OBAMA

Weil ich jetzt noch so wach bin, und weil ich eh was zu Obama sagen wollte: Ich glaube, IX und ich sind uns in einem Punkt ähnlich: wir sind beide ziemlich empfänglich für Pathos. Naja, wir sind uns noch in einem zweiten Punkt ähnlich: wir wissen darum.

Ich will hiermit erklären: ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung, was für eine Art Präsident dieser Obama wird. Werden würde. Aber ja, auch ich bin irgendwie angefixt von seiner Rhetorik. Und das, was mich an Obama fasziniert, ist nämlich genau das, was mich an Amerika, den USA, trotz aller Kritik, die man äussern kann, immer begeistert hat: Diese kompromisslose Haltung, die so zuversichtlich in die Zukunft schaut. Diese beinahe naive Utopistik. Dieses kraftvolle: Wir können es schaffen-Ding.

Ich denke, da haben die Amis den Deutschen einiges voraus. Hier ist sowas wie „change“ immer negativ beghaftet. Sogar wenn es ziemlich beschissen läuft – und das tut es politisch gesehen in Deutschland – haben immer noch alle Politiker Angst davor, offen für einen radikalen Wandel einzustehen. Es gibt hier keinen wie Obama, der mit der Hoffnung punkten kann. Alle sagen nur: mit uns wird es dies oder jenes anders. Aber für einen umfassenden Wandel ist hier keiner bereit. Ich glaube sogar, dass jeder der sowas propagieren würden, gleich vom Verfassungsschutz kritisch beäugt würde.

Aber zurück zu mir: mich berührt dieser Obama. Und das, was er berührt, ist nichts, was unproblematisch wäre. Er spielt auf meinen Emotionen wie auf einem Klavier. Ja, das konnte Göbbels auch sehr gut. Ja, das konnten viele Demagogen sehr gut. Und ich glaube auch nicht, dass gute Politik nur mit dem Herzen gemacht werden sollte. Aber ich glaube, dass das Herz unweigerlich mit dazugehört, zur Politik.

All die „Pragmatiker“, die man hat kommen und gehen sehen wollten uns einreden, es gäbe keine „linke“ und keine „rechte“ Politik: nur „gute“ Politik. Es gäbe nur qualifizierte, weniger qualifizierte und bestens qualifizierte Politiker, um das Land zu regieren. Politik habe „ideologiefrei“ zu agieren. Realpolitisch. Und da gäbe es eben nur den „guten“ Kurs und alles andere sei Populismus. Am besten wir schaffen die Demokratie ab und bestimmen einen Geschäftsführer von McKinsey.

Ich sage: Bullschit! Eine Politik, die nichts will, ist nichts wert! Eine Politik, die nicht träumt – ja, von einer besseren Welt träumt – ist keine Politik, sondern eine „Verwaltung“. Alle Politik muss mit dem Traum anfangen, von einer besseren Welt. Und sie muss daran glauben, diesen Traum in die Tat umzusetzen. „Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen“ hat der Schmidt gesagt. „Wer keine hat, soll Buchhalter werden„, sage ich.

Heal this nation„, verspricht Obama. „Repair this world„, fordert Obama. Und selbst wenn es naiv ist, selbst wenn Obama weit weit weit hinter seinen Ansprüchen zurückbleiben wird: Was wäre diese Welt, wenn es nicht wenigstens ab und zu Menschen gäbe, die es wenigstens versuchen? Sie wäre schlicht: eine Welt ohne einen Funken Hoffnung.

There has never been anything false about hope„, sagt Obama. Und da hat er einfach recht. Und – vielleicht gibt es keine Hoffnung ohne Pathos. Ganz einfach weil: „Wir sind diejenigen, auf die wir gewartet haben.„. Das heißt: weil es nichts gutes gibt, außer man tut es, gibt es keine Hoffnung ohne ein pathetisches „wir“. Man nannte das auch lange das „Prinzip Hoffnung„.

