Und dann rede ich gerade

mit Riko über Firmen, die die Websites von Social Networks intern blocken. Ein strukturelles China, mitten in Deutschland und zwar allenthalben. Das ist kein zu unterschätzendes Problem, immerhin werden dort bei Millionen von Menschen die mentalen Konfigurationen für die Akzeptanz von Sperrvorhaben konditioniert.

Buzz hat diese Mauer jedenfalls durchbrochen. Keine Firma kann es sich leisten, Google auszusperren, wenn es weiterhin effektiv arbeitende Mitarbeiter haben will.

Unser „internes China“ ist somit schon Google zum Opfer gefallen.

Danke Google! Weiter machen!

Die Gesetzeskraft von Google

Interessant ist, was eben auf dem Fahrrad in mein Ohr gelangte. Da hörte ich nämlich das ehrwürdige Chaos Radio und da ging es um… na? Ihr kommt drauf… Genau! Google!

Und was da an mein Ohr und so, ihr wisst schon, war die Stimme der aller ersten Anruferin. Die hatte nämlich etwas interessantes zu berichten. Oder eher gesagt, passierte ihr eine so interessante Fehlleistung, dass mein freudianisches Ohr ganz spitz wurde.

Jedenfalls erzählte sie davon, dass ihre Firma Google Analytics einsetzt (wie so viele Firmen) worauf hin Markus Richter (der Moderator) sie unterbrach und fragte, ob sie denn wisse, dass dieses Tool nach vielen Datenschützermeinungen – jetzt kommt’s: – illegal – sei?

Selber hören ab Minute 8:25.

Illegal! Ein sehr eindeutiges Wort in der deutschen Sprache, das eigentlich auch jeder kennen sollte. Es bezeichnet alle Vorgänge oder Dinge, die gegen das geltende Recht verstoßen.

Hmmmmmnpfffnja“ druckste sie und fuhr fort, dass ihre Firma ja deswegen auch mal Probleme bekam…. Weil man Inhalte doppelt einstellte und deswegen Ärger von Google bekam. „Die ändern ja auch immer die Richtlinien!

Natürlich kann es sein, dass die Frau etwas verwirrt war. Aber nichts desto trotz kam sie nicht mal auf den Gedanken, dass das Wort „illegal“ etwas mit dem deutschen Recht zu tun haben könnte, sondern bezog es sofort und ohne Überlegung auf den normativen Rechtfertigungsdiskurs im Spannungsfeld von Black & White -SEO. Ein quasi juristischer – jedenfalls normativer – Diskurs im größer werdenden Machtschatten von Google.

Irgendwann werden wir Banken ausrauben und uns vor Gericht darauf berufen, dass Google da nie was gegen gesagt hätte.

Wie war noch mal die Frage?

Was ist relevanter: Google oder Politik?

WMR05 – Blechern aus der Metaebene

Die Metaebene ist das Podcaststudio von Tim Pritlove. Die heiligen Hallen des Chaos Radio Express und einiger anderer Produktionen, zum Beispiel des Mobilemacs-Podcasts. Max, der ja letzteren mit Tim gemeinsam bestreitet, hat ihn nun gefragt, ob wir mit unserem Podcast nicht auch und so… und siehe da: wir dürfen!

Also, wir, Max und ich, in den heiligen Hallen mit der großartigen Akustik, mit der tollen Technik. Alle Filter auf Dings, alle Einstellungen feingetuned. Persönliche Einführung von Tim. Zack noch den Pegel hier, das Balancing dort. Alles nochmal optimiert und durch dröflzig Filter gejagt, klingt perfekt – es geht los!

Und während wir uns die ganze Zeit in einer wundervollen Tonqualität gegenseitig in die Kopfhörer sprachen, nahmen wir nicht das Outputsignal dieser Technikwundertüte, sondern das BuildIn-Mirko von Max seinem Macbook Pro auf. Dumm, wenn man kurz nachdem man alles gecheckt hat und kurz bevor man anfängt noch schnell ein Kabel austauscht. Und das dann kaputt ist.

Das Resultat: der tonqualitativ schlechteste Podcast der WMR-Reihe. Es ist sooo bitter. Wir haben lange überlegt, dieses Machwerk überhaupt zu veröffentlichen, ich habe sogar eine Umfrage gestartet. Die Mehrheit ist dafür. Also: hier ist er:

Wir müssen Reden Nr05.

