Irgendwann, wenn die kleinen Klingeltonjunkies von heute kulturfähig werden, in etwa 10 Jahren, dann ist es so weit. Dann werden all die Krokodile und Küken herausgekramt, auf Vinyl gepresst und in den angesagtesten Clubs geremixed.
Jugenderfahrungen, gerade die skurilsten, gerieren in der Retrospektive nämlich immer zum Kult.
Archiv für den Monat: Oktober 2005
klick
Klick. Nur ein kurzer Druck. Mit einem Druck auf den Button geht es los. Der neue Eintrag ist online, so einfach ist das. Aber Moment. Was habe ich da gedrückt? Einen Button? Genau genommen habe ich doch wohl die Mousetaste gedrückt, keinen Button. Ich hätte zudem auch einfach „Return“ drücken können, was die selbe Auswirkung gehabt hätte. Zumindest ist das beim „Firefox“ so und ich erinnere mich auch beim „IE“, aber nicht beim „Netscape Navigator“, was einer der Gründe war, warum ich ihn nie leiden konnte.
Aber wichtig ist, dass ich den Button betätigt habe, auf dem „Publish Post“ steht, auch wenn ich das nur virtuell getan habe, indem ich die „Return“ (oder auch „Enter“) Taste gedrückt habe, nein halt, indem ich die Mousetaste gedrückt habe, ja genau die war es. So einfach ist das also einen neuen Post in seinen Blog zu stellen, einen Post, der wieder einmal etwas über mich erzählt, in meinem Blog, in dem schon viele solche Einträge stehen und der somit ein Sammelsurium bildet von Daten, die selber jeweils mit Datum versehen, all die Male dokumentieren, bei denen ich den besagten Button drückte – „Publish Post“.
Und auch dieser Eintrag hier wird mit solch einem Druck „public“. Genauso wie eine Zeitung in den Druck geht, denn auch dort wird schließlich gedrückt was das Zeug hält, in der Druckerpresse, damit die Zeitungen dann „druckfrisch“ in den Kiosken zu erwerben sind.
Aber dies ist ja schließlich keine Zeitung, auch wenn hier gedrückt wird, immer wieder gedrückt, beinahe jeden Tag, weil es mir einfach Spaß macht, und weil ich meine, dass ich hier etwas drücken kann, das mehr ist, als nur ein virtueller Button oder die Mousetaste. Genau, weil ich mich hier selbst ausdrücken kann. Mich als Person oder als Persönlichkeit drücke ich hier aus, was ja auch der eigentliche Sinn eines Blogs ist und sicher auch einer der vielen Gründe warum Menschen überhaupt bloggen. Dieses Blog als Ausdruck meiner Persönlichkeit, führe ich, und das ist ja das tolle daran, völlig freiwillig. Deshalb ist es so frei hier zu publizieren im WWW, so ganz ohne Druck.
Nur manchmal habe ich den Eindruck, dass mein Geschwafel hier vielleicht ein wenig langweilig ist, weil ich ja nicht viel erlebe, da ich Magisterarbeit schreiben muss und nicht viel herauskomme, deshalb gezwungen bin, mir mehr oder weniger die Dinge aus den Fingern zu saugen, oder zu quetschen, also dem Inhalt mit ein wenig Druck nachzuhelfen. Das ist vielleicht nicht ganz so interessant, oder nicht so leichtläufig, wie man es aus anderen Blogs kennt, die aus einem Leben voller Erlebnisse berichten. So denke ich mir das jedenfalls manchmal.
Aber dann habe ich den Eindruck, dass ich mich da zu sehr unter Druck setze, weil ich mir überhaupt solche Gedanken mache, denn ich tue das ja wie gesagt freiwillig und so soll es auch bleiben, nicht so wie die Journalisten, die eben unter Druck stehen und Schlagzeilen produzieren zu müssen, jeden Tag, weil die Zeitung nicht leer in den Druck gehen kann. Der Druck ist es, der den Druck macht, so habe ich den Eindruck.
