versuche ich heute im FAZBlog offen zu legen. Und dabei kommt mir – ups – doch glatt die Wirrschaft unter die Räder.
Archiv des Autors: mspro
WMR05 – Blechern aus der Metaebene
Die Metaebene ist das Podcaststudio von Tim Pritlove. Die heiligen Hallen des Chaos Radio Express und einiger anderer Produktionen, zum Beispiel des Mobilemacs-Podcasts. Max, der ja letzteren mit Tim gemeinsam bestreitet, hat ihn nun gefragt, ob wir mit unserem Podcast nicht auch und so… und siehe da: wir dürfen!
Also, wir, Max und ich, in den heiligen Hallen mit der großartigen Akustik, mit der tollen Technik. Alle Filter auf Dings, alle Einstellungen feingetuned. Persönliche Einführung von Tim. Zack noch den Pegel hier, das Balancing dort. Alles nochmal optimiert und durch dröflzig Filter gejagt, klingt perfekt – es geht los!
Und während wir uns die ganze Zeit in einer wundervollen Tonqualität gegenseitig in die Kopfhörer sprachen, nahmen wir nicht das Outputsignal dieser Technikwundertüte, sondern das BuildIn-Mirko von Max seinem Macbook Pro auf. Dumm, wenn man kurz nachdem man alles gecheckt hat und kurz bevor man anfängt noch schnell ein Kabel austauscht. Und das dann kaputt ist.
Das Resultat: der tonqualitativ schlechteste Podcast der WMR-Reihe. Es ist sooo bitter. Wir haben lange überlegt, dieses Machwerk überhaupt zu veröffentlichen, ich habe sogar eine Umfrage gestartet. Die Mehrheit ist dafür. Also: hier ist er:
UPDATE: Tharben hat das ganze noch mal durchgefiltert und getondingst. Das Resultat kann man sich hier runter laden.
Viel, äh, Leidensfähigkeit damit. Wer sich das anhören mag: selbst schuld!
Aber seid gewiss! Der nächste Podcast wird dafür nur um so toller!
Was ich war
bin
und sein werde und warum „mspro“ da nur eine unzureichende Bezeichnung ist. Bei der FAZ.
Danke, Gut!
Nur weil man sich in dunkleren Gefilden Get-a-Life-Sorgen um mich macht: Mir geht es gut.
Ich habe ein schönes Leben voller „Real Life“, mit vielen tollen Freunden, einem großen Bekanntenkreis und einer wundervollen Freundin. Ich treffe jeden Tag Menschen Face to Face, gehe viel aus, habe Spaß, bin in vielen schönen Projekten eingebunden, mit vielen tollen Menschen, bin häufig draußen, unterwegs in Berlin oder nur mal spazieren und hab bis vor ein paar Monaten sogar regelmäßig Sport gemacht. Ich wüsste nicht, wie ich noch mehr Leben unterbringen könnte. Ich schaff ja so schon kaum noch was.
Aber danke der Nachfrage!
Und nun kommen wir zum angenehmen Teil
des CTRL-Verlustes.
FAZ
Ich schreibe jetzt drüben für die FAZ ein Blog. Es heißt CTRL-Verlust und beschäftigt sich mit – vor allem meinem – digitalen Alltag und reflektiert das Leben eines Netzbewohners. Es wird wohl eher theoretisch als persönlich, also wie hier.
Es war ja eh mein Thema, das alles, deswegen wird es hier mit Sicherheit ruhiger, ich hoffe aber nicht tot. Denn ab und zu brauch ich es sicher auch mal schnell und schmutzig und thematisch grenzwertig! Ha!
(Ja, ich bekomme genug Geld, nein, ich sitze nicht mit Fonsi im Büro, ja, ich habe meine Seele verkauft, nein, ich würde sie nicht an jeden verkaufen.)
WMR IV – Das iPad – was auch sonst?
Gestern noch schnell zwischen Workshop und Party einen Podcast mit Max aufgenommen.
Dafür ist das Ding ganz schön lang geworden. Über zwei Stunden, diesmal. Das haben wir hin bekommen, indem wir einfach jedes Argument zwei mal anbrachten und aaaaußerdem immer aaaalle „Aaaaaas“ gedehnt aaaaausgesprochen haaaaaben. Außerdem haben wir einfach jeden dritten Satz noch mal wiederholt. Außerdem haben wir einfach jeden dritten Satz noch mal wiederholt.