UPDATE: Tharben hat das ganze noch mal durchgefiltert und getondingst. Das Resultat kann man sich hier runter laden.

Viel, äh, Leidensfähigkeit damit. Wer sich das anhören mag: selbst schuld!

Aber seid gewiss! Der nächste Podcast wird dafür nur um so toller!

Danke, Gut!

Nur weil man sich in dunkleren Gefilden Get-a-Life-Sorgen um mich macht: Mir geht es gut.

Ich habe ein schönes Leben voller „Real Life“, mit vielen tollen Freunden, einem großen Bekanntenkreis und einer wundervollen Freundin. Ich treffe jeden Tag Menschen Face to Face, gehe viel aus, habe Spaß, bin in vielen schönen Projekten eingebunden, mit vielen tollen Menschen, bin häufig draußen, unterwegs in Berlin oder nur mal spazieren und hab bis vor ein paar Monaten sogar regelmäßig Sport gemacht. Ich wüsste nicht, wie ich noch mehr Leben unterbringen könnte. Ich schaff ja so schon kaum noch was.

Aber danke der Nachfrage!

FAZ

Ich schreibe jetzt drüben für die FAZ ein Blog. Es heißt CTRL-Verlust und beschäftigt sich mit – vor allem meinem – digitalen Alltag und reflektiert das Leben eines Netzbewohners. Es wird wohl eher theoretisch als persönlich, also wie hier.

Es war ja eh mein Thema, das alles, deswegen wird es hier mit Sicherheit ruhiger, ich hoffe aber nicht tot. Denn ab und zu brauch ich es sicher auch mal schnell und schmutzig und thematisch grenzwertig! Ha!

(Ja, ich bekomme genug Geld, nein, ich sitze nicht mit Fonsi im Büro, ja, ich habe meine Seele verkauft, nein, ich würde sie nicht an jeden verkaufen.)

WMR IV – Das iPad – was auch sonst?

Gestern noch schnell zwischen Workshop und Party einen Podcast mit Max aufgenommen.

Dafür ist das Ding ganz schön lang geworden. Über zwei Stunden, diesmal. Das haben wir hin bekommen, indem wir einfach jedes Argument zwei mal anbrachten und aaaaußerdem immer aaaalle „Aaaaaas“ gedehnt aaaaausgesprochen haaaaaben. Außerdem haben wir einfach jeden dritten Satz noch mal wiederholt. Außerdem haben wir einfach jeden dritten Satz noch mal wiederholt.

Und obwohl Max hier schon alles über das iPad gesagt hat, was es zu sagen gibt, haben wir schon wieder darüber gesprochen. So sind se, die Fanboys. Allerdings sprachen wir hier eher von der gesellschaftspolitischen und das heißt vor allem journalistisch-/Verlegerischen Seite des iPadhypes.

Außerdem gab es ein kurzes Update zu den Googlecyberwars und schließlich diskutieren wir die Idee und Konzepte der Liquid Democracy.

Viel Spaß!

Wir müssen reden IV

Eric Schmidt: „Google is not a country“ – Ach so.

Kurz nachdem ich Googles möglichen Weg Schneise in die postnationale Ära besungen habe, macht sich … TWITTER auf diesen Weg. Soso, wer hätte das gedacht. Aber gut. Ich habe – anders als vom Dienst – kein wirkliches Bild des „Unternehmens“ Twitter. Das lässt hoffen und zeigt, dass Clinton vielleicht tatsächlich eine Allianz geschmiedet hat, die über Google hinaus geht. Aber das eine schließt das andere ja nicht aus und neben Google ist Twitter nun auch eher ein kleiner Fisch, also schauen wir weiter gespannt in Richtung Google.

Da ist es vor allem interessant, was Jeff Jarvis über eine Unterredung mit den Googleoberen in Davos niedergeschrieben hat.

When is Gooogle going to do something? “It should happen soon,” Drummond said.

Nun gut. Bei anderen Firmen kann man solch ein Raunen getrost als solches in der Schublade verbuchen. Bei Google bin ich mir nicht so sicher.

Natürlich reden sie nicht über ihre Strategie und auch nicht über die Verhandlungen, die sicher derzeit mit China laufen. Aber eine Sache, die ich prognostiziert hatte, scheint sich zu bestätigen:

Drummond said the problem of censorship is not in China alone. Hurley said YouTube is blocked in China, Turkey, and Iran “because of freedom of speech.

