Die Asche eines Fazits

Asche. Als ein trauriges kleines Häuflein Asche würd ich es bezeichnen. Obwohl unter Druck aus Kohle Diamanten werden, wird anscheinend aus authentizierenden Edelmannsprechkritikern ebensolche balkenverbiegende Phrasendreschmaschinen, aus einem die Öffnung der Medien forderndem Besser-Journalisten wird ein bis über beide Ohren zugeknüpfter Zähnezerknirscher und aus einem ironiekesischen Tranparenz-Transparent-haltenden Bohème-Werber wird ganz schnell ein „war zu einer Stellungnahme nicht zu erreichen“-Anrufbeantworteransageverweigerer einer Briefkastenfirma ohne die Spur eines Briefkastens.

Manmanmanman. Saht Ihr alle scheiße aus!

Moment, da in der Asche, etwas tiefer. Da steckt noch etwas. Etwas blinkendes?

Ach ja, das wertvollste, was ich aus der ganzen Sache gelernt habe, ist: Felix Schwenzel ist alles andere, als ein selbstgefälliges, arrogantes und ignorantes Arschloch. Und das musste auch mal in aller Deutlichkeit und Dialektik gesagt werden.

PS: Für mich hat sich damit die Geschichte erledigt. Wenn nicht noch was weltbewegendes passiert, werde ich es darauf beruhen lassen, denn so wichtig ist mir das Thema nicht. Wer wegen dieser Geschichte hier zugeschaltet hat und regelmäßig zuschaltet, der kann jetzt getrost abschalten. Hier gibt es nichts mehr zu sehen. Bitte gehen Sie weiter.

Das Bermudadreieck der Transparenz – Sascha Lobo

Disclaimer:
/**********************
Ich bin mit Sascha Lobo bekannt, wenn auch nicht gut. Ich habe ihn mal in Hamburg auf einer Party getroffen und mit ihm ein paar nette Worte gewechselt. Ebenso auf der re:pulica. Ein zwei mal haben wir Mails geschrieben und außerdem hab ich sein Buch gekauft und gelesen und fand es sehr inspirierend, obwohl ich nicht allem zustimmen würde. Dazu mag ich seinen Humor, obwohl ich glaube, dass er ihm auch oft im Weg ist, bzw. ihm immer wieder als Fluchtweg dient. Aber vor allem habe ich ihn als sympathischen Menschen kennen gelernt.
************************/

Während ich nachträglich sagen kann, die Mail an Stefan hat sich gelohnt, allein weil ich seine Zähne hab knirschen hören, während ich seine Antworten las, enttäuscht mich Sascha Lobo um so mehr.

Da wäre einerseits die Ausgangslage: Dass Stefan sich nicht zu der Diskussion äußert ist sein gutes Recht. Er muss sich nicht äußern, wie er ja auch in seinen Antworten richtig herausstrich. Den faden Beigeschmack dieser Selbstgefälligkeit wird er sicher einkalkuliert haben und selbst wenn nicht: es bleibt seine Entscheidung, für die er alleine grade stehen muss.

Anders sieht es bei Sascha Lobo aus. Er ist sozusagen offiziell Verantwortlicher bei Adical, also einem Unternehmen, und sein Schweigen, trotz mehrerer konkreter Anfragen, lastet um so schwerer. Natürlich muss auch er sich nicht äußern. Aber er schadet dadurch eben nicht nur sich selbst, sondern auch Adical als Firma und als Projekt und dadurch auch indirekt allen daran Beteiligten.

Noch trauriger sieht die Geschichte meiner Kontaktversuche aus.