Und deshalb, obwohl es vor Pathos trieft, hier nochmal das „YES WE CAN“-Video:

Wenn man man nicht weiter weiß

macht man einen Podcast. Oder schnauzt Leute an. Oder beides. Denn wer keine Inhalte hat, der muss sich anders behelfen. Was der Sixtus und der Lobo können, können wir schließlich schon lange.


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So langsam aber sicher

entwickelt sich hier sowas wie ein Zweitblog. Viel persönlicher Scheiß. Die Hälfte nur für Freunde einsehbar. Und eigentlich auch immer auf irgendwelche neuen Dokumente bei Ipernity bezogen. Welche wiederum auf irgendwelche Veranstaltungen bezogen sind. Welche meist irgendwelche Exzesse beinhalten. Welche mich im Zweifel kompromittieren. Und so weiter.
Da das aber nicht viel und oft ist, was ich da schreibe, kann man sich das schon mal abonnieren. Glaub ich.

Meine Daten und die Zukunft

Einer der eindrucksvolleren Beiträge auf dem Wordcamp, war sicherlich der über Bloggen und Recht, von Henning Krieg. Allerdings: in den rechtlichen Fragen des Bilderpublizierens (Persönlichkeitsrechte, Urheberrechte) konnte Krieg nicht wirklich präzise Antworten liefern, was freilich nicht an ihm lag. Das Gesetz ist dort so schwamming und veraltet, dass es eigentlich kaum Rechtssicherheit gibt.
Auf die Frage z.B., ob es nicht verboten sei, Graffities auf Hauswänden zu fotographieren, weil es Urheberrechte verletzt, war die Antwort: eigentlich ja, aber irgendwie doch nicht richtig. Eigentlich sei es gar verboten, ganze Häuser (Urheberrechte des Architekten) zu fotografieren, wohl aber Häuserreihen. Was aber (bisher) selten zu rechtlichen Konsequenzen führt. (Hoffentlich lesen hier keine Abmahnanwälte mit, die ich jetzt auf dumme Ideen bringe…)

Die Schwammigkeit und Unausgegorenheit dieser Gesetzeslagen ist dadurch zu erklären, dass sich die rechtlichen Probleme in diesen Bereichen bisher in Grenzen hielten. Die meisten privaten Aufnahmen landeten bisher bestenfalls in dem heimischen Fotoalbum. Heute, wo auch noch der unbedeutendste Schnappschuss im Internet veröffentlicht wird, und auf diese Weise ein potentiellen Millardenpublikum erreicht, oft noch mit den Metadaten (Was, wann, wo, wie) versehen, macht jedes Foto zum Politikum in einer rechtlichen Grauzone.

Krieg nannte diese Entwicklung recht treffend „Sichtbarkeit“. Diese neue Sichtbarkeit ist es, die zu im Internet all die neuen Probleme verursacht, die bisher eben nicht sichtbar waren. Denn, klar haben schon früher die Leute den einen oder anderen Mitmenschen als „Arschloch“ bezeichnet. Auch öffentlich, z.B. in der Kneipe.
Und auch die übelsten Schnappschüsse von Schnapsleichen in auf privaten oder öffentlichen Feiern wurden ohne Einwilligung und ohne einen Gedanken an rechtliche oder ethische Maßstäbe zu verschwenden, vorgenommen. War ja sowieso nur ein kleiner Kreis, der sie zu Gesicht bekam.

Die Sichtbarkeit ist das das eigentlich neue Paradigma. Oder besser noch: die Transparenz. Dabei ist diese Problematik, diese ich sag mal Ungleichzeitigkeit, gar nicht so neu, wie man denken könnte:

Über 3300 Jahre nach dem Tod des Pharaos Tutanchamun, soll die Todesursache und damit das Mordkomplott gegen ihn aufgedeckt werden. Mithilfe eines Computertomographen. Damals musste die Tat ungesühnt bleiben aber nun existieren die technischen Möglichkeiten aus dem gegeben Resten an Beweismaterial den genauen Tathergang zu rekonstruieren. Es werden Dinge sichtbar oder transparent, die vorher im verborgenen bleiben mussten. Das geht, in verschiedenen Intensitäten, seit Jahrhunderten so. Nicht nur in der Archäologie. Mordfälle werden durch immer exaktere Forensik von Wissenschaftlern aufgeklärt. Columbo war gestern. Heute gibt es CSI.

