Freiheit statt … was eigentlich?

Für die Freiheit haben wir demonstriert, gestern. So hieß es jedenfalls. Obwohl man eigentlich einen anderen Eindruck bei den Auftaktrednern bekam. Da ging es darum, nicht mehr „US-Vasallen“ zu sein, nicht der „Vorgarten der Amerikaner“ in dem sie tun dürfen, was sie wollen. Dass „amerikanische Konzerne unsere Daten verkaufen“ und dass es ja nun auch gut sei mit der Bevormundung, denn wir haben Deutschland ja jetzt erfolgreich „entnazifiziert“. Es werde Zeit, dass „wir“ den Amis auf „Augenhöhe“ begegneten und dass „Wir“ unsere „Bürgerrechte“ verteidigen müssen. Überhaupt fiel das Wort „Bürger“ sehr häufig. Gleich zu Anfang wurde der Polizei zugerufen, dass „wir“ eine friedliche Demo seien, in der sich „die Mitte der Gesellschaft“ für die Freiheit engagiere und wir deswegen ja auf der „selben Seite“ kämpften, denn es gelte: „Sicherheit durch Freiheit“. Ah ja. Und als wir mit dem Demozug wieder angekommen waren, platzte Padeluun vor Stolz, um verkünden zu dürfen, dass „die Polizei uns gelobt“ habe, weil wir so friedlich seien. Ich wollte auf der Stelle im Boden versinken vor … ich wünschte, ich könnte an dieser Stelle „Fremdscham“ schreiben, aber er sprach ja auch für mich.

Der Kuschelkurs hat sich für die FSA gelohnt, denn nach „Absprachen mit dem Veranstalter“ verzichtete die Polizei großzügig darauf, eigene Teilnehmerzahlen zu veröffentlichen (NACHTRAG: „anfangs“ (laut Ole Reismann 15:00) sprach sie wohl noch von 4800), so dass Padeluun die für jeden Anwesenden klar pathologisch übertriebene Zahl von 20.000 Teilnehmern unwidersprochen verkünden durfte. Ich kann gar nicht sagen, wie mich diese Mischung aus schlichtem Bullshit, kaum verdecktem Nationalismus und Antiamerikanismus und der Unehrlichkeit, Anbiederei und Kungelei mit der Polizei ankotzt. Und doch unterstreicht es nur das Unwohlsein, dass ich während der gesamten Demonstration spürte.

Es war meine 5. FSA. Ich war auf allen seit 2008. Auf keiner habe ich mich so fremd gefühlt. Da waren die Schilder, die die NSA Affaire mit Nazideutschland gleichsetzen. Da waren Leute, die für Männerrechte kämpften. Klar, die Datenkrate der Digitalcourage, die immer noch nicht verstanden hat, was struktureller Antisemitismus ist, durfte nicht fehlen. Da waren die Rufe „Wir sind das Volk“ – überhaupt war neben „Freiheit“ und „Bürger“ „Volk“ das drittbeliebteste Wort der Demo. Natürlich gab es auch normale Leute, natürlich waren da viele Freunde und Bekannte und natürlich war es wieder ein Klassentreffen. Aber die bekannten Gesichter schauten mich mit ebenso müden Augen an, lästerten mit der selben Genervtheit über das, was sie umgab. Die FSA war kein Aufbruch, es war eine Pflichtübung.

Und ich kam ins Grübeln. „Für die Freiheit des Individuums sich zu entfalten“ hörte ich aus einem Boxenwagen und dachte an die letzten Wochen. Ich dachte an ochdomino und dem fast erfolgreichen Versuch eines Maskulinisten mithilfe des anonymen Internets den Feminismus zu diskreditieren. Ich dachte an all die Hasskommentare und -Mentions, die ich sehen musste, immer wenn sich Frauen zu kontroversen Themen zu Wort meldeten oder über sexuelle Übergriffe berichteten. Ich dachte an all die Tränen und Zusammenbrüche, immer dann, wenn eine Frau mal in wieder in einem Sturm aus Maskuscheiße unterging. Ich dachte an den letzten Post von Frau Dingens und ich fragte mich, wie die NSA es schafft, die „persönliche Freiheit“ von Frauen zu beeinträchtigen, die sowas hinter sich haben. Ich fragte mich, für wessen Freiheit ich hier eigentlich demonstriere.

Ich bin noch nicht fertig mit dem Fragen. Ich weiß nur, dass ich mich in der „Netzgemeinde“ nicht mehr wohl fühle.