Und obwohl Max hier schon alles über das iPad gesagt hat, was es zu sagen gibt, haben wir schon wieder darüber gesprochen. So sind se, die Fanboys. Allerdings sprachen wir hier eher von der gesellschaftspolitischen und das heißt vor allem journalistisch-/Verlegerischen Seite des iPadhypes.
Außerdem gab es ein kurzes Update zu den Googlecyberwars und schließlich diskutieren wir die Idee und Konzepte der Liquid Democracy.
Viel Spaß!
Eric Schmidt: „Google is not a country“ – Ach so.
Kurz nachdem ich Googles möglichen Weg Schneise in die postnationale Ära besungen habe, macht sich … TWITTER auf diesen Weg. Soso, wer hätte das gedacht. Aber gut. Ich habe – anders als vom Dienst – kein wirkliches Bild des „Unternehmens“ Twitter. Das lässt hoffen und zeigt, dass Clinton vielleicht tatsächlich eine Allianz geschmiedet hat, die über Google hinaus geht. Aber das eine schließt das andere ja nicht aus und neben Google ist Twitter nun auch eher ein kleiner Fisch, also schauen wir weiter gespannt in Richtung Google.
Da ist es vor allem interessant, was Jeff Jarvis über eine Unterredung mit den Googleoberen in Davos niedergeschrieben hat.
When is Gooogle going to do something? “It should happen soon,” Drummond said.
Nun gut. Bei anderen Firmen kann man solch ein Raunen getrost als solches in der Schublade verbuchen. Bei Google bin ich mir nicht so sicher.
Natürlich reden sie nicht über ihre Strategie und auch nicht über die Verhandlungen, die sicher derzeit mit China laufen. Aber eine Sache, die ich prognostiziert hatte, scheint sich zu bestätigen:
Drummond said the problem of censorship is not in China alone. Hurley said YouTube is blocked in China, Turkey, and Iran “because of freedom of speech.
Mit anderen Worten: China ist nur das dickste, das größte Problem. Google wird dort nicht halt machen. Und die Frage ist, wo sie halt machen werden – und ob. Bei den „Kinderporno“-Sperrungen in England und Australien? Ja? Nein?
EGAL! – Es ist egal, weil es plötzlich Google ist, das die Grenzen akzeptiert oder eben nicht und weil es somit nicht mehr in der Obliegenschaft der nationalen Gesetzgebung liegt, ob ein Gesetz nun (sinnvoll) gemacht werden kann. Google erkennt die Gesetzgebung an oder nicht. Auch Gesetze an die sich Google dereinst hält, sind somit nur noch von Google geduldet.
Ja, die Büchse der Pandora (in diesem Fall ist Pandora eine postnationale Utopie) ist damit geöffnet, so oder so.
Schmidt said. “As the world goes online, every country is going to have a discussion about what’s appropriate and what’s not. And a lot of these organizations [that is, governments] have not really thought through what they’re doing. We have a strong view about transparency.”
Interessant ist nicht nur das Statement an sich (die Nationalstaaten haben das Internet nicht verstanden und machen mehr kaputt, als ihnen lieb sein kann. [Wir müssen sie also vor sich selbst beschützen.]), sondern auch die Rhetorik. Es kann kein Zufall sein, dass Schmidt die Regierungen läppisch „organizations“ nennt, weswegen Jarvis sogar in der Transskription intervenieren muss. Als hätten sie es mit Vereinen oder NGOs zu tun, statt mit (meist) vom Volk legitimierten Vertretern und zumindest den seit Jahrhunderten tradierten Machtzentren dieses Planeten.
Zum Schluss noch Eric Schmidt’s eifriges Bemühen Google gegen jede Staatsähnlichkeit abzugrenzen:
Though Schmidt joked about Drummond as Google’s diplomat and apolgized for mixing metaphors, he emphasized that Google is not a country, does not set laws, and does not have a police force — or diplomats
Nein. In der Tat ist Google kein Staat. Sonst könnten sie kaum so frei agieren. Google braucht keine Gesetze, es hat Features und AGBs.
Aber dass Google angeblich keine Polizei hat, finde ich eine gewagte These. Oder sitzen keine Mitarbeiter an den Indizes und ahnden Linkfarmen, Werbelinks und Black-SEO-krams mit drakonischen Strafen wie PageRank-Verlust und gar Ausschluss aus dem Suchindex? Sperren sie etwa keine ihrer Blogspotblogs bei widerrechtlichen Vergehen? Und ahnden sie etwa keine Youtube-Copyrightverstöße zumindest durch Löschung des Kontents? Wenn das keine Polizei ist, weiß ich auch nicht.