Was ich auf der Session leider nicht mehr einbringen konnte, war die Frage, wie Krieg einschätzt, dass sich die rechtlichen Probleme in dieser Hinsicht in Zukunft weiterentwickeln werden. Schließlich ist die technische Entwicklung ja noch lange nicht am Ende der Fahnenstange und mit ihr auch nicht der Grad Transparenz. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir uns da alle noch sehr umgucken werden.

Ich persönlich bin einerseits durch mein relativ gutes technisches Vorwissen und anderseits durch ein gewisses Misstrauen gegenüber kommerziellen Dienstanbietern relativ bewusst über den Umgang mit meinen Daten. Ich achte z.B. darauf, Bilder von mir, nicht unter meinem richtigen Namen ins Netz zu stellen. Überhaupt bin ich vorsichtig mit meinem Namen. Ich bin auch vorsichtig, welche Dienstanbiter ich wähle und versuche die Daten über mich, möglichst über unterschiedliche Dienste zu verteilen, um die Verknüpfbarkeit zu erschweren. Denn darum geht es: Verknüpfbarkeit. Ja, ich denke, ich habe eine ganz gute Kontrolle über meine Daten. Heute. Jetzt, zu diesem Zeitpunkt.

Ich bin aber vollkommen Macht- und Ratlos wenn ich an die zukünftige Verknüpfbarkeit denke. Wenn ich an Biometrische Geischtsanalysen denke und mir dies als Bildersuchmaschine vorstelle. Wenn ich Microsofts Photosynth (Video) sehe und mir vorstelle, wie sonstige Webanwendungen alle Bilder von mir und alle Bilder auf denen ich zu sehen bin, automatisch mit Metainformationen anreichern (genauer Ort, Datum, Urhzeit, Namen), die ich aus welchen Gründen auch immer, dort bewusst nicht angeben habe, bekomme ich es mit der Angst.

Denn das alles ist bereits in der Pipeline. Und in spätestens 2 Jahren wird man bei der Bildersuche im Web ein Foto von jemandem hochladen können und man wird daraufhin Fotos von diesem jemand finden, von denen er selber nicht wusste, dass es sie gibt. Es wird dann ein einziges Bild reichen, das mit richtigen Namen betitelt ist, um alle Fotos die es zu diesem Menschen gibt, der Anonymität zu entreißen. Einen Klick weiter wird man ein Exposee aller seiner Tätigkeiten im Internet erhalten. Themen, Freunde, Interessen, Adressen etc.
Man wird auch einen Crawler über einen Flickraccount laufen lassen können und ein ziemlich genaues Bild davon bekommen, wen er so kennt, und wo er sich aufgehalten hat. In sekundenschnelle.

Ein andere Beispiel ist Twitter. Twitter ist dermaßen gut durchsuchbar, dass es bereits unglaublich viele Drittanwendungen gibt, die aus den Twitterrohdaten Metadaten machen. Sie zeigen Dir, wo Du bist, wie deine Twitterzyclen so sind, mit wem du so kommunizierst, über welche Themen du schreibst, wie beliebt du bist, etc. Auch das ist noch lange nicht am ende. Google wird seinen aufgekauften Twitter-Metoo Jaiku noch mit seiner Lokalisierungsschnittstelle kombinieren und das ganze natürlich in Adroid, dem Mobiltelefon-Betriebssystem, implementieren. Die Nutzer werden es Google danken. Mit unvorstellbar vielen persönlichen Daten.