[15.6.]
Als die Diskussionen bereits im vollen Gang waren und es bereits offensichtlich war, dass da eine ganz entscheidende Person einfach abgetaucht war, eben Sascha, schrieb ich folgenden Kommentar bei Adical ins Blog:

„OT: Lieber Sascha, ich hätte da eine Frage:

Ist das Schweigen des Adical-Blogs zum Yahoo-Deal eigentlich

A: ein bin-zu-busy-Schweigen

B: ein will-lieber-nix-auf-aufs-Maul-bekommen-Schweigen

C: ein geht-dich-n-Scheißdreck-an-Schweigen

oder D: ein ich-schäm-mich-in-Grund-und-Boden-Schweigen

?“

Man kann sich natürlich an dem Stil stoßen. Aber ich denke, er ist noch im Rahmen, in der Sache zwar ziemlich deutlich, aber ich war ja auch ziemlich aufgebracht. Zudem habe ich ihm ja sogar noch recht unverfängliche Antwortmöglichkeiten angeboten.
Nachdem der Kommentar nach zwei Tagen (!!!) endlich freigeschaltet wurde, wartete ich auf eine Reaktion. Und wartete. Und wartete. Bis heute kam da nix.
Gut. Kann man machen.

[21.6.]
Deswegen machte ich mich daran, ihm eine Mail zu schreiben. Nicht so eine, wie die an Stefan, sondern eine private, eine gut gemeinte Mail. Der Inhalt soll auch weiterhin privat bleiben, nur so viel: Ich sagte ihm freundlich aber bestimmt, wie scheiße das Schweigen von Adical aussieht und dass das nicht gerade zu seinem und nicht zu Adicals Vorteil sei. Nichts. Keine Reaktion bis heute. (Es ist auszuschließen, dass sie ihn nicht erreicht hat. Es ist die selbe E-Mail-Adresse, mit der ich schon vorher erfolgreich mit ihm kommuniziert habe und die er auch immer öffentlich angibt)

[23.6.]
Nachdem ich die Mail an Stefan verschickt hatte, habe ich dann noch eine ganz ähnliche Mail an Sascha geschrieben. Mit dem gleichen „offiziellen“ Charakter aber vor allem mit konkreten Fragen bezüglich des Adical-Anspruchs und dessen Vereinbarkeit mit seinem Schweigen.

[25.6. heute]
Ich habe jetzt, denke ich, lange genug gewartet. Ich wollte noch den Wochenanfang abwarten, denn am Wochenende muss man ja nicht umbedingt erreichbar sein. Ich gehe davon aus, dass Sascha meine Mail bekommen hat, sie aber, aus welchen Gründen auch immer, nicht beantworten möchte. Und nicht mal Antworten möchte, ob er sie beantworten möchte. Ich will sie dennoch hier veröffentlichen, unbearbeitet und in voller Länge, einerseits, um meine Enttäuschung zum Ausdruck zu bringen, andererseits um seine nicht vorhandenen *********, oder seinen kleinen *******, oder seine unermessliche *********, oder sein bigotten ************ (Zutreffendes bitte einsetzen und gegebenfalls die „oder“s zu „und“s machen) zu dokumentieren:

Lieber Sascha,

auf meine erste, private und gut gemeinte Mail, hast du ja leider nicht reagiert. Da ich jetzt einen Artikel unter anderem über das Schweigen von adical schreiben möchte, hier – ganz öffentlich – ein paar Fragen, wie ich sie auch schon so ähnlich Stefan Niggemeier geschickt habe:

Hast du noch vor, Dich zu der Yahoo-Sache zu einer gegebenen Zeit zu äußern, oder ist Dein Schweigen dazu grundsätzlich?

Hälst Du die Yahoo/adical-Diskussion, bei der es ja auch um Dich geht, für zu unwichtig, als dass Du Dich dazu äußern müsstest?

Übt Yahoo Druck auf adical aus, sich nicht an der Diskussion zu beteiligen?

Gibt es strukturelle/geschäftliche Gründe nicht auf die Diskussionen einzugehen? Wenn ja, welche sind das?

Gibt es andere, als die gefragten Gründe, für Dein Schweigen?

Glaubst Du, dass adical zur Zeit seinem eigenen Anspruch gerecht wird?

