man sollte härter gegen diese gewaltbereiten Deutschnationalen vorgehen. Und da ist wirklich jeder gefragt. Ich jedenfalls lese kein SPIEGEL mehr.
Da fällt mir ein: Die Nogo-Areas in Hamburg wurden verzeichnet:
man sollte härter gegen diese gewaltbereiten Deutschnationalen vorgehen. Und da ist wirklich jeder gefragt. Ich jedenfalls lese kein SPIEGEL mehr.
Da fällt mir ein: Die Nogo-Areas in Hamburg wurden verzeichnet:
Siggi Beckers Blog lese ich ja schon länger. Auch wenn die Beitrtäge auf den ersten Blick durchaus kühn und abseitig wirken, so glaube ich, dass da der richtige Mann am richtigen Thema sitzt. Heute vor allem wollte ich gleich mal diesen Artikel kommentieren, aber sein Blogsystem wollte es nicht so. Nundenn, mache ich es also hier:
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Nachtrag: Siggi hat mein Comment jetzt wohl freigeschaltet. Ich lass das hier trotzdem stehen.
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Ich glaube diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Ich glaube sogar sie ist pauschal gar nicht zu beantworten. Ein paar Gedanken:
Wenn man von funktionalen Systemen ausgeht und somit eine gewisse Funktion/Intentionen unterstellt, dann waren diese immer schon sehr heterogen. Ich glaube, dass das Kommunikationsmedium Geld sich deshalb durchgesetzt hat, weil es so unterschiedliche Interessen universell repräsentieren konnte und damit die Komplexität der Systeme enorm reduziert hat. Jedenfalls bis zu einem bestimmten Punkt.
Durch das Internet und die damit beschleunigte und vereinfachte Adhoc-Vernetzung zu verschiedenen Themen, Funktionen und Intentionen, wird Geld als universelles, aber doch sehr unkonkretes Kommunikationsmedium seine derzeit zentrale Bedeutung verlieren. Denn wenn (Spezial-)Interessen trotz ihrer konkreten Ausformulierung und ohne sie über das Medium Geld zu abstrahieren, artikuliert werden können, so dass sie dennoch „verstanden“ werden, bzw. sich die entsprechenden Interessenten finden und vernetzten, dann wird die Komplexitätsverringerung des Geldes mehr und mehr obsolet.
Die Systeme selbst werden dadurch mutipolarer, aber auch unbeständiger. Aus Systemen werden Adhoc-Systeme (Mobs?), die sich in unglaublich kurzer Zeit zu bestimmten Themen zusammenschließen und genauso schnell auch wieder verschwinden. Sie generieren dabei quasi in Echtzeit ihre Kommunikationsmedien. Das ist vielleicht das, was man heute so vorschnell „Buzzwords“ nennt. Ich würde diese aber viel eher „Eigennamen“ nennen.
Eigennamen sind in ihrer Entstehung (Benennung) genau das, was aus den jeweils bestehenden Systemen ausschert, d.h. sie übersteigt (Kreativität). Eigennamen, die natürlich keine solchen bleiben werden, sondern ebenso schnell zu Gattungsnamen institutionalisiert werden – für das entsprechende System (Meme?).
Letztendlich führt dieser Weg also auf eine neue Sprache hinaus, aber eine Sprache die alles hinter sich lässt, was wir zurzeit unter Sprache verstehen. Eine, die sich so schnell entwickelt und ausdifferenziert, dass man dabei zuschauen kann. Eine Sprache, die zwar nach wie vor segmentiert, aber eben nicht mehr geographisch, sondern nach Interessenstrukturen. Die eigentlich keine Sprache ist sondern vielmehr die Sprachen, bzw. Idiome.
Es wird jedenfalls spannend. (Wenn kein Weltkrieg dazwischen kommt)
Doubls Kritik an meinem Blog ist nun fertig. Ich muss schon sagen, da bin ich ja positiv überrascht. Das ist gar kein Verriss. Ich fühle mich vielmehr geschmeichelt. Vor allem ist es aber auch eine wirklich lesenswerte, eingehende Analyse. Schon wieder was gelernt.
Die Blogsphere ist heute verdammt gut zu mir.
So habe ich heute auch schon eine schöne Flasche feinstes Oliveöl gewonnen. Danke Don Alphonso!
Acht und fünf. Acht und fünf, Papa ist ein Mann, Mama eine Frau, der Himmel ist blau und die Erde ist unten. Die Welt als Grundschüler ist recht einfach. Es gibt nur wenige Wahrheiten und es ist selten, dass sie gestürzt werden. Doch irgendwann ist immer das erste Mal.
Das erste Mal ist immer ein Ereignis. Es ist ein Ereignis im eigentlichen Sinn: singulär und unwiederholbar. Man kann es nicht wieder-holen, nicht zurück zu ihm gelangen, man kann es nur festschreiben, eindrücken in etwas. Und heute weiß ich, dass jedes Ereignis seine Signatur hinterlässt, die sein Gewesensein bezeugt. Eine Signatur, die ganz im Gegensatz zu dem einschreibenden Ereignis selber die Wiederholbarkeit schlechthin ist.
