Gestern hatte ich eine kurze Diskussion mit Mathias Richel und Deef auf Twitter. Es ging mal wieder um das Problem der Gruppenidentität, das irgendwie dauernd virulent ist. (Mein Eindruck ist ja, dass das Internet das Konzept Gruppenidentität überall dekonstruiert und deswegen alle so unglücklich damit sind, obwohl unsere gesamte Gesellschaft immer noch danach aufgebaut ist)
Richel hatte bei Spreeblick in den Kommentaren für die SPD das reklamiert, was die Blogger und Internetmenschen auch für sich reklamieren (z. B. auf unserem Pannel): nämlich nicht alle mit allen in einen Topf geworfen zu werden.
Ich kann das sehr gut nachvollziehen, dass ihn das stört. Guppenidentitäten und ihr kleiner noch hässlicherer Abkömmling, die Sippenhaft, sind widerliche und auch widersinnige Konstrukte, denen ich so oft es geht in Suppe spucke. Zum Beispiel auf dem letzten Politikcamp. Da hab ich sogar eine Session dazu gehalten und Wege aufgezeigt, wie ich glaube, dass man aus diesem Dilemma herauskommt, aber das würde hier jetzt zu weit führen.
Denn Mathias Richel hat zwar recht, dass diese Sippenverhalftungen nerven und falsch sind, jedoch billige ich ihm und der SPD nicht zu, sich dem entziehen zu dürfen. Im Gegensatz zu den Bloggern und Netzmenschen – ebenso wie den „Männern“ und „Frauen“, den „Schwulen“, den „Ossis“ und „Wessis“ (wie Deef anmerkt) – haben sich die SPDler nämlich alle diese Gruppenidentität selber und völlig freiwillig gegeben. Sie haben alle ausnahmslos ein Papier ausgefüllt und eine Unterschrift geleistet, sie haben sich ein Parteibuch aushändigen lassen und sich selbst als Genossen bezeichnen lassen. Ihnen wird also keine Identität aufgedrückt, sie haben sie selber gewählt.
Während die Gruppenidentität der Blogger, Ossis, Schwulen, Frauen, und AmPoBehaarten keine von ihnen selbst gewählte Identität ist, sie ihnen höchstens von außen aufgestülpt wird, sondern nur eine Eigenschaft, die sie mit anderen gemeinsam haben, ist jede gruppenidentitäre Zusammenfassung nicht nur dämlich (das ist sie auch bei der SPD), sondern auch noch hochgradig ungerecht.
Deswegen: Kein Mitleid mit der SPD. Wer sich in eine Gruppe begibt, darf auch damit assoziiert werden. Aus genau dem Grund bin ich nie Mitglied einer Partei, eines Vereins, einer irgendwas anderes, was sich als Metakonstrukt über meine Identität legt und mich mir anderen vergemeinschaftet, gewesen. Ich bin leider Staatsbürger, aber das konnte ich mir nicht aussuchen. (Und wenn jetzt jemand ankommt und meint, ich sei doch irgendwie in diesem Blogdings, weil ich doch blogge und so, dann mach ich es wie Felix Schwenzel und schreibe ab sofort nur noch in das Internet rein.)
kurz:
Selbstgewählte Gruppenidentät = gerecht.
Aufgedrückte Gruppenidentiät = ungerecht.
(Und insofern ist zwar der Aufruf von Sascha Lobo, @weltkompakt wegen der Bildblogabmahnung zu entfollown, irgendwie kindisch aber durchaus nicht ungerecht: immerhin hat sich Frank Schmiechen ja seinen Arbeitgeber relativ frei ausgesucht, allerdings nicht ganz so frei, wie es ein Genosse mit seiner SPD tut.)