Ich zitiere:

„Adical steht dafür, dass Werbung in Blogs anders sein kann – und muss. In erster Linie geht es um Transparenz, und dann auch um eine Auswahl der Mittel und der Unternehmen, die in Blogs werben. In unseren Augen gibt es einen falschen Weg, siehe in2Dings. Wir arbeiten am richtigen Weg, wie man an unserer Startkampagne mit Cisco sieht und auch noch sehen wird. Und wir würden das gerne in Diskussion – so richtig Old Style mit Frage und Antwort – mit Euch gemeinsam tun; damit sind nicht nur die adical-Teilnehmer gemeint, sondern alle Blogger, auch medien- und werbekritische Blogger (mit der Ausnahme von Trollen, da gilt für uns: Zero Trollerance).“

Also konkret: Hälst du die anhaltende Kommunikationsverweigerung von adical zu dem Thema mit dem zitierten Anspruch für vereinbar?

Hat adical vielleicht seinen Anspruch inzwischen geändert? Wenn ja, wie ist er jetzt und warum wurde er nicht kommuniziert?

Hast Du Stefan Niggemeier geraten, nicht auf die adical/Yahoo-Diskussion einzugehen?

Ich werde unser Frage-Anwortspiel natürlich auf meinem Blog – natürlich ungekürzt – veröffentlichen. Ich würde mich über eine Reaktion von Dir sehr freuen.

beste Grüße,

mspro

Eines sei noch hinzugefügt: Schäm Dich, Sascha!

Das große Schweigen….

soll mein Thema sein. Aber wie soll man über das Schweigen schreiben? Über nichts ist so wenig herauszubekommen, wie über das Schweigen. Man kann sich natürlich in Mutmaßungen ergehen, man kann spekulieren und den Schweigenden beliebige Gründe unterstellen. Und vielleicht wäre das sogar irgendwie „bloggisch“. Aber ich mag das nicht. Ich will lieber über Dinge reden, über die ich einigermaßen bescheid weiß. Dann fühl ich mich sicherer. Und dennoch ist das Schweigen nun Mal das Thema, was mir zur Zeit, wie kein anderes Thema auf der Zunge brennt.

Deshalb habe ich nachgefragt. Stefan Niggemeier und Sascha Lobo haben heute von mir eine Mail mit Fragen bekommen, in denen ich sie bitte, mir, und damit auch Euch, über ihr Schweigen Auskunft zu geben. Dabei geht es nicht direkt um Yahoo, sondern mehr um das Schweigen selbst, die Gründe dafür und deren Vereinbarkeit mit ihrem Selbstverständnis in ihren jeweiligen Rollen und Ansprüchen.

Denn ich verstehe es nicht. Es ist mir unerklärlich und ich denke, es geht vielen so. Ich hoffe also bald mehr dazu zu erfahren und werde dann die Fragen und Antworten an dieser Stelle veröffentlichen.

Allgemeiner Disclosure

Da es ja doch immer wieder Missverständnisse gibt, will ich nochmal in aller Klarheit meine Intentionen offen legen:

Ich habe nichts gegen Werbung in Blogs. Sonst hätte ich das auch schon früher gesagt.

Ich will keine weißen oder schwarzen Bloggerlisten. Ich hasse Listen.

Ich will keine Blogger und Nicht-Blogger definieren. Ich hasse Definitionen.

Ich will nicht pöbeln, um mich dicke zu tun, oder um Traffic zu generieren (obwohl das super funktioniert…)

Ich will mir keinen Heiligenschein aufsetzen, der mir nicht steht.

Ich hab nicht mal was dagegen, dass MC Winkel und andere in ihrem Blog für Yahoo werben. Wirklich nicht. Es ist mir schlicht und einfach egal.

Ich bin ein egoistisches Arschloch, dass um seine Helden kämpft. Nur um sie behalten zu dürfen. Sonst nix.

