Hallo Folkert Knieper, Herr Steinhöfel und all die anderen Vielabmahner,


ich habe letztens einen Tierfilm gesehen. Er ging traurig aus. Die junge Antilope wurde am Ende vom Leoparden erlegt. So ist das in der Tierwelt.
Die schon stinkenden Überreste wurden dann nach zwei, drei Tagen von den Aasgeiern angegangen. Mir wurde wirklich übel, wie sie das halb vergammelte Fleisch hinunterschlangen. Ich fragte mich – eher aus dem Affekt heraus – ob die denn gar keinen Stolz besitzen würden, diese Geier. Natürlich werden Sie einige jetzt einwenden, Geier könne man doch unmöglich an menschlichen Maßstäben messen. Menschlichkeit, Stolz, Würde, das Streben nach Anerkennung und Tugend. Das sind nun mal Begriffe mit denen können Aasgeier nichts anfangen und das kann man ihnen ja auch schwerlich vorwerfen. Nein, das ist natürlich Unsinn und völlig naiv gedacht von mir. Trotz Gammelfleischskandal, wie ich nach kurzem Nachdenken immer noch meine.

Aber warum erzähle ich Ihnen das? Keine Ahnung. Wirklich nicht. Ich bin wohl abgeschwiffen. Das hat natürlich überhaupt nichts mit Ihnen zu tun. Nur um das mal klarzustellen.

Es ist nur so – und da werden Sie mir sicher beipflichten – tut das Gehirn oft sehr seltsame Dinge mit den Gedanken. Mal hüpft hier, mal dort ein Geistesblitz in das Bewusstsein rüber. Völlig unvorhersehbar. Chaotisch sozusagen.

Wie dem auch sei. Also, wie ich da so sitze und den Geiern zusehe, plötzlich, zack, denke ich an Sie. Ja, an Sie alle. Aus irgendeinem Grund frage ich mich nämlich in genau diesem Moment, ob das Geld, das Sie auf verschiedenen Wegen erwirtschaften, also ob dieses Geld es überhaupt vermag, Sie angemessen zu entschädigen.
Entschädigen für all das, was Sie dafür aufgeben müssen, um es zu verdienen. Und ob Geld so etwas überhaupt kann.

Hier endete auch schon mein Gedanke und war wieder verflogen. (Sie wissen schon, das Gehirn…) Schließlich ist das ja auch nun wirklich nicht mein Problem.

Leben Sie wohl,

mspro