31 Gedanken zu „Freiheit statt … was eigentlich?

  1. Man wird mit diesen Leuten leben müssen, mspro. Es gibt im Internet eben etliche durchgeknallte Vollidioten. Das wird sich auch nie ändern. Deshalb ist das Ziel der Ablehnung einer anlaßlosen Vollüberwachung aber nicht gleich falsch, und man muß sich auch nicht zu einer Gruppe zugehörig fühlen, um das ablehnen zu können.

  2. Die FsA war schon immer die Demonstration eines breiten Bündnisses, von Jungen Liberalen über den Schwarzen Block bis zu 9/11-Verschwörungstheoretikern.

    Ich bin seit 2009 dabei und kenne es nicht anders.

    Und ja, die Rede von padeluun war ziemlich populistisch.

  3. Inwiefern hat die Datenkrake mit Antisemitismus zu tun? Das verstehe ich nicht.

  4. Der Hang zum Antiamerikanismus ist mir auch auf den Sack bei der #fsa13 gegangen. Viele Alt68er kochen da noch mal ihr Süppchen auf. Das haben wir aber schon monatelang hinter uns, als für die europäische Datenschutzverordnung #EudataP agitiert wurde. Da wurde als Heilslehre verbreitet, dass am strengen deutsche Datenschutz die Welt genesen solle. Und die Facebookhasser fanden es prickelnd, dass Geldbußen bis 2% vom Jahresumsatz drohen würden. Dass dafür aber deutsche Gefängnisstrafen geopfert werden sollte, wird tunlichst verschwiegen. In ihrem Facebookhass wollen manche schwere Datenschutzverstöße zum Kavaliersdelikt machen, um Ami-Firmen abzocken zu können. Das ist nicht viel besser als Amokläufer Friedrichs, der US-Firmen für schlimmer als die NSA hält.

    Ich glaube aber, das wir die Probleme noch nicht heraus gearbeitet haben: es geht nicht um die Frage Deutschland/Europa gegen die USA, es geht um die Frage nicht kontrollierbarer Geheimdienste (in allen NATO-Staaten), von denen wir jetzt wissen, dass sie völlig enthemmt den Bürger am Telefon und im Internet belauschen, im rechtswidrige Trojaner unter jubeln, um weltweit in Rechner einbrechen zu können, die Geld ausgeben, um iranische Atomanlagen zu schädigen. Täglich hören wir neue, unfassbare Nachrichten. Immer noch kommen Beruhigungspillen, man solle doch verschlüsseln, obwohl jetzt jeder weiß, dass die Geheimdienste leicht Verschlüsselungen knacken können bis hin zu AES.

    Wir haben eine ganz neue Front aufgemacht bekommen: sollen Demokratien durch Geheimdienste regiert werden im Geheim und fern jeder jeder demokratischen Kontrolle oder soll es wieder der Souverän, das Volk machen, wie es bisher in unserer Propaganda hieß. Dieser Fragenkomplex ist größer und weitreichender, als bisher auf einfachen Formeln reduziert wurde. Der rechte Rand steckt den Kopf in den Sand, bis hin zur rechtswidrigen unterlassenen Spionageabwehr und zur Beihilfe zur Spionage durch fremde Mächte gegen Bürger, Wirtschaft und Staat in Deutschland.

    Da werden wir uns in Ruhe überlegen müssen, wie wir damit umgehen, damit es nicht so explodiert wie im arabischen Frühling und auf Deutschland auch noch Bomben fallen von der NATO so wie jetzt wohl im Blutrausch in Syrien geplant wird oder in Libyen . Wenn wir jetzt nicht ruhig überlegen (oder gar resignieren) kann es uns passieren, dass Merkel die BRD zu Fall bringt wie Honecker die DDR von Merkel.

    Ansonsten gibt es keine Netzpolitik. Und unsere Parlamente können bisher eh noch nicht mit dem Thema Internet umgehen.

  5. Das beschreibt ganz gut das allgemeine Problem der Netzpolitik wie es ja schon eine ganze Weile zu beobachten ist.
    Einige gründen eine Partei gegen Aushöhlung der Grundrechte und für Netzpolitik. Dann fängt ein Haufen Menschen an alle rauszubeißen die zwar bei diesen beiden Themen absolut dakor sind aber nicht zu 100% der eigenen Meinung entsprechen was alle anderen Themen angeht weil man muss ja Haltung gegen die Gegner der eigenen Grundüberzeugung zeigen …. immer, ganz egal um was es geht.
    Gleiches passiert dann wenn man mal eine grosse Demo bei passender Gelegenheit zu dem Thema hat, auf der mehr als nur 200 Leute auftauchen. Man redet davon das sich in der Opposition zur Überwachung doch bestimmt alle einig sind und beschwert sich danach das die Reden zu nationalistisch waren und der eine Verein nicht verstanden hat was struktureller Antisemitismus ist und der Nächste nicht feministisch genug und und und und …..
    Währenddessen sitzt der nichtwählende „Normalbürger“ daheim, würde ja gerne seine Stimme erheben, hat aber keine Lust eine Partei zu wählen die ihn als Nazi beschimpft wenn er weiter „Zigeunerschnitzel“ sagt und auf eine Demo zu gehen in welcher er in einem Meer aus Parteifahnen ertrinkt.