Aber das ist es gar nicht was mir Angst macht. Was mir Angst macht, ist das Verlieren der Informationshoheit über das was jetzt noch anonym ist. Man kann sich mit genügend technischem Sachverstand zu einem konkreten Jetzt immer in Sicherheit wiegen, doch den Archäologen der Zukunft wird nichts verborgen bleiben. Auch wenn man das Gefühl hat, eine Wahl zu haben und eine Kontrolle. Sie wird einem entglitten sein.

ich befinde mich hier:

Livestream vom Wordcamp08. W-Lan Kaffee, Leute, Essen. Alles super hier. bitte schreien, wenn meine Fresse in der Gloze kommt.

16:32. ganz schön fertig, schon. Wenig geschlafen. Viel gequatscht. Viele Leute wiedergetroffen. Viele Leute kennengelernt. Einige Sessions besucht. Über die Rechtsession von Kriegsrecht werde ich noch mal was schreiben. Jetzt auf der Wikiosession. Aber eigentlich mehr zum Batterie aufladen. Meine und die des Macbooks.

01:00 Ein unverschämt gutes Buffet genossen. Bloglesung vorher war auch schön. Einige Nerds haben aber nicht so richtig kapiert, dass eine Lesung keine „Session“ ist und währenddessen fröhlich auf ihren Notebooks rumgeklimpert. Was ganz schön gestört hat. Da merkt man dann schnell, dass hier mehrere Welten aufeinandertreffen. Barcamp meets Bloglesung, neue vs. alte Bloggerwelt. Irgendwie ist mir die alte dann doch sympathischer. Als es noch um Inhalte und Geschichten ging. Um das Bloggen selbst und den Spass daran. Ganz ehrlich: Wäre dieser Blogbezug nicht da, wäre ich wohl auch nicht hier. Es hat schon seinen Grund, warum ich mich nie aufraffen konnte, zu den normalen Barcamps zu gehen.

Andererseits: Alle Achtung Cem! Er hat es (als erster) geschafft, beide Seiten auf einem Event zu zusammenzubringen.

Demokratisierung der Überwachung?

Volker Strübing bringt eine interessante Blickwendung auf den Datenschutz in die Diskussion ein. Wenn man seine Daten sowieso nicht mehr kontrollieren kann, so Strübing, müsste man dann nicht vielmehr dafür sorgen, dass nicht mehr nur eine kleine Elite (Staatsanwaltschaft, Unternehmen, Geheimdienste) darüber verfügt – sondern alle?

Vielleicht ist es ja wichtiger, für die Freiheit von Information zu kämpfen, als zu versuchen sie zu “schützen” und zu verhindern? Das gruslige an der Vorstellung einer Orwell’schen Zukunft ist doch vor allem die Tatsache, dass man der Beobachtung durch ein repressives System ausgesetzt ist, oder? Klar, uns wird es schwer fallen, auf die Privatsphäre zu verzichten, weil wir mit dem Glauben aufgewachsen sind, sie sei ein grundlegendes Menschenrecht. Weil wir daran gewöhnt sind. Aber vielleicht werden unsere Enkel einmal den Kopf darüber schütteln.

Wenn man bedenkt, dass die Schnittmenge der Leute, die für Informationsfreiheit und derer, die für informationelle Selbstbestimmung kämpfen, enorm groß ist, ist das natürlich eine verlockender Vorschlag. Man kombiniere die beiden Forderungen und demokratisiere so die Überwachung.

Ich selber hatte auch schon oft darüber nachgedacht. Was wenn jeder zu jederzeit über das Internet das Bild jeder Überwachungskamera einsehen könnte? Was, wenn jeder zu jederzeit, auf die vorratsgespeicherten Daten der Provider Zugriff hätte? Wenn bald gar eine öffentliche Gendatenbank existiert, auf die jeder Zugriff hat?

Ein vollkommen transparente Welt würde zumindest das informationelle Machtgefälle beseitigen, so die These. Wenn alle von allen überwacht sind, dann kann auch niemand mehr einen Vorteil daraus ziehen.

