Vorweg: ich kenne und schätze Stephan Urbach und unterstütze seine Arbeit. Was ich hier über seinen Auftritt gestern bei Lanz sage, sage ich nicht gegen ihn. Ich glaube auch nicht, dass er überhaupt schuld daran ist, dass es so lief wie es lief.
Das Rumgeeiere von HerrUrbach in den Kernthemen seiner Partei, der Transparenz und des Urheberrechts, ist nur symptomatisch. Das selbe hätte jedem passieren können (passiert es auch gelegentlich), denn die Position der Partei in diesen Gebieten wird zwar immer lautstark reklamiert, ist aber in Wirklichkeit genau so wischiwaschi wie bei allen anderen Parteien.
Transparenz in der Politik wollen alle, wirklich alle und zwar schon immer. Die Frage ist immer nur, bis wohin. Und wenn die Piraten schon dort aufhören, wo jemand von öffentlichem Geld für die Arbeit in der Fraktion bezahlt wird, dann lassen sich sicher sogar in der CDU viele progressivere Positionen dazu finden. Das hat auch gar nichts mit PostPrivacy zu tun. Die Gehälter eines jeden Beamten lassen sich nachschlagen! Schon immer!
Wenn Lanz fragt, ob Stephan damit einverstanden wäre, wenn die ganzen Bücher der anwesenden Gäste raubkopiert würden und ihm nicht mehr als ein „Wir wollen Urheber und Konsumenten näher zusammenbringen“ einfällt, dann braucht es die Piratenpartei einfach nicht. Das kann sogar Bärbel Höhn. Die einzige Antwort, die es rechtfertigt, eine eigene Partei in’s Feld zu führen, ist schlicht und ergreifend: „Fick, Ja!“
Klar sind dann alle sauer. Klar bekommt man dann einen Shitstorm in’s Gesicht und Sven Regner findet einen scheiße. Hey, das ist Politik, stupid! Wenn bei deiner Forderung keiner aufschreit, hast du was falsch gemacht.
Die Piraten sind inkonsequent in ihrem Denken und in ihren Konzepten. Deswegen kann sogar ein Lanz sie vorführen. Nietzsche jammerte mal: „Wenn ich nur den Muth hätte, Alles zu denken, was ich weiß.“ Das selbe trifft für die Piratenpartei zu. Sie stellt die richtigen Fragen, fordert in die richtige Richtung. Aber sobald es konkret wird, bekommt sie Angst vor ihrer eigenen Courage und verfällt in Politikergewäsch. Schade.
Kürzlich forderte sogar jemand, die Staatsausgaben müssten transparent und öffentlich gemacht werden.
Was den Piraten, wie den allerallermeisten jungen Menschen, fehlt, ist Wissen. Bildung, Erfahrung und Know How. Wenn sie dieses erst einmal über die Jahre sauer erworben haben, beruhigt sich die Sache schon wieder. Denke ich.
Ich sehe den „Grund“ da eher darin, dass Stephan nun mal nicht der ausgewiesene „Urheberrechtsexperte“ der Partei ist, da gibt es andere, und die hätten das Thema dann auch griffig formulieren können, weil sie „im Thema“ sind. Stephans „Kernkompetenz“ liegt in anderen Themen, und in diesen hätte er dann auch konkret werden können. Wenn man einen Fehler suchen will, dann bestand er darin, das falsche Thema zur falschen Person gehabt zu haben, und den Schuh muss sich Stephan nicht unbedingt (vor allem nicht alleine) anziehen (ich habe ihn zu „seinen“ Themen im Fernsehen und Radio mitbekommen, da bleibt die Butter auf dem Brot, aber sowas von). Insoweit: Manöverkritik ja, aber doch bitte an der richtigen Stelle.
dafür habe ich zu viele andere Piraten bei den selben Themen scheitern sehen. Es liegt nicht an Stephan oder dem Matching. Die Piratenpartei hat einfach keine durchdachte Meinung zu ihren Kernthemen. Ich bleibe dabei.
buhuhuhuhuuuu. Der Autor hätte gerne mehr Aufmerksamkeit?
Herr Urbach hat sich in einer Runde infantiler Steinzeitmedienkonsumenten wiedergefunden. Sowohl ARD als auch Spiegel haben sich von ihrer herablassensten Seite gezeigt und den Piraten mit niveaulosesten Fragen konfrontiert, die selbst nach sachlich richtiger Beantwortung immer und immer wieder phrasuliert wurden.
ARD und Spiegel brauchen Politik-Gallionsfiguren…behaupten gar der Bürger bräuchte eine Projektionsfläche für seine Hoffnungen.
Halt wie bei Hitler.
Das diese Zeiten vorbei sind, die parlamentarische Demokratie stirbt oder der Spiegel nur noch schreibt, was gestern im Internet stand wollte dort nur ein alternder Schauspieler in Grundzügen verstehen.
Der Pirat war gut – es kann halt nich jeder so geil sein wie ein Herr Seemann.
