Hamburg on ice



Buchstabensuppe

Wenn es damals schon Buchstabensuppe gegeben hätte, dann hätte Walter Benjamin sicher darüber geschrieben …

Lieber Jean-Remy von Matt

du schreibst:

„Ich hatte mich halt aufgeregt! Und eine Mail an meine Mitarbeiter geschrieben, die durch die berechtigte oder unberechtigte Kritik an einer Kampagne, an der sie monatelang hart gearbeitet haben, verunsichert waren und Zuspruch verdient hatten.“

So als Tipp: Dem einen MitarbeiterPraktikanten, der diese Kampagne erarbeitetverbochen hat, solltest du statt solcher Aufmuntermails lieber ein richtiges Gehalt zahlen. Dann wird er
A: sich das nächste Mal mehr Mühe geben.
B: deine Mails nicht an irgendwelche Blogger weiterleiten.

Tolle Idee was? Schönen Gruß,

mspro

Netzwerken

Noch so ein Durchgeknallter, mit dem man sich über so verschrobene Dinge unterhalten kann, über die ich mich eben am liebsten unterhalte. Gleich in Blogroll mit dem Kerl.

Du bist nicht Deutschland

Deutschland hat das Vertrauen der Agentur verscherzt. Wäre es da nicht doch einfacher, die Agentur löste das Volk auf und wählte ein anderes?

[Original von Brecht]

Oder wie Matt Wagner sagt:
Du bist nicht Deutschland, Deutschland!

Offizielle Homepage von Heidi Klum …’s größten Fan

Da das hier ja die offizielle Homepage von Heidi Klum …’s größten Fan ist, find ich das ja total doof da.

Idiom

Oh, eine Paphiopedilum victoria-regina.

Was ist eine Pappa… Papop… pipa … …. ja, ist wirklich hübsch….

"Wort"

Oh eine Orchidee.

Was ist eine Orchidee?

„Orchidee“ ist ein Wort.

Was ist ein Wort?

„Wort“ ist ein Wort.

Was ist ein …. *beleidigtguck*…

Bedeutung

Oh, eine Orchidee

Was ist eine Orchidee?

Das ist eine Blume.

Was ist eine Blume?

Das ist eine bestimmte Art von Pflanze.

Was ist eine Pflanze?

Das ist eine Art Lebewesen.

Was ist ein Lebewesen?

Ein Ding das irgendwie lebendig ist.

Was ist ein Ding?

Eine in sich abgeschlossene Einheit.

Was ist eine abgeschlossene Einheit?

Die weit verbreitete Illusion Was-ist-Fragen beantworten zu können.

Bichsel

Eine innige Jugenderinnerung wurde mir zu Weihnachten zurückgeschenkt. Die „Kindergeschichten“ von Peter Bichsel hatten meine Schwester und ich damals in endlosen Nächten als Hörspiel von Audio-Kassette gehört. Nun hat sie sie mir als Hörbuch auf CD unter den Weihnachtsbaum gelegt und ich kann kaum aufhören mich darüber zu freuen.

Diese Geschichten sind so faszinierend wie geheimnisvoll. Sie erzählen meist aus dem Leben der ganz normalen Menschen in der ganz normalen Welt. Aber normal sind diese Menschen nur zum Schein. Im Grunde ist es gerade die Normalität, die sie dazu bewegt terroristische Anschläge gegen diese zu verüben. Aus ihrem normalen Leben scheren sie aus, sagen dem Alltag den Kampf an, sprengen ihn in die Luft, vergiften oder ertränken ihn.

Aus diesen Versuchsanordnungen spinnt Bichsel das Gewebe dessen nach, was wir Wahrheit nennen, und dessen wir uns bisher so sicher waren – bis jetzt. Die Wahrheit über die Wahrheit kommt eben erst ans Licht, wenn sie bereits zu Boden gefallen ist oder vielmehr gewaltsam an der Wand zerschmettert wurde, wenn jedenfalls ihre Scherben die immanente Struktur offenbaren. Deshalb ist die Wahrheit immer genau das, was in diesen Geschichten als mutwilliger Akt fallen gelassen wird, nämlich die Wahrheit als letzte Gewissheit, als langweilige, weil immer gleiche Gewissheit der Welt, des Lebens und des Selbst.

Das was in diesen Experimenten aber als Rückstand verbleibt, ist immer der Wissenschaftler selber. Und nur er. Denn wenn die Welt erst ins Straucheln gerät und in einer metaphysischen Staubwolke um ihn herum versinkt, dann steht er völlig allein am „Ground Zero“ der Erkenntnis. Da ist nichts mehr was ihn umgibt, nichts mehr, was der Versuchsanordnung standgehalten hätte. Denn wenn die Wahrheit zerstört, die falsche Gewissheit zu Bruch gegangen ist und der Mensch triumphierend über ihren Scherben steht, merkt er erst wie unendlich einsam er da steht. Sein Triumpf gegen die Wahrheit ist wohl nur einer gegen die Konvention, jedoch damit auch ein Triumpf gegen die Gemeinschaft oder gar gegen die Möglichkeit von Gesellschaft im Allgemeinen. Wahrheit ist Konsens. Nicht mehr aber auch nicht weniger.

Deshalb sind die meisten Protagonisten äußerst tragische Figuren. Ihre Rebellion endet oft in absoluter Einsamkeit, denn – und das ist die Moral der meisten Geschichten Bichsels – man ist immer auch ein Teil dessen, wogegen man aufbegehrt.

Da stellt sich also einer hin und behauptet „Amerika gibt es nicht.“. Der Nächste will den wirklichen Beweis am eigenen Leib erfahren, dass „die Welt rund ist“. Wieder einer ist davon gelangweilt das der Tisch „Tisch“ heißt und beginnt die Dinge einfach nach gut dünken umzubenennen, nicht ahnend, dass in dieser seiner Privatsprache die Vereinsamung schon eingeschrieben ist. Aber Bichsels Menschen sind stur. Sie nehmen die Einsamkeit in Kauf für die Exklusivität ihrer Wahrheit. Ein Tisch ist kein Tisch. Ach, leckt mich doch alle!

Diese Geschichten waren sicher meine erste prägende Beschäftigung mit Philosophie oder sogar schon direkt mit Sprachphilosophie. Vielleicht wäre ich ohne sie jetzt Maschinenbauingenieur oder Informatiker. Vielleicht hätte ich mich auch den Naturwissenschaften zugewendet, um dort die Wahrheit der Welt zu suchen. Vielleicht hätte ich auch einfach eine Leiter genommen, sie an das Hausdach des Nachbars gelehnt, wäre darüber gestiegen und dann immer weiter nach Westen gegangen, bis ich vom Horizont verschluckt worden wäre. Nur um nachzusehen, ob sie denn wirklich rund ist, die Erde.