Das Problem Don Alphonso

/***** UPDATE: Don Alphonso scheint gerade massiv seine Beiträge zu editieren und teilweise zu löschen, so dass manche Dinge, auf die ich mich hier beziehe, nicht mehr nachvollziehbar sind. Vielleicht hat ja jemand Screenshots von den Posts? Gerne per Mail an mich. *****/
/***** UPDATE 2: Danke für die anonyme Spende. Hier können die Artikel inklusive Kommentare als Screenshot geladen werden. *****/

Man sollte wohlwollend davon ausgehen, dass die meisten Piraten, die die Artikel von Don Alphonso weiterverbreitet haben, ihn einfach noch nicht sehr lange kennen. Sie kennen nicht seine flexible Haltung gegenüber von Wahrheit und Fakten, seine Unfähigkeit zu recherchieren, seine Lust Menschen, die ihm nicht passen, zur Strecke zu bringen, sein eisernes Freund-Feind-Denken, seinen Hang zu paranoiden Verschwörungstheorien und seine Rhetorik, mit der er – ohne seine Anschuldigungen offen auszusprechen und sich angreifbar zu machen – sie zwischen die Zeilen raunt. Sie wissen nicht, wie er schon seit vielen Jahren immer wieder Leute fertig macht, mit unwahren Anschuldigungen und erfundenem Quatsch. Ich kenne Don Alphonso seit neun Jahren. Leider.

Vor etwa vier Jahren war ich selbst seinen Schmutzkampagnen ausgesetzt. Im Gegensatz zu heute hatte Don Alphonso allerdings keinen so mächtigen Resonanzboden aus unkritischer Empörmasse zu orchestrieren, wie heute mit den Piraten. Die meisten Leute im Internet kennen ihn nämlich lange genug, um ihn nicht ernst zu nehmen. Dennoch sah ich mich schon damals genötigt, die Gerüchte, die er über mich zu streuen zu versuchte, wieder einzufangen.

Derzeit versucht er also Anne Helm fertig zu machen. #Bombergate ist der Anlass, die Piraten sein Adressat. Ich will zu Bombergate selbst nur folgendes sagen: Ich halte die Aktion für dumm und unpassend, halte aber Annes Entschuldigung für glaubwürdig und ausreichend. Ich bin da biased, wie man so sagt, denn ich bin mit ihr befreundet. Aber wenn sogar die BVV-Neukölln sich vor sie stellt, stehe ich damit nicht so alleine.

In einer besseren Welt, wäre der Spuk hier zu Ende, aber leider steht auch Don Alphonso mit seinen Verschwörungstheorien nicht alleine da. Sie passen allzugut zu der ideologischen Säuberung, die derzeit in der Piratenpartei stattfindet und sich gegen alles richtet, was irgendwie links ist. Aber die Piraten interessieren mich nicht. (Wen interessieren die schon noch?) Ich will mich hier auf Don Alphonso und seine „Recherchen“ konzentrieren. Er behauptet, dass Anne in ihrem Entschuldigungs-Blogpost weiterhin lügen würde. Er suggeriert, dass die ganze Aktion von langer Hand geplant gewesen sei, sie nicht am Nachmittag sondern früh Morgens passiert sei. Das ganze sei ein PR-Coup gewesen, ein Hoax, inklusive Aufdeckung und Shitstorm. Don Alphonso versucht glaubhaft zu machen, Anne und ihre Freunde hätten sich an der Aktion bereichert, hätten sogar exklusiv mit der BILD-Zeitung kooperiert. Das sind schlimme Anschuldigungen, die eine Politikerkarriere beenden können, würden sie stimmten.

Aber nichts davon ist wahr. Keine einzige „Recherche“ von Don Alphonso hält einem zweiten Blick stand. Und die Beweise dafür liegen klar für jeden offen zu Tage. Ich habe mir hier die Mühe gemacht, alles zusammenzutragen und nachzurecherchieren, nachzuhaken und alles aufzuschreiben. Nicht, weil ich je an Annes Version gezweifelt hätte oder den Bullshit, den Don Alphonso verzapft, auch nur eine Sekunde geglaubt hätte, sondern weil es sehr wichtig ist, dass niemand diesem Menschen je wieder ein Wort glaubt. Anne Helm wird nicht sein letztes seiner Opfer gewesen sein.

Dann schauen wir uns mal an, was Don Alphonso so … „herausgefunden“ hat:

Erstens: Anne hatte sich in ihrem Entschuldigungstext darauf berufen, von der Vorverlegung der Nazidemo überrascht worden zu sein, was einer der Hauptauslöser für die spontane Aktion gewesen sei. Don Alphonso behauptet nun: „Das ist nicht wahr.“ und verlinkt auf einen Artikel der Dresdner Nachrichten – ein kleines Dresdner Lokalblatt – dass bereits zwei Tage zuvor von den Plänen der Nazis berichtet habe. Ich nehme an, dass niemand von den Empörpiraten sich die Mühe gemacht hat, den Artikel auch wirklich zu lesen. Dort wird nämlich lediglich auf eine zu dieser Zeit erst angemeldete aber noch nicht genehmigte (!) Kundgebung – nicht Demonstration (!) – für 50 Personen (!) verwiesen. Abgesehen davon, dass es etwas viel verlangt ist, Dresdner Lokalnachrichten außerhalb von Dresden derart genau im Auge zu haben und abgesehen davon, dass man eine große antifaschistische Gegendemonstration, die über Monate geplant ist, nicht einfach innerhalb von zwei Tagen um 24 Stunden vorverlegen kann, hätte man aus der Meldung mitnichten den 350-500 Leute starken Nazi-Fackelmarsch durch die Dresdner Innenstadt herauslesen können, der dann tatsächlich stattfand. Das ist übrigens nicht nur meine, oder Annes Interpretation der Geschehnisse, sondern auch das Ergebnis der Auswertung von Netz-gegen-Nazis, die weiters resümieren:

