Es kann eigentlich gar nicht anders sein, als das wir Menschen nicht nur mit Brett vorm Kopf geboren werden, sondern heillos und komplett vernagelt auf die Welt kommen.
Man kann sich jetzt – zurecht – darüber lustig machen, was für eine wenig revolutionäre Idee der App-Store eigentlich ist. Man kann sich aber auch fragen: Warum zum Teufel gibt es das nicht schon seit 10 Jahren?
Nehmen wir doch einfach mal ein paar lapidare Beobachtungen:
1. Die zentrale Verkaufsfläche von Produkten verschiedener Hersteller: vom mittelalterlichen Marktplatz, über den Gemischtwarenhändler bis zum Supermarkt. Man weiß seit immer, dass genau das eine gewinnbringende Idee ist. Ein zentraler Marktplatz im Internet funktioniert sogar noch besser, siehe Amazon und Ebay.
2. Bei wild herunter geladener Software besteht schon seit immer ein Vertrauensproblem.
3. Installationsprozesse sind aufgrund der Heterogenität von Software und System schon immer ein userunfriendly sucking scheiß! Software für ein bestimmtes Problem zu finden sogar noch mehr.
4. Bezahlvorgänge im Internet sind kompliziert und werden schon aus diesem Grund ungern und selten für Software getätigt.
5. Updates für Software war schon immer …
Ach, was red ich. Ich könnte stundenlang aufzählen, warum die Menschheit schon immer einen App Store haben wollte.
Vor knapp 10 Jahren kam Microsoft XP auf den Markt. Ich sehe nicht, warum ein Appstrore da nicht schon wunderbar funktioniert hätte. Das Internet war schon so weit, dass man da Programme herunter lud. Allen: den Kunden, den Herstellern und auch Microsofts Systemintegrität hätte ein Appstore vieles erleichtert. Und man hätte von Anfang an viel Geld machen können.
Wie kann es also sein, dass da über ein Jahrzehnt ein riesen Haufen potentielles Geld im Internet rumlag und niemand den gesehen hat? Bis heute?
Ich will hier nicht überheblich sein, im Gegenteil. Ich hab das ja auch nicht gesehen, und selbst als ich den Appstore beim iPhone in Benutzung nahm und mich über die Leichtigkeit der Bedienung freute, kam ich nicht auf den Gedanken, dass das für das RechnerOS ja auch ne gute Idee sein könnte. Brett vorm Kopf. Vernagelt. Ich. Wie wir alle.
Naja, Apple wird jetzt jedenfalls noch mal einen scheiß großen Haufen Geld mehr verdienen. Menschen sind komisch.
(PS: Und warum geht er gerade nicht?)
Mit Bodega gibt es sowas eigentlich schon seit längerer Zeit. http://appbodega.com/
Neustarten hilft gegen @@errorNum@@ 🙂
Aus- und wieder Einloggen sowohl im Store als auch vom System behebt das Problem.
Geht schon los mit „vom mittelalterlichen Marktplatz, über den Gemischtwarenhändler bis zum Supermarkt“. Der Supermarkt heißt nur Markt, ist aber in Wahrheit eine geschlossene Plattform unter vollständiger Kontrolle eines Anbieters. Das hat also mit dem historischen Vorbild nicht viel zu tun.
Bleiben wir mal beim Beispiel Supermarkt: Dein impliziertes Argument, dass es beim Angebot dort kein Vertrauensproblem gäbe (Punkt 2 deiner Liste), wird gerade sehr schön durch die verschiedenen Lebensmittel-Skandälchen widerlegt. Woher nimmst du die Gewissheit, dass sowas bei einem App-Store anders sein soll? Du solltest doch wissen, dass es bei Programmen das Entscheidbarkeit-Problem gibt und das daran auch der Kontrollierende hinter dem Appstore nichts ändern kann.
Klar wird apple damit ne Stange Geld verdienen. Sie werden sich damit aber auch ne Menge Aufgaben einhandeln, die sie bearbeiten müssen. Und sie werden gelegentlich dafür zur (medialen) Verantwortung gezogen. Jedes mal, wenn jetzt nämlich das Update eines App-Anbieters fehlschlägt, wird apple aus der Sicht des Anwenders mit drin hängen.
Zentrales Software-Repository? Sowas haben bessere Linux-Distributionen schon seit über 10 Jahren, verständlicherweise allerdings ohne die Bezahlfunktion.
Jetzt hab ich mich selbst widerlegt: Der Supermarkt ist natürlich nur _vermeintlich_ unter vollständiger Kontrolle eines Anbieters.
Für Palm OS gab es das vor ein paar Jahren schonmal. PalmGear war der de-facto Marktplatz und Palm selber bot einen Klon davon an, den keiner so recht mochte.
Eingeschlagen hat das nicht, warum auch immer. Vielleicht zahlt ausserhalb der Apple Welt einfach Niemand für kleine Apps?