Hm. Ich weiß nicht, als was HerrUrbach eingeladen war. Aber wenn er als Parteiangestellter dort war, war er wohl dazu verpflichtet, die Position der Partei wiederzugeben. Und das hat er beim Urheberrecht sehr klar gemacht: Wischiwaschi. Seine eigene Meinung ist da ein wenig spitzer, afaik.
das ist ja das, was ich sage. deswegen kritisiere ich auch nicht urbach, sondern die partei.
selbstverstaendlich muessen alle buecher nach dem verstendnis der piraten frei zugaenglich sein. wer das nicht versteht, hat liquid democracy nicht verstanden. ich denke, wir sind in einer uebergangszeit. neue inhalte kommen von neuen kreativen, die dieses materialistische denken im besten hegelschen sinne abstreifen werden. nur durch revolutionaere neue gedankenmodelle. weg mit wachstum, her mit kreativitaet und freiem denken, wird eine neue gesellschaft entstehen. wer geht gerne taeglich roboten fuer einen hungerlohn. freies essen fuer alle. mieten verbieten. freies grundeinkommen fuer alle und zwar jetzt. piraten ftw.
Ich finde mspr0’s Kritik nicht angebracht. Bei der speziellen Frage nach seinem Gehalt hat Herr Urbach meiner Meinung nach richtig geantwortet auch wenn die Art und Weise ungeschickt war. Das „nicht reden können“ Problem ist aber kein inhaltliches sondern ein formales das sich durch Rhetorik-Kurse mindern lässt. Letztgenanntes Problem hingegen ist wirklich ein großer Kritikpunk den sich die Piraten auch gefallen lasen müssen. Es ist einfach ungeschickt sich als Parteimitglied in die Öffentlichkeit zu stellen wenn man nicht reden kann, man schadet damit im Zweifelsfall der Partei…
Was Urbach sagen wollte (im Prinzip auch gesagt hat aber nicht Formatgerecht bei den Empfängern ankam) war das er als ANGESTELLTER der Fraktion nicht Teil der Fraktion ist der von den Bürgern gewählt wurde und somit den Bürgern gegenüber nicht rechenschaftspflichtig ist und wie jede andere Privatperson auch seine Einkünfte selbstverständlich nicht offenlegen muss. Dabei ist unerheblich welcher Partei er angehört. Das er zufällig auch noch Pirat ist, ist nicht Bedingung um seinen Job zu machen.
Wenn man fordert das Politiker ihre Einkünfte offen legen sollen geht es übrigens auch nicht um die Einkünfte an sich (und die Befriedigung irgendwelcher Neid-Interessen) sondern darum festzustellen ob der Politiker möglicherweise in erheblichem Maße (eigentlich würden %-Angaben/Verhältnisse reichen und gar keine absoluten Summen) von dritten beeinflusst wird oder das wenigstens vermutet werden kann.
@flyM4STER ich glaube, du hast da was falsch verstanden. Es geht nicht darum, ob HerrUrbach nun gesetzlich oder wie verplichtet ist, über seine Einkünfte Auskunft zu geben. Es geht darum, wie weit man geht, wenn man politische Transpranz fordert. Und wenn da bei Mitarbeitern der Fraktion bereits schluss ist, ist das vielleicht eine Position, aber in sachen Transparenz eher eine konservative, sogar innehalb des etablierten Parteienspecktrums. Das kann man machen, aber dafür braucht man dann keine Partei, sondern ist bei den Grünen prima aufgehoben.
@mspro nein ich denke ich habe es schon richtig verstanden. Dieses mehr an Transparenz was in der Sendung gefordert wurde geht aber an den Piratenzielen total vorbei und hat obendrein keinen Mehrwert im Kontext der politischen Transparenz. Diese Form der Transparenz will man vielleicht in der Post-Privacy Bewegung, das mag sein, aber sie hat wie gesagt nichts mit dem verfolgten Ziel zutun das Transparenz in der Politik zu weniger Fehlentscheidungen/Klüngelei führen kann.
Als Angestellter der Fraktion gehört es sehr wohl auch zur politischen Transparenz zu wissen, wie viel dieser verdient. Wenn nicht von ihm aus, dann von Seiten der Fraktion, die im Sinne der Transparenz ihre Ausgaben für Mitarbeiter darlegen sollte – und nicht nur kumuliert.
Generell ist ja dieses „über Geld spricht man nicht“ eine sehr deutsche Eigenart, die an sich mehr denjenigen schadet, die sie vertreten, als den anderen, vor denen sich diese fürchten.
Pingback: Aktuelles 13. April 2012
mspro, sie sind gerne eingeladen mitzumachen (den jahresbeitrag stelle ich als spende gerne zur verfügung).
aber da sie das nicht machen hier ein erklärunsversuch:
-wir haben wenig konkretes.
-unser transparenzansatz ist bis jetzt nur gegenüber „dem staat“ formuliert. nicht geklärt ist, was alles dazugehört. genauso wenig geklärt ist, das transparenz ja nicht nur bedeutet etwas verfügbar zu machen,sondern auch das wie (leicht). dazu hat der lauer ja auch etwas geschrieben: http://www.christopherlauer.de/2012/03/18/definitionsmacht-baby/
-„niemand“ getraut sich mehr zu sagen, als im programm steht.
-vielleicjt getrauen sich manche nichtmal etwas konkretes zu sagen, weil sie angst haben fürs „festgenagelt“ werden
zukünftig wird es eher schwieriger „radikale konzepte“ durchzubekommen. die idee z.b. das urheberrecht ganz abzuschaffen muss erstmal in der basis „verbreitet“ werden.sowas dauert lange, erst recht wenn sich niemand wie mspro hinstellt & auf die formel „kommt doch mal klar“ verkürzt 😉
das papierschiff
ps: sorry für die rechtschreibung&co, auf dem handy geschrieben (falls das zählt)