Da ist absolut nichts, was jemanden zu irgendwas verpflichtet. Da ist nichts, was ich fordern könnte. Ihr seid frei, in allem was ihr tut. Aber ich nehme mir die Freiheit Euch auf die Nerven zu gehen. Denn ich weiß, dass es Euch weh tut. Und das liegt nicht an mir.

Ich habe beschlossen Atombomben zu bauen

Für viel Geld versteht sich. Denn meine Auftraggeber sollen richtig bluten, diese miesen Menschenverachter. Denen ist Geld wichtig. Mir nicht. Also nehme ich es ihnen weg.

Für wen ich die Atombomben baue? Weiß nicht. Wer halt so anfragt. Böse sind sie eh alle. Und wer wollte schon entscheiden, ob der Iran böser ist als z.B. Frankreich. Alles eine Frage der Perspektive. Und: Wenn ich für Frankreich eine baue und für Iran nicht, dann wäre das doch schließlich der Persilschein für Frankreich. Den haben die Franzosen nun wirklich nicht verdient.

Also klar würde ich auch für Iran bauen. Ich käme mir auch ziemlich doof vor, wenn ich es nicht tun würde, schließlich benutze ich schon seit immer persiche Zahlzeichen. Auch zum Berechnen des speziefischen Gewichts von schwerem Wasser.

Ich kann verstehen, wenn der eine oder andere jetzt sauer auf mich ist. Aber ich habe eine Lösung parat. Ich werde meine Dienste zukünfig über eine Bookingagentur anbieten, die sich dann nur noch mit meinem Manager zusammensetzen. Dann bin ich raus. Ich vermiete nur noch meine Arbeitskraft, entscheiden tun andere. Am liebsten wüsste ich nicht mal, für wen ich grade arbeite, damit dieses Wissen auf keinen Fall die Qualität meiner Bomben tangiert. Ich will nämlich unabhängig bleiben.

Denn ich werde an dieser Stelle natürlich weiterhin kritisch über Atomkraft schreiben. Und es wird sogar ein paar Specialfeatures über Hiroshima geben. Das kann man dann gerne lächerlich finden, aber dann sollten die Betreffenden sich auch mal fragen, ob es dann legitim ist, weiterhin Albert Einstein zu lesen. Jahaa!

Und diese miesen, dreckigen Kritiker, die zu dumm sind, meine Argumentation zu verstehen, die können mich eh alle mal. Ihr habt nicht die Wahrheit gepachtet!

So, jetzt diskutiert ohne mich weiter. Ich muss die Welt retten.

"Spinnen wir eigentlich?"

Lieber Johnny,

ich hätte es gerne geschafft, Dich davon zu überzeugen, dass Du zu weit gehst. Nicht zu weit für mich oder all die anderen, die so wie ich jetzt rummeckern. Sondern vor allem zu weit weg von Dir. Ich muss mir eingestehen, dass ich Dir das nicht wirklich auf überzeugende Weise verklickern kann. Wie auch? Wer bin ich denn?

Aber ich bin überzeugt, es gibt da jemanden, der das kann. Jemand, der Dich besser kennt. Besser als ich sowieso aber vor allem besser, als Du Dich selbst. Zur Zeit jedenfalls. Tu mir bitte nur den einen Gefallen: rede mit ihm.

[nachtrag:] zieht Euch mal dieses Statement rein:

Tim, so haben wir ja auch nachgedacht und du kannst uns glauben, dass wir den Etat gut hätten gebrauchen können. Aber… es geht schon manchmal um klare Positionen. Wenn’s auch nur für uns selbst ist und für diejenigen unter den Lesern, die die Entscheidung ebenfalls für richtig halten.

Ich fühle mich wohler so. Das Geld wird schon irgendwo anders herkommen.