Als ich mich mit diesem Gedanken konfrontierte, hatte ich ihn aber bald schon wieder verworfen. Denn wer ist das denn, das „repressives System„, dass Strübing hier meint? Wer ist denn diese „Elite„? Ist es nur der Staat? Meinetwegen auch die Konzerne? Wer ist die Repression, bzw. wer wäre es, wenn alle Daten für alle verfügbar sind?

– Schatz, über was hast Du sich denn so lange mit Frau Müller an der Straßenecke unterhalten.

– Nein, hier können Sie keine Lebensversicherung abschließen, tut mir leid.

– Hatte ich dir nicht ausdrücklich verboten, Dich mit Ihm zu treffen? Ab auf Dein Zimmer!

– Ach, Du rufst ihn also immer noch an. Soso…

– Waren Sie an diesem Tag nicht krank geschrieben?

– Oh, Sie kaufen Ihr Brot also bei der Konkurrenz. Aber für Brötchen sind wir gut genug?

– Was hattest Du noch mal gegenüber [gemeinsamer Freund] über mich gesagt?

Wenn alle Informationen frei sind, dann bestimmt nicht mehr der „Zugang“ dazu, sondern das nur noch das Interesse daran, wer wen überwacht.

Nein, lieber Volker Strübing. Das Problem ist keine anonyme (staatliche) Elite. Denn im Zweifelsfall sind die schlimmsten Diktatoren, immer die Menschen, die uns lieben (oder sonstiges Interesse an uns haben). Und ja, im Zweifel auch wir selbst. So traurig das auch ist.

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Ja, verdammt. Es ist eines der Themen DAS Thema in Sachen Technologie, das auch mich am allermeisten beunruhigt. Denn die Gentechnik hat das Potential so tief und grundsätzlich in das Verständnis, vor allem in das Selbstverständnis, des Menschen einzugreifen, wie es keine andere Technologie vermag.

Man muss sich nur vergegenwärtigen, wie oft Menschen sich in ihrer Geschichte das Menschsein genseitig abgesprochen haben, um zu wissen, wie fragil dieses Selbstbild ist. Schwarze galten lange Zeit in ganz Europa nicht als Menschen. Juden wurden als „Untermenschen“ vergast. Behinderte als „entartet“ ermordet. Und nein. Das ist alles noch nicht ausgestanden. Das kommt immer wieder und es bedroht auch uns. Auch jetzt. Es bedroht alles „Andersartige“. Das Andere, der Andere ist es, dem das Menschsein in unterschiedlichen Stufungen immer wieder abgesprochen wurde und bis heute wird.

Was passiert also, wenn auf den ersten Schritt der genetischen Erfassung und Untersuchung von Menschen, der nächste logische, der der „Selektion“, folgt? „Ich würde Ihnen raten, dieses Kind nicht zu bekommen. Es hat eine 78%tige Wahrscheinlichkeit einen Herzfehler zu bekommen.„.

Und erzähle mir keiner, dass Eltern sowas nicht tun würden. Sie würden es. Fast alle. Was Kinder heute schon alles erleiden müssen, weil ihre Eltern nur „das Beste“ für sie wollen. Überhaupt bin ich gegen Eltern. Aber das ist ein anderes Thema…

Und was, wenn die Technologie so weit ist, diese Dinge zu reparieren: „Wir bieten Ihnen den besten Mix Ihrer beider Gene und garantiert ohne Erbkrankheiten. Die gewünschte Haarfarbe tragen Sie bitte hier ein.„?

Wenn man es sich leisten kann, bekommt man dann „optimierte“ Kinder. Es wird sich natürlich nicht jeder leisten können. Aber jeder wird es versuchen. Denn was ist ein „normaler“ Mensch noch wert, unter all den Tüv-gesprüften Deluxemenschen mit Garantiesigel? Auf dem Heiratsmarkt? Auf dem Arbeitsmarkt? Als Bürger? Bei der Krankenversicherung? Als Freund? Als Sohn? Als Tochter? Als Mensch?

