Ein vollkommen irrelevanter Artikel über die Wikipedia

Dieser Artikel ist so überflüssig wie ein Kropf. Alles was hier steht, wurde das ein oder andere Mal bereits viel besser gesagt. Wie so oft eben. Und dennoch steht es hier. Einfach so. Weil es mich nichts kostet, weil ich es kann und weil ich es will. Ich finde es wichtig darüber zu schreiben, denn es beschäftigt mich. Der ein oder andere fragt mich (jetzt nicht zu diesem Thema, sondern generell) wen denn das denn interessiere, was ich ins Internet schreibe. Na, die, die es halt interessiert, wende ich dann ein. Was weiß ich? Frisierte, Klempner, Mütter, Einäugige, T-Shirtträger und Klobürstenbenutzer. Ganz selten auch Nicht-Klobürstenbenutzer. Leute eben.

Es gibt Menschen, für die ist das schlimm, dass ich sowas ins Internet schreibe, denn so vermüllt es ja schließlich, das arme Internet. Ich nähme mich damit insgesamt zu wichtig, meine Meinung sowieso. Im endeffekt sei das ja nur belangloses Geschnatter. Vollkommen irrelevant.

Diese Menschen haben recht, machen aber einen Denkfehler. Sie meinen, nur weil ein Angebot da sei, müsse man sich damit beschäftigen. Nein, niemand wird gezwungen das hier zu lesen. Nicht mal meine Freunde. Das hier lesen ausschließlich Menschen, die das hier lesen wollen. Freiwillig und aus den unterschiedlichsten Beweggründen, die mich nicht mal etwas angehen. Und alle anderen haben selber schuld.

So funktioniert das Internet. Um etwas zu veröffentlichen braucht es keinen Relevanznachweis, denn es erreicht eben eh nur die Menschen, die es interessiert. Und seien es nur 10. Oder 5. Vielleicht niemand. Auch Okay!

Ich hab mir damals immer das Weltwissen in mein Zimmer gewünscht. Immer verfügbar. Aber hat damals in den 90ern mal jemand geguckt, was so ein ausgewachsener Brockhaus so kostete? 10.000 Mark! Das war als Schüler nicht zu machen. 24 Bände! Zwei ganze Regalmeter! Uff!

Das aber verängstigte mich als Schüler weit weniger als zum Beispiel die zwölf Bände von „Auf der Suche nach der Verlorenen Zeit“ von Proust. Denn ich wusste ja, dass nur ein Lemma aufschlagen musste und nicht gezwungen war, jedes mal auf’s neue den Brockhaus durchzulesen. Nein, es war sogar genau dieser Überfluss an Information, der mich begeisterte. Der Brockhaus hätte noch viel Dicker sein können!

Heute haben wir die Wikipedia. Sie ist unglaublich! Hätte ich damals so etwas geahnt, ich hätte den Brockhaus sofort stehen und liegen gelassen. Dabei ist die Wikipedia etwas ganz anderes. Ihre schiere Größe ist gar nicht mehr darstellbar. Vor allem weil ihm das Trägermedium dafür fehlt. Wenn ich ein Wort in das Suchfeld eingebe, habe ich keinen Schimmer wie viele Artikel noch in der Wikipedia stecken – über alles mögliche! Es ist mir auch egal. Denn das Mehr an Wissen steht nicht vor dem gesuchten Wissen, nicht mal daneben, sondern es schlummert unsichtbar in der Tiefe und wird erst aktiv, wenn ich seinen Namen rufe.

Wenn ich „MOGIS“ in das Suchfeld eingebe, dann ist für mich der Verein relevant genug, mich darüber zu informieren. Und selbst wenn der Artikel weder vollständig noch gut ist, werde ich mich immerhin über den einen oder anderen Anhaltspunkt freuen. Vielleicht auch nur über einen weiterführenden Link. Und sei es, dass ich durch diese Recherche den Eindruck bekäme, der Verein sei irrelevant. Auch das ist ein Ergebnis. Egal was dort über Mogis steht: Ein Nichts ist in jedem Fall enttäuschender.

