Offener Brief an Martin Steinkamp

An:
Martin Steinkamp,
Websuche Search Technology GmbH & Co KG
Martinistraße 3
DE-49080 Osnabrück

Betreff: Ihre Anfrage zur „rechtlichen Klärung wegen mspr0.co.de“

Lieber Martin Steinkamp,

vielen Dank für Ihr Schreiben vom 08.12.2009. Ich bin sehr angetan, dass Sie sich um meine Markenrechte sorgen und mir deswegen anbieten, bei Ihnen die Adresse mspr0.co.de vorsorglich schon mal für nur 99€ Pro Jahr zu sichern. So wie es ja schon lange „.co.uk“ gäbe, so gibt es nun eben auch „co.de“, wie sie mir kundtun und da ich ja eine der „wichtigsten Seiten im deutschen Markt“ betreibe, müsse ich ja schließlich auch und so. Sonst, so drohen schreiben Sie:

„Wenn Sie auf dieses Schreiben überhaupt nicht antworten, ist es möglich, dass die Domain mspr0.co.de in der Landrushphase durch einen Dritten registriert wird.“

Oh! Mein! Gott!

Kurz habe ich gedacht, ihr Schreiben sei eine perfide Vertriebsstrategie, die einem versuchten Betrug verdammt ähnlich sieht. Es wird der Eindruck erweckt, als ginge es um eine Markenrechtsentscheidung in meiner Sache. Es wird unterschwellig suggeriert, co.de sei eine öffentliche Vergabestelle (so wie das in dem von Ihnen genannten Beispiel der co.uk-Vergabe eben durch den offiziellen Toplevel-Domain-Betreiber Nominet gehandhabt wird und wo es im Gegensatz zu „.de“ ja gar nicht möglich ist, eine Secondlevel-Domain zu betreiben), die im Zuge künftiger Geschäftsprozesse lediglich Rechtssicherheit herstellen wolle. Obwohl Sie doch eine private Firma betreiben, die nur das Glück hatte bei den am 23. Oktober diesen Jahres vergebenen Kurzdomains die „.co“-Adresse abgreifen zu dürfen, mit der sie nun privat ganz normale und einfache Subdomains, die Sie nichts kosten, für teures Geld verkloppen wollen.

Aber nein. Ich da habe ich mich geirrt. Ich glaube, ihre Interessen sind altruistischer Natur, ihr Ziel, meine Marke zu schützen, natürlich aufrichtig. Im Gegenteil, ich schäme mich. Ich schäme mich, weil ich es Ihnen genau so wenig wie all den anderen Millionen Markenrechtsinhabern noch nicht erlaubt habe, Ihren Namen bei mspr0.de als Subdomain zu führen. Deswegen biete ich Ihnen einen Tausch an.

Ich nehme die Adresse mspr0.co.de gerne an, zahle auch meine 99€ pro Jahr, wenn Sie ihrerseits die Domain co.mspr0.de für nur 999 € pro Jahr Feindschaftspreis bei mir erwerben. Ist das nicht fair?

Denn bedenken Sie: derzeit sind Ihre Markenrechte hier in meinem Namensraum nicht durchgesetzt. Im Gegenteil, es wird eklatant dagegen verstoßen! Aber schauen Sie selbst.

Tiefstachtungsvoll,

mspro

NACHTRAG: Oh, ich sehe gerade: das Schreiben hat anscheinend schon die Runde gemacht. Hier, hier, hier und hier. via journalist & optimist

17 Gedanken zu „Offener Brief an Martin Steinkamp

  1. Haha, geht doch nichts über seriöse Geschäftspartner. Ich hoffe, Ihr werdet Euch einig; wäre ja schade, wenn da jemand dem Markeninhaber zuvorkäme.

  2. Sehr gute Antwort!!! Habe heute ebenso Post von dem Herrn bekommen, einfach nur schlecht das ganze. Beim Googeln bin ich direkt hier uaf diese Seite gekommen. Ich hoffe nur das es KEINE Zahlungswilligen gibt.

    Gruß
    DS

    P.S.: Bilder sagen mehr als 1000 Worte 🙂

  3. Pingback: Dreister Werbebrief der Websuche Search Technology GmbH & Co. KG | Webseiten-Infos.de

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  5. sehr gut ! so eine [unnettes wort] der Martin
    EDIT: ich hab das mal entschärft. kein bock auf abmahnung.

  6. Da hat wohl einer gedacht, er könnte das ganz große Geld machen. Für mich gehört das in die Ecke Kriminelle, denn da wird der Ruf des Internets endgültig zerschreddert. Schade.

  7. Danke für diesen offenen Brief an MS, dem ich mich vollinhaltlich anschließen möchte. Umsomehr, da ich feststellen musste, das in meinem Namensraum die co. ebenfalls bereits zugeparkt ist. 😉

    (Danke an mspro für die Inspiration)

  8. Schließe mich auch voll und ganz an!

    Bin ja immer wieder beeindruckt, wie dreist man sein kann.

    :-O

    Für Herrn Martin Steinmann dürfte hier ein echter Bedarf für extrem gutes „Online Reputation Management“ entstehen… *lol*

  9. Pingback: Protokoll vom 19. Dezember 2009beiTrackback

  10. Guter Kommentar zu dieser Sache; war zuerst auch ein bisschen verwirrt als ich diese Post bekam…

  11. Jaja, dieser M.S. ist ein [klassifzierte Information] Domaingrabber. Hat mir meine eigene Domain quasi geklaut. Nur weil ein Billighoster (sorry, hatte den Fehler gemacht) diese Domain verspätet zum KK freigegeben hatte und ich auf eine längere Dienstreise mußte.
    Möge dieser Typ auf den Kosten sitzenbleiben 🙂

  12. Den Brief habe ich auch zwei mal bekommen, aber davon abgesehen, wer möchte denn so ne Art Subdomain kaufen, wenn die Original Domain wesentlich stärker ist und die Domain sowieso nie nach oben kommen wird. Einfach nur Geldmacherei.

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