Die Idee des Zweiten Markts

die ich hier im FAZBlog beschrieben habe, reicht noch weiter, als nur für den Informationsmarkt. Ein „Externer Effekt“ eines anderen, nicht-monetären Marktes ist auch auf dem Arbeitsmarkt zu beobachten. Genau genommen war es dieser Artikel von Weissgarnix über den Arbeitsmarkt, der eine wichtige Grundlage dieser Idee war.

Wenn die Menschen tatsächlich für das selbe Geld, dass sie bei Hartz4 bekämen, arbeiten gehen, so Weissganix, kann an der klassischen ökonomischen Theorie irgendetwas nicht stimmen. Dieser Zustand ist nämlich nach den gängigen Theorien schlicht unmöglich.

Das, was daran nicht stimmen kann, nenne ich den Zweiten Markt. In diesem Zweiten Markt ist der potentielle Arbeitnehmer eben kein Abeitszeitanbieter, sondern ein Arbeitsplatznachfrager. (Und seien wir ehrlich, diese Situation ist für viele spürbar. Das geht weit über einen Käufermarkt im Arbeitsmarkt hinaus!)

Dieser zweite Markt, der meines Erachtens vom kulturellen Wertegefüge unserer „leistungsorientierten“ und in protestantischer Arbeitsethik ertränkten Gesellschaft erst erschaffen wird, belohnt denjenigen, der Arbeit hat, mit einem Mehr an symbolischen Kapital (Bourdieu) und bestraft denjenigen, der keine findet.

Dies wiederum zeitigt den Externen Effekt auf den realen, monetären Arbeitsmarkt, so dass Menschen für real 0 Euro arbeiten, Teilweise sogar dafür bezahlen, arbeiten zu dürfen. Auch hier glaube ich, dass sich dieser Effekt verstärken wird, denn Arbeit wird bekannter maßen auch immer knapper – wenn man hier nicht kulturell gegensteuert. Arbeit ist Scheiße, sollte das neue Kredo gegen Ausbeutung sein!

7 Gedanken zu „Die Idee des Zweiten Markts

  1. die allermeisten arbeiten. das muss einfach auch anerkannt werden. wir tun
    uns schwer mit der wertschätzung der arbeit. wieso soll die arbeit eines autoschraubers in wolfsburg mehr wert sein, als die eines altenpflegers in
    frankfurt(oder). beide müssen qualfiziert und topfit sein für den job. aber nur einer bekommt mittlerweile einen vergleichbaren fürstlichen lohn für ein
    immer weiniger nachgefragtes mobilitätsprodukt. die wertschöpfung der dienstleistung lässt sich nicht mit drinkgeldern steuern. bei den staatdsnahen dienstleistungen oder dem beamtentum ist das länst geregelt, zu lasten derer, die ihre arbeit verschenken müssen. es stehen verteilungskämpfe an, wenn es den underdogs gelingt sich zu organisieren.
    in der regel haben die keine gewerkschaft – aber den vollen leistungsdruck.

  2. In hochqualifizierten Berufen (IT-Spezialist, Pharma-Chemiker, Bankmanager etc.) ist doch der Arbeitsplatznachfragermarkt seit je her eine Selbstverständlichkeit? Ansonsten gäbe es doch nicht den Beruf des Head Hunters. Ist demzufolge nicht der Arbeitsplatznachfragemarkt gerade Resultat der protestantischen Arbeitsethik? Das Ziel eines Hochschulstudiums oder anderer langwieriger Ausbildungen ist doch gerade, den Arbeitgeber frei wählen zu können?

  3. @walnuss: „Die allermeisten arbeiten“. Nein, es sind irgendwas um die 40%.

    @mspro: Schade, dass diese Zuspitzung nicht im FAZ-Blog erschien. Hattest Du Angst, dass die dich wieder rauswerfen?

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