Und wer hat den Wikipedianern eigentlich einmal eingeredet, dass die Wikipedia jemals etwas anderes sein könnte, als Informationshaufen zu verschiedenen Themen, die von anonymen Menschen zusammengetragen wurden? Wikipedia wird niemals mehr sein. Aber auch nicht weniger. Denn dieser Informationshaufen, so wenig man ihm den Stempel „Wahrheit“ aufdrücken kann, ist dennoch enorm hilfreich. Es ist immer die erste Anlaufstelle zu neuen Themen. Niemals aber die Letzte. Das offene Prinzip erlaubt eine ungeahnte Breite und Tiefe der Information, niemals aber gewährleistet sie Verlässlichkeit. Von diesem Traum sollten sich alle gründlich verabschieden.

Man kann hingegen einen anderen Traum träumen. Einen zeitgemäßeren. Nämlich den, möglichst alle bekannten Aspekte eines Themas zu sammeln. Und alle Themen zu behandeln. In Breite und Tiefe unbeschränkt zu informieren. Aber nur unbeschränkt vom Angebot her, also diese Information den Nutzer so zugänglich zu machen, dass er selber bestimmen kann, wie breit und tief er sich über ein Thema informieren will. Will, nicht kann: das ist wichtig.

Und man komme mir nicht mit dem Argument, dass sich die Wikipedia dies personell nicht leisten könne. Denn was für den Leser gilt (relevant ist, was nachgefragt wird) gilt bei einem wirklich offenen System auch für die Autorenseite (geschrieben und redigiert wird, was nachgefragt wird). Und wenn jetzt noch jemand mit der beschränkten aktiven Nutzeranzahl kommt, der sollte sich Fragen, warum eben jene potentielle Autoren und Lektoren für vermeintlich irrelevante Themen wegbleiben? Könnte es vielleicht unter Umständen damit zu tun haben, dass ihnen ihre Artikel meist sofort unter dem Arsch weggelöscht werden? Nee, oder?

Entweder man glaubt, dass das System Wikipedia funktioniert: Das heißt, dass das offene System von vielen, die vieles bearbeiten einen hinreichenden Informationsstandard bietet, mit dem man „arbeiten“ kann, oder man glaubt es nicht. Wenn man es glaubt, dann sollte man es auch für eben jene Randthemen glauben, die nicht in allen Augen sofort relevant erscheinen. Alles andere stellt die Wikipedia ansich in Frage.

Die Wikipedia steht vor einer Entscheidung: Will sie Vorreiter sein, oder Nachläufer? Will sie eine schlechtere Kopie des Brockhauses im Internet sein, oder die Enzyklopädie der Zukunft? Will sie Maßstäben einer untergehenden Medienwelt genügen oder Maßstab für die Neue sein? Will sie in die eine Richtung vorangehen oder in einer anderen hinterherlaufen?

Das ist derzeit eine spannende Richtungsentscheidung, die getroffen werden muss. Wenn ich in Berlin wäre, würde ich da hingehen, zur Diskussion dazu.

34 Gedanken zu „Ein vollkommen irrelevanter Artikel über die Wikipedia

  1. Langsam versteh ich Dich. Sehr interessant!
    Perfekt getroffen. Schade dass ich meine Gedanken nur in Pseudocode ausdrücken kann!

    Oh Danke.

  2. Die Denke „Was nachgefragt wird, wird schon irgendjemand tun“ erinnert mich an die FDP. Man muss die Steuern nur für die Großverdiener senken und die Milliarden strömen nur so ins Staatssäckel.

    Andererseits: Vielleicht ist es gerade das Spamfiltern, das der großen Nachfrage geschuldet ist. Niemand will Knol, wo jeder Wichtigtuer, Troll und SEO etwas über Hosenbügel oder Lungenkrebs schreiben kann. Warum nicht? Ist doch eigentlich so viel besser so?

  3. Stimme vollinhaltlich zu, oder, wie man so sagt, full ack.

    (Nur: Standard kommt nicht von Standarte, schau‘ doch mal bei Wikipedia nach.)

  4. Du warst wohl noch nie im Heise-Forum?! Da hätten sie Dir jetzt die harden un weischen D’s mit den Standarden um die Ohren gehauen.

