist wieder die reallifigste Zeit des Internetjahres angebrochen. Alles ist voller Veranstaltungen und Auftritten und son Krams, deswegen hier, die nächsten Termine.

1. re:publica. Klar, da sehen wir uns. Max und ich wollen da einen Podcast machen. Außerdem habe ich am letzten Tag einen Vortrag: Infrastruktur und Kontrolle, kurz vor Schluss. Naja, vielleicht wird es dann nicht so überfüllt wie letztes Jahr.

2. Gleich darauf, am Montag dem 7. Mai werde ich einen Vortrag halten und zusammen mit Falk Lüke und Christian Heller über Postprivacy auf Einladung der Friedrich Naummann-Stiftung diskutieren. In Hamburg allerdings.

3. In der selben Woche, am 12. Mai bin ich dann wieder in Berlin zu sehen, im Rahmen der reSource001 mit Gregor Sedlag und Jürgen Geuter (@tante) auf einem englischsprachigen Pannel. Bitte nicht kommen, denn das wird sehr peinlich für mich. Im Gegensatz zu allen anderen habe ich praktisch keine Englisch-Practice.

4. Und schließlich am 18. fängt die SigInt in Köln an, die nun das zweite Mal stattfindet. Letztes Jahr war ich schon mal da und auch dieses Jahr halte ich einen Vortrag. Zusammen mit Julian Finn rede ich am ersten Tag über Eigentum, Sex, Cloud.

Warum es ein Problem mit Filesharing gibt (Erklärung für Max)

Ich merke immer wieder, dass die Kommunikation über das Urheberrecht am Grundverständnis ökonomischer Zusammenhänge scheitert. Deswegen hier noch mal die ökonomischen Zusammenhänge in Erklärbärmode und zwar extra für Max.

Ein existierendes digitales Gut zu reproduzieren kostet nichts. (also so gut wie nichts. Man hat natürlich bereits seinen Rechner bezahlt und zahlt Strom usw. aber darüber hinaus nicht) Die Kosten, die für eine zusätzliche Einheit der Produktion eines Gutes zu bezahlen sind nennt man Grenzkosten. Sie sind also nahe 0, der Einfachheit halber sagen wir einfach 0 Euro.

Natürlich können die Filmstudios trotzdem nicht ihre Produkte in Höhe der Grenzkosten anbieten, weil sie Fixkosten haben. Die kommen, geteilt durch die Anzahl der produzierten Einheiten, auf die Kosten noch mit drauf. Das hat Max richtig erkannt.

Aber – und hier kommt der Markt in’s Spiel – jeder andere kann es für 0 Euro anbieten. Ich zum Beispiel. Ich habe einen Film runtergeladen und ich kann ihn per BitTorrent für andere verfügbar machen. Das kostet mich nichts (so gut wie nichts) und andere können sich den Film bei mir umsonst herunterladen. Diesen Umstand nennt man illegales Filesharing.

Die Illegalität ändert aber nichts daran, dass es nun ein Angebot gibt für den Film, das 0 Euro beträgt und grundsätzlich für jeden mit Internet verfügbar ist. Und da Angebot und Nachfrage den Preis ergeben, ist der Preis für den Film nun mal eben 0 Euro.

Max hat recht, dass der Ursprüngliche Produzent dann natürlich die Fixkosten nicht zurückbekommt. Das ist doof, klar, und deswegen hat man da ein Gesetz geschaffen, dass „Urheberrecht“ heißt und nennt den Vorgang „illegal“. Aber das Leben ist manchmal doof und den Vorgang „illegal“ zu nennen, lässt ihn nicht von der Welt verschwinden. Und so lange niemand eine Lösung hat, wie man die Leute überreden kann, nicht den Preis mit den 0 Euro zu nehmen, muss man das eben hinnehmen. Oder einem ist das so wichtig, dass man vielleicht doch für ACTA und den ganzen Internetregulierungsquatsch ist und will es nur nicht wahrhaben.

Max sagt außerdem, dass die Leute aufhören werden Inhalte zu produzieren, wenn sie andauernd auf ihren Fixkosten sitzen bleiben. Das kann sein, dass das bei einigen der Fall sein wird. Aber nicht bei allen. Ich glaube, dass viele Leute kulturelle Güter produzieren, ohne auf einen Return on Investment zu kalkulieren. Warum? Haben sie schon immer getan. Auch vor dem Urheberrecht. Und tun sie auch heute, obwohl sie nicht vom Urheberrecht leben können (die allermeisten). Sie werden damit nicht aufhören.