Papa ist ein Mann, Mama eine Frau, der Himmel ist blau und die Erde ist unten.
Kaum hatte man zu den wenigen Wahrheiten, die man die man sein Eigen nannte, die mythologische Welt der Zahlen hinzubekommen, wurde die Forderung der Lehrerin zum Gesetz der Zeit. Denn die Zeit vergeht und um ihr Vergehen festzuhalten trug man uns auf, sie in Form des Datums auf alle unsere Klassenarbeiten zu schreiben. Eine Forderung, die ich nicht verstand, denn mir war die Zeit egal, ich spürte sie nicht, sie war unendlich groß und wollte eh nie vergehen. Auch das tägliche Schreiben einer Aneinanderreihung von Zahlen konnte sie mir nicht vergegenwärtigen. Jedes Mal musste ich jemanden Fragen, der sich damit auskannte, ob es nun der 1. oder 7. des Monats war, ob es Januar oder Februar war. Ich wusste wohl, wann es Winter oder Sommer war, aber was interessierten mich solch abstrakten Begriffe. Jedes Mal fragte ich, jedes Mal, immer wieder: „Was haben wir denn heute?“. Und wir hatten den 6.2., wir hatten den 9.4., wir hatten den 30.6. und am 12. Juli hatte ich Geburttag. Jedes Mal. Immer wieder.
Ein Ereignis passiert zu einer bestimmten Zeit. Eine Uhrzeit, ein Tag, ein Monat ein Jahr. Ein Ereignis passiert immer an einem bestimmten Datum, ein Datum das wohl Merkwürdig ist und deshalb auch angemerkt wird, sobald man eine Signatur hinterlässt. Ein Ereignis wird somit selber zum Datum als Signatur, und obwohl ich meinen Geburtstag immer als Ereignis wahrgenommen hatte, verblasste diese Ereignishaftigkeit angesichts der aufgezwungenen Zahlenspielereien. Alles wurde so wiederholbar.
Acht und Fünf. Acht und Fünf, Papa ist ein Mann, Mama eine Frau, der Himmel ist blau und die Erde ist unten.
Ich möchte aber dennoch vom Ereignis sprechen, von dem absolut singulären Ereignis, das jeder Gesetzmäßigkeit trotzt und sich dennoch als Datum ins Gedächtnis eingebrannt haben wird. Sicher, es gibt viele solche Ereignisse, besonders wenn man noch klein ist. Aber dieses Ereignis von dem ich berichten will, ist etwas besonderes. Denn es ist das Ereignis, dass nicht an einem bestimmten Datum passierte, sondern das Ereignis des Datums selber. Es war die Erfahrung der Zeit. Denn, wie ich bereits andeutete vergeht die Zeit nicht, nicht als Kind, sie bleibt, sie verharrt. Oft ist sie viel zu kurz, aber meistens viel zu lang. Und es vergingen Wochen, Monate, Monate, die sich heute wie Jahre anfühlten, in denen ich immer wieder fragte: „Was haben wir denn heute?“. Bisweilen ist es noch heute so.
Und auch wenn die Antworten wechselten, auch wenn vor der vier nun eine zwei stand, nach fünf eine neun, es waren doch keine Ereignisse für mich. Diese Daten waren Tod, sie weckten keinerlei Merkwürdigkeiten in mir, solange ich wusste:
Acht und Fünf. Acht und Fünf, Papa ist ein Mann, Mama eine Frau, der Himmel ist blau und die Erde ist unten.
Die Einmaligkeit des Ereignisses, muss hier abgeschwächt werden. Niemals ist ein Ereignis wirklich einmalig. Oder besser: Es wird nicht einmalig geblieben sein. Ich habe es seit dem immer wieder erfahren, das was da passiert ist. In regelmäßigen Abständen, immer aufs Neue. Doch heute überrascht es mich nicht mehr. Es ist wie Benjamin schreibt:
„So kann ich davon träumen, wie ich einmal das Gehen lernte. Doch das hilft mir nichts. Nun kann ich gehen; gehen lernen nicht mehr.“
Dieser andere Aspekt ist die Merkwürdigkeit des Ereignisses. Das was das Ereignis zum Ereignis macht. Es macht das Datum, obwohl es hundert Mal geschrieben wurde und noch hundert Mal geschrieben werden wird, erst zum Datum. Und auch wenn es das Gesetz so will – das Gesetz der Lehrerin oder das Gesetz der Zeitmessung – ein Datum ist unwiederholbar, selbst wenn dieses Datum das der ersten Wiederholung des Datums ist.