Der Film Gattaca hat sich genau dieser Frage angenommen. Wie sähe eine solche Welt aus? Aus der Sicht eines solchen „Unperfekten“? Ich empfand ihn damals als einer der erschreckensten Filme die ich je sah. Und ich glaube er untertreibt. Es wäre wird vermutlich alles noch viel schlimmer.

Hyperkult 17 – call

Der Call des diesjährigen Hyperkult erwischte mich heute kalt. Denn nichts anderes als mein Dissertationsthema wird dort verhandelt: „Ordnungen des Wissens„. Das ist einerseits schön und zeigt, dass ich irgendwie richtig liege mit meiner Themenwahl. Andererseits überkam mich sogleich das schlechte Gewissen, weil ich so lange nichts mehr dafür getan habe. Natürlich geht es gar nicht anders, als dass ich diesmal etwas einreiche. Aber irgendwann musste es ja soweit kommen. Na dann, auf auf!

So gesehen kam der Call genau zur richtigen Zeit.

Sehr schön auch der Begleittext:

Die Ordnung des Wissens wird mit und in Computern verwahrt. Börsennotierte Unternehmen besitzen es, machen es profitabel zugänglich oder enthalten es vor. Dabei geht es nicht um Zensur, wenn festzuhalten ist, dass die Verfügung über das Wissen der Welt nunmehr außerhalb der Verantwortung wohlmeinender Sachwalter wie Bibliothekarinnen oder Archivaren oder professioneller Geheimhalter wie den Sicherheitsdiensten geraten ist. Was Google und andere nicht anzeigen, wird heute nicht wahrgenommen und existiert morgen ganz einfach nicht mehr. Und was sie findbar machen, ist nicht mehr aus der Welt zu schaffen.
Es ist die Ordnung selbst, die sich verändert, ohne dass dies von denen zu verhindern wäre, die noch zu Zeiten des Zettelkastens für das Wissen der Welt oder dessen Verschluss zuständig waren.
Dabei träumten in den 60er Jahren noch so manche von einer aufgeräumten Gesellschaft. Das Militär, Banken, Versicherungsfirmen und Science-Fiction-Autoren erkannten das Potenzial der Computer, und auch der Staat erhoffte sich eine effizientere Verwaltung seiner Bürger in zentralisierten Datenbanken. Gegen diesen Willen zum Wissen wurden Gesetze in Stellung gebracht, um die Menschen vor allzu zudringlichen linearen Listen und binären Bäumen zu schützen. Der Glaube aber, Ordnung bedeute Sicherheit, weht weiterhin durch die Büros der Innenministerien.
Inzwischen werden die Datensammlungen der Behörden übertroffen von denen der Internet-Firmen, deren weltweit verteilte Datenbestände sich einer öffentlich-rechtlichen Kontrolle systematisch entziehen. Das Problem ist heute nicht mehr, Information zu erzeugen, sondern sie zu finden. Das WWW ist der perfekte mathematische Baum, in dem jede Datei eine eindeutige Adresse zugewiesen bekommt. Deshalb ist die Ordnung der Informationen bis heute nur durch brute force aufzulösen, indem der digitale Bibliothekar bei jeder Anfrage jedes Blatt seiner Bibliothek durchsucht,– was jeden Bibliothekar und auch alle zusammen schlicht überfordert und nur noch von Serverfarmen unter erheblichem Kapitaleinsatz leistbar ist, was wiederum die öffentliche Hand überfordert.
Und nicht jede gefundene Information darf behalten, geteilt, zitiert oder genutzt werden. Die Ordnung des Wissens schafft Eigentumsverhältnisse und Äußerungsdelikte, Meinungsfreiheiten und Pressezensur. Den Ordnungskräften stellt sich eine Informationsguerilla entgegen, die Regeln unterwandert oder Strukturen ins Unerträgliche vermehrt und dadurch hofft, durch das Raster zu fallen. Und daneben wächst eine Wissensindustrie, die nach ihren eigenen Regeln agiert.
Wir fragen daher: Welche Ordnungsstrukturen werden durch den Computer als Medium geschaffen, welche in Frage gestellt? Wer kann noch Einfluss nehmen? Was wird mit Computern geordnet und was entzieht sich diesen Bemühungen? Welche Wünsche und Ängste verbinden sich mit Ordnungen? Welche Rolle spielt Ordnung in der Kunst? Welchen Wert bekommt die Unordnung in der digitalen Welt?