    Das traurige ist das sich wahrscheinlich wirklich alle, oder zumindest die Mehrhe8it, einig sind in der Opposition zur Überwachung. Das man womöglich wirklich viele Menschen auf die Strasse und an die Urne bekommen würde wenn man sich einfach mal zurücknimmt und sagt „Das Thema ist verdammt wichtig, da stelle ich mich auch neben einen Masku oder Nationalisten auf die Strasse um dagegen zu demonstrieren, Hauptsache wir sind viele, Hauptsache es wird gemerkt das genau dieser Punkt für niemanden ok ist“

    Demnächst heisst es dann halt:
    Als die „Maskus“ demonstrierten demonstrierte ich nicht mit denn ich demonstriere nicht mit Maskus
    Als die „Nationalisten“ demonstrierten demonstrierte ich nicht mit denn ich demonstriere nicht mit Nazis.
    Als die FDP demonstrierte demonstrierte ich nicht mit denn ich demonstriere nicht mit der FDP.
    Als sie dann restlos alles überwachten traute sich keiner mehr zu demonstrieren.

  6. Pingback: Demonstration: Freiheit statt Angst! (7. September, 13 Uhr, Alexanderplatz, Berlin) | Emanzipatorische Linke

  7. lieber @soulless:
    „Als die “Maskus” demonstrierten demonstrierte ich nicht mit denn ich demonstriere nicht mit Maskus
    Als die “Nationalisten” demonstrierten demonstrierte ich nicht mit denn ich demonstriere nicht mit Nazis.
    Als die FDP demonstrierte demonstrierte ich nicht mit denn ich demonstriere nicht mit der FDP.
    Als sie dann restlos alles überwachten traute sich keiner mehr zu demonstrieren.“

    Nein, tut mir leid, das ist einfach so ein arroganter und geschichtsvergessener quatsch! dieses verfremdete zitat von martin niemöller zieht eine analogie zur ns-zeit, die das dritte reich in unerträglicher weise verharmlost.
    ich glaube auch nicht, dass du gern in einer gesellschaft leben möchtest, in der nazis das sagen haben, deren argumentation lässt sich nämlich in einem satz zusammenfassen: „als deutscher habe ich das recht, nur von deutschen überwacht zu werden“. nicht wirklich besser, oder?

    außerdem geht es natürlich auch darum, dass wir durch stumpfen antiamerikanismus nicht sehen, dass es (zumindest für mich) schlimmer ist, wenn ich als aktivist in deutschland von der bundesregierung überwacht werde.

    tl;dr: besser im überwachungsstaat leben als in einem faschistischen. der überwachunsstaat ist natürlich trotzdem scheiße.

  8. Bullshit ist das richtige Stichwort. Es war eine Demo gegen Überwachung und für die Freiheit. Da laufe ich notfalls sogar neben einem Rassisten her, sofern er auch gegen Überwachung und für die Freiheit da hingeht. Es ist doch scheissegal wer da hingeht, ob er was gegen Amis hat oder Polizisten geil findet. Seine Sache. Hauptsache es passiert was, und zwar schnell und heftig.

  9. @soulless Sind sie jene/r, der/die in den Kommentarspalten des Herrn Welding „om13gate“ mit „ein paar Personen oder eine einzelne Person dieser Gruppe von Menschen, die das nicht ok findet, stellt diesen Menschen an den Pranger. Daraufhin eskaliert das ganze durch einen Mob der sich gegenseitig aufstachelt“ zusammenfasste?

  10. Mal davon abgesehen, dass ich da auch viel anderes gesehen und gehört habe, was aber wahrscheinlich als Gegengewicht nicht so richtig zählt, würde mich von denen, die das so unerträglich finden, dass sie sich dann lieber ganz und angeekelt abwenden, hören, wie Ihr Euch vorstellt, in und zwangsläufig mit der Gesellschaft politisch etwas ändern zu können – wenn nicht gemeinsam mit Leuten, die sicherlich in vielen Sachen anderer Meinung sind als jeweils Ihr selbst?

