… fühlte ich mich auf meinem eigenen Blog nicht mehr allzu wohl. Der ganze Impetus, die Aura, die Attitüde, ja, vielleicht auch das Design, das alles ist nicht mehr so meins. Da fiel mir dieses Blog hier ein. Damals, 2000, eingerichtet, als ich noch keinen Schimmer hatte, was das überhaupt ist, ein Blog. Meine Onlinelektüre reduzierte sich damals vor allem auf die Angebote des Heiseverlags. Ich nehme an, dort einen Link zum damals aufkommenden Bloghoster Blogger.com geklickt zu haben, mir einen Account eingerichtet zu haben, und einfach einen Essay, den ich für die Uni vorbereitete, dort hineingepostet zu haben. Dann wie gehabt. Schlüssel verloren, vergessen, verrottet, bemoost und fünf Jahre später hinter einem Gebüsch wiedergefunden. Die ganze Geschichte, vor allem die des Wiederfindens, könnt ihr HIER nachlesen.

Der Witz ist jetzt, dass dieser dritte Post seit dem Anbeginn dieses Blogs meine durchschnittliche Postingfrequenz von „alle 5 Jahre“ auf „alle 4 Jahre“ hochjazzt. Ist doch schon mal ein Anfang und ich bin sicher, dass das noch steigerungsfähig ist.

Wie dem auch sei. Ich überlege, ab jetzt einfach mal hier zu posten. Minimalistischer, weniger barock und einfach mal so. Als kurzer Draht für lange Texte. 
Hier ist grad erstmal Baustelle, was das Design angeht. Vielleicht kommen auch so lustige Sachen wie Blogroll und dergleichen, aber erstmal find ich es erfrischend und „leichter“, ohne den ganzen Krams.

Es wird wirklich Zeit

hier mal wieder was reinzuschreiben. Bloggen ist wichtig, bloggen ist gut, bloggen ist nicht durch Twitter zu ersetzen. Da hat Ralf ganz recht. Und der Gedanke kam mir, weniger gut ausformuliert, auch schon länger von ganz alleine. Ich saß also die letzten 2 Monate des öfteren da und wollte etwas schreiben, nur die Themen versteckten sich und irgendwie…

hallo

Über das Fernsehen…

habe ich für die Blogpiloten einen sehr subjektiven Text verfasst: Warum Fernsehen?

PS: Der ist schon seit zwei Tagen online, aber Google hatte ziemliche Probleme mit dem Login für Blogger.com. Deswegen erst jetzt.

Europa und ich

Danke Irland. Danke, dass ihr den verkorksten Pseudoverfassung ein vorzeitiges Ende bereitet habt. Ich weiß, ihr habt vor allem aus egoistischen Motiven heraus den Vertrag abgelehnt. Das ist Euer gutes Recht. Der Vertrag war nicht gut für Irland, also für Euch.

