Clinton: We, Google

Da hebt man sehr vorsichtig eine als solche gekennzeichnete Hypothese in den Raum, wird auch noch von allerei Seiten dafür beschossen und ein paar Tage später ist es offiziell.

Wie vermutet, war der Rückzug aus China alles andere als Hals über Kopf. Im Gegenteil, er ist eng mit der US-Regierung abgestimmt gewesen. Das hat man sich ja schon denken können, als kurz nach Googles Bekanntgabe verlautbart wurde, dass Clinton zu der Thematik eine Grundsatzrede halten wolle. Nun. Gestern war es so weit. (hier die ganze Rede als Video und verschriftlicht)

Kurz nochmal zu meiner These: Google ist zwar bereit, sich aus China zurückzuziehen, aber nicht aus dem chinesischen Markt. Sie werden statt dessen mit ihren Ingenieuren Mittel und Wege finden, die chinesischen Zensurmaßnahmen zu unterwandern. Und zwar großflächig zu unterwandern, so dass möglichst jeder Chinese Google nutzen kann. Und zwar einfach, in dem man Server und/oder Software dafür bereitstellt, jede Filterung mithilfe von Verschlüsselung und Anonymisierung zu umgehen. Indem sie also einfach Antizensurpacks bereitstellen, ohne sie jetzt offensiv in China verteilen zu müssen. Das hätte natürlich zur Folge, dass Google eine zensurfreie Suchmaschine anbieten kann und damit langfristig seinen Marktanteil in dem bald größten Onlinemarkt der Welt sichern kann. Und zwar viel besser als vorher.

Hier und auch hier habe ich solch ein Vorgehen allerdings davon abhängig gemacht, dass die US-Regierung dem ganzen Rückendeckung gibt. Denn solch ein Eingriff wäre ein Angriff eines Unternehmens auf die staatliche Souveränität von China. Und die werden sich wo beschweren? Richtig.

Jedenfalls scheint jetzt mit dieser Rede, genau diese Rückendeckung für Google offiziell: Ich nehme mir mal die Freiheit die entscheidenden Teile der Rede zu übersetzen:

We are also supporting the development of new tools that enable citizens to exercise their rights of free expression by circumventing politically motivated censorship.

Irgendjemand könnte auf die Idee kommen, die chinesische Zensur mit Hilfe von Tools zu umgehen. Wir unterstützen Google die dann dabei. Politisch.

Both the American people and nations that censor the internet should understand that our government is committed to helping promote internet freedom.

Hallo China! Ja, ihr, genau Ihr. Ja, du auch Iran. Wir lassen Google auf Eure Internetzensnsur scheißen. HAHA! Das hilft Google in euren aufstrebenden Märkten doch noch erfolgreicher zu sein und uns, mißliebige Regime aus der Welt zu schaffen. Also Euch! Haha! WinWin, nennen wir das!

The most recent situation involving Google has attracted a great deal of interest. And we look to the Chinese authorities to conduct a thorough review of the cyber intrusions that led Google to make its announcement. And we also look for that investigation and its results to be transparent.

Naja, seid ihr doch selber Schuld! Wenn ihr die Souveränität unserer Wirtschaftskonzerne nicht achtet, dann passiert das eben auch mit eurer! Ich mein, wer wird schon erwarten, dass ihr irgendwas transparent aufdeckt? Eben. Nee, nee. Google, also wir, werden uns wehren!

Now, the United States and China have different views on this issue, and we intend to address those differences candidly and consistently in the context of our positive, cooperative, and comprehensive relationship.

Sorry Leute, klar, das wird hart für euch. Aber vielleicht seid ihr ja gar nicht sooo sauer, wenn ich unsere sonstige Zusammenarbeit in den Himmel lobe? Na?

And censorship should not be in any way accepted by any company from anywhere. And in America, American companies need to make a principled stand.

Wir definieren hiermit den moralischen Standard in Sachen Zensurunterordnung von Firmen. Das ist zwar erst möglich, seit Google sich so pathetisch auf die Brust geschlagen hat, aber nun sei’s so! Vor allem aber definieren wir das ganze als amerikanisch, damit wir uns alle um Google scharen können, wenn die Kritik zu laut wird. Google ist Amerika, Amerika, du bist Google! Kämpfe für uns, Deine Investoren, und die Meinungsfreiheit!

Willkommen im neuen Zeitalter!

4 Gedanken zu „Clinton: We, Google

  1. Es ist zu schade, dass es Google und nicht Microsoft ist. Denn dann gäbe es einen Zusatz zu den Bill of Rights namens Rights of Bill.

  2. ich warte auch auf die schuldscheine. die amis sollten sich nicht so weit aus dem fenster lehnen.

    die hat man doch eh so ziemlich im sack. wobei sie auch noch selbst schuld sind..

    ja, „willkommen im neuen zeitalter“

    die zukunft wird n spaß!

  3. Pingback: Eric Schmidt: “Google is not a country” « H I E R

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