Der Unterschied ist wohl eher, dass ihre Polizei keinem öffentlichen Gesetz untergeben ist. Dass sie außerdem Staatsanwalt und Richter in einer Person ist und dass niemand sie abwählen kann.
Am Schluss fasst Schmidt zusammen:
This is a government-to-government issue, he said.
Ach so. Ist es das?
Ich bin da skeptisch. Obwohl die US-Regierung derzeit China gegenüber den Mund ausgesprochen voll nimmt. Waffenlieferungen an Taiwan, sowas ist ein ziemlicher Tritt in Richtung Osten. Jedenfalls, wenn man bedenkt, dass er in die Richtung des eigenen Quasi-Eigentümers geht. Denn faktisch besitzt China einen Großteil der USA, in Form von Schuldscheinen und Devisen. China ist der mit weitem Abstand größte Gläubiger der USA und im Normalfall ist man ja eher nett zu denen.
Ich bin gespannt, ob es sich hier um einen generellen Kurswechsel der US-Regierung in der Chinapolitik handelt, oder ob die beiden Dinge – der angekündigte Kampf für die Freiheit des Internets und die Waffenlieferungen – nur eine unglückliche Koinzidenz sind.
Ein offener Konflikt USA vs. China wäre zwar eine effektive Art für die USA sich zu entschulden, aber weit aus unschöner, weil bombiger, als das, was ich mir vorstelle.
Dann doch lieber das Ende der Nationalstaaten.
AI – drei Filmkritiken
ACHTUNG SPOILERWARNING!! ACHTUNG
Ich habe AI damals nicht im Kino gesehen. Auch als er auf Video herauskam, habe ich es immer versäumt ihn nachzuholen. Ich schätze, jeder hat eine ganze Handvoll solcher Filme auf der Liste. Filme, die man immer schon mal sehen wollte, aber seit Jahren verrafft, sie auszuleihen.
Nachdem ich vorgestern zufälliger Weise durch Plomlompom (hier sein Gehirn) wieder auf diesen Film gestoßen wurde, hab ich ihn mir gestern kurzerhand ausgeliehen. Ich muss sagen: Ein ganz und gar bemerkenswerter Film.
Im Grunde besteht der Film aus drei Teilen, die nicht zueinander passen wollen. Jeder der drei Teile hätte von einem ganz anderen Regisseur sein können. Aber nein, sie sind alle von Steven Spielberg.
Das ist auch so eine Sache: Spielberg greift hier eigentlich eine Geschichte auf, der sich sein damals kürzlich verstorbener Freund Stanley Kubrick verschrieben hatte. AI ist also eigentlich ein konzeptionell bereits fortgeschrittenes Kubrickprojekt, umgesetzt von Spielberg. Kubrick und Spielberg – auch zwei ziemliche Unvereinbarkeiten, wie wir sehen werden.
Aber fangen wir mit dem ersten Teil an:
Der kleine David, erster Kinderrobotter der Welt, ausgestattet mit der Fähigkeit zu lieben, kommt in eine Familie. Die schafft es nach einigen Anlaufschwierigkeiten, David lieb zu gewinnen. Doch dann erwacht der eigentliche Sohn der Familie aus seinem Koma und es entspinnt sich ein fast typisch brüderliches Eifersuchts- und Intrigenszenario zwischen den beiden. Allerdings mit dem Handycap für David, weil er als „anderer“, nämlich künstlicher Junge, im Zweifel immer das Mißtrauen der Eltern auf sich zieht. Natürlich verliert David diesen ungleichen Kampf und wird schließlich ausgesetzt.
AI zeigt sich bis hier also als ein sehr ernsthafter Film, der ein tatsächlich interessantes psychologisches Setting bietet und sich daran auch gekonnt und alles andere als oberflächlich abarbeitet. Solides Kino, sehr mitreißend erzählt und recht tiefgründig in seinen Analysen. Das ist Spielberg aus „Schindlers Liste“, „Die Farbe Lila“ oder „Das Reich der Sonne“.
Doch dann kommt der zweite Teil:
Ausgesetzt findet sich David in einer androidenfeindlichen Umwelt wieder. Nachdem er von Roboterjägern in mittelalterlicher Mannier beinahe öffentlich hingerichtet worden wäre, schließt er Freundschaft mit einem völlig flippig daherhampelnden JudeLawBot, der freiberuflich Frauen besteigt. Die Figur könnte, bis auf den Sexbezug, auch aus einer Disneykomödie entstammen und hat mindestens den intellektuellen Charme von Jar Jar Binks. Die beiden fahren zusammen in eine Stadt, die aussieht wie die Las Vegas auf Speed und holen sich Rat bei einem, naja, Orakel, das irgendwie an Microsofts nervende Büroklammer erinnert – nur in 3D. David, so muss man nämlich wissen, ist schließlich auf die Liebe zu seiner Mutter fest programmiert, und kann nicht davon lassen. Seim Plan ist nun die blaue Fee, von deren Existenz er im Märchen Pinocchio erfuhr, zu finden, damit sie auch aus ihm einen Menschen zaubere, einen „echten Jungen“, natürlich um das Herz seiner Mutter zurück zu erobern.