  5. Torsten: FDP-Denke? Puh, das ist hart 😉

    Dass eine Nachfrage ein Angebot schafft, sofern die Hürden dafür niedrig genug sind, ist tatsäch ein Teilbereich der klassischen und Neoklassischen Wirtschaftstheorie, den ich nicht anzweifle. Was das mit Steuerpolitik der FDP zu tun hat, weiß ich allerdings auch nicht. Es ist vielmehr das Prinzip, dass es möglich macht, dass Wikipedia überhaupt existiert.

    Und klar, Gegen Spammer und Trolle muss man etwas tun. Was das aber mit Relevanz zu tun hat, versteh ich immer noch nicht.

  6. Hm, du willst also eine Art Wikipedia schaffen, in die jeder unkontrolliert reinschreiben kann, was er will? Tolle Idee, braucht nur noch einen coolen Namen. Wie wärs mit „Internet“! Gleich morgen können wir anfangen, so ein „Internet“ zu bauen.

    Warum sollte es in der Wikipedia keine Verlässlichkeit geben? Weil du dir das so wünschst? Für den Fall, dass du von einer möglichst alle Quellen zu einem Thema zusammenführen möchtest, dann hätte ich da auch einen Link für dich: google.com

    Die Wikipedia will überhaupt keine Vorläuferin sein, sie will die Sammlung des Wissens der Welt sein. Wissen ist aber etwas, was überprüfbar sein muss. Es ist nicht Meinung, es ist nicht Sammlung von allem möglichen Zeug zum Thema. Damit das Wissen überprüfbar ist, bedarf es einiger Quellen. Sobald diese Quellen nicht gegeben sind, hat ein Artikel nichts in der Wikipedia verloren.

    Das einzige Argument, das du bringst, ist „viel hilft viel“. Das stimmt aber in diesem Fall (wie so vielen anderen Fällen) nicht: wenn ich etwas in der Wikipedia finde, erwarte ich mir davon eine gewisse Zuverlässigkeit. Jeder Artikel, der sich als falsch herausstellt, schadet dem Ansehen und dem Vertrauen in die Wikipedia. Darum muss falsche oder nicht prüfbare Information gelöscht werden.

    Wenn du glaubst, das ein unmoderiertes Wiki ernsthaft eine besser Informationsquelle ist als die Wikipedia, dann würde ich dir ganz dringend empfehlen einfach ein unmoderiertes Wiki aufzumachen: das müsste nach deiner Logik ja innerhalb von allerkürzester Zeit ein perfekter Anlaufpunkt für alles sein.

  7. War es nicht immer das Argument der Wikipedia, dass sich falsche Einträge mit der Zeit (und den vielen Usern, die alle ohne Anmeldung mitmachen können) von selbst erledigen?

    Was bei der Wikipedia funktionieren könnte, wenn man es ausprobieren würde, anstatt sich angstvoll hinter Bergen von Regeln zu verbarrikadieren zieht bei kleinen, unbekannten Wikis leider nicht. Dort gibts nicht die Masse der Leute, die mitmacht.

  8. @Max: Es geht nicht darum, Meinungen und Unüberprüfbares in einem Lexikon zuzulassen. Die aktuelle Diskussion entzündet sich an der berüchtigten „Relevanz“. In einer Enzyklopädie mit der Form der Wikipedia haben Kriterien, die auf die potenziellen Zahlen von Interessenten an bestimmten Begriffen/Einträgen zielen, nichts verloren.
    Das einzige Kriterium kann und muss die Überprüfbarkeit sein, sprich: Quellenangaben. Als Quelle müssen selbstverständlich auch Webseiten zählen. Auch und insbesondere selbstbeschreibende (bspw. mogis.wordpress.com für MOGIS). Darauf kann man im Artikel eingehen, die Quelle wenn nötig vernünftig relativieren, etc.
    Ob den betreffenden Artikel nur 5 Personen jemals aufrufen werden, oder ob er im Interesse von Tausenden liegt, spielt keine Rolle. Das ist doch gerade das Geniale an diesem Konzept.

    Ich persönlich bin außerdem der Ansicht, dass auch unvollständige, falsche und unzureichend belegte Artikel nicht sofort gelöscht werden sollten. Wenn betreffende Moderatoren o.ä. die Mängel nicht selbst beseitigen können oder wollen, dann gehört da ein Hinweis auf die Mängel hin. Löschen kann man dann nach angemessener Zeit, wenn sich der Artikel nicht ändert. Wird doch mWn auch teils so praktiziert.

