meine Person

Als formlose Masse kam ich auf die Welt und schmiegte mich an sie. Ihren Abdruck spüre ich an jeder Stelle meiner Person. So bin ich auch nicht der, der ich zu sein vorgebe, keine Identiät also, sondern ein Fälscher einer Identität, ein Fälscher zweier, dreier, ja unzähliger Identitäten. Oder besser: ich bin selber ein Plagiat der Welt, in die ich gefallen bin. Diese nämlich drückte sich in so diversen Weisen in mich ein, dass ich jederzeit meine Stimme verliere und sie als eine neue wiedergewinne.
So habe ich angefangen zu studieren und zu arbeiten, um meine Persönlichkeit zu entwickeln, denn das ist doch das was man tut, um ein fertiger Mensch zu werden, eine Person an einem Ort, der ein Hier und in einer Zeit, die ein Jetzt markiert, am besten noch mit einem Haus und einer Adresse. Das Kuwi-Studium und das Programmieren haben mich aber nicht dazu gebracht jemand zu werden, im Gegenteil, sie haben mich zu dem gemacht, was ich heute eben nicht bin. Sie haben meine Persönlichkeit weiter gespalten in Sprache, Kommunikation, BWL, Kulturinformatik und diverse Programmiersprachen und Entwicklungsumgebungen, mit ihren jeweiligen Idiomen und Dialekten und ich fühle mich bis heute nicht im Stande diese Sprachen gleichzeitig zu sprechen. Wenn denn nun aber jemand an mich herantritt und mich in einer dieser Sprachen anspricht, so verspreche ich hiermit, ihm in der seinen zu antworten, als der Selbe, der er ist oder zu sein glaubt. Und spricht er mich in einer anderen an, so verspreche ich, ich werde versuchen die Seine zu lernen, mich weiter zu spalten, in kleinste und feinste Teilchen, bis ich mich selber aufgelöst sehe in seiner Person.
Bis dahin werde ich ihn hoffentlich erfolgreich spielen, den BWLer, den Literatur- und Philosophieinteressierten, den Programmierer, den Kommunikationswissenschaftler und Kunstabsorbanten. Ich werde mein möglichstes tun um mich zu verbiegen, als der kompromisslose Opportunist, der ich bin und als Fälscher meiner selbst und als das Plagiat der Welt um mich herum.

Internet

OpenBC, Google-Earth, Blogger usw. lassen das Internet endlich zu dem werden, was es immer versprochen hat: Zur endlosen Verplemperung der eigenen Zeit, bei der man sich aber doch dem eigentlichen Ziel, die Weltherrschaft an sich zu reißen, stetig nahe wähnt.

Übersetzung

fickende geruckelkacke
kopulierende vibrationsfäkalie
geschlechtlichen akt habendes zuckungsexkrement

richtig!

Das, was ich hier behauptet habe ist richtig! Und ich stehe dazu! Komme was da wolle!

Schweigen

Ich sitz im Bus
Stille!
Jemand schaut mich an
Aus seinem Gesicht spricht Schweigen
Die Luft
ist gefüllt mit Schweigen
Zum schneiden dick
Mein Nachbar schweigt mich an
Still
Schauen die andern rüber
Der Bus hält an
Menschen
steigen schweigend aus
Jemand schaut ihnen nach
Schweigend!
Ein Räuspern
Niemand traut sich hinzuschauen.
Verlegen
Senkt der Räusperer sein Kopf.
Schweigend
Nehmen die anderen seine Entschuldigung entgegen

Der Valendienst

Der gleißend BlenderSonne viel,
mit hellem breitem StrahlenStiel,
mächtigsattes HimmelBlau,
nebst lustig SchäfchenWolkenSchau,
grasiglauschig FlüsterGrün,
zwischen buntgeschecktem BlumenGlühn,
im flotten flatter FalterWimmel,
unter frischem nassen WiesenHimmel,
am lauen GlitzerSternenKranz,
der SommerSchimmerMondesGlanz,
in wuschig kribblig FrühlingsHaut,
auf wildwuchskitzlig Heidekraut,
als mein herzlichsüßer Valendienst,
für HerzbummerDich, mein Allerliebst.