Nun ja, schade nur, dass Apple nicht die erste Firma mit einem zentralen Marktplatz ist. Unter Ubuntu gibts das schon laenger und am Ende ist so ein Marktplatz doch auch nichts Anderes als ein Package-Management mit Bezahlfunktion. Und seit wann gibt es Package-Management schon? Ich schaetze: ca. 25 Jahre.
Apple zimmerte jetzt also eine neue Oberflaeche auf ein bereits geloestes Problem, legte noch eine Pressekonferenz drauf und schon haben wir wieder einen selbstgeschaffenen Hype fuer etwas Altes.
Und alle so: Yeaahh!
Danke, der Neustart hat’s behoben.
Ich glaube schon, dass es da eine kritische Masse an Nutzern braucht, damit so ein Ding fliegt. Palm hatte sie bestimmt einfach noch nicht.
Ja, und Linux habe wegen den Istalliertgeschichten immer ein wenig beineidet. Aber ohne grafische Oberfläche ist immer etwas schwer mit dem „stöbern“. Das ist schon noch was anderes als der App Store.
Mithos – Das „Vertauensproblem“ wie du es definiert ist ein per se nicht lösbares. Aber der Appstore wie der Supermarkt bringt da schon Vorteile. Lebensmittelskandale sind da kein Gegenargument sondern Bestätigen das. Sonst wären es nämlich keine „Skandale“.
@Mithos:
Während das Mittelalter mit seinem Zunftsystem ja quasi der Inbegriff von Freiheit gewesen ist, richtig?
@drikkes:
Frag das mspro, der hat den Marktplatz, auf dem an einem Ort diverse Händler wild durcheinander anbieten, in Verbindung mit dem Begriff mittelalterlich als Beispiel gebracht. Wieso du dir da jetzt als Kern-Attribut das Mittelalter raus picken und es aus dem Zusammenhang ziehen musst, muss ich jetzt aber nicht verstehen, oder?
Wie gut das übrigens mit der Kontrolle des Angebotenen im App-Store funktioniert, kann man ja darin sehen, dass das DRM-System bei einigen Anwendungen schon ausgehebelt wurde:
http://heise.de/-1164974
http://pastebin.com/1eWf9LCg
Auch ne Art von Kontrollverlust 😉
Auch wenn die Idee eigentlich nahe liegt, dass Appstores eigentlich schon Jahre hätten existieren müssen, ist die Sache nach meiner Meinung doch etwas vielschichtiger. Es gibt viele Klassen von Firmen, die sowas zum Beispiel unter XP hätten anbieten können: OS-Hersteller (z.B. MS), beliebiger Softwareanbieter (z.B. Adobe), Anbieter von Installationssoftware (z.B. Metrowerks), Online-Softwarekataloge (z.B. tucows) oder eine beliebige andere Firma. MS hätte Ärger mit den Aufsichtsbehörden bekommen, Adobe hätte keine Konkurrenten reinbekommen, mit Metrowerks haben zu wenige Entwickler gearbeitet, etc.. Aber alle hätten das gleiche Problem: keine Userbasis mit Zahlungszugang. Und da profitiert Apple nach wie vor von dem wohl genialsten Schachzug der Unternehmensgeschichte: iTunes (und gleichzeitig fast die schlechteste Software). Hätte Napster oder später Amazon damals etwas vergleichbares rausgebracht, hätten wir wahrscheinlich schon seit mindestens 5 Jahren Appstores auf allen Plattformen.
Ach mspro, hör einfach mal auf, komische Vorurteile übir Linux-Software-Installation zu verbreiten … „ohne grafische Benutzerberfläche“, als ob. Synaptic gibt es schon seit Ewigkeiten und natürlich kann man mit dem Software Center stöbern.
Oh, kannte ich nicht. hatte immer nur apt-get, aptitude und so. naja, jedenfalls war das schon immer cool und ich wollte das auch für die anderen Plattformen. Aber ein App Store ist dann doch noch was anderes.
Aha, und was genau ist anders im App Store?
Was mithos sagt. Ja, es ist einfach, es ist billig. Aber: Es ist auch vorgekaut. Es ist massenkompatibel wie Fernsehen oder Zeitungen. Verlage lieben das dafür. Es ist idiotensicher. Das heißt bei Apple gelegentlich leider auch: Es ist für Idioten. (Stichwort Akkuwechsel…) Ein DAUstore halt. Wer die letzten Jahre Linux genutzt hat, weiß, dass das Handling Software finden, runterladen und installieren spätestens seit Synaptics aufs wunderschönste gelöst wurde. Apple hat das nur abgekupfert sowie mit Bezahlschranke und zensurfreundlichen AGB versehen. Eigentlich ist doch gerade ein AppStore, der von einer einzigen Firma kontrolliert wird, das glatte Gegenteil jeder Form von Netz- und Plattformneutralität.
erlehmann – vielleicht bringt ein Blick in die nächste Applebilanz ja Antworten auf deine Frage 😉
Enno – ja, das stimmt. Es ist genial. Aus Applesicht. (muss man zugeben)
Ja, das mit dem Geld ist natürlich anders für die Firma; Gatekeeper werden halt reich. Insofern kann man das als Geschäftsstrategie loben. Aber vom Nutzerstandpunkt her? Nicht besonders innovativ.