Die Neonazis feierten ihre traurige Veranstaltung. Die Veranstalter twitterten: „Das war der Gedenkmarsch 2014!“ Während der Veranstaltung hatten zahlreich „Autonome Nationalisten“-Gruppen vor „Linkskriminellen“ und „Explosionen“ gezittert (und getwittert), doch am Ende war alles vergessen: „Das würdige Gedenken in Dresden wurde offiziell beendet. Linkskriminelle konnten nicht verhindern dass marschiert wurde“, meint etwa eine AN-Gruppe aus Göppingen.

Als die meisten Antifaschisten am 13. ankamen, war also bereits alles gelaufen. Ein voller Erfolg für die Nazis. Ich persönlich kann sehr gut nachvollziehen, dass man da als Antifaschist ziemlich frustriert ist.

Zweitens: Weiter versucht Don Alphonso zu belegen, dass anders als Anne es schildert, die Aktion eben nicht spontan gewesen sein kann. Als erstes führt er zu diesem Zweck an, dass der Fotograf, der die Aufnahmen gemacht hat, schon bei anderen Femen-Aktionen fotografierte. Das kann doch kein Zufall sein, raunt er dunkel. Witziger Weise „recherchiert“ Don Alphonso den Grund für diese Verknüpfung in einem späteren Artikel selbst: MLX, der Fotograf, ist befreundet mit Anne und ebenfalls mit Debbie Anna von Femen Germany, die andere Aktivistin. In Dresden hatte sich also eine Peergroup zusammengefunden, wie das auf Demos halt so üblich ist. Dass die Freundschaft mit Debbie Anna auch dazu geführt haben könnte, dass sie MLX mit auf den Femen-Presseverteiler gesetzt hat, ist für ihn wahrscheinlich einfach viel zu naheliegend. Oder er „vergisst“ später darauf hinzuweisen, dass es eine logische Erklärung für diese Verknüpfung gibt, die ganz ohne Verschwörungstheorie auskommt und die er sogar selbst „recherchiert“ hat.

Drittens: Der zweite Grund, den Don Alphonso anführt, ist der Abstand zwischen den beiden Aufnahmeorten. Er bestimmt die Entfernung von Semperoper und Augustusbrücke auf 600 Meter und raunt uns entgegen:

Können zwei halbnackte junge Frauen mit der Körperaufschrift „Thanks Bomber Harris“ einfach so zwischen den schönsten, wiedererrichteten Gebäuden Dresdens am 13. Februar herumspazieren, unter Tausenden von Menschen, und niemand nimmt davon Notiz?

Sein eigener Kettenhund Stefanolix korrigiert ihn in den Kommentaren:

Das Bild mit dem Kahn und der Brüstung im Hintergrund hinter der jungen Frau könnte m. E. auf der Augustusbrücke entstanden sein. Sogar relativ nahe auf der Altstädter Seite (also auf der Seite, wo sich die Semperoper und die Hofkirche befinden). Die Brüstung kommt mir bekannt vor.

Und ja, ich habe nachgefragt, so war es auch. Was mal eben den Abstand von 600 Metern auf schlappe 250 Meter herunter schraubt. Dresden Karte

Dazu stellt sich jeder denkende Mensch doch die Frage, wie Don Alphonso darauf kommt, dass niemand Notiz von der Aktion genommen habe. Natürlich wurde davon Notiz genommen, Touristen fotografierten die beiden (und wurden gebeten, die Fotos nicht zu veröffentlichen), Polizisten kamen ebenfalls vorbei, ihr lapidarer Kommentar: „Nicht, dass ihr Euch erkältet.“ Das alles erfährt man, wenn man einfach mal nachfragt. Aber was Don Alphonso nicht in der BILD findet, ist halt nicht passiert. Oder so.

Und dass es ungefähr 152 Antworten auf die Frage gibt, wie man als halbnackte Frau 600 oder gar 2000 Meter im Februar in Dresden zurücklegen kann, die von „in Decke einwickeln“, über „kurz Pulli anziehen“, oder „Jacke überwerfen“ reichen, darauf kommt Don Alphonso nicht. Die richtige Antwort heißt in diesem Fall übrigens: Zipper-Hoodie.

Viertens: Dann wird es völlig abstrus. Don Alphonso versucht zu beweisen, dass sich die ganze Aktion nicht, wie geschildert am Nachmittag abgespielt hat, sondern in den frühen Morgenstunden. Erster Beweis: Auf dem einen Bild ist niemand vor der Semperoper. Vielleicht mag es Don Alphonso ja entgangen sein, aber direkt nebenan war zu genau dem Zeitpunkt eine ziemlich große Demo. Wo sind bloß alle? Na wo wohl! (Ja, sowas zieht auch schaulustige Touris an.)