  9. @max

    „Hm, du willst also eine Art Wikipedia schaffen, in die jeder unkontrolliert reinschreiben kann, was er will?

    Nee, warum sollte ich? Die Wikipedia ist ja bereits so.

    Warum sollte es in der Wikipedia keine Verlässlichkeit geben?

    Siehe oben.

    Damit das Wissen überprüfbar ist, bedarf es einiger Quellen. Sobald diese Quellen nicht gegeben sind, hat ein Artikel nichts in der Wikipedia verloren.

    Hast du den Artikel gelesen?

    Darum muss falsche oder nicht prüfbare Information gelöscht werden.

    Wo bitte bestreite ich das? Und wo fordere ich ich unmoderiertes Wiki?

    Hast Du Dich vielleicht beim Kommentieren im Artikel geirrt?

  10. Ohne Relevanzkriterien ist es nicht möglich Quellen nachhaltig zu überprüfen. Es ist als ob Du einen Faktencheck auf Google-Ergebnisse durchführen wolltest. Durch Senkung der Zugangsschwelle nimmt die Anzahl der Leute, die Fakten überprüfen leider nicht signifikant zu. So wie auch die Steuereinnahmen durch Senkung der Steuersätze nicht steigen werden.

    Wenn Du schon mit Neoklassik kommst, dann guck Dir doch mal das Saysche Theorem genauer an. Die Nachfrage schafft demnach über den Preis ihr Angebot. Was ist der Preis in diesem Zusammenhang? Wie transparent ist der Markt? Handelt es sich bei vielleicht sogar um einen market of lemons?

  11. @Micha: Du schreibst, dass man bei Wikipedia probieren sollte, ohne Berge von Regeln auszukommen, anstatt sich hinter diesen zu verbarrikadieren – das verkennt die Situation.

    Die Relevanzkriterien, die zig-fach überarbeitet, über den Haufen geschmissen, neu aufgestellt und in zähem Ringen beschlossen wurde, sind aus dem Bedarf heraus gewachsen, Richtlinien aufzustellen, die mehr Gerechtigkeit und weniger Willkür erzeugen.

    Wir hatten mehrfach Phasen ohne entsprechende Richtlininien – in denen deutlich häufiger als heute Artikel A gelöscht wurde, obwohl Artikel B behalten wurde. Die Relevanzkriterien dienen dazu, Frustration bei der Neuerstellung von Artikeln zu vermeiden, da man vorab einschätzen kann, was die Gemeinschaft der Wikipedianer als relevant erachtet und was nicht.

    Dummerweise gibt es immer Grenzfälle – was häufig dazu führt, dass die RK entsprechend weiter ausgebaut werden. Irgendwann erkennt man aber, dass man nicht jeden Einzelfall via RK abdecken kann, da die Liste sonst ins unermessliche wächst.

    Insofern ist man gezwungen eine Liste zu erarbeiten, die hinreichend genau Grundanforderungen definiert und den Rest der Entscheidung offen lässt. Das spiegelt den heutigen Stand der RK wider.

    (Nur als Anmerkung: Auch wenn sie häufig so genutzt werden, sind die RK als *Richtlinie* und nicht als sklavisch einzuhaltende *Regel* definiert.)

  12. Torsten,

    Durch Senkung der Zugangsschwelle nimmt die Anzahl der Leute, die Fakten überprüfen leider nicht signifikant zu.

    was zu überprüfen wäre. Ich jedenfalls würde über mein Nischenthema in der Wikipedia auch nicht schreiben und es irgendwie betreuen, wenn ich wüsste, dass es gleich wieder gelöscht würde. Ansonsten hat die Wikipedia insgesamt diesen Ansatz ja schon bestätigt. Auf dessen Grundlage existiert sie überhaupt. Das ist das, was ich sage: diesen Zusammenhang zu leugnen, hieße, die Wikipedia zu leugnen.

    Dein Steuerbeispiel hinkt gewaltig. Natürlich würdest du mehr Steuerzahler haben, wenn Du die Steuern senkst. Was aber nicht gleichbedeutend damit ist, dass Du mehr Steuergelder einnimmst.

