Update aus der taz-lab-Schmiede (3): Mit oder lieber ohne Elon? | taz.de

Vorgemerkt: Ich bin am 28.4. auch beim taz-lab dabei.

ch persönlich freue mich, dass wir auch digitalpolitisch gut aufgestellt sind. So hat etwa das Social Media-Watchblog zugesagt, Technosoziologe Jürgen Geuter (im Netz bekannt als tante), Forscherin Alice Rombach oder auch Plattform-Experte Michael Seemann.

Quelle: Update aus der taz-lab-Schmiede (3): Mit oder lieber ohne Elon? | taz.de

Repotting Communities

English [German Version]

So, you really, really want to leave X, but you can’t because there is this one community that exchanges the best baking recipes, discusses the latest news on the political situation in northern Kenya, because it’s where the most sophisticated discourse on data protection issues is conducted or the next action against patriarchy is planned.

I get it. What you are suffering from is called lock-in. For our purposes, it is enough to understand that there are others, who feel the same about you. People can’t leave X because you matter to them.

So it turns out that everyone wants to leave, but no one is leaving. You are unintentionally holding each other hostage to Elon Musk’s benefit. That has a name too: it’s called the “collective action problem”.

You need to understand: you can’t just leave, because you’re a plant. You need to repot yourself.

Here’s how it’s done:

Step 1: What is your community?

Communities on X are loosely connected networkes of people who gather around a topic, rather than a definable group. Try to define them anyway:

Questions you may ask yourself:

  • What topics does the community gather around?
  • How many people are likely to be part of the community (more like 50 or 1000, or even 10,000?)
  • What does the community feel towards staying on X?
  • Are some parts of the community already on other services? If so, where are most of them?

Be careful: a large community of more than 10,000 people will be difficult to handle and means a lot of work.

Step 2: Who are the key players in the community?

All communities have visible and less visible members. Create a top 10 of the most important accounts of that community.

The following criteria may play a role here:

  • Reach
  • Degree of interconnectedness with other community members
  • A special status
  • Reputation, thoughtleadership or being a rolemodel
  • Diversity

Caution: Pay attention to inclusion and diversity. If your top 10 only includes white men, you probably haven’t looked closely enough.

Step 3: Form gangs

Message all 10 accounts and convince them to help you move the community. You will be surprised how many appreciative responses you will get (as I said, almost everyone wants to leave). Some will also decline, sure, but that’s fine.

Important: at this step, you should not come across as moralizing or demanding:

  • Not: “The community has to move!”
  • Rather: “You are important to me, I value the community. Will you help me moving the community somewhere safe?”

Caution: One friendly request is enough. No elaborate persuasion. You don’t have to convince everyone. Two or three allies are enough for starters, but the more the better.

Step 4: Group chat

Open a private group chat (on X or somewhere else) with everyone who wants to join.

What you should work out together:

  • Where is the community moving to?
  • By when should the move be complete? (one to two weeks?)

Be careful: don’t specify everything from the outset. Stay open to your colleagues‘ suggestions. Make democratic decisions. You are now a gang.

Step 5: Organize

Goto Step 2: Each of you writes to 10 other community members who are important to you. Recruit whoever wants to join the effort, and let everyone else know: “From then on, we’ll only be there and there, join us!”

  • successful news in the chat.
  • Share an open document to coordinate and note the old and new handles so that everyone can find each other.

Step 6: Public

Only when you feel the majority of the most important tweeters are on board, you start the public campaign. Post a lot and make it clear that the show will be over soon on X and where to go instead.

Everyone retweets everyone.

Remember: many participants in the community are silent readers, they should get the memo too.

Step 7: Hospitality

Make sure that newcomers find their way around the new service and, above all, that they find each other and that the conversation gets rebooted.

Take care of each other. Leaving hurts.

No, it will never be like Twitter again. But now there is a chance for something new.

MoMo Berlin – Vortrag Michael Seeman 2025: Semantik für Fortgeschrittene / Donna Haraway und ChatGPT – YouTube

Mein Vortrag von Montag letzter Woche ist nun auf youtube. Der Ton ist am Anfang etwas schlimm, wird dann aber besser und das kleine zappelnde etwas oben rechts im Bild bin ich. 🙂

Der Berliner Kulturwissenschaftler Michael Seemann hat im Jahr 2024 über eine Menge grundlegender Dinge seine Meinung geändert. Es kam auch viel zusammen: Das allgemeine Pandemietrauma, seine Dissertation zu der Macht der Plattformen, sein Weggang von Twitter nach der Übernahme durch Elon Musk und dessen Umfunktionierung zur Propagandawaffe, der Rechtsruck, die sich konzentrierenden reaktionären Strömungen im Silicon Valley, vor allem rund um Crypto und Künstliche Intelligenz – die Tatsache, dass er jetzt er jetzt einen Hund hat.