Fünftens: In der Seperoper brennt die Nachtbeleuchtug. Und Fonsi weiß: „Die geht am Morgen aus.“ Ja. Und zur Dämmerung an. Die war am 13. Februar in Dresden genau um 17:17 Uhr. Was zufällig genau die Uhrzeit war, zu der die Fotos entstanden. (ca. 16:30 bis 17:30)

Sechstens: Und jetzt wird’s richtig lustig. Don Alphonso verlinkt via Google Cache auf den vom Femen-Germany-Account gelöschten Tweet mit den ersten Aufnahmen. Die Google Cache-Server stehen anscheinend nicht in Deutschland. Das Skript zur Auswertung des Timestamp schmeißt jedenfalls eine andere Uhrzeit raus, als die Mitteleuropäische. Fonsi behauptet nun tatsächlich, dass der Tweet um 10:19 getwittert wurde.

Machen wir einfach mal den Test: Nehmen wir diesen Fonsi-Tweet, der ebenfalls am 13. Februar, allerdings um 13:05 getwittert wurde

Fonsitweet … und gucken, was der Google-Cache dazu sagt. Fonsitweet aus dem Cache

Google datiert den Tweet um ganze 9 Stunden zurück, auf 04:05 Uhr morgens. Mit anderen Worten, der Fementweet wurde nicht 10:19 getwittert, sondern um 19:19. (Jeder kann das mit jedem beliebigen Tweet selbst ausprobieren. Einfach die TwitterURL gegen eine anderen im Googlelink austauschen.)

Siebtens: Dann behauptet Don Alphonso, dass die Bilder an die exklusiv Bildzeitung gegeben wurden.

Die Bilder kommen übrigens eindeutig von Femen zur Bild, und Bild hat Bilder, die nicht bei Twitter waren.

Das ist falsch. Die BILD Dresden, die die Bilder zuerst hatte, hatte nur die Bilder, die von Femen Germany bereits online gestellt waren. (Gemeint ist dieser Artikel) Sie hat die Bilder von Facebook und Twitter schlicht und einfach ohne Erlaubnis entnommen und sie mit „Quelle: Femen“ versehen (immerhin besser als Quelle: Internet …). Wenn man ihn fragt, gibt der zuständige Redakteuer freimütig zu, die Bilder aus dem Netz zu haben. Das kann Don Alphonso nicht wissen, aber er hätte zumindest die Möglichkeit in Betracht ziehen können, es wäre schließlich nicht das erste Mal gewesen. Zudem gab es offensichliche und handfeste Indizien dafür: Auf einem der Bilder, die auch Don Alphonso verlinkt, die die BILD zuerst veröffentlicht hatte, sind die Brustwarzen wegretuschiert. Das hat den einfachen Grund, weil das Bild zuerst auf Facebook gepostet wurde. Wie vielleicht der ein oder andere weiß, hat Facebook eine rigide Nippel-Policy, mit der die Femen natürlich den Umgang gelernt haben. (Im Nachhinein hat die Bild-Zeitung die Pressefotos (auch die restlichen) übrigens ganz normal über die Agentur von MLX gekauft.)

Achtens: Nachdem Don Alphonso also „enthüllte“, wer der Fotograf bei der Aktion gewesen ist, hätte er all das ganz einfach nachfragen können. Außerdem hätte er noch einfacher in dem Twitterstream von MLX nachgucken können, wie 13. Februar genau abgelaufen ist. Ich hab das mal für ihn rausgesucht:

Nein, Fonsi, am 13. Februar gab es zwischen 12:51 und 20:52 keine Morgendämmerung. Und ja, die Informationen sind alle online, das ist alles öffentlich, jeder kann es nachprüfen. Und nein, das kann man nicht im Nachhinein fälschen. Das alles zerstört deine Theorien. Und, nebenbei, jegliche Restintegrität, die Dir von den paar verwirrten Piraten noch entgegengebracht wird.

Neuntens: Eine eher beiläufige Episode ist die öffentliche Auseinandersetzung darüber, welche Zusagen der Fotograf MLX mit Anne getroffen hat und welche nicht. Ich weiß zwar nicht, welche Beweiskraft das für oder gegen irgendwas haben soll, aber der Vollständigkeit halber wollen wir das nicht auslassen.

Don Alphonso verlinkt genüsslich diesen Screenshot:
 MLX Streit
Die Tweets von MLX widersprechen in der Tat Annes Version, der Fotograf habe ihr Identitätsschutz zugesagt. Aber man muss schon sehr genau lesen: „Ich frag mich ja wie das gehen soll die Sicherheit von Anonymität zu gewährleisten. Und hab sowas garantiert in der Form niemandem zugesagt.“

„In der Form“ steht dort. Ein klarer Hinweis darauf, dass es durchaus Zusagen gab, Zusagen aber nicht „in der Form“, echte Anonymität zu versprechen, denn, wie er später ja beteuert, sei das bei solchen Fotos grundsätzlich unmöglich. Obwohl dieser Streit genau gar nichts von Don Alphonsos Verschwörungstheorien bekräftigt, habe ich mit beiden noch mal gesprochen und die Sache war – wie nicht anders zu erwarten – ein Mißverständnis: Da MLX gleich nach den Aufnahmen wieder nach Berlin musste, konnten die drei die Fotos nicht gemeinsam sichten. Anne hat deswegen darum gebeten, bei der Auswahl der Fotos die an die Agentur gehen sollten, darauf zu achten, dass z.B. nur die ausgewählt werden, auf denen ihr Tattoo möglichst nicht zu erkennen ist. MLX sagte es ihr zu. Man kann das Anonymitätsschutz nennen, man kann es eine Bitte um Vorsicht nennen. Machen wir es kurz: MLX hat Scheiße gebaut. Er hat die Fotos nicht kritisch genug geprüft, die Identifizierbarkeit war allzu leicht gegeben. Offensichtlich. Shit happens. Dass er sich hinterher auf Twitter gegen eine allzu strikte Anonymitäts-Zusicherung verwehrt ist zwar kommunikativ ungeschickt, aber emotional verständlich. Immerhin wurde ihm vorgeworfen, an dem ganzen Schlamassel schuld zu sein. (Was aber eh nur ein Teil der Wahrheit ist.)