Es ist wirklich ein ganz anderer Film. Auch ein ganz anderer Spielberg. Es ist ein buntes, actionreiches Popcorn-Trallala. Ein lustiger Roadmovie mit schrägen Charakteren. Temporeich inszeniert, sich selbst plötzlich gar nicht mehr so ernst nehmend, ja, beinahe albern. Und damit aber das Gegenteil vom ersten Teil. Das hier ist der Spielberg aus „Catch me, if you can“ und „Hook“. Es ist ein völlig anderer Film, ein völlig anderer Spielberg, aber immerhin noch ein Spielberg.
Aber dann kommt der dritte Teil. VORSICHT: GANZ DICKER SPOILER!
Der Liebeskranke David fliegt mit dem JudeLawBot an’s Ende der Welt, na?, genau!, Manhatten, das seit dem Abschmelzen der Polkappen ja unter Wasser steht. In einem aus dem Wasser ragenden Wolkenkratzern residiert aber tatsächlich das Labor, das David erschuf, was er dann statt der blauen Fee findet. Nachdem er erschrocken feststellt, dass er bereits in Massenproduktion hergestellt wird und sich daraufhin in die Fluten von Manhatten stürzt, findet er in einem „versunkenen“ Themenpark, der auch eine Pinocchio-Ecke beherbergt, eine Statue der blauen Fee. Die bittet er nun, ihn doch in einen Menschen zu verwandeln. Und nochmal. Und nochmal. Dann wieder. Und wieder. Und wieder. Genau genommen etwa 2000 Jahre lang.
Die Welt, mittlerweile eine einzige menschenleere Eiskugel, wird nun von spindeldürren, außerirdischen Hobbyarchäologen ausgegraben – so auch David. Die Außerirdischen wollen endlich mal sein bestes und arrangieren ein eintägiges Treffen mit seiner Mutter, die sie dafür Extra aus ihrer DNA generieren und ihr Gedächtnis irgendwie aus dem Universum zusammenfriemeln und einpflanzen. Nach diesem einem Tag, Davids schönsten Tag seines Lebens, ist sie leider tod, weil, naja, vermutlich weil das so im Drehbuch steht und der Film ist endlich vorbei.
Tja. Was war jetzt das? Ganz klar, jedenfalls schon mal wieder ein ganz anderer Film als die beiden ersten Teile. Die Story artet aus, sie flippt vollkommen rum, wird immer löchriger in ihrer Evidenz, immer waghalsiger in ihren Sprüngen, immer wahnsinniger in ihren Widersinnigkeiten. Der Film überbietet sich im letzten Teil alle 10 Minuten selbst in seinem apodiktischen Schwachsinn. Er entgleitet vollkommen in einem absurden Kitschtheater. Das hier ist auch nicht mehr Spielberg, der eigentlich die geraden Geschichten liebt, dessen Filme alle einen gefälligen Spannungsbogen verfolgen.
Es ist Spielberg schon noch in den einzelnen Szenen und der Inszenierung, der Aufmachung und der Bilder. Aber die Story und ihr Entgleiten, das ist Kubrick. Hier schmeckt man ihn raus, wenn man darauf achtet. Wenn man hinter die spielbergschen Bilder schaut. Kubrick hat hier eine Vorlage abgeliefert, an der Spielberg leider gescheitert ist. So muss man das wohl sagen. Aber kreativ gescheitert.