Communities Umtopfen

Deutsch [English Version]

Du willst eigentlich gern von X weg, aber das geht nicht, weil da diese eine Community ist, die die besten Backrezepte tauscht, die neusten Nachrichten zur politischen Lage in Nord-Kenia diskutiert, wo der gepflegteste Diskurs über Datenschutzthemen geführt wird oder die nächste Aktion gegen das Patriarchat geplant wird.

I get it. Das woran Du leidest hat einen Namen: Es heißt LockIn. Für unsere Belange reicht es, wenn Du verstehst, dass es den anderen mit Dir ebenso geht. Leute gehen nicht von X weg, weil Du Ihnen wichtig bist.

So kommt es, dass alle weg wollen, aber niemand geht. Ihr haltet Euch gegenseitig als Elon Musks Geiseln. Auch das hat auch einen Namen, es nennt sich Collective Action Problem.

Du musst verstehen: Du kannst nicht einfach gehen, denn Du bist eine Pflanze. Du musst Euch umtopfen.

Hier wie das geht:

Schritt 1: Was ist Deine Community?

Communities auf X sind mehr lose vernetzte Leute, die sich um ein Thema scharen, als eine abgrenzbare Gruppe. Versuch sie zu definieren:

Fragen, die man sich stellen kann sind:

  • Um welche Themen schart sich die Community?
  • Wie viele Leute sind wohl teil der Community (eher 50 oder 1000, oder gar 10.000?)
  • Wie ist die Stimmung der Community zum Verbleib auf X?
  • Sind vllt teile der Community bereits auf anderen Diensten unterwegs? Wenn ja, wo sind die meisten?

Vorsicht: eine große Community > 10.000 Leute, wird schwer zu stemmen sein und bedeutet viel Arbeit.

Schritt 2: Wer sind die netzwerkzentralen Akteure der Community?

Alle Communities haben sichtbarere und weniger sichtbare Mitglieder. Erstelle eine Top 10 der wichtigen Accounts, die in dieser Community unterwegs sind.

Folgende Kriterien können dabei eine Rolle spielen:

  • Reichweite
  • Vernetzungsdichte mit anderen Community-Mitgliedern
  • Ein besonderer Status
  • Ansehen und Vorbildhaftigkeit
  • Diversität

Vorsicht: Achte auf Inklusion und Diversität. Wenn Deine Top10 nur weiße Männer enthält, hast Du wahrscheinlich nicht genau genug hingesehen.

Schritt 3: Bilde Banden

Schreib alle 10 Accounts an und überzeuge sie, Dir beim Umzug der Community zu helfen. Du wirst überrascht sein, wie viele positiv auf diesen Vorschlag reagieren (wie gesagt: fast alle wollen weg). Einige werden auch absagen, klar, aber das ist völlig OK.

Wichtig: bei diesem Schritt solltest Du besser in keinem moralischen oder fordernden Tonfall auftreten:

  • Nicht: „Die Community muss umziehen!“
  • Eher: „Du bist mir wichtig, die Community ist mir wichtig. Willst Du mir helfen, das was wir hier haben, woanders hin zu retten?“

Vorsicht: Einmal freundlich anfragen reicht. Keine aufwändigen Überredungsversuche. Du musst nicht alle überzeugen, es reichen am Anfang zwei bis drei Mitstreiter*innen, aber je mehr desto besser.

Schritt 4: Gruppenchat

Eröffne einen privaten Gruppenchat (gern auf X oder wo anders) mit allen, die mitmachen wollen.

Was Ihr gemeinsam klären solltet:

  • Wo zieht die Community hin?
  • Bis wann soll der Umzug komplett sein? (ein bis zwei Wochen?)

Vorsicht: gib nicht von vornherein alles vor. Bleib offen für die Vorschläge Deiner Mitstreiter*innen. Entscheidet demokratisch. Ihr seid jetzt eine Bande.

Schritt 5: Organisieren

Goto Schritt 2: Jede*r von Euch schreibt 10 weitere Teilnehmer*innen der Community an, die ihm/ihr wichtig sind. Rekrutiert wen ihr rekrutiert bekommt, allen anderen sagt ihr bescheid: „Ab dann und dann sind wir nur noch dort und dort, kommt mit!“

  • Erfolgsmedlungen in den Chat.
  • Teilt ein offenes Dokument, in dem Ihr die alten und neuen Handles vermerkt, damit sich alle wiederfinden.

Schritt 6: Öffentlichkeit

Erst wenn Ihr das Gefühl habt, einem Großteil der wichtigsten Leute bescheid gegeben zu haben, startet Ihr die öffentliche Kampagne. Postet viel und postet deutlich, dass hier auf X bald Schluss sein wird und wo es weiter geht.

Alle retweeten alle.

Bedenkt: Viele Teilnehmer*innen der Community sind stille Leser*innen, auch sie sollen das Memo bekommen.