Zehntens: Ein anderen Teil der Wahrheit hat Don Alphonso ebenfalls ausgelassen. Nämlich die Verstrickung der CDU in den Prozess der Aufdeckung. Die CDU-Neukölln war es, die die Sache auffliegen ließ. Ausgelöst wurden die Spekulationen und die Crowdrecherche durch diesen Tweet vom CDU-Bezirksverodneten Christoper Förster, wie Anne in der BVV-Neukölln: Förstertweet
Die CDU fungierte aber nicht nur als initialer Tippgeber, der die ganze Sache ins Rollen brachte, sondern befeuerte mit Tweets und Artikeln den Skandal ständig weiter und weiter. Der Berliner Landesverband der Piraten hat nicht umsonst auf die Kampagne der CDU verwiesen.

Es gibt dieses zynische Foto der JU-Neukölln und Teilen der CDU-Fraktion in der BVV, das mittlerweile gelöscht ist, in dem sie grinsend das Bild von Anne wie eine Trophäe halten. CDU mit Trophäe

Zynisch ist es, wenn man bedenkt, mit wie vielen Mord- und Vergewaltigungsdrohungen Anne aus der Rechten Szene aufgrund dieser Enttarnung überschwemmt wurde und sie bis heute nicht mehr allein auf die Straße gehen kann.

Glücklicherweise haben Debbie Anna und Oliver Höfinghoff eine passende Antwort gefunden: Debbie und Olli mit Trophäe

Ein paar Anmerkungen zum Schluss: Eigentlich ist das Internet an einem Punkt angelangt, den ich lange ersehnt habe: Zugang zu Informationen und zu Publikationmöglichkeiten für jeden, nicht nur theoretisch, sondern praktisch. Es ist die erste wirkliche Realisierung der Meinungsfreiheit. Was ich damals nicht habe sehen wollen, ist, dass die sich daraus ergebenden Dynamiken unschuldige Menschen existentiell bedrohen können. Jeder kann heute gegen jeden eine Treibjagd in größeren Maßstab veranlassen. Vorausgesetzt man findet den richtigen Nährboden, der aus Ressentiments, Hass und mangelnder Medienkompetenz besteht, kann man den dümmsten Müll verbreiten und er wird im Internet geglaubt, weiterverbreitet und weitergesponnen und das kann das Leben eines Menschen zerstören. Das wird in Zukunft sicher nicht besser werden, eher schlimmer.

Ich bin weiterhin ein Fan der Meinungsfreiheit. Aber wir müssen diese Probleme adressieren. Dringend. Ich würde mich freuen, wenn wir dafür keine neuen Gesetze oder härtere Strafen bräuchten. Ich würde mich freuen, wenn wir das als Community hinbekommen. Patentrezepte habe ich auch nicht. Aber ich glaube, dass jeder von uns ein paar Dinge tun kann:

  1. Das was ich hier getan habe. Debunken, den Scheiß aus dem Scheiß rausprügeln, mit Fakten, (echter) Recherche, Nachfragen, Hinterfragen. Egal, wie dumm die Verschwörungstheorien sind, sie dürfen nicht unwidersprochen bleiben. Ich weiß, das ist schwer, ich weiß, das ist eklig, aber es sollte sich bestenfalls immer jemand finden, der sich die Mühe macht, die Lügen aufzuzeigen und zu entkräften.
  2. Mehr Medienkompetenz. Leute, bitte denkt doch mal 5 Minuten selber nach, bevor ihr so einen Mist nachplappert. Meistens gibt es 100 Erklärungen für eine „Unstimmigkeit“, die ohne Verschwörunstheorie auskommt. Testet, ob ihr selbst auf welche kommt. Wenn nur eine einzige solche Erklärung in Frage kommt, lasst es bleiben.
  3. Grenzt Hetzer aktiv aus. Es reicht nicht mehr, Leute wie Don Alphonso zu ignorieren. Ich habe das lange gemacht und es hat für mich in gewissen Grenzen funktioniert. Aber das kann sich nicht jeder leisten, das hält nicht jeder aus. Wir brauchen hier auch eine neue Form von Solidarität auch mit den Schwächeren und Angreifbareren. Informiert Euch und andere. Und wenn Ihr Hetzer kennt, weist andere darauf hin, was für einen Menschen sie weiterverbreiten. Verbreitet Texte von Menschenhetzern auch dann nicht weiter, wenn sie mal was zustimmenswertes schreiben. Menschenhetzern darf keine Bühne geboten werden.

Das sind jetzt drei einfache Dinge, die wir geregelt bekommen könnten, wenn wir uns als Community einfach nur Mühe geben. Bitte bedenkt, dass ihr jederzeit selbst Opfer einer solchen Verleumdnungskampagne werden könnt. Gebt den Hetzern keine Chance.

36 Gedanken zu „Das Problem Don Alphonso

  1. Ist im Prinzip kein Problem. Das Netz bringt zu allem Korrekturen , wo Korrekturen möglich sind. Dauert selten mehr als ein paar Stunden. Da ist das Netz per se besser aufgestellt als damals, als die BILD schrieb und man mit Gegendarstellungen über Anwalt etc agieren musste bzw. als kleiner Niemand den Medien hilflos ausgeliefert war. Richtig aber natürlich dein Hinweis: Immer schön skeptisch bleiben und nicht immer gleich die Backen aufblasen vor Empörung. Keep calm and carry on your research …

  2. Nein, hätte ich das nicht gemacht, hätte Fonsis Quatsch dagestanden und es war beireits dabei Annes Karriere zu zerstören, denn es gibt viele Menschen mit wenig Medienkompetenz, ganz besonders bei den Piraten, die dem Quatsch glauben schenkten. Es ist sehr wohl ein Problem.