Dennoch würde ich Euer Nein gerne, wenn auch idealistisch, meinetwegen pathetisch, uminterpretieren wollen: Ich hoffe zutiefst, Ihr habt den Vertrag auch, wenigstens ein bisschen, in Stellvertretung des gesamten europäischen Volkes abgelehnt. In einer Stellvertretung, die der Stellvertretung, die die Kommission und das europäischen Parlament für sich beansprucht (vergessen wir nicht, auch diese Damen und Herren halten sich für Stellvertreter des europäischen Volkes) ferner nicht sein könnte. Sondern ihr habt es in einer Stellvertretung abgelehnt, in der sich nicht das Volk in der Regierung spiegelt, sondern ein Volk für die Völker, deren Meinungen übergangen wurden.
Ihr wart die einzigen, die man gefragt hat. Und wenn der eine oder andere von Euch, sich in Solidarität mit allen anderen europäischen Völkern, vielleicht über diese Tatsache, diese unermessliche Arroganz, geärgert hat und es sein Stimmverhalten beeinflusst haben sollte, dann war das „Nein“ zum Vertrag, ein großer und wichtiger Schritt hin zu Europa und eben nicht weg davon.
Wir erinnern uns an das erbärmliche Scheitern der Europäischen Verfassung. Damals hieß sie noch Verfassung, weil einige Länder, ähnlich wie ihr, zur allgemeinen direkten Abstimmung aufgerufen waren. Denn eine Verfassung ist nur dann eine Verfassung, wenn sie sich ein Volk selber gibt. (Deswegen heißt die Verfassung in Deutschland bis heute „Grundgesetz“, weil es nie zur Abstimmung gelangte. Zunächst – provisorisch – der Teilung wegen und heute, weil die Politiker Angst davor haben. Angst vor uns.) 
Der Kniff, das Paragraphenwerk einfach anders zu nennen und es dann durch die Parlamente zu peitschen, hat nicht geklappt, an der einzigen Station nicht geklappt, an der das Volk gefragt wurde. Was für eine Ohrfeige!
Wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass ich nicht mal wirklich weiß, was da alles drinsteht, in diesem Vertrag. Es soll in einer ganz schrecklichen Juristensprache verfasst sein. Ich habe keine Lust, mich damit auseinander zu setzen. Darum geht es mir aber auch nicht. Es geht um die Arroganz der Mächtigen, die jeweiligen Verfassungen der Länder über die Köpfe der Menschen hinweg, einzuschränken oder umzumodeln. Denn genau das tut dieser Vertrag.
Das heißt nicht, dass ich gegen eine europäische Verfassung bin. Ich bin sogar entschieden dafür. Ich bin für Europa und für eine engere Bindung und gerne auch für eine Verfassung. Diese Verfassung muss aber auch so heißen. Sie muss mit offenem Visier diskutiert werden und von allen Einzelstaaten per Plebiszit abgesegnet werden. Von. Jedem. Einzelnen. Ich stelle dabei bewusst keine inhaltlichen Anforderungen, denn ich weiß, dass diese ihre Richtigkeit haben werden, wenn alle Völker ihr zustimmen würden.
Ich weiß, liebe Herrschenden, das ist verdammt schwer. Ihr würdet sogar sagen, das sei unmöglich. Das glaube ich nicht, aber meinetwegen. Dann ist das halt so. Aber so sieht nun mal Euer Job aus. Wir können noch hundert Jahre warten, wenn es denn nötig ist, für eine Verfassung, die den Namen verdient. Solange Ihr Europa nur als Vehikel für unpopuläre und teils verfassungswidrige Gesetzesnormen nutzt, wird kein Volk Euch einen Blankoscheck ausstellen. 
PS: Als Tipp. Ich bin ein Fan vom Grundgesetz. Und nicht nur ich. Müsste ich dafür abstimmen, meine Stimme wäre Euch sicher.

Marktverwirrung

Da hab ich mich aber Erschrocken bei meiner SpOn-Lektüre:

Dann aber die Entwarnung im Text:

Da hat wohl ein Redakteur unsere derzeitige Wirtschaftsordnung mit der „sozialen Marktwirtschaft“ (Gott hab sie seelig) verwechselt. Kann ja passieren. 

Vielleicht lag’s ja aber auch am Auftraggeber der Studie:

 

Profiling mit Twitter, oder was ist ein Captcha?

(Nein, das hier ist kein Twitkrit)
Ist es nicht schön? Man kann es einfach so raushauen. „Ich mache jetzt Feierabend“, schleudert uns Moeffju entgegen. Einfach so. Nix besonderes, eigentlich. Genau diese Art Information, die man bei Twitter einfach so raushaut, ohne sich einen Kopf zu machen. Denn was ist schon dabei? Jeder macht doch Feierabend, irgendwann. Würde man nie drauf kommen, dass das, außer für ein paar Leute, für die es die Möglichkeit eröffnet jetzt mit dieser Person ein Feierabendbier zu trinken, irgendeine Relevanz besitzt. 

Man kann dies auch regelmäßig machen. Jeden Tag zum Feierabend dieser oder so ein ähnlicher Tweet. Für solcherart Rituale ist Twitter immer gut. Man kann das Wort Feierabend auch gleich als Tag ablegen: #Feierabend.