Schritt 7: Gastfreundschaft

Sorgt dafür, dass die Neuankömmlinge sich auf dem neuen Dienst zurechtfinden und vor allem, dass sie ihre Kontakte wiederfinden und dass das Gespräch wieder in Gang kommt.

Kümmert Euch umeinander. Abschied tut weh.

Nein, es wird nie wieder so wie Twitter. Aber jetzt habt Ihr die Chance auf etwas neues.

fyyd: Natürliche Ausrede: 227 mit Michael Seemann über TikTok, Monopole und Netzwerkzentralität

Ich war wieder bei Chris von Natürliche Ausrede und habe mich getraut, ein paar Themen aus dem Newsletter zu behandeln.

Ein Gespräch über den Kniefall des Silicone Valley Industrial Complex vor Donald Trump über Monopoly und Monopole, warum ein “Ban” von TikTok auch einen Ban von Twitter / X nach sich ziehen müsste und warum wir uns in einer gesellschaftlichen Entwicklungsform befinden, in der ein Plutokrat wie Elon Musk seine enorme durch und in dieser Gesellschaft entstandene Infrastruktur zur persönlichen Diskurshoheit ausbeuten kann.

Quelle: fyyd: Natürliche Ausrede: 227 mit Michael Seemann über TikTok, Monopole und Netzwerkzentralität

Das Technikjahr 2024 – Ki, Klima, Crypto (mspr0 & Ali Hackalife) Auch-interessant! – media.ccc.de

Der war wundervoll und meine gemeinsamer Podcast mit Ali Hackelife auf der Bühne des Sendezentrums ebenso. Unten kann man sich das Video angucken und hier die Folge bei Auch Interessant.

Ali Hackalife (Auch-interessant!) und Michael Seemann (wmr) sprechen über das vergangene Technikjahr.

Quelle: Das Technikjahr 2024 – Ki, Klima, Crypto (mspr0 & Ali Hackalife) Auch-interessant! – media.ccc.de

Das Technikjahr 2024 – Ki, Klima, Crypto (mspr0 & Ali Hackalife) Auch-interessant! – 38C3

Ali Hackalife hat mich wieder eingeladen, dieses mal auf dem CCC-Congress, wo wir live auf der Sendezentrumsbühne das vergangene Jahr verpodcasten werden.

Auf dem 38c3 treffen sich Ali und mspr0 um auf das vergangene Technikjahr zurück zu schauen. Wie geht es Alis Technik-Optimismus nach diesem Jahr. Und was lief anders als erwartet.

Quelle: Das Technikjahr 2024 – Ki, Klima, Crypto (mspr0 & Ali Hackalife) Auch-interessant! – 38C3

CCC-Einreichung

Gestern kam die Nachricht, dass mein eingereichter Talk beim 38c3 abgelehnt wurde. Schade, es wäre eine skurrile, aber auch bombastische Tour de Force durch meine im Newsletter ausgelegten Gedankenstränge geworden und hätte auch gut zum Motto gepasst. Wohl zu nischig für den Congress.

Hacking Semantics: How to Debug Your Metaphysics

Once you understand that semantics is the software that runs society, politics and yourself it becomes crucial to take a closer look into the technical dept, that generations of thinkers have mounted on western perspectives.

I’m going to tell the story how glitches in my perception of the world lead to an extensive debugging spree in my metaphysics. I follow the Dependencies back to Descartes, confronting his claims about thinking with poststructual theory and a different understanding of Large Language Models.

Exchanging the Metaphysics of the „Individual“ with a modern network based approach, I then initiate the „cyborg“ as a different kind of „worlding“ that integrates infrastructure more easily.

From there we can set up a new materialism, based on infrastructure awereness and network navigation and build new makrosemantic templates for the revolution.

Booking, Lieferando, Airbnb, Amazon: Wie Plattformen die Wirtschaft (in Sachsen) verändern | MDR.DE

Ich war gestern in einer schönen Diskussionssendung zu Plattformen und wollte ein bisschen drauf aufmerksam machen, dass wir nicht nur darüber reden sollten, was wir an Plattformen gut oder schlecht finden, sondern über die Macht, die wir ihnen geben.

Ein Großteil aller Übernachtungen im Tourismus wird heute über Booking oder AirBnB gebucht. Lieferando ist allgegenwärtig und die in Dresden entstandene Dating-Plattform „Lovoo“ hat nicht nur viele schon zum ersten Kuss geführt, sondern gilt mit seiner filmreifen Story als damals erfolgreichstes Startup. Wie verändern Plattform-Unternehmen die wirtschaftliche Architektur von Sachsen? Was hat das für Folgen für den Tourismus, den Wohnungsmarkt, traditionelle Branchen und auch das Sozialversicherungssystem? Wie profitieren die Sachsen? Was ist der Segen und der Fluch der digitalen Ökonomie? Darüber sprechen wir bei Dienstags direkt.

Quelle: Booking, Lieferando, Airbnb, Amazon: Wie Plattformen die Wirtschaft (in Sachsen) verändern | MDR.DE