    Wäre es nicht besser, wenn man ein System entwickelt, dass die „Richtigkeitswahrscheinlichkeit“ von Artikeln transparent macht? Dass also oft gelesene und von vielen Autoren redigierte Artikel eine höhere Richtigkeitswahrscheinlichkeit haben, als nicht so oft gelesen und redigierte Artikel. Dazu noch ein ausgeklügeltes Lektoratsstatussystem für die Qualsitätssicherung, so wie es ja bereits ausprobiert wird. Dann kann sich jeder Leser ein eigenes Bild machen, ist aber entsprechend gewarnt.

  13. Tim, ja genau. Sowas. Und natürlich im System integriert und sehr sichtbar. Man könnte ja auch auch ein Robot nofollow bei allen Artikeln eionbauen, die eine gewisse Wahrscheinlichkeit unterschreiten. Das wehrt die meisten SEO-Spammer ab.

    Wichtig ist erstmal die Erkenntnis für die Wikipedianer, dass Wikipediaartikel grundsätzlich niemals verlässlich sein können, ob relevant oder nicht. Auf dieser Grundlage sollte man überlegen, wie man mit diesem Umstand umgeht: vermeintlich irrelevantes löschen, weil man Angst vor Fehlern hat, oder offen zu kommunizieren:
    „Hey, Du, Leser. Du befindest DIch hier ziemlich in der Peripherie, im Outback der Wikipedia. Hier kommt selten wer vorbei, also sei vorsichtig.“

    Es gibt viele Wege, mit Unsicherheiten und Fehleranfälligkeiten der Wikipedia umzugehen. Aber etwas löschen, nur weil falsch sein könnte sollte keine Lösung sein.

  14. Sehr gut geschriebener Artikel, wirklich!

    Aber ich denke als „neuer“ Brockhaus wird es die Wikipedia nicht schaffen. Sie hat den Vorteil der vielen User die Artikel schreiben, und die vielen User die berichtigen, verbessern und ersetzen.

    Aber leider kann es jeder. Die Angaben sind oft nicht hinreichend belegt oder nachvollziehbar – daher kann man sich nicht immer darauf verlassen das stimmt was man liest.

    Und leider gibt es auch immer wieder irgendwelche Idioten, die absichtlich Informationen in Artikeln verändern.

    Das wird man in diesem Konzept nicht verhindern können, allerdings bremst es sich damit auch selber aus.

    Man wird sehen was noch draus wird 🙂

  15. Pingback: Andreas Gohr (splitbrain) 's status on Wednesday, 21-Oct-09 07:44:01 UTC - Identi.ca

  16. Ich sehe das ähnlich.

    Artikel, die nicht ausreichend belegt sind sollten als solche gekennzeichnet sein.

    Es gibt ja bereits das Konzept der gesichteten / geprüften Artikel. Leider wird dies aber viel zu unprominent bzw. ggf. gar nicht angezeigt, so dass die meisten Leser einen entsprechenden Artikelstatus vermutlich gar nicht bemerken.
    Gut sichtbar platzierte Hinweise auf fehlende Überprüfung, Quellen etc. sollten in meinen Augen aber ausreichend sein.

    Zum Thema der Relevanz meine ich, das immer noch jeder einzelne entscheiden darf, was für ihn relevant ist. Wikipedia will das Wissen der Welt sammeln und sollte dies somit auch mit Ausname von offensichtlichem Spam uneingeschränkt tun. Es sollte den jeweiligen Lesern überlassen bleiben zu entscheiden ob sie einen Artikel lesenswert finden oder übergehen.

  17. mspro: Da ich die Wikipedia als großes soziales Experiment sehe, würde ich dem gerne zusehen.

    Eine Art Wikipedia ohne Relevanzkriterien gibt es übrigens schon – das nennt sich „Google Knol“. Guck es Dir an – ist das die Zukunft, die Du gerne hättest? Falls nein, könnte das Sysstem Wikipedia doch Vorteile haben, die Du spontan nicht erkannt hast?

    Aber ich beobachte die Entwicklungen der Wikipedia seit sechs Jahren intensiv – ich sehe absolut keine Anzeichen, dass eine Senkung der Relevanzgrenze Faktenchecker anziehen würde. Das Saysche Theorem versagt ohne Markt und ohne Preise. Welcher Allokationsmechanismus soll Deiner Meinung nach an dessen Stelle treten? Jeder hätte gerne alles und alles richtig – aber niemand will ernsthaft dafür bezahlen. Wenn Du andere Erfahrungen oder Daten hast – lass uns dran teilhaben.