Noch ne gute Nachricht: Es sinken außerdem auch die Fixkosten durch die Digitaltechnik. Die wird nämlich immer billiger und weitreichender in ihren Möglichkeiten.

SPON

So, da bin ich dann also doch auf SPON gelandet. Wenn man mich für meinen Text beschimpfen möchte, kann man es gern hier in den Kommentaren tun. Die auf SPON selbst lese ich nicht.

Noch ein paar Hinweise:

1. Die Überschrift „Lieber frei als gerecht“ ist nicht von mir und nicht mit mir abgesprochen und ich würde das auch nicht unterschreiben. Ich glaube nicht, dass das Urheberrecht Gerechtigkeit produziert oder je produziert hat. Wer die Charts gerecht findet oder den Einkommensunterschied zwischen Lady Gaga und Malte Welding könnte sowas sagen. Jemand mit Gehirn eigentlich nicht.

2. Meine Aufdröselung des Ampelbeispiels wurde leider zerredigiert, obwohl ich einen anderen bereits redigierten Text abgenickt hatte, in dem das noch alles richtig war. In Wirklichkeit enspricht das Verfügbarmachen des Albums nicht der Demontage des Gesetzes, sondern der Ampel. So ergibt das hoffentlich auch wieder Sinn.

Hier nochmal der Absatz, wie er eigentlich erscheinen sollte:

Um die schiefe Analogie grade zu rücken, müsste man das Beispiel also modifizieren: Ein Album zum Download anzubieten ist nicht vergleichbar mit dem Überfahrenen einer Ampel, sondern dessen komplette und nachhaltige Demontage. Dazu muss man noch die im realen Leben unmögliche Annahme treffen, dass alle Autos der Welt nun mit den Transaktionskosten nicht höher als ein paar Klicks, widerrechtlich über die betreffende Kreuzung rasen können.

Aber so ist das eben. Gegen den Kontrollverlust im Journalismus ist das Internet ein Witz. 😉

Lanz

Vorweg: ich kenne und schätze Stephan Urbach und unterstütze seine Arbeit. Was ich hier über seinen Auftritt gestern bei Lanz sage, sage ich nicht gegen ihn. Ich glaube auch nicht, dass er überhaupt schuld daran ist, dass es so lief wie es lief.

Das Rumgeeiere von HerrUrbach in den Kernthemen seiner Partei, der Transparenz und des Urheberrechts, ist nur symptomatisch. Das selbe hätte jedem passieren können (passiert es auch gelegentlich), denn die Position der Partei in diesen Gebieten wird zwar immer lautstark reklamiert, ist aber in Wirklichkeit genau so wischiwaschi wie bei allen anderen Parteien.

Transparenz in der Politik wollen alle, wirklich alle und zwar schon immer. Die Frage ist immer nur, bis wohin. Und wenn die Piraten schon dort aufhören, wo jemand von öffentlichem Geld für die Arbeit in der Fraktion bezahlt wird, dann lassen sich sicher sogar in der CDU viele progressivere Positionen dazu finden. Das hat auch gar nichts mit PostPrivacy zu tun. Die Gehälter eines jeden Beamten lassen sich nachschlagen! Schon immer!

Wenn Lanz fragt, ob Stephan damit einverstanden wäre, wenn die ganzen Bücher der anwesenden Gäste raubkopiert würden und ihm nicht mehr als ein „Wir wollen Urheber und Konsumenten näher zusammenbringen“ einfällt, dann braucht es die Piratenpartei einfach nicht. Das kann sogar Bärbel Höhn. Die einzige Antwort, die es rechtfertigt, eine eigene Partei in’s Feld zu führen, ist schlicht und ergreifend: „Fick, Ja!“

Klar sind dann alle sauer. Klar bekommt man dann einen Shitstorm in’s Gesicht und Sven Regner findet einen scheiße. Hey, das ist Politik, stupid! Wenn bei deiner Forderung keiner aufschreit, hast du was falsch gemacht.

Die Piraten sind inkonsequent in ihrem Denken und in ihren Konzepten. Deswegen kann sogar ein Lanz sie vorführen. Nietzsche jammerte mal: „Wenn ich nur den Muth hätte, Alles zu denken, was ich weiß.“ Das selbe trifft für die Piratenpartei zu. Sie stellt die richtigen Fragen, fordert in die richtige Richtung. Aber sobald es konkret wird, bekommt sie Angst vor ihrer eigenen Courage und verfällt in Politikergewäsch. Schade.