Pingback: Twitter, der MacAppStore und ich « Olli und die Welt
@erlehmann (was genau ist denn anders …) : it’s shiny and sexy und Apple lässt nichts rein was nicht äusserlich (es hat ja VIEL Schrott) dazu passt. synaptics ist genial, aber meine Mutter will schöne wiedererkennbare Bilder und Klingende App-Namen. Mit „packages“ (im Gegensatz zu „Apps“) die xxxx-yyyy-1.5 heissen, will sie nichts am Hut haben und „dependency management“ interessiert sie nicht. Synaptics kann das noch so elegant machen und uns abnehmen, meine Mitter will diese Transparenz nicht.
@kaliko könnte es sein, dass deine mutter noch nie ein programm installiert hat und selbst im appstore keine app installiern würde?
Bei allem Jubel solltest du auch die Nachteile von so einem zentralen App Store aufzählen. Im wesentlichen schafft das ein Nadelöhr, durch das dann nur die von Apple gewünschte Software durchkommt. Damit meine nich bloß den prüden Moralkodex, sondern auch wirtschaftliche Erwägungen (werden kostenlose Apps aufgenommen, wenn es für das gleiche Problem schon eine kostenpflichtige App gibt?). Ganz zu schweigen davon dass die EINE Quelle, aus der man dann seine Software zieht, ein hohes Maß an Integrität braucht (Apple? Naja).
Mein AppStore ist und bleibt Google. Und nein, ich beziehe mich damit nicht auf Raubkopien.
Was hier gefeiert wird, ist so ziemlich das Schlimmste, was der Menschheit bzgl. Software passieren konnte. Ketten und Korsett, auferlegt von einer Handvoll Menschen.
Wes Geistes Kind muss man sein, um so einen Blogeintrag zu verfassen?
äh.. Linux?
Finde ich immer wieder erstaunlich, dass Menschen, die sich für Freiheit und besonders für die Freiheit von Daten, einsetzen, ausgerechnet auf so proprietäre Systeme wie Apple abfahren.
Pingback: Mac App Store: Warum erst 2011?
Don, im Vergleich wozu? Zu Linux?
Die ganzen Linuxer hier verstehen nicht, dass man Paketmangement wie bei Linux nur machen kann, wenn es eine gewisse Homogenität der Lizenzen gibt.
Was ich auch nicht verstehe: mein Post ist ziemlich eindeutig darauf bezogen, was der App Store für eine krasse bussinessopportunity ist. Es ist kein Jubel über die Innovationskraft Apples, im Gegenteil. Und das steht da auch.
Wer es also besser weiß, ist jetzt bestimmt mindestens Millionär.
Ihr könnt den Appstore hypen soviel ihr wollt. Solange ich kein „apt-get remove GarageBand“ machen kann, bleibt Paketverwaltung auf dem Mac Frickelschrott in Reinkultur.
Die einzig relevante Frage ist, ob Macs irgendwann verriegelt werden und dann andere Installationswege am App-Store vorbei nicht mehr möglich sind. Wenn das passiert ist OS-X für mich Geschichte, ich jailbreake doch nicht meinen eigenen Rechner. Wenn Apple nicht dieser Versuchung erliegt, nehm ich den App-Store als nette und sinnvolle Ergänzung für propietäre Software, ob kostenlos oder nicht.
Für Open Source Zeug (und der größte Teil meiner wichtigen Arbeitsmittel sind Open-Source) gibts MacPorts (und Homebrew) was meine primäre Paketverwaltung bleiben wird.
Das Paketmanagement unter GNU/Linux, *BSD etc. funktioniert doch nicht deswegen hinreichend, weil da irgendwelche Lizenzen irgendwie gleich (oder kompatibel) sind. Oder glaubst du etwa, die gelinkten Bibliotheken stünden alle unter der GPL? Im Gegenteil, es gibt sogar Repositiories mit unfreier Software, maßgeblich hochproprietärer Firmware und Treibern. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich nicht verstehe, was du uns da sagen willst …
Mensch erlehmann, du stehst doch sonst nicht so auf dem Schlauch. Man kann natürlich ein Paketmangementtool mit Dependencies und automatischen ‚Nachladen von Bibliotheken etc schwieriger bewerkstelligen, wenn man es mit Bezahlsoftware zu tun hat.
Na also. Klar, verstehe ich. Aber dann sag das doch direkt, statt unspezifische „Homogenität von Lizenzen“ zu erwähnen.