  11. @no_pasaran
    „Wer ein Problem nicht angehen will, weil andere Probleme noch nicht gelöst sind, der wird niemals auch nur EIN PROBLEM lösen.“

    @soulless +1
    Genau an der Haltung von @no_pasaran sind auch die Indianer gescheitert. Ihre Gegner haben es verstanden ihr (objektiv unbedeutenderen) inneren Konflikte so zu überhöhen, dass sie den Kampf gegeneinander als wichtiger empfanden, als den Kampf gegen den gemeinsamen Gegner. Als sie es endlich verstanden hatten, war es bereits zu spät.

    Genau das droht uns in D und EU auch.

  12. OT: Weil ich das in letzter Zeit öfters lese: Es heist nicht dakor sondern d’accord. Es wird nur [daˈkoːɐ̯] ausgesprochen, aber eben d’accord geschrieben.

  13. Ich kann dem Artikel nur zustimmen. In der Diskussion um NSA, Prism und co. sind mir ziemlich viele Anti-Amerikanische Kommentare aufgefallen. Kritik an der US-Regierung diesbezüglich ist richtig und auch wichtig, allerdings darf dies nicht in einem plumben Anti-Amerikanismus ausarten. Manche nutzen so was dann natürlich aus, um ihren blinden Hass gegen die USA auszuleben. Vorallem die deutschen Geheimdienste haben durchaus ihren Anteil an diesen Programmen oder haben zusammengearbeitet.

  14. @ soulless: Cool, wir sagen Gedichte auf. Ich habe auch eins:
    „Als die Nazis gegen ACTA demonstrierten, habe ich mit ihnen demonstriert, denn es ging ja nicht um Nazis.
    Als die Nazis gegen Bestandsdaten demonstrierten, habe ich mit ihnen demonstriert, denn es ging ja nicht um Nazis.
    Als die Nazis gegen die NSA demonstrierten, habe ich mit ihnen demonstriert, denn es ging ja nicht um Nazis.
    Als die Nazis begannen, die Macht zu übernehmen, konnte ich niemandem erklären, warum man sich nicht an ihrer Seite marschieren darf.“

  15. @peter müller:
    tja, der vergleich mit den indianern ist leider bezeichnend. als ob es hier um kämpfe zwischen ethnische gruppierungen ginge.
    tatsächlich geht es nicht um einen konflikt deutsche vs. böse amis, sondern es geht um den konflikt überwachungsstaat vs. überwachte. und zwar grenzüberschreitend, international.
    die angeblich objektiv unbedeuterenden inneren streitigkeiten (innerhalb der volksgemeinschaft?) sind deshalb elementar, denn nur wenn wir uns über den frontverlauf (entschuldigt die militär-metapher) dieses konflikts klar werden, können vernünftige forderungen und ziele formuliert werden.

  16. Kurze Gegenargumentation: Menschen sind mehrheitlich Arschlöcher (vor allem, wenn sie in Massen auftreten). Menschen, die andere Menschen überwachen, sind Oberarschlöcher. Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der Arschlöcher von Oberarschlöchern kontrolliert werden.

  17. Also ich muss sagen, dass mir in der Diskussion um NSA, BND etc. pp. bis jetzt relativ wenig Anti-Amerikanismus aufgefallen ist im Vergleich zu manch anderer Diskussion in vergangenen Zeiten.

    Es wird klar getrennt zwischen NSA, US-Regierung sowie kapitalistischen Kreisen einerseits und der US-amerikanischen Bevölkerung, der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und US-amerikanischen Internetaktivisten.

    Heck, eine der größten Heldinnen dieser Bewegung ist eine US-amerikanische Soldatin(!), die für mehr Transparenz der Mächtigen und ihren Sklaven nun 75 Jahre in den Knast geht.

    Nur weil in dem ein oder anderen Kommentar oder Tweet oder Plakat lediglich von „den USA“ geschrieben wird, muss man noch keinen Anti-Amerikanismus herbeireden. Vielleicht sollte schnell eine twitter-taugliche Abkürzung gefunden werden für „die US-Amerikanische Regierung und ihre Geheimdienste“, damit kein ‚wahrer Freund‘ der USA sich weiter auf den Schlips getreten fühlt.
    Ich schlage mal vor (auch damit es nicht mehr nur „die Amis“ bleiben) MIC 2.0 – steht für Military-Industrial Complex 2.0 (inkl. den Klandestinen)