Natürlich hätte man dieses wirre Ende in rauschhaften Fieberträumen inszenieren müssen, wie Kubrick seine Filme oft zerfasern lässt. Aber da kommt Spielberg leider eben nicht aus seiner Popconigkeit raus. Wenn er im Drehbuch von einem kleinen Roboterjungen liest, der seine Mutter vermisst, kann Spielberg scheinbar gar nicht anders, als da typischen Tränendrüsenmomente daraus zu schaffen. Nur in Kombination mit Kubricks Übersteigerungslogik wird das ganze zur Kitschgrotesken (und hat dabei witziger Weise ein paar Lars-von-Trier-Momente)
Aber Kubrick, das merkt man an dem Plot sogar durch die meterdicke, spielbergsche Makupschicht hindurch an, wollte hier eigentlich den Wahnsinn der westlichen Sicht auf die Liebe zeigen. Er wollte zeigen, wie wahnsinnig dieser uralte romantische Gedanke der „ewigen Liebe“ ist, wenn er tatsächlich umgesetzt wird. Er wollte die Idee der „ewigen Liebe“ dekonstruieren. Kubrick ist ein Mythenbrecher, Spielberg ist Mythenbediener. Also was macht Spielberg? Er versucht noch die Sehnsucht nach dieser Liebe zu bedienen, mit den üblichen, gefälligen Bildern und schafft es nicht das Liebes-Thema zu brechen und so die Anthropologie Kubricks auszuführen, sondern begräbt sie in einen immer währenden und sich stetig ins absurde steigernden Kitschberg.
Das wirkt dann aber wiederum so grotesk und bizarr, dass es fast wieder interessant wird. Es wäre sicherlich ein völlig anderer Film geworden, wenn Kubrick ihn gedreht hätte, vermutlich ein großes Meisterwerk, aber auch so ist es ein interessantes Experiment geworden. Die Verknotung zweier filmischer DNA-Stränge. Ein gescheiterter Mindupload. Die Ruine eines Denkmals.
Ein enthusiastisches und ein banges Auge auf den Mob
//*** UPDATE : www.dresden-nazifrei.de/ ist tatsächlich down. Waren wir mit den Mirrors also gerade noch rechtzeitig. ***//
Ohne heute in große theoretische Schwärmerei zu verfallen, muss hier kurz eine kurze Geschichte verbloggt werden, die nur das Internet schreiben kann.
Nachdem ich heute las, dass das LKA die zentrale Website des Widerstands gegen die Nazidemonstration in Dresden (www.dresden-nazifrei.de/) sperren lassen will, überkam es mich und ich rief ganz spontan dazu auf, die Website zu spiegeln. Digitaler ziviler Ungehorsam, sozusagen. Das ganze fand erstaunliche 15 und sogar viel mehr (Twitter zählt nicht alles) Retweets, fand also innerhalb von Minuten eine Verbreitung die fünfstellig sein dürfte.
Und Tatsächlich. Es dauerte kaum eine Stunde und schon waren die ersten Freiwilligen gefunden. Und keine zwei Stunden später war die Komplette Seite zwei mal gespiegelt.
Ehrlich! Ich finde das toll und es zeigt mal wieder, was für ein geniales Instrument der Zivilgesellschaft mit dem Internet in die Hände gelegt wurde. Es gibt aber auch Einwände.
Leider muss ich einschränkend sagen, bin ich gerade nicht ganz glücklich mit meinem eigenen Vorgehen. Der Aufruf war wie gesagt spontan, aus so einem: das-können-wir-uns-nicht-gefallen-lassen-Aktionismus heraus. Bei genauerem Nachdenken hätte ich die Betreiber zunächst mal kontaktieren sollen und die Idee mit ihnen absprechen. Ich hab aber erst die Mail losgeschickt, als die Lawine schon in’s rollen gekommen war. Leider habe ich auch noch keine Antwort.
Die zweite Sache ist, dass alle Meldungen zu der Sperrung nur auf dieser Mitteilung basieren, die selbst von keiner unabhängigen Quelle stammt und in der es weder vom Betreiber selbst, noch vom Provider, noch vom LKA eine konkrete Quelle gibt. Ich hab zwar in der genannten Mail die Betreiber dazu befragt, aber eben noch keine Antwort.
Journalistisch gesehen, war mein Vorgehen also höchst zweifelhaft. Ich sage das vor allem deswegen, weil mir diese Macht, die sich heute wieder eindrucksvoll zeigte, auch bisweilen etwas Angst macht. Jedenfalls hat sich diese von mir losgetretene Welle angesichts der dürren Informationslage auch etwas komisch angefühlt. Ich hoffe nicht, dass ich die Aktion demnächst bereuen muss.
Ich mein ja nur.
Jedenfalls hoffe ich auf einen positiven Bescheid der Dresdenaktivisten zu dieser Sache und dass das ganze irgendwie geholfen hat oder helfen wird. Ich nehme an, dass wir, ich nenn’s mal: politische Internetnetzwerk, die Power haben, diese Seite über Wochen online zu halten auch wenn das LKA jeden Tag eine neue Sperrverfügung zustellte.