    Eine anderweitige Senkung der Mitarbeitsschwellen hingegen ist überfällig – eine verbesserte Usability der MediaWiki-Software könnte die alltägliche Arbeit vereinfachen und auf diesem Wege indirekt zu einer Senkung der Relevanzkriterien führen.

    SEO-Spammer und Selbstdarsteller sind durch Nofollow alleine leider nicht abzuschrecken. Man hat es versucht, es hat nicht geklappt. Die Erklärung ist einfach: Die Wikipedia alleine ist schon prominent genug. Ein Wikipedia-Artikel ist unter Umständen mehr Klicks wert als eine gute Google-Platzierung.

  18. Torsten. So langsam nervt es, immer aufs neue die Unterscheidung zwischen Relevanz- Und Qualitätskriterien wiedereinführen zu müssen.

    Google Knol leidet nicht an mangelnden Relevanzkriterien, sondern an an mangelnden Qualitätskriterien, bzw. einer Community, die darauf achtet. Wenn die Exklusionisten darauf verzichten würden diese Begriffe andauernd durcheinander zu schmeißen, wäre die Diskussion um einiges versachlicht.

    Zu dem Mitarbeiterschwelle: ja, ich habe andere Daten und Fakten. Die Wikipedia itself! Sie basiert auf eben jenem offenen System, dass es jedem ermöglicht mitzuarbeiten. Erst durch diese niedrige Schwelle ist es dazu gekommen, dass die Wikipedia überhaupt funktioniert. Wenn die Exklusionisten jetzt dieses Prinzip bestreiten, bestreiten sie das ganze Wikiprinzip.

    Die Frage ist also nicht ob, sondern in welchen Skalierungen das Prinzip Wikipedia funktioniert. Die Exkludisten machen bei Nischenthemen dicht, und sagen: hier ist Sperrgebiet, weil das Wikipediaprizip hier nicht funktionieren würde.

    Das Problem ist aber, dass durch das Dichtmachen eine Selffullfilling Prophecy ergibt: Leute, die sich für Nischenthemen engagieren würden, würden, werden durch diese Löschungen vergrault.

    Es braucht im Grunde also nur eines: Vertrauen in das Prinzip der Wikipedia. Nur eben auch in den Nischenthemen. Nichts großes, wenn man betrachtet, dass es sich ja längst bewährt hat. Aber ich gehe davon aus, dass die Exkludisten Jimmy Wales am lautesten ausgelacht hätten, wenn er ihnen damals von seine Idee erzählt hätte.

  19. Und mich würde ja immer noch interessieren, wieso die Wikipedia keine Verlässlichkeit liefern können sollte. Du betonst das immer wieder, erklärst das aber in keinem Wort.

    Abgesehe davon, dass die Wikipedia ja sehr wohl Verlässlichkeit liefert, sonst würde sie ja nicht genutzt werden.

  20. @max hab ich nicht?

    Na, gut. Nochmal extra für dich: Jeder kann dort immer alles reinschreiben!

    Brauchst du weitere Gründe, oder reicht dir das diesmal?

  21. Der technische und damit vielleicht in die Wikipedia einbringbare Schluss ist: es muss unbedingt eine gut sichtbare Statistik über ins leere laufende Suchanfragen geben (habe dunkel im Kopf, dass es sowas mal gab). Wenn 100 Leute „MOGIS“ suchen, dann muss ein Artikel her – und darf nicht mit Verweis auf Irrelevanz gelöscht werden.

  22. Erstmal Bravo, kann Deinem Artikel nur zustimmen.

    @Max
    „Wissen ist aber etwas, was überprüfbar sein muss. Es ist nicht Meinung, es ist nicht Sammlung von allem möglichen Zeug zum Thema. Damit das Wissen überprüfbar ist, bedarf es einiger Quellen.“

    Was heute noch als zuverlässiges Wissen gilt, kann morgen schon finsterer Aberglaube sein.
    Insofern ist es durchaus wichtig, dass viele Informationen zusammenkommen, damit ein Wissen zuverlässig verifiziert werden kann. Früher war die Erde eine Scheibe, heute wissen wir, dass es anders ist, weil ÜBER DIE JAHRHUNDERTE immer neue Informationen dazu kamen.
    Allein deshalb kann man sich nicht nur auf Quellenangaben stützen, ansonsten würden wir heute nur die Bibel kennen… 😉
    Aus welcher Quelle hat die Quelle ihre Information… ?