Mit anderen Worten: China ist nur das dickste, das größte Problem. Google wird dort nicht halt machen. Und die Frage ist, wo sie halt machen werden – und ob. Bei den „Kinderporno“-Sperrungen in England und Australien? Ja? Nein?

EGAL! – Es ist egal, weil es plötzlich Google ist, das die Grenzen akzeptiert oder eben nicht und weil es somit nicht mehr in der Obliegenschaft der nationalen Gesetzgebung liegt, ob ein Gesetz nun (sinnvoll) gemacht werden kann. Google erkennt die Gesetzgebung an oder nicht. Auch Gesetze an die sich Google dereinst hält, sind somit nur noch von Google geduldet.

Ja, die Büchse der Pandora (in diesem Fall ist Pandora eine postnationale Utopie) ist damit geöffnet, so oder so.

Schmidt said. “As the world goes online, every country is going to have a discussion about what’s appropriate and what’s not. And a lot of these organizations [that is, governments] have not really thought through what they’re doing. We have a strong view about transparency.”

Interessant ist nicht nur das Statement an sich (die Nationalstaaten haben das Internet nicht verstanden und machen mehr kaputt, als ihnen lieb sein kann. [Wir müssen sie also vor sich selbst beschützen.]), sondern auch die Rhetorik. Es kann kein Zufall sein, dass Schmidt die Regierungen läppisch „organizations“ nennt, weswegen Jarvis sogar in der Transskription intervenieren muss. Als hätten sie es mit Vereinen oder NGOs zu tun, statt mit (meist) vom Volk legitimierten Vertretern und zumindest den seit Jahrhunderten tradierten Machtzentren dieses Planeten.

Zum Schluss noch Eric Schmidt’s eifriges Bemühen Google gegen jede Staatsähnlichkeit abzugrenzen:

Though Schmidt joked about Drummond as Google’s diplomat and apolgized for mixing metaphors, he emphasized that Google is not a country, does not set laws, and does not have a police force — or diplomats

Nein. In der Tat ist Google kein Staat. Sonst könnten sie kaum so frei agieren. Google braucht keine Gesetze, es hat Features und AGBs.

Aber dass Google angeblich keine Polizei hat, finde ich eine gewagte These. Oder sitzen keine Mitarbeiter an den Indizes und ahnden Linkfarmen, Werbelinks und Black-SEO-krams mit drakonischen Strafen wie PageRank-Verlust und gar Ausschluss aus dem Suchindex? Sperren sie etwa keine ihrer Blogspotblogs bei widerrechtlichen Vergehen? Und ahnden sie etwa keine Youtube-Copyrightverstöße zumindest durch Löschung des Kontents? Wenn das keine Polizei ist, weiß ich auch nicht.

Der Unterschied ist wohl eher, dass ihre Polizei keinem öffentlichen Gesetz untergeben ist. Dass sie außerdem Staatsanwalt und Richter in einer Person ist und dass niemand sie abwählen kann.

Am Schluss fasst Schmidt zusammen:

This is a government-to-government issue, he said.

Ach so. Ist es das?

Ich bin da skeptisch. Obwohl die US-Regierung derzeit China gegenüber den Mund ausgesprochen voll nimmt. Waffenlieferungen an Taiwan, sowas ist ein ziemlicher Tritt in Richtung Osten. Jedenfalls, wenn man bedenkt, dass er in die Richtung des eigenen Quasi-Eigentümers geht. Denn faktisch besitzt China einen Großteil der USA, in Form von Schuldscheinen und Devisen. China ist der mit weitem Abstand größte Gläubiger der USA und im Normalfall ist man ja eher nett zu denen.

Ich bin gespannt, ob es sich hier um einen generellen Kurswechsel der US-Regierung in der Chinapolitik handelt, oder ob die beiden Dinge – der angekündigte Kampf für die Freiheit des Internets und die Waffenlieferungen – nur eine unglückliche Koinzidenz sind.

Ein offener Konflikt USA vs. China wäre zwar eine effektive Art für die USA sich zu entschulden, aber weit aus unschöner, weil bombiger, als das, was ich mir vorstelle.

Dann doch lieber das Ende der Nationalstaaten.