Es ist schon eine Leistung, sich derart oft in ein und dem selben Artikel selbst zu widersprechen, wie es Tanja Dückers in der Zeit schafft. (via: @plomlompom)
Sie will einen Artikel darüber schreiben, dass die Deutschen jetzt ein Problem mit Obama haben. Sie muss aber einräumen, dass sich die Deutschen beinahe ausnahmslos hinter ihn stellten und ihn mit großer Mehrheit gewählt hätten. Hmm.
Sie will einen Artikel darüber schreiben, dass die Europäer Antiamerikaner seien. Sie kann aber nicht umhin, zuzugestehen, dass sich die Europäer über den „Change“ in Amerika begeistern können und die USA derzeit als leuchtendes Vorbild gepriesen werden. Hmm.
Sie will uns erklären, wieso wir froh sein konnten mit Bush ein konsistenteres Feindbild Amerikas aufrechterhalten zu können. Und das obwohl der Sieg Obamas auch hier frenetisch gefeiert wird. Hmm.
Sie will uns einreden, wir würden alles toll finden, was unsere eigene Regierung so macht. Und das könne man nur, indem man die USA als Satan gegenüberstellt. Sie vergisst aber zu erwähnen, wo sie diese Information her hat (also dass wir das alles hier total paletti finden). Hmm.
Spätestens hier würde ich an ihrer Stelle doch mal kurz ins Grübeln verfallen. Wie kann das alles denn sein? Muss da nicht der Verstand irgendwann dazwischenhauen, bei so viel unlogischer Verschwurbeltheit?
Dückers kommt bei all dem nicht auf die Idee, dass das, was sie als Antiamerikanismus bezeichnet, vielleicht tatsächlich die direkte, sachbezogene und berechtigte Kritik an der amtierenden amerikanischen Regierung sein könnte. Dass die Kritik in Richtung Amerika eben nie dem bipolarem Weltbild von Gut und Böse (hmm, wo kam dieses Gut-Böse-Schema kürzlich noch mal her und von wem wurde es kritisiert?) entsprach, dass sie den Europäern unterstellt. Dabei würde das doch auf einen Schlag alle Widersprüche ihres Artikels beiseite fegen.
Liebe TanjaAnja, es gibt Dinge, die sind ganz einfach: Die Wahl Bushs war verachtenswert, die Wahl Obamas bewundernswert. Das eine wurde verachtet, das andere bewundert. Aber warum die einfache, nahe liegende Antwort akzeptieren, wenn man doch polemisieren will?