Wenn ich auch meine Mitschüler und die Lehrer damit nervte, dass ich nie das Datum wusste, so wusste ich doch immer eins: acht und fünf. Diese Zahlen hatte ich eintrainiert, ich hatte sie verinnerlicht ohne sie zu begreifen, denn sie waren so starr und so unbeweglich. Sie waren eine Konstante in meinem Leben, das mir so unendlich vorkam, dass ich nie den Gedanken der Zeit für mich zu brauchen schien. Diese Zwei Zahlen standen in einer Reihe mit der Bläue des Himmels und des Frauseins der Mutter. Es war im reinsten Sinn ein Gesetz. Man zweifelt nicht am Gesetz, wenn man keine anderen Gesetze kennt. Das könnte man sicher als die Logik des Gesetzes bezeichnen, die aber das genaue Gegenteil der Logik ist, oder vielmehr das was sie ermöglicht, aber auch das, was ihr blinder Fleck ist, immer war und sein wird und was schließlich die Unlogik jeder Logik zu Tage treten lässt, sobald man an der Gesetzmäßigkeit des Gesetzes rüttelt. Aber das ist ein anderes Thema.
Das Gesetz jedenfalls war da, ich hatte es unterschrieben, unbewusst, mechanisch, ohne es im Geringsten anzuzweifeln. Bis zu dem Ereignis, das das Gesetz aus den Angeln heben sollte.
Wie so viele Ereignisse erreichen sie einen mit einer gewissen Verzögerung (Was sicher auch in der Natur des Ereignisses liegt, oder besser, in der generellen Vermitteltheit jeder Ereignisstruktur, die vollkommen unreduzierbar jedes Ereignis in die Vergangenheit gelegt haben wird).
Natürlich hatte ich schon öfter Silvester gefeiert und es war jedes Mal so etwas wie ein Ereignis, weil man bis nach Zwölf aufbleiben konnte. Weil im Fernsehen lustige Kindersendungen zu Hauf gesendet wurden. Weil die Eltern – im Gegensatz zu Weihnachten – so entspannt und ausgelassen waren. Aber ich hatte keine Schule zu der Zeit, also musste ich keine Daten aufschreiben. Dann aber, nach den Weihnachtsferien, war es soweit. „Was haben wir denn heute?“ fragte ich mit der üblichen Missmutigkeit und dem Unterton des maschinellen, der Sisyphosiertheit der unendlichen Wiederholung, die mir das Datumschreiben einflößte.
Ich weiß es nicht mehr. Das damalige Datum weiß ich nicht mehr. Das Datum des Datums von dem ich erzählen will. Vielleicht war es der 10.1.? (Es spielt keine Rolle. Nach wie vor ist es vollkommen unerheblich für mich und die Geschichte, denn echte Daten führen ihre eigne Zeitrechnung.) Ich schrieb es auf. Ich gab es ab. Natürlich war es falsch, denn acht und fünf waren vorbei. Acht fünf würde niemals wiederkommen. Nicht so wie der 10.1., der ab jetzt immer wieder eintreten sollte. Oder wie der 12. Juli, mein Geburtstag. Auch nicht wie Weihnachten oder Silvester. All diese überflüssigen Daten, unendlich reproduziert, von einer Maschine, die man Kalender nennt. Aber acht und fünf würde es nicht wieder geben. Nicht mehr in meinem Leben.
Nicht dass ich deswegen melancholisch gewesen wäre. Nein, acht und fünf hatte mir nichts, absolut nichts bedeutet. Es waren zwei Ziffern, die ich gelernt hatte hinter das Datum zu schreiben, hinter den Tag und dem Monat. Ich war Teil dieser Maschine, ich war ein juliuanisch- gregorianisches Kalenderrädchen an dem großen Zeiterstellungsfließband der unendlich reproduzierten Daten. Deshalb war das eigentliche Ereignis auch „acht und sechs“. Acht sechs ist mir zum Eigennamen geworden, und zwar nur der einfachen Tatsache wegen, dass es nicht mehr acht fünft war. Acht und sechs war anders, weil es das erste Jahr in meinem Leben war. Acht sechs, war mein erstes Datum und ich habe lange Zeit gebraucht mich daran zu gewöhnen.
Immer wollte ich acht fünf schreiben. Immer wieder machte ich den Fehler, weil es mir so in Fleisch und Blut übergegangen ist, acht fünf zu schreiben. Es war eine Qual, eine Arbeit gegen den Automatismus der Reproduktion aber immer wenn ich korrigiert wurde, wurde mir das Jahr wieder bewusst. Das Jahr und dass es nicht mehr das gleiche Jahr war, wie noch vor kurzem. Die Zeit wurde fassbar, das Datum wurde zum Datum. Zum ersten Datum und – wenn ich heute zurückdenke, zum dem, was für mich das Urbild des Datums ist, gerade weil es nicht das erste war, weil es duch seine Nachträglichkeit das Gesetz gesprengt hatte.
Acht und fünf war nicht merkwürdig gewesen. Es war das einfache Gesetz der Wiederholung, Ereignislos und Abstrakt. Acht sechs war lebendig, es ist geboren worden in meinem Beisein, und starb in meinen Armen. Als das Jahr vorbei war, war ich traurig. Am Ersten Ersten Siebenundachtzig, nahm ich Abschied von meinem ersten Jahr. Und ich fragte mich, was das acht und sieben, wohl so bringen würde. Ein neues Challanger? Ein neues Tschernobyl? Oder vielleicht ganz neue Eigennamen, die eigentlich Daten sind? Nur wird es niemals wieder ein Datum geben, das Datum heißen wird.
Apropos mspro: Das bin ich übrigens nicht.