  3. Guter Artikel!

    Man muss fonsi die letzten >10 Jahre mitverfolgt haben, um zu wissen, dass er eine gescheiterte, geistig begrenzte und verhärmte Existenz ist. Er kann gut schreiben und die Leute mit seinen Geschichten fesseln, was- wie Du schon sagst – zur Gefahr für die Unbedarften wird.

  4. Danke.

    Ich kannte den Don A. gar nicht – außer dass mir hier oder dort mal der eine oder andere Tweet untergekommen ist. Inhaltlich kann ich mich an die aber nicht mehr erinnern (weil nicht gelesen). Nur der Name sagt mir halt irgendwas.

    Und das ist ja auch die Gefahr, denn dass man jemandem etwas glaubt oder es zumindest in Erwägung zieht etwas zu glauben oder glaubt, dass viele es glauben, weil „der ist ja bekannt“, passiert ja fix. Ganz besonders bei Themen, die einen persönlich nicht so interessieren. Insbesondere deswegen, weil es in diesen Fällen auch recht schwer ist, zu erkennen, was nun stimmt und was nicht, weil die Kenntnistiefe und auch der Recherche-Willen bei Nicht-Interesse ja nunmal dünn ist.

    Tja. Irgendwann ist man irgendwo, z.B. auf einer Party, das Thema kommt auf den Tisch – und zack ist es passiert: Es fällt der Satz: „Ich habe neulich gelesen, dass….“ – und es verbreitet sich weiter…… Deswegen finde ich deinen 3. Punkt ganz besonders wichtig.

  5. war bereits dabei Annes Karriere zu zerstören

    Ich bin ja nicht der Meinung, dass eine Politik“karriere“ einen wie auch immer gearteten Schutz für sich beanspruchen darf. Daher finde ich dsa als Argument ein wenig ungültig.

    Das nur mal so.

  6. Vielen Dank für diese Umfangreiche Recherche und Aufklärung!

    Leider erliegen viele Menschen in ihrer Empörung häufig der Versuchung, jede Chance auf „mehr Druck“ oder scheinbare Bestätigung der eigenen Position mitzunehmen, ohne zu hinterfragen. So auch hier.

    Interessanterweise kann man den gleichen Effekt jetzt in anderer Richtung beobachten. Nicht wenige „Twitter-Beteiligte“ sehen durch diese Richtigstellung jegliche Kritik an Annes Aktion und anschließendem Handeln als „ungehörig“ an, was natürlich ebenso Humbug ist.

    Differenzierte Betrachtung ist in solchen Fällen unerlässlich, doch leider ist die Empörung ihr natürlicher Gegner.

  7. Willkommen in einem Netz, in dem sich Personen selbst als die Avangarde der Medienkompetenz und des selbstständigen Geistes begreifen, die sich z.B. „Mitglied des Fefe-Botnet“ nennen. Typen wie Don Alphonso u.a. zu konsumieren gilt doch geradezu als Qualitätskriterium für die eigene Freigeistigkeit und Subversivität.

    Die Kehrseite der Medaille ist aber, dass sich Anne Helm gerade deswegen – für mich – selbst für die Karriere disqualifiziert hat. (Karriere bei Piraten? Ich dachte wir wählen eh nur „plötzlich irgendwie in Herrschaftsposition gelangte bösartige Mitglieder der unterdrückerischen Junta“?)

    Ich z.B tue mich sehr schwer damit, jemanden wählen zu sollen, der/die nicht bis fünf denkt bei sowas und glaubt, nackt herumlaufen tauge – außer in Einhornspezialfällen – allgemein als Form des politischen Protestes. Wie diese Nummer endet zeigte die Femen Aktion mit den netten Putinbild. Putins lüsterne Grimasse hatte mehr und positivere Schlagzeilen als die Aktion oder deren Hintergrund!

    Sich dazu auch noch einen Troll-Spruch auf den Leib zu pinseln und sich dann zu wundern, dass die Trolle mit Mistforke und Fackel auf einen zustürmen, ist für mich ein echter WTF-Moment.

    Kein Mensch verdient Drohungen gegenüber Leid und Leben. Nur hat das nichts mit der Entscheidung zu tun, in wie weit ich einer Person ein Amtsausübung im Euraparlament zubillige, der ich momentan nichtmal zutrauen kann nicht beim nächsten Fall vollkommen willkürliche abstruße Aktionen zu unternehmen.

    Was bitte kommt denn dann als nächstes? Ein Flitzer im Europaparlament mit der Aufschrift „Erwürgt mehr Politiker so wie sie unseren Datenschutz abwürgen!“?

    PS: Was bitte ist denn diese „ideologischen Säuberung, die derzeit in der Piratenpartei stattfindet“ ? Gehts vielleicht mal ein bisschen kleiner?

  8. Super Artikel. das Geschreibsel vom Don erschien mir von Anfang an ziemlich krude.

  9. Hi, danke für den interessanten Artikel. Ich glaube auch, dass die beste Art mit Unwahrheiten umzugehen nicht ignorieren ist, sondern Debunken. Daher kann ich auch den ersten 2 Punkten Deiner allgemeineren Gedanken zu Meinungsfreiheit gut zustimmen.