Und dann kommt irgendwer. Ein zukünftiger unentschlossener Kunde, ein potentieller Arbeitgeber, oder einfach nur eine Profilingagentur. Oder gar eine Web2.0 offene Profilaggregationsplattform. Und Zack wird aus den einzelnen und für sich harmlosen Feierabenden und ihrer Tweetszeitzen ein Arbeitszeitenprofil geschustert.

Es ist nicht immer sofort ersichtlich, welche Daten wir preisgeben, während wir sie preisgeben. Mit Regelmäßigkeiten und Hashtags lassen sich Daten zu Profilen verknüpfen, von denen wir heute noch gar keine Ahnung haben, welchen Komplexitätsgrad und welche Tiefe sie erreichen können.

Als Kosmar im Artikel bei den Blogpiloten von seinem Geburtstagskalender berichtete, war ich zunächst begeistert.

Ich selbst pflege zum Beispiel gerne den Twitter-Geburtstagskalender mit #hpybdy oder zeichne meinen letzten Tweet des Tages gerne mit #n8 aus.

Ist ja auch eine tolle und ebenso einfache Idee. Dass dort aber Liste für alle Leute zugänglich ist, die das für die Identifizierung ziemlich wichtige Datum des Geburtstags vieler Twitterer einfach so abrufbar macht, ist ein Datenschutzproblem. Ganz besonders dann, wenn man wie ich anonym im Netz unterwegs ist. 

Ich weiß nicht, wie weit die Profilingagenturen sind, Twitter systematisch auszuwerten. Ich weiß nur, dass das eine Datenverknüpfung ungeahnter Tiefe ermöglicht und zusammen mit anderen Daten viel tiefer und weiter in die Privatsphäre Einblick gewährt, als es einem beim jeweiligen Gebraucht bewusst ist.

Ich weiß selber noch nicht, was das alles für mich und meine Twitterei bedeutet. Ich weiß aber, dass man vorsichtig sein sollte. Vor allem, wenn man anfängt, Dinge zu standardisieren, mit Regelmäßigkeiten und Hashtags aber auch mit dem Gebrauch des Locationtags „L:“. Man kann sich noch etwas schützen, indem man auf die Interpretationsbereitschaft seiner Follower setzt und die Maschinenlesbarkeit reduziert. Man muss im Grunde in Captchas twittern.

Wobei auch das keine Sicherheit ist. Was ein Captcha ist und was nicht, ist eine Frage, die letzten Endes in einer ungewissen Zukunft entschieden wird. Und zwar von Moores Law.

Rinke und lechte Brogs

Frédéric fragt, wo sie denn bleiben, die deutschen Konservativen. Also hier in der Blogosphäre und im gesamten Web 2.0 sind sie irgendwie nicht zu finden. (Wenn man die paar rechtsradikalen Hassblogs gegen den Islam mal außer acht lässt, was ohnehin das Beste ist, was man mit denen anstellen kann.) Jedenfalls wurde mein Kommentar, den ich dort tippte, länger und länger und irgendwann zu lang. Also poste ich ihn lieber hier.

Ich möchte daran erinnern, dass die konservative Blogosphäre in den USA die letzten Jahre sogar stärker war, als die liberale („links“ gibt‘s da ja nicht). Das hat mich anfangs auch gewundert. Partizipation und basisdemokratische Ideen, die ja die Grundpfeiler der Idee des Bloggens sind, sind jedenfalls in Deutschland immer eher linke Werte gewesen.

Aber die USA tickt da eben ganz anders. Demokratie und Meinungsfreiheit – was nebenbei mit einschließt, dass die Meinung eines Einzelnen immer wichtig ist und geäußert werden sollte – ist ein Wert, den dort fast niemand anzweifeln würde, egal wie weit „rechts“ er sich befindet.
In Deutschland hingegen findet man sogar viele „Linke“, die die Legitimität von Blogs glatt in Abrede stellen wollen. Der maulkorbverpassende Richter am berühmten Hamburger Landgericht beispielsweise, wähnt sich selber links. Auch einige Journalisten, die sich sonst offen links positionieren, würden am liebsten eine Lizenz zur Meinungsabgabe fordern, wie man immer mal wieder voller Erschrecken lesen muss. Ich würde also behaupten, dass diese Art der Publizistik von Jedermann auch weiten Teilen der Linken durchaus suspekt ist.