  23. @mspro: Ne, das reicht mir nicht, weil deine Kritik an der Wikipedia genau die ist, das eben nicht jeder dort immer alles reinschreiben kann, sondern Sachen gelöscht werden.

    Aufgrund dieses redaktionellen Prozesses, der sicherstellt, dass Artikel überprüft und korrigiert werden, entsteht Verlässlichkeit.

    Wenn ein Artikel zu wenig frequentiert ist, oder schlicht und ergreifend zu wenig Leute existieren, die sich mit einem Thema hinreichend auskennen um diese Qualität zu sichern, dann muss er eben gelöscht werden.

    Gerade wenn man an das Prinzip des „viele bearbeiten einen Artikel und deshalb entwickelt er sich irgendwann evolutionär zu was Gutem“ vertritt und daran glaubt, muss man sich vor Augen halten dass diese Entwicklung nicht mehr sicherzustellen ist, wenn sich diese „vielen“ nicht finden.

    Um beim Beispiel Mogis zu bleiben: es gibt exakt eine Person, die etwas zu diesem Verein sagen kann: Christian Bahls. Es gibt nicht mal eine zweite Person die sich hinstellt und sagt „ja, ich bin Mitglied in diesem Verein“. 1 < viele.

  24. Mspro: Wikipedia hat sich entwickelt. „Afrika ist ein Kontinent“ ist keine Option mehr. Ich habe Dir erklärt, wie Qualität und Relevanz mittelbar (Arbeitsbelastung, begrenzte Ressourcen etc) und unmittelbar (Quellenlage etc) zusammenhängen. Du hingegen sagst einfach, dass es keinen Zusammenhang gibt. Daran kannst Du ruhig glauben- ich würde in dem Fall aber nicht darauf hoffen, dass andere Deinen Glauben in Hunderttausenden von Mannstunden implementieren.

    BTW: Jimmy Wales hat sich immer wieder sehr lobend über die deutsche Wikipedia geäußert und verteilt in der en.wp immer wieder gerne Kopfnüsse, weil Artikel zu schlecht und unzuverlässig sind. Wenn es hart auf hart kommt, dann werden anonymen Autoren dort sehr schnell Rechte entzogen.

  25. Uff!

    @max Nein Max. Durch die Reviewprozesse kann ein Artikel brauchbar, gut, vieleicht sogar toll sein. Oft sogar richtig! Aber niemals kann er verlässlich sein. Und nein. Solche Offensichtlichkeiten erkläre ich nicht. Da kommt jeder mit gesundem Menschenverstand drauf.

    @Thorsten wie kommst du darauf, dass ich den Zusammenhang zwischen Qualität und Relevanz leugne? Warum behauptest Du solche offensichtlichen Unwahrheiten? Im Gegenteil, ich habe hier und in den Kommentaren explizit mehrere Szenarien aufgezeigt, wie man eben diesen Zusammenhang dem User transparent machen kann. Ich halte das für den besseren Weg, als das Löschen.

    Ich verwehre mich nur dagegen, die beiden Dinge gleichzusetzen. Das ist nämlich nicht nur semantisch falsch, sondern führt auch genau zu diesen Dämlichkeiten, gegen die ich jedes mal von neuem an argumentieren muss.

  26. Sorry, da habe ich Dich gleichzeitig verwechselt und eine Äußerung von Dir fehlinterpretiert. Mit einem Netbook und GPRS sollte man nicht zu viele Diskussionen parallel führen – ich glaube die Hälfte war eine Antwort auf einen Beitrag bei Netzpolitik.org. Entschuldigung – offenbar war das mein Fehler.