    Nur bei dem 3. habe ich Schwierigkeiten, und ich sehe auch vor allem nicht, wie das praktisch funktionieren soll:

    Grenzt Hetzer aktiv aus. […] Informiert Euch und andere. Und wenn Ihr Hetzer kennt, weist andere darauf hin, was für einen Menschen sie weiterverbreiten. Verbreitet Texte von Menschenhetzern auch dann nicht weiter, wenn sie mal was zustimmenswertes schreiben. Menschenhetzern darf keine Bühne geboten werden.

    Da sehe ich 3 Probleme:

    1) Kommunikation, wer ist Hetzer ist und wer nicht. Angenommen, ich kriege über einen Hashtag einen interessanten un zustimmenswerten Artikel von heise mit. Woher weiß jetzt, ob ich diesen Artikel verbreiten sollte? Ist heise ein Hetzer? (Schließlich haben sie ja auch einen solchen Artikel zu #bombergate veröffentlicht.)

    2) Entscheidung, wer ist Hetzer ist und wer nicht. Zu heise könnte es nun verschiedene Einschätzungen geben, ob sie Hetzer sind oder nicht. Welche Regeln oder welche Autorität sollte entscheiden, ob sie Hetzer sind?

    3) Verbreitung funktioniert auch transitiv. Möglicherweise verbreite ich eine Nicht-Hetzer, aber dieser Nicht-Hetzer ist nicht dann plötzlich nicht solidarisch genug und fügt in seinem Kommentar einen Link zu einem Hetzer hinzu.

    Mir scheint, hinter der Hetzer-Isolierungs-Idee steht irgendwie die Annahme, im Netz sei noch entscheidende Kontrolle darüber möglich, welche Quellen gelesen werden und welche nicht. Es steht die Annahme dahinter, die Sender – und nicht die Empfänger – hätten wesentlichen Einfluss darauf, was rezipiert wird. Meinst Du wirklich, das ist noch so?

  10. Ich denke, ich bin einer Kontrollillusion über Inhalte im Netz unverdächtig. 😉

    Zu deinem Punkt, kurz die Ausgangslage: Ich kenne viele, sehr viele Leute, die Don Alphonso lange kennen, die wissen, wie der drauf ist. Das sind Leute mit teils großer Reichweite und recht anerkannter Position, die aber einfach so tun, als ob er nicht existiert. Wenn man denen mit Fonsi kommt sagen die „Fonsi wer?“. Ich kann das nachvollziehen, denn ich habe das eben so lange gemacht. Es funktioniert auch eine Weile.

    Mein Punkt 3 zielt auf diese Menschen: brecht das Schweigen, Verschweigen und Ignorieren, denn Fonsi terrorisiert echte Opfer, die man dann mitignoriert. Die Zeit des Ignorierens ist vorbei.

    Mit ist klar, dass eine solche Ausgrenzen nie hundertprozent klappt, aber wenn jeder, der es besser weiß, aktiv daran teil nimmt, aufklärt, debunked und warnt, ist eine ganze Menge gewonnen gegen solche Menschen.

  11. Wenn man in Betracht zieht das Don Alphonsos Blog eine Publikation ist, welche unter Pressegesetze fällt, kann man ihn dann bei offensichtlicher Unwahrheit nicht zu einer Gegendarstellung zwingen? Das würde zumindest an Ort & Stelle den Unsinn vielleicht etwas entschärfen. Oder geht so etwas im Internetz nicht?

  12. Das soll keine Rechtfertigung für die Verbreitung von Falschinformationen sein, aber ich frag mich, wie viele Karrieren von Piraten, die bereits in den Landesparlamenten versuchen sinnvolle Politik zu machen, die Aktion von Anne wohl indirekt zerstört hat.
    Ich werde auch den Teufel tun und Leute ins EU-Parlament wählen, die sich über die öffentliche Wirkung einer solchen Aktion anscheinend keine Gedanken gemacht haben, bzw. etwas völlig anderes erwartet haben. Da lob ich mir doch meine Schleswig-Holsteiner Piraten.

    Um bei anderen Menschen ein umdenken zu erreichen muss man einfach manchmal seine eigene „zu radikale“ Meinung hinten an stellen kleinere Schritte machen. Ich weiss aus eigener Erfahrung, dass das nervt, aber es lohnt sich manchmal.

  13. @saarworres : Ich finde dieses „wenn du dich so und so verhälst, dann bist du an der Reaktion selber Schuld“ sowas von unmöglich. Es widerspricht fundamental meinem Menschenbild, dass Menschen von Trieben gesteuert sind und Reizen und Provokationen nicht widerstehen können. Wenn Menschen Anne bedrohen und beleidigen ist das genau die Schuld derer, die Beleidigen und Drohen.
    Deine Wahlentscheidung obliegt dir. So wie das eben immer sein sollte.

    @mspro: Danke für die Recherche und das Aufschreiben. Ich hoffe, dass ausreichend Menschen, die Fonsi immer noch Glauben schenken, diesen Artikel lesen und sich eine Meinungs bilden. Ich vermute aber, dass das nicht der Fall sein wird. Leider.

  14. @sofakante: Er hat nicht gesagt, dass Anne an den Reaktionen Schuld ist. Ist sie auch nicht. Er hat gesagt, sie hätte die Reaktionen vorhersehen und somit abwägen können. So verstehe ich ihn jedenfalls – und teile diese Ansicht.