Tisch

Stövchen ergraut glasschwer kantig.
Flache Durchsicht wabert silbern, rund kulissend, sich hinter der Fernbedienung auf.
Die teils beaschte, bestarrt neben Pappschatten schwer, wie ein Haar,
ganz kurz und leicht, sich von [6] an aufwärts biegt, dem Licht erreckend.
Scherenspitze, die metallisch erigierte, spießt schimmernd Spiegelbilder in Glanzblitzauge.
Kordelnd zwirbelt Schnur an Telefon,
schneidig schmiegt Löffelglanz sich unter.
Toter Docht leert Teelichtdunkel,
angebogen, dem Rest seine scharfe Kante fratzend,
wölbend, ansonsten oval gedellt, innen aber wachslos.
Zettelkram eselohrt das Filterkippengrab;
Aufbauschend drückt es gedrucktes wellig.
Von hinten: Braunschwarzer Nikogilb durchfasert Watteknolle-
Leise quetschte Exglut seine Runzeln, nächst ihrer Schwestern Schicksal.
Ahnungsvoll papiert es weiß. Ruhmreiche Fingerkuppe!
Tabak gebärdet sich breitlings. Beflockung geschieht.
Staubig erklimmen Lichtglanzflexe Bücherklumpens Deckelsaum, verharren dort,
hebend bis schattend, akongruent bis helixartig, blenden bläulich dem „B“ den Bogen,
wechselnd nur in Titel und Farbe, dennoch fast fransig gestreuter Natur.
Radiergummischwarz funiert weitflächig mit pünktlicher Unterbrechung das Glatt.
Sich leider nicht hingebend: Totenschädels Muldenmaske… Obwohl:
Geschehnis agoniert in Eigenblut…. erwartet wird noch Obst.

Der Deutsche

Aufgewacht und sich dunkel suchend
Schreckt das Augenlid sich hin
verdreht sich runter bis zum Kinn
Der Nacht ihr dürres Licht anrufend
Grätzend reißt die große Sonne auf
Zupft leise an seinem Bein
Er hebt kurz das Ohr hinein
Und nimmt den Dingen ihren Lauf
Über Weiten verfolgt er das Glück
Dann Packt er es am Schopf
zieht es hoch und sein Kopf
Erhebt sich dabei kaum ein Stück
Er erklimmt im Lauf das Hochgefühl
Nur um sich in die Tiefe abzuseilen
Um unten keine Wunden auszuheilen
Lässt er den Hass noch kochend schwül
Nun versucht er ein Wort anzumieten
Kocht es hoch, von tiefer unten her
Und es spritzt sein Blut noch ungefähr
Dem Jetzt ins Aug, das Dort anzubieten
Es geht ihm nicht ums gewinnen
Weder um Pflicht noch um Kür
Er klopft nur an Deiner Tür
Um dem Aufmachen zu entrinnen

Drama

Noch glitzern die Wellen
Die unendlichen Flächen
brechen das Licht
die dunklen, die hellen
die spitzen, die schnellen
ein Funkeln, ein Stechen
dicht an dicht
Die Hügel verdecken
wie Täler beim Lauf,
auf und empor,
noch höher sich strecken
Im Wiegen und Lecken
steigt weiter hinauf
ein ganzes Meer im Chor
Dem Küstenbogen
drohen Gebärden
verzweifelter,
schäumender Wut.
Es rollen die Wogen
jetzt näher am Boden
kämpfen und sterben
Zug um Zug
Gurgelnd reißt
die Gischt ins Blaue
das Graue schreit,
erstarrt zu Weiß
wenn weit sich spreizt
die Perlenklaue
und prasselnd
nach dem Ufer greift
Einsam schluchzend
sammeln Bäche
Reste auf vom Biest,
das aus den Schluchten,
längs der Buchten,
in die Fläche
und die Pfützen fließt.