Brief an Steve

Da ich ja gerade auf der Suche nach einem neuen Handy bin, habe ich natürlich auch ans‘ iPhone gedacht. Natürlich auch ab und zu vorher schon. Aber jetzt mal wieder. Neben dem Preis, den schmerzlich fehlenden Features und der Tatsache, dass mein Vertrag bei O2 noch ein ganzes Jahr lang läuft, war es vor allem folgendes, was mich abschreckte:

Lieber Steve,

warum hast du das getan? Was ist bloß in dich gefahren? Warum hast du, frag ich mich verdrossen, bloss diesen vertrackten Packt geschlossen?

Steve, ich rede vom Exklusivvertrag mit der deutschen Telekom. Warum, Steve, warum verflucht, hast du dir ausgerechnet diese Firma ausgesucht? Die Telekom ist Teil von dieser Kraft, die nie das gute will und überhaupt nichts rafft.

Sie behauptet, sie wolle ihren Kundenservie optimieren, und entlässt dann erstmal, froh und heiter, 1000 Kundenservicemitarbeiter.
Drum ist auch bei T-Mobile, der Kundenservie irgendwie nicht so geil. Im Gegenteil er ist nicht nur nicht effizient, er ist schlicht und einfach nicht existent. Ein Beispiel, Steve, bestell dir bei der Telekom doch einfach mal DSL.
Machs einfach mal und dann ruf am besten auch mal bei der Hotline an. Vielleicht hast du ja Glück und irgendwann statt der Computerstimme sogar einen Menschen dran, dann frag ihn doch mal nach dem günstigsten Hadytarif. Ach, ja, kleiner Ratschlag noch, nimm dir Zeit dafür, Steve.

Ich bin mir sicher, Du würdest viel mehr iPhones verkaufen, würde das nicht exklusiv über die Telekom laufen. Gerade jetzt, denn jetzt ist der Hype hot, wie seinerzeit beim iPod. Ey Steve das war ja wohl massiv naiv und im höchsten Maße kontraproduktiv.

Hat dir das denn keiner vorher gesagt? Warum hast Du nicht einfach uns gefragt? Uns, die jetzt kollektiv im Schreck vereinte, bundesdeutsche Macgemeinde? Wir sind schließlich zu dir konvertiert, weil wir Technik schätzen, die funktioniert. Deshalb sind wir nicht bei der deutschen Telekom, verstehst du steve. Wir hassen, dass das alles so quälend kompliziert ist, bei der Telekom, dabei könnt doch alles so einfach sein, aber nein. Übrigens das feine am iPhone ist ja, dass es so einfach und schlicht ist, ne. Kurzum, das iPhone ist alles was die Telekom nicht ist.

Man, Steve, warum biederst Du Dich diesem Anbieder an, wenn doch einer wie Du jeden haben kann. Ich finde, und ich habe Dich sonst immer verteidigt, dass diesmal nicht der Mac die Mittel heiligt. Steve, ich bitte Dich, behandel uns bitte nicht so Stevemütterlich. Trenn Dich von der Telekom. Danke, fürs Entgegenkommen.

viavia

Podcast Air – der dünnste podcast… etc.

(Jörg)
Heute wir introduce to you einen vollkommen neuen, revolutionary Podcast. Es war amazing mit anzusehen, wie toll und simple all die bisherigen Podcasts sich anhörten. We made it even simpler. Hier ist er, der thinnest Podcast in the world!

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