Johnny

Glaube

Ich glaube, ich gewinne meinen Glauben an die Menschheit das Bloggen zurück. Langsam…

[via: don alphonso]

Was von Spreeblick übrig blieb

Ich hatte mich ja eigentlich verabschiedet vom Metablogging (Nein, nicht vom Bloggen selbst, auch wenn es den Anschein hatte).
Aber mir ist der Kragen geplatzt, als ich gestern Johnny’s Rechtfertigung für den Adical-Yahoo Deal gelesen hab.
Ich hab nichts gegen Adical. Ich habe zwar bedenken geäußert, was die Professionalisierung des Bloggens anbelangt, aber ich bin nicht grundsätzlich gegen Werbung in Blogs. Ich bin sogar hoch erfreut gewesen, dass die Initiative für ein Blog-Vermarktungsnetzwerk aus der Bloggosphäre selber stammt. Dementsprechend habe ich mich auch nie beteiligt an dem Adicalgebashe. Ich persönlich würde zwar keine Werbung wollen, aber ich würde auch niemandem vorschreiben, es mir gleichzutun.

Als Adical als ersten Partner Cisco an Land gezogen hat, war ich wenig begeistert. Deren Engagement in China ist nicht wirklich hübsch. „This Website was sensored for you, by cisco technologies

Ich habe aber nichts gesagt. So was passiert und es ist schwierig, eine global agierende Firma zu finden, die sich nicht dem chinesischen System anpasst. Adical will Geld verdienen, da muss man Kompromisse machen. Man muss abwägen, man muss entscheiden, ob man auf so was Lust hat oder nicht. Ich hätte mich anders entschieden. Aber gut. Kann man drüber streiten.

Aber ich denke es gibt eine Grenze. Und egal wo man diese Grenze gerne ziehen möchte, Yahoo steht auf der anderen Seite. Yahoo zensiert Suchergebnisse, die der chinesischen Regierung ein Dorn im Auge sind. (Mittlerweile fangen sie auch in Deutschland an) Nicht schön, das. Aber Yahoo geht weiter. Weiter als Google und alle seine Mitbewerber. Es liefert auch auf Zuruf die personenbezogenen Daten von Dissidenten und anderen regierungskritischen Nutzern. Freiwillig. Ohne gesetzliche Verpflichtung. Yahoo denunziert. Es zeigt mit dem Finger auf das Versteck und schreit: „da ist der Verräter!“

Und nein. Es ist nicht das selbe wie Suchergebnisse zensieren oder die Technik zur Zensur zu liefern. Und nein, Yahoo ist damit ganz alleine, das macht keine andere Firma. Und nein, das geht nicht. Absolut nicht. Das ist böse. Da gibt es nichts zu beschönigen. Da gibt es nichts zu relativieren. Das ist unentschuldbar.

Ich lese Spreeblick gerne. Seit Malte dort berserkt schreibt, lese ich es noch lieber. Und ich sage ganz offen, das Johnny immer meinen höchsten Respekt hatte. Aber diese Verrenkung, die er dort anstellt, um seinen Lesern – und wahrscheinlich auch sich selbst – einzureden, dass es vertretbar sei, für Yahoo zu werben, nehme ich ihm übel. Und aus der persönlichen Enttäuschung heraus, bin ich richtig angefressen. Ja, ich bin wütend. Dass er versucht, sich aus der Verantwortung zu stehlen, und dass er später in den Kommentaren versucht, die Schuld von Yahoo zu relativieren, in dem er sie auf eine Stufe stellt mit Cisco, Google und all den anderen. Das sind Dinge, die ich nie von ihm erwartet hätte. Hätte mir das jemand vor ein paar Tagen erzählt, ich hätte ihn einen Lügner genannt.

Aber dann las ich diesen Eintrag. Der gab mir zu denken.
Was, wenn Johnny nicht Wahrheit sagt? Vielleicht kann er gar nicht anders, als Yahoo als Kunden anzunehmen. In der Werbung, kann man es sich vielleicht tatsächlich nicht erlauben, Kunden abzulehnen. Nicht weil man auf diesen einen Kunden angewiesen wäre, sondern weil potentielle andere Kunden davon abgeschreckt würden. Es könnte sein, dass Johnny gerade merkt, dass Adical doch nicht ein „anderer“ Vermarkter sein kann, wenn es überleben will.