  15. stefanolix hier zu Dons „Kettenhund“ abzuwerten, ist nicht nur angesichts der „Spannungen“ die es zwischen Alphonso und einem Teil der Blogsphäre zu der auch stefanolix gehörte, sehr „interessant“.

  16. @sofakante
    Die Ausage das Menschen rein triebgesteuert sind und Reizen/Provokationen nicht widerstehen können, mag Deinem Menschenbild widersprechen, ich habe darüber aber auch keinerlei Aussage getroffen?!

    Meine Aussage bezog sich auch auf den Shitstorm der der Aktion folgte und je nach Streitkultur auch aus entsprechender Kritik und/oder Pelemik bestand.
    Ich Unterscheide sehr wohl zwischen Drohungen für Leid und Leben, der Gegenpolemik einiger sowie der durchaus berechtigten Kritik an so einer Aktion.
    Außer bei ersterem ist daher die Frage „Was zum Henker hat man denn erwartet wenn man in ein Wespennest sticht?“ durchaus legitim.

    Nach dem Motto zu argumentieren: „Die Hölle? Das sind die anderen“ ist sonst ebenso verkürzend und pauschal.

    Faktisch ist die Frage ob Menschen der Provokation widerstehen daher belanglos, da man einfach damit rechnen muss das sie es gar nicht wollen! Denn warum wollte man sonst provozieren? Das kann man dann finden wie man möchte.

    Das Menschen die Drohen daran Schuld sind und nicht die bedrohten, davon gehe ich mal Grundlage des gesunden Menschenverstandes aus weil eine solche reaktion genau deisen schwer vermissen lässt.

  17. @Hannes: Ein derartiges Problem haben alle Organisationen, die irgendwie mit Menschenrechtskram zu tun haben. Es ist der klassische Konflikt zwischen Gesinnungsethik und Verantwortungsethik (Max Weber, mit explizitem Dank an den Blogeigentümer und seine Freunde, deren Podcasts mich dazu brachten, das nachzuschlagen).

  18. Hi

    nicht namentlich veroeffentlichen 😉
    alle Maschinen bei google haben PST als zeitzone, das heist die rausgeworfenen zeitstempel haben immer den passenden 9 stunden gap.
    rein technisch kann man lange ueber die zeitzone reden, aber als die kisten auf PST gestellt wurden hatte niemand damit gerechnet das google mal auserhalb von stanford benutzt werden koennte….
    Basicly, es traut sich niemand mehr die google server auf UTC umzustellen.
    cheers
    volki

  19. Sehr guter Artikel. Genau so sieht es nämlich aus.

    Es beschämt und schockiert mich in zunehmenden Masse, wie Leute Sachen in das Internet reinschreiben und die Konsequenzen für Mitmenschen bereitwillig in Kauf nehmen. Das ist wirklich absurd menschenverachtend und für mich persönlich maximal abstossend. Da läuft es mir kalt den Rücken herunter und diesbezüglich kann ich nur jedwede Gegenaktionen unterstützen, die derartiger Menschenfeindlichkeit nicht die Sanktion erteilen und sich offensiv dagegen richten. Danke dafür.

    Danke auch für die gute Gegenrecherche. Du machst hier substantiell bessere und vollständigere Recherche als zum Beispiel der gesamte öffentlich-rechtliche Rundfunk und die meisten Zeitungen in Deutschland. Ich denke, das kann man nicht genuin leugnen und dafür gebührt dir jede Unterstützung – finanziell (siehe z.B. dein Buchprojekt) und ideologisch (z.B. durch die Proliferation dieses Artikels).

  20. Wow danke für die großartige Arbeit!

    Interessanter Weise ist mir vor kurzem auch das Don Alphonso Fass übergelaufen, was aber an seiner BILD-Art zu schreiben liegt.

    Es tut aber immer gut, wenn die eigene Meinung mit guten Argumenten bestätigt werden.

  21. Ich sehe bei Twitter viele Leute, die damals auch bei #om13gate dabei waren und begreife ehrlich gesagt nicht, was das für Menschen sind.

    Da gibt es z.B. einen, der täglich bei #aufschrei dabei ist. Den müsst Ihr mal beobachten. Der schreibt da jeden verdammten Tag gegen Frauen und Feminismus an und nennt das „Kritik“. Wahrscheinlich begreift der das sogar selbst als Kritik, was er macht.

    Solche Typen gibt es in mehr oder weniger schlimmer Ausprägung und genau diese Leute sind es, die anderen das Leben zur Hölle machen. Jeder von denen ein bisschen. Fragt mal Anne. Bei der wird jedes Wort auf die Goldwaage gelegt. Und wenn sie mal nicht genau sagt, wie es war (wieviel Klopapier sie benutzt, was sie heute um 13:37 Uhr warum gemacht hat), dann hat sie „gelogen“. „Willentlich gelogen“. Schlicht und einfach. „Lügnerin“. „Schlampe“. „Zeigt“ einfach ihre „Titten“. „Verhöhnt Opfer“. Ja, „verhöhnt sie“. Würde vermutlich sogar auf ihre Gräber pinkeln. Meinen diese Leute zumindest, mit Schaum vor dem Mund.