Wenn man sich darüber hinaus die Wahlbeteiligungen bei Plebisziten in Deutschland anschaut, kann man schon daran zweifeln, dass die Meinungsfreiheit hierzulande irgendwas wert ist. Wir sind ja auch ein ziemlich einsames Völkchen mit der Tatsache, nie über unsere Verfassung abgestimmt zu haben. Und die EU-Verfassung wurde uns von Anfang an nie zur Abstimmung angetragen. Ich würde soweit gehen zu behaupten, dass ein Plebiszit zur Verhinderungen einer drohenden Diktatur wegen zu geringer Wahlbeteiligung abgelehnt werden würde. So absurd ist das nicht. Das Plebiszit zur verbindlichen Verankerung von Plebisziten in die Hamburger Verfassung ist letztes Jahr aus eben diesem Grund gescheitert.

Zieht man das alles in Betracht, so muss man zu dem Schluss kommen, dass wir Blogger innerhalb Deutschlands sowas wie Aliens sind. Und ganz erhlich: wenn ich mit einigen Offlinefreunden übers Bloggen rede, komme ich mir auch so vor. Man gerät immer in dem Verdacht sich zu wichtig zu nehmen. Bestenfalls wird es belächelt, was man tut.

Jedenfalls kann man festhalten: Meinungsfreiheit zählt hier zu Lande nicht viel. Nicht mal bei den Linken im allgemeinen, höchstens bei einer bestimmten linken Untergruppe. Wenn überhaupt jemand der Meinung ist, Meinung sei irgendwie wichtig, dann kommt er hierzulande fast ausschließlich aus einem bestimmten links-liberalen Meinungsspektrum, welches in der echten Politik so wenig vertreten ist, dass es fast keine Rolle spielt. (zu „links“ und „liberal“ hat Jens Berger mal einen schönen Artikel geschrieben) Und daraus rekrutiert sich – jedenfalls die politische – Blogosphäre fast ausschließlich.

Was habt ihr denn?

Ich blogge doch! Sogar regelmäßig.

Eigentlich

Was ist „Eigentlich“ eigentlich für ein komisches Wort? Eigentlich scheint es nur im deutschen zu geben. „Really“ im Englischen entspricht ihm nicht wirklich (not really). „Eigentlich“ macht etwas ähnliches, aber es macht es konsequenter. Während „Really“ zwar auf eine Realität hinweist, die anders ist als es scheint, impliziert „Eigentlich“ von vornherein zwei Realitätsebenen. Zwei Realitätsebenen, mit denen wir ganz selbstverständlich umzugehen wissen, die uns sprachlich seit unserer Kindheit begleiten. Die also mit der Muttermilch aufgesogen, uns tief in unser Stammhirn eingepflanzt sind, kaum mehr bewusst aber immer präsent.

Einerseits haben wir die Welt des Scheins. Die Dinge scheinen auf eine bestimmte Art und Weise klar vor uns zu liegen, sie lassen sich beobachten und bewerten, aber der Deutsche weiß bereits, dass dem ja nicht so ist.

Denn eigentlich ist es ja alles ganz anders. Die Welt der Eigentlichkeit ist die Welt der Wahrheit, genauer: der Wahrheit hinter der Wahrheit. Hier, abgetrennt von der äußerlichen Welt, regieren die verborgenen, ja, geheimen Mechanismen der Welt. Das, was nicht offensichtlich ist, hat hier seinen Platz. Das Wort „Eigentlich“ ist das Tor, das man seinem Gesprächspartner dahin öffnet.

Und hinter diesem Tor ist nichts wie es scheint. Hässliche Dinge werden plötzlich schön (Eigentlich ist es doch ganz schön), Aufgaben, an denen man noch sitzt, sind plötzlich erledigt (Eigentlich bin ich schon fertig) und widerliche Menschen werden nett (Eigentlich ist er ganz nett).

Tolles Wort eigentlich, dieses „Eigentlich“.