Aber da ist das Problem: Denn Blogs sind „anders“. Man kann sich nicht von der Werbung auf seinem Blog so stark distanzieren, wie es andere Medien können. (Und sorry, die Versuche das zu tun wirken meist lächerlich) Denn man hat immer die Wahl. Man hat die absolute Entscheidungshoheit über alles, was auf seinem Blog passiert. Das verwandelt alles, was auf einem Blog steht, ob man will oder nicht, inkl. Werbung auch zum Statement. Und genau das ist es auch, was Sascha Lobo und Johnny als Alleinstellungsmerkmal und großen Vorteil den Werbekunden schmackhaft machen wollen. Zurecht. Und so ist es genau diese geringe Distanz, die Yahoo nun gern für sich in Anspruch nimmt, um sein Image aufzupolieren.

Ist es so? Ist Adical auf der Einbahnstraße zum „normalen“ Vermarkter? Mögt ihr es Euch und uns und den vermarkteten Bloggern gegenüber nicht zugeben? Weil dann genau das eingetreten wäre, was die Adicalkritiker von Anfang an prophezeiht hätten?

Wenn es so ist, und eigentlich kann ich mir auch nicht anders erklären, wie man als kritischer Mensch für Yahoo werben kann, gibt es dann gar keine Grenze mehr? So wie Johnny es in seinem Artikel schon vorsichtig andeutet? Spammer und Waffenshops? Axel Springer, 9Live und Heckler und Koch? Neue soziale Marktwirtschaft, Gasprom und die CDU? (merke gerade, dass ein Großteil der gerade Genannten, eigentlich Engel sind, im Vergleich zu Yahoo. Wirklich schwer Beispiele zu finden…)

Und – was ich zudem nochmal gerne wissen würde: wie fühlt sich das eigentlich an?

Professionalisierung / Werbung in Blogs

Ich hatte hier, sogar hier, einige Diskussionen über die Kommerzialisierung/Professionalisierung von Blogs geführt. Allerdings jenseits der Vorträge und Pannels. Ich will das alles nicht im einzelnen wiedergeben, aber kurz einige fruchtbare Gedanken und Positionen wiedergeben:

Die Frage der Unabhängigkeit:
Die am häufigsten geäußerten Bedenken, drehen sich um den eventuellen Einfluss, die Fremdbestimmung auf den jeweiligen Blogger. Diese Ängste sind nur verständlich. Denn Blogs werden, vor allem bei der ersten Nutzung, der Entdeckung dieser Technik, als extrem frei empfunden. Gerade bloggende Journalisten rühmen diese Unabhängigkeit und Freiheit, die sich hier ermöglicht, gerade im Kontrast zum eng reglementierten redaktionellen Alltag.
Aber ist dies tatsächlich eine Gefahr?

Ich würde ganz klar sagen: ja. Eine Professionalisierung schränkt diese Freiheit empfindlich ein. Nicht aber, wie es sich manche, vielleicht etwas plump vorstellen: durch die Werbung. Die Unternehmen werden den Teufel tun redaktionellen Einfluss zu üben und selbst das Argument, dass sie es subtil in Form eines mehr oder weniger unbewussten vorauseilendem Gehorsams des Bloggers tun, glaube ich nicht. Wenn dann ist dieser Einfluss in zu vernachlässigenden Größenordnungen.