    Du hast recht: Gleichsetzen sollte man Qualität und Relevanz sicher nicht. Aber man muss auch die Augen öffnen: die deutsche Wikipedia ist de facto ein Paradies für Nischenthemen. Fast eine Million Artikel! Klick ein paar Mal auf diesen Link.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Spezial:Zuf%C3%A4llige_Seite

    Wenn man jeden nicht-angemeldeten Verein, jedes Unternehmen, jede Garagenband etc pp in diesen Kanon einstellen will, vervielfacht sich diese Zahl noch einmal. Ein Projekt, das gerade Mal acht Jahre alt ist, wird so leicht überfordert.

    Die „Wikipedia itself“ zeigt leider, dass das offene Prinzip an seine Grenzen stößt. Ich glaube der längste Artikel in der de-Wikipedia war über 60 Druck-Seiten lang – wer soll das gegenlesen, kontrollieren? An dem Beispiel hat sich sehr schön gezeigt, dass Artikel Wartung brauchten – nachher gab es in dem Text riesige Löcher, weil viele der verwendeten Bilder aus Urheberechtsverletzungen stammten.

    Lange Rede, kurzer Sinn: In dieser Projektphase sind Relevanzkriterien leider unausweichlich.

  27. @Max
    „Wenn ein Artikel zu wenig frequentiert ist, oder schlicht und ergreifend zu wenig Leute existieren, die sich mit einem Thema hinreichend auskennen um diese Qualität zu sichern, dann muss er eben gelöscht werden.“

    Warum muss er dann gelöscht werden? Wo steckt da bitte der Sinn?
    Ich finde er sollte einfach prominent als solcher Artikel gekennzeichnet werden. Dazu die freundliche Aufforderung, bei Kenntnis des Themas den Artikel zu verbessern.

    Die Wahrscheinlichkeit, das mehrere Leute nach und nach einen Artikel zu einem guten, umfassenden Werk über ein Thema zusammentragen ist wahrscheinlicher, als das es ein einzelner erledigt.
    Die Löschung von Artikeln verhindert eben jenes Zusammentragen. Wenn man erst wartet bis es genügend Leute gibt, vergeht Zeit in der ein Artikel schon hätte gut werden können.

    Überhaupt: Wie will man messen, wann es „genügend“ denn endlich Leute mit Kenntnis eines Themas gibt? Doch nur indem man sich anschaut wie viele einen Artikel bearbeiten. Aber das ist nur möglich wenn ein Artikel existiert.

    Und ganz ehrlich, wie viele werden wohl einen gelöschten Artikel zu einem späteren Zeitpunkt erneut verfassen, in der Hoffnung das dann genügend daran mitwirken, er nicht mehr gelöscht wird? Ich bin mir sicher die Antwort würde nicht besonders positiv ausfallen.

  28. mspr0, ich greife mal nur ein Zitat heraus, an dem sich sehr schön erläutern lässt, warum man bei Wikipedia nicht auf dich hören wird und auch nicht hören sollte:

    „Man könnte ja auch auch ein Robot nofollow bei allen Artikeln eionbauen, die eine gewisse Wahrscheinlichkeit unterschreiten. Das wehrt die meisten SEO-Spammer ab.“

    Es hätte dich keine 10 Sekunden gekostet, stichprobenhaft nachzuprüfen, ob externe Links in Wikipedia-Artikeln mit rel=“nofollow“ versehen sind – ruf irgendeinen Artikel auf und schau dir im Browser den HTML-Quellcode an. Ja, sie sind es, und übrigens schon seit 2006.

    Mit anderen Worten, du hast nicht viel Ahnung von der Funktionsweise der Wikipedia und scheinst auch nicht bereit zu sein, dich darüber genauer zu informieren. Aber du fühlst dich kompetent, den Wikipedianern Ratschläge zu erteilen. So wie sich „Internetausdrucker“-Politiker berufen fühlen, das Netz gesetzlich zu regeln, selbst wenn sie noch nicht einmal genau wissen, was ein Browser ist.

    Ja, ich fand die Löschung von MOGIS auch nicht gut. Aber das ist keine Entschuldigung für so etwas.

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  31. Es bringt kaum etwas, sich über gelöschte Artikel zu ärgern. Wem die Relevanzkriterien und zum Teil sinnlosen Diskussionen bei Wikipedia auf die Nerven gehen, dem kann ich WikiBay.org empfehlen. Da kann so ziemlich alles rein, solange der Inhalt wenigstens stimmt.

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