    Und dann, wenn das passiert ist – ja dann! – dann kriechen sie wieder aus ihren Löchern … Die, die nie etwas falsch machen. Die, wenn sie ein Amt innehaben, sich immer perfekt verhalten würden. Und wenn nicht, dann selbstverständlich sofort zurücktreten würden. Natürlich! Die fordern, Flaggen zu entfernen, weil sie besser wissen, was die Flagge für eine Bedeutung hat und dies auch demonstrieren. Per Twitter. Die im Mumble sich aufregen und mit harschen Worten und Schaum vor dem Mund Absetzungen fordern oder Ordnungsmaßnahmen. Die sich dessen nicht bewusst sind, dass sie Teil eines wütenden Mobs sind. Oder die sich dessen bewusst sind und das machen, um sich nicht mehr so minderwertig zu fühlen. Und die Mitläufer. Die Mitläufer sind auch dabei. Denen geht es genauso. Sie sind nicht anders als die Wortführer. Haben nur kürzere Ellenbogen. Aber genauso spitze und harte.

    Und sie alle sind perfekt, so perfekt.

    Und so kalt im Herzen.

    So kalt.

  22. @mspro:

    Mein Punkt 3 zielt auf diese Menschen: brecht das Schweigen, Verschweigen und Ignorieren, denn Fonsi terrorisiert echte Opfer, die man dann mitignoriert. Die Zeit des Ignorierens ist vorbei.

    Mit ist klar, dass eine solche Ausgrenzen nie hundertprozent klappt, aber wenn jeder, der es besser weiß, aktiv daran teil nimmt, aufklärt, debunked und warnt, ist eine ganze Menge gewonnen gegen solche Menschen.

    Äh ja, das sind ja auch die Punkte 1-2, denen ich zustimme. In Punkt 3 ging es aber auch ums Nicht-Verbreiten, du schreibst da: „Verbreitet Texte von Menschenhetzern auch dann nicht weiter, wenn sie mal was zustimmenswertes schreiben.“ Darauf bezog sich mein Zweifeln.

    Und wenn Du es so formulierst, wenn Leute mit großer Reichweise also „aufklären, debunken und warnen“ sollen, dann werden sie ja gerade dadurch auch verbreiten. Sie setzen dann vielleicht keinen Link, aber durch ihr Warnen generieren sie doch Aufmerksamkeit für Hetzer, weil die so gewarnten Leser dann auch das Original lesen wollen werden.

    Schließlich ist immer noch nicht klar, wer nun zu Hetzern zählen soll und wer nicht. Bei Fonsi mag ja Einigkeit unter den vielen Leuten bestehen, die Du kennst. Was aber ist mit heise.de, die entweder womöglich selbst „hetzen“ oder aber auf Hetzer verlinken? Ist es OK, heise zu verbreiten, wenn sie auch mal was Zustimmenswertes schreiben?

    Ich sehe also nicht, wie sich das Verbreiten von Hetzern verhindern oder beschränken lässt, so wie Du es Dir vorstellst.

    Was ich wie Du natürlich durchaus sehe ist, dass Aufklären und Warnen durchaus machbar und sinnvoll ist. Nur ist Verbreiten eben dabei immer automatisch ein Nebeneffekt.

  23. Zu Erstens:

    Ja. Berliner lesen gewöhnlich keine Dresdner Zeitungen. Hätte man aber mal machen sollen. Nicht nur Anne. Auch die Organisatoren der Gegendemo. Wenn die die geänderte Planung nicht mitbekommen und über ihre Kanäle bekannt machen, liegt der Fail eindeutig da. Und nicht bei der Presse, der Dresdner Stadtverwaltung oder den braunen Idioten.
    Die DNN ist die drittgrößte Tageszeitung der Stadt.
    Hier der Artikel aus der größten Tageszeitung:
    http://www.sz-online.de/nachrichten/winkelzuege-um-neonazi-demo-vor-frauenkirche–2771477.html
    Anne unterstellt der Dresdner Stadtverwaltung, sie hätte “alle verfügbaren Mittel” zur Ermöglichung der Nazi-Demo genutzt. Dabei hat die Stadt eine Klage (!) ausgefochten, dass die braunen Idioten eben nicht am 13. Februar an zentralen Orten demonstrieren dürfen.
    Macht es wirklich einen Unterschied, ob die braunen Idioten eine Kundgebung mit 50 Nazis anmelden oder eine Demonstration mit 350-500 anmelden (wenn gleichzeitig klar war, dass die einst geplante Route ins Wasser fällt)?
    Als Dresdner bin ich froh, dass die braunen Idioten am 13.2. nicht durch Dresden marschiert sind.

    Zu Drittens:

    Wie du schon anmerkst, die Entfernung spielte keine Rolle. Aber es sind in der Tat ca. 600 Meter zwischen Neustädter Ufer und Semperoper. Wozu diese Anmerkung, die nichts zur Sache tut und falsch ist?

    Ansonsten Danke für den Beitrag!

  24. zu erstens: es ist ja irgendwie emotional verständlich, dass du deine stadt irgendwie zu verteidigen versuchst, aber die sache war dann doch ne ziemlich miese nummer. in der antifaschistischen szene gibt es da eigentlich keine zwei meinungen zu.

    zu drittens: aber die fotos sind nicht am neustätter ufer aufgenommen worden.

  25. Zu Erstens: Habe ich dich richtig verstanden, dass der antifaschistischen Szene es lieber gewesen wäre, wenn die Stadtverwaltung sich nicht gegen die ursprüngliche Nazi-Demo gerichtlich gewährt hätte, sondern die ursprüngliche Route genehmigt hätte, damit die über Monate geplante Gegendemonstration vollen Erfolg hätte entfalten können?

    Zu Drittens: Jein. Nicht am Ufer. Aber auf der Brücke auf Neustädter Seite. Das Wasser ist dann doch noch zu erkennen gewesen. Dann waren’s 400 Meter. Tut aber auch nichts zur Sache.

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