  18. Ich lese diesen Text nicht als einen, der sich um Freiheit, Demos, Falschheit oder Maskulisten dreht, sondern als eine Darstellung Deiner Befindlichkeit, weil Du siehst, dass Deine Erwartungen nicht eintreffen. Die Netzgemeinde hast Du Dir selbst konstruiert und Dir eine Erwartung geschaffen, die nicht erfüllt wurde. Im Gegenteil, Du erkennst, dass Menschen sehr verschieden sind. Ich finde, das ist ein Fortschritt. Zugleich erkennst Du, dass diese Menschengruppe wie jede andere auch gern Wasser predigt und Wein trinkt, zB indem sie übertreibt. Willkommen in der Wirklichkeit. So eine Einsicht ist meist mit Schmerzen verbunden, aber sie lohnen sich. Ich habe das auch ein paar Mal erlebt, aber es hat sich gelohnt.
    Schön würde ich es finden, wenn Du auch sonst nicht so pauschalisieren würdest, es wird auch andere als „Hasskommentare“ geben und mit einem Wort wie „Maskuscheisse“ verbaust Du Dir vielleicht nur den Weg, andere Standpunkte nachzuvollziehen, sonst würdest Du eine andere Bezeichnung wählen. Aber da machst Du Dich dann wieder mit einer anderen Gemeinde gemein.

  19. Schließe mich @soulless an. Wie @Jonas verstehe auch ich nicht, was an der Datenkrake antisemitisch sein soll. (?) Und auch nicht, warum die Kritik an NSA/PRISM etc. sowie diversen, ins Totalitäre weisende Tendenzen der US-Politik und Gesetzgebung gleich „Antiamerikanismus“ sein soll. (Das ist genauso falsch, wie jegliche Kritik an der israelischen Politik gleich „antisemitisch“ zu nennen). Tempura etc. werden im Übrigen doch genauso kritisiert!

    Mit „Om13Gate“ und dem Fake-Skandal hatte das Thema der Demo definitiv nichts zu tun. Was du persönlich mit der Forderung nach (unüberwachter) freier Entfaltung des Individuums assoziierst, ist gwiss individuell verständlich. Aber WIE ANDERS hätte denn die Demo nach deiner Vorstellung deshalb sein sollen?

    Genau wie du den 68ern vorwirfst, ihre alten Ideologie-Süppchen zu kochen, könnte man denselben Vorwurf Menschen machen, die immer noch zusammen zucken, wenn jemand „Volk“ -sagt!

    Dabei gibt es dazu seit dem ungemein erfolgreichen Slogan „Wir sind das Volk“ wieder vornehmlich positive Assoziationen (danke, liebe ehem. Ossis!!!).

    Zweifellos sind damit doch heute – ganz ohne nazi-antike „völkische“ Nebengedanken – die Bürger dieses Landes gemeint, die im Sinne des Grundgesetzes der SOUVERÄN sind, der die Politik letztlich zu bestimmen hat bzw. haben sollte.
    DAS war es doch, was die Bürger der ehemaligen DDR mit viel Mut auf den Straßen massenhaft zum Ausdruck brachten: „WIR, das Volk, von dem Ihr immer redet und dem Ihr angeblich dient, sagen jetzt, was Sache ist!“

    Ebenso „Deutschland“: Seit der WM 2006 ist das eigentlich kein Problem mehr, nicht gemerkt?

    Ein paar ewig Altlinke (manchmal gar jung an Jahren) wollen halt partout das MEM erhalten, dass es in Deutschland irgendwie sündhaft sei, den eigenen Staat korrekt zu benennen und auch mal über dessen Interessen zu diskutieren. Schließlich ist dieser Staat der Rahmen, in dem wir verfassungsgemäß gefordert sind, mitzubestimmen, ziemlich doll mitzubezahlen, sowie Regeln und Sanktionen mitzuertragen (und natürlich auch: seine vielfältigen Zuwendungen/Umverteilungen in Anspruch nehmen zu dürfen! ).

    Was für ein wenig hilfreicher Bullshit, diese Diskussion schon mittels Begriffe-Zensur zu erschweren, indem man gleich alle als „deutschnational“ in einem ganz anderen, außerhalb der merklich geschrumpften Neonazi-Szene längst überwundenen Sinne diskriminiert, die über „Deutschland“ sprechen.
    (Mir ist übrigens nicht in Erinnerung, was genau du gemeint haben könntest… aber ich hab auch nicht ALLES gehört, was auf der Demo gesagt wurde).

    Kurzum: wer es wirklich Ernst damit meint, dass diese Sache mit der Totalüberwachung ein Punkt ist, den man nicht hinnehmen, sondern wirklich wegkriegen muss, sollte dann auch mal etwas OPEN MINDED die Realitäten zur Kenntnis nehmen: Um etwas zu bewegen, braucht es DIE MASSEN. Das kann nur – wenn überhaupt – gelingen, wenn