So zum Beispiel, wie Don Dahlmann in seinem Artikel über eine Bloggerin berichtet, die damit aufhörte zu bloggen, weil sie sich tatsächlich dabei erwischte, wie sie darüber nachdachte mit jemandem eine Affäire zu beginnen, damit sie darüber bloggen kann. Dabei hatte wohl auch sie angefangen einen Blog zu schreiben, ohne Druck, so als Ausdruck der Persönlichkeit, die, in diesem Fall wohl auch darin bestand, diverse Affären zu haben. Und da so was ja gerne gelesen wird, ist so ein Blog dann schnell sehr populär, was dann eine Erwartungshaltung induziert bei den Lesen, den vielen Lesern, die jeden Tag wiederkamen, um über neue Äffären zu lesen. Und dann gibt es plötzliche eine Pflicht oder eine Schuld, die man spürt. Und dann ist er da, der Druck, dann drückt dieser Druck sich aus oder besser: ein, hinein in die eigene Persönlichkeit, ohne dass man es merkt.
Wie dem auch sei, ich habe so etwas nicht zu bieten, sondern nur mich sozusagen, mich als Person, die ich hier ausdrücke, so wie ich mich im normalen Leben ausdrücke, so wie ich über die Straße gehe, so wie ich spreche, mit Bekannten oder Freunden, wo ich einfach ich selbst sein kann. Aber nicht so, wie wenn ich mit meiner Dozentin rede, so wie gestern. Dann versuche ich mich gewählter auszudrücken, auf meine Ausdrücksweise zu achten, denn in so einer Situation, hat man schon ein wenig mehr Druck, der einen in eine gewisse Ecke drückt oder zwängt, wenn man einen guten Eindruck machen will.
Aber hier passiert alles ohne Druck, denn ich bin ja niemanden etwas schuldig, so könnte man sagen. Und so blogge ich, ganz ohne Anspruch, außer vielleicht dem, einfach frei zu sein, ich selbst zu sein. Dass ich euch Lesern dies eben bieten möchte, mich und nur mich, ganz unverfälscht. Dass ich sogar noch an mir arbeite, um noch mehr ich selbst zu sein, als ich es zur Zeit bin. Dass ich jeden Text in Zweifel ziele, ob er denn authentisch genug ist, authentischer noch, als ich im richtigen Leben bin, denn wenigstens hier will ich es sein.
Und wenn ich sage, dass es zu meiner Persönlichkeit gehört, herum zu philosophieren, dann ist das mitnichten ein Versprechen oder eine Selbstverpflichtung, die mich bindet an ein Thema. Da gibt es keinen Druck, nur mich und meine Sicht der Dinge, mich und mein Ausdruck, also das, was ich aus mir heraus drücke, etwas, das sich nach außen wölbt in einer gewissen Form, das sich Form gibt oder formiert, um sich wo anders einzudrücken. Das was ihr hier seht, das was euch einen Eindruck vermittelt, von dem was ich ausdrücke oder auszudrücken wünsche, ist also ein von mir heraus zu euch Hineingedrücktes. Spürt ihr es? Den Druck meine ich? Meinen Druck? Deshalb seid ihr doch hier, meinen Druck zu spüren, vielleicht nur als sanften Druck, den Druck einer Liebkosung. Und nicht ohne Eitelkeit nehme ich das wahr, nehme ich es in mich auf, denn es vermittelt mir einen Eindruck dieses Druckes, dieses angenehmen Druckes, der mehr ist, als ein einfaches „Hallo“, ein Wink als Begrüßung oder Verabschiedung.
Aber nein, bei mir ist das nicht so, ganz sicher nicht, hier ist kein Druck, nur der Druck der Mousetaste, nur der Druck auf Tasten, der Schlag, der Anschlag auf die Tastatur, das leise Klicken, taptaptaptaptaptap.
Ja, das ist schön. Lautmalerei. Ich liebe so etwas. Aber vor allem denke ich, dass es eine Stimmung ausdrückt, vermittelt, überträgt an euch, meine Leser. Eine heimelige Stimmung, keine heimliche. Vielleicht mögt ihr so etwas, vielleicht wollt ihr euch hineinversetzen, in den Schreibenden. Vielleicht wollt die Stille hören, den Alltag riechen. Aber vielleicht reicht der virtuelle Button irgendwann nicht mehr, vielleicht soll es etwas echtes sein, echter noch als echt, echter noch als die Mousetaste, diese an sich ja unverfälschte und reale Mousetaste. Ihr wollt einen Druck der noch realer ist, einen wahren Druck im Gegensatz zu seinem billigen digitalen Abbild. Ein Druck vielleicht, der einem das Angekommensein vermittelt. Das Angekommensein auf dem Boden der Tatsachen, nein sogar das AUFSCHLAGEN auf diesen Boden. Der schmerzhafte Druck, das Kneifen, das Zwicken, die ungefilterte Härte des Lebens. Und vielleicht will ich das auch, vielleicht will ich euch beeindrucken, hier und jetzt, ja ich habe den Eindruck, dass ich das will.
tap tap tap tap tap tap….