Nein. Die Freiheit wird von anderer Seite eingeschränkt: durch die Leser. Wenn es zunächst einfach der Drang zu Ruhm und Reichweite ist, der einen treibt, möglichst schnell möglichst viele Leser zu bekommen, so ist es bald das Bewusstsein einer wie auch immer gearteten Verantwortung. Sei es, weil dass man aufhört zu private Dinge zu bloggen, sei es, dass man manche Position abschwächt, oder gar nicht erst äußert um Leser nicht zu verschrecken oder abzustoßen. Man verkeift sich vielleicht hier etwas, geht hier einen Weg, oder verlässt einen Anderen, weil man glaubt im Interesse des Lesers zu schreiben. Man ist hier etwas lauter, dort etwas leiser, hängt sich an Trends ran und ist immer auf dem Sprung zum nächsten Hit, um die Leser bei Stange zu halten.
Um Missverständnisse zu vermeiden: Natürlich ist dieser Druck immer da. Schon von Anfang an, aber in unterschiedlichen Dosen und Ausprägungen. Nun ist es aber so, dass Werbung, aber nicht nur Werbung, diesen Druck erhöhen. Im Grunde aber wird er dann die dominante Triebfeder, wenn man vorhat, davon leben zu wollen. Der Lesereinfluss, der immer schon da ist, wird dann zur Existenzfrage.

Die Frage der Professionaliserung:
Professionalisierung nimmt den Blogs also die Unabhängigkeit. (Johnnys Argument, dass jeder Angestellte abhängiger ist, als ein professioneller Blogger kann ich nicht gelten lassen. Schließlich geht es ums Bloggen. Denn ja, jeder Angestellte, der nach der Arbeit bloggt, bloggt freier als ein freier aber professioneller Blogger) Professionalisierung essen Freiheit auf. Punkt.

Spreeblick
Nun ist es so, dass Spreeblick diesen Prozess bereits länger hinter sich hat. Schon vor adical war diese Idee der Professionalisierung da und wurde forciert vorangetrieben. Und man kann sagen, es war eine geglückte Umwandlung. Spreeblick ist trotzdem lesenwert geblieben. Anders, aber nach wie vor gut. Ich persönlich weiß, was ich von Spreeblick zu erwarten habe und was nicht. Und die Erwartungen, die ich an Spreeblick nicht (mehr) stellen kann, werden wo anders gut genug bedient.

Aber was ist mit den anderen Adicalisten?
Es ist so, dass das adical-Netzwerk den Trend zur Professionalisierung in der Blogsphere vorantreiben wird. Und ja, einige der Blogger, die vorher nicht an Professionalisierung gedacht haben, werden diesen Weg jetzt versuchen zu gehen. Und ja, es wird an diesen Blogs dann etwas verloren gehen. Vielleicht aber auch etwas hinzukommen.

Was ist nun daraus zu schließen?
Die Blogesphere ist kein begrenzter Raum, in dem nur solche oder solche Blogs Platzhätten. Die Blogsphere SIND die Blogs. Jedwede Deutungshoheit oder Absolutheitsanspruch in Regelfragen halte ich deshalb für völlig verfehlt und lässt ein großes Unverständnis gegenüber dem Internet erahnen. Es bleibt einem jeden selbst überlassen, was er will. Es ändert nichts am Bloggen im Allgemeinen, sondern immer nur für den Einzelnen.

Und dennoch: jeder, der sich auf das Abenteuer Professionalisierung einlässt, sollte sich und seinen Lesern gegenüber nicht rumheucheln, dass sich dadurch nichts ändern würde. Es IST ein Unterschied, der nicht ohne Folgen bleiben wird. Das Bloggen und das Blog wird sich dadurch verändern.

Als Leser hingegen sollte man besser mal bitte die Schauze halten. Wenn es einem nicht passt, was ja durchaus gute Gründe haben kann, soll man halt wo anders hingehen. Still. Aber konsequent.

Ich persönlich mache mir keine Sorgen um das Bloggen. Vielleicht werde ich das eine oder andere Blog weniger oder garnicht lesen. Was solls. Ich seh das völlig ideologiefrei. Und ich kann es so sehen, denn es gibt noch so viel Gutes da draußen. Und jeden Tag mehr. Der Lesestoff wird mir sicher nicht ausgehen.