Komm mal näher ran,
tap tap tap tap tap
noch näher
tap tap tap
näher
tap
*Klick*
rülps
Gerade als ich mich fertig machen wollte, um nach Lüneburg zu fahren, also duschen, Essen kochen, Sachen zusammensammeln, etc., da rülpst es mir ganz unvermittelt entgegen. Das ist keinesfalls allegorisch zu verstehen, nein, es ist ganz real, so wie ich, so wie die Küche, so wie das Bad und diese Welt hier, in der ich lebe, in der ich einen Termin habe und in der ich jetzt angerülpst werde.
Ich gehe ins Bad: „rülps„. Ich gehe in die Küche: „rülps„. Überall rülpst es, wo es spritzen sollte, wo notweniger Weise der übliche Schwall mich befähigen sollte, all die kleinen und großen Dinge zu erledigen, die erledigt werden müssen, wenn ich jetzt, genau jetzt nach Lüneburg fahren will, nein soll, weil ich muss, weil ich einen wichtigen Termin habe.
Dieses Rülpsen, wie es mir hier entgegenschlägt, so voller Verachtung gegen mich und mein Vorhaben, lässt mich also nicht mal das Nötigste verrichten, weil dieses Rülpsen gleichzeitig eine Verweigerung ist, die Verweigerung einer Funktion, ohne die ich kein Essen kochen oder duschen kann. Da gibt es plötzlich nichts für mich zu tun, nichts, jedenfalls, was mich noch retten könnte, nur: „rülps„.
Also, Hörer in die Hand, Termin absagen. Na Super!
Nachtrag: Jetzt geht das Wasser natürlich wieder.
Kann ich auch
Quelle: SpOn
Mittelalter
Das Mittelalter war ein dunkles Kapitel in der Geschichte der Menschheit. Aber Moment, war da nicht was? Wieso überhaupt Menschheit? Eigentlich hatte ja nur Europa ein Mittelalter. Anscheinend finden das mache in den USA zutiefst ungerecht. Aber das lässt sich ja nachholen.
Clubkultur
Der Gestank der Verwesung hängt in der Luft.
…
Ich hoffe inständig, dass nicht ich das bin.
Ich hab …
fetter style
[via hamburgfunk]
Sensation: Liebe siegt über Sex !
Verheimatung
„Zuhause ist, wo das Kaffeewasser kocht und ein PC summt.“ einszwo
Ich bin ja immer neidisch, wenn ich bei Don die Artikel über seine Heimatstadt München lese. Er kennt seine Stadt in und auswendig, kennt ihre Stimmungen, ihre Masken, ihre schönen und ihre hässlichen Seiten. Und in jedem der Sätze, vor allem auch in den kritischen, spricht sich eine unnachahmliche Liebe aus, die man nur für das empfinden kann, was allgemein als „Heimat“ firmiert.
Und dann merke ich, dass ich noch keine einzige Zeile über Hamburg verloren habe. Vielleicht liegt es daran, dass ich so selten herauskomme aus meiner Butze. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich hier noch nicht so richtig angekommen bin, obwohl ich schon fast ein Jahr hier wohne. Angekommen bin ich ja mit dem Vorsatz, hier meine Magisterarbeit zu schreiben und so ließ ich mir wenig Zeit mich tatsächlich auf die Stadt einzulassen. Nein, ich mag diese Stadt, ich mag die Art, ich mag das Flair und alles. Vielleicht bin ich sogar ein wenig verliebt aber von echter Liebe kann man noch nicht sprechen.
Vielleicht sollte ich deswegen lieber über Lüneburg schreiben, denn dies war meine Heimat für lange Zeit, sechs Jahre lang. Dort hatte ich dieses Gefühl, diese Hassliebe, die man empfindet, die sich über die Jahre bildet in den Auf und Abs, den Liebesschwüren und dem Hadern, den Überraschungen und den Krisen.
Doch diese Zeit ist vorbei, definitiv vorbei, wie ich immer merke, wenn ich dort bin. Ich empfinde nicht mehr diese Hassliebe zu dieser Stadt, sondern etwas anderes. Denn dieses Empfinden ist immer auch eine Selbstwahrnehmung und so wird mir bewusst, dass ich damals wohl oft mich selber gehasst oder geliebt hatte immer dann, wenn ich dachte, dass es um die Stadt ginge. Denn es ist unmöglich die Heimat zu betrachten, ohne sich selbst zu betrachten, und es ist vielleicht auch unmöglich sich selbst zu betrachten, ohne die Heimat zu betrachten.
Der Blick auf diese Stadt ist also ein anderer geworden, weil nicht mehr ich es bin, der sich in ihr widerspiegelt, sondern ein anderes ich, eines, dass nur noch in den Erinnerungen lebt. Meine Besuche in Lüneburg sind dadurch eher Konfrontationen mit meiner Vergangenheit, als mit mir selbst. Diese Distanziertheit ermöglicht es mir aber auch Lüneburg auf eine andere Weise zu erfahren, vielleicht sogar auf eine angenehmere Weise, denn ich kann es genießen, ohne mich ständig mit mir selbst beschäftigen zu müssen.
Diese Rolle, die ich dort einnehme, ist eine andere, aber eine, die jeder kennt und schon mal eingenommen hat: Es ist die Rolle des Besuchers, des Fremden, vielleicht sogar des Touristen. Und auch wenn es noch viele Leute dort gibt, die ich nicht ohne Stolz meine Freunde nenne, ist auch mein Verhältnis zu ihnen eine anderes geworden. Merken tue ich es in den Gesprächen, die untereinander geführt werden über das, was in Lüneburg so geht, was gar nicht geht, was geplant ist und wie was einzuschätzen ist. Es sind die Themen, bei denen ich nicht mehr mitreden kann und die für mich auch nicht mehr von Belang sind. An ihnen merkt man diese Distanz am stärksten. Der ganz normale Alltagstrott ist es, der einem vor Augen führt, wie das Leben dort auch ohne einen weitergegangen ist und ständig weitergeht. Und an dieser Stelle kommt dann unwillkürlich dieses Gefühl des Sich-außerhalb-befindens.
Diese Selbsterkenntnis des Besucher-seins in der ehemaligen Heimat deutet in seiner Negation aber eben das an, was immer als „Heimat“ deklariert wird. Es zeigt mir, dass es nicht der geografische Ort ist, an dem ich mich befinde, kein x und kein y auf einem Koordinatensystem, kein Lüneburger Eingangsschild aber auch keine Fahrt über die Elbrücken nach Hamburg. Es sind auch nicht die Leute, die mir ja durchaus noch vertraut sind, vertrauter noch als an allen anderen Orten, die mir doch eigentlich dieses Gefühl des Zu-Hause-seins vermitteln müssten.
Nein, denn Heimat ist ein Prozess und keine feststehende Entität. Es ist der lebendige Diskurs über einen Ort und über eine Gruppe, die von der Gruppe an dem Ort geführt wird. Es ist das ständige Reden über die kleinen und die großen Dinge des Lebens im hier und jetzt, über die Grenzen dieses Diskurses und vor allem über sich selbst als ein Teil davon. Heimat ist kein Ort sondern eine ständige Verortung, die als Metatext in den Alltagsgesprächen ständig mitgeführt wird. Und in den Gesprächen über Mensaessen, Partys, Busverbindungen, Stimmungen und Beziehungen wird immer wieder aufs Neue festgelegt, was das eigentlich ist: Heimat.
Und klar, dieses Blog ist zum Teil auch Kompensation für diesen Diskurs, denn auch dies ist ein Ort oder es wird hier ein Ort konstituiert. Man kann dies sehr deutlich ablesen an diesen Diskussionen über Klein Bloggersdorf, die Blogsphere und ähnliches. Und auch wenn es (vor allem in Blogs) immer wieder kritisiert wird, wie selbstreferenziell dieses ganze Blogdings ist, sollte man nicht vergessen, dass es ohne diese Selbstreferenzialität dieses Blogdings gar nicht gäbe. Denn die Verortung der Heimat kann nur eine Verheimatung des Ortes sein, die ein jeder betreibt, notwendig betreibt, vielleicht an verschieden Orten gleichzeitig. Und heraus kommt dann tatsächlich die Heimat oder die Heimaten als eine Art selffullfilling prophecy, was aber nicht gleichbedeutend ist mit einer Illusion oder einem sonst wie intelligiblem Ideal, sondern als ein Akt der Bekräftigung, der einen Zaunpfahl in den Boden rammt, eine Flagge hisst und einen Claim absteckt oder einfach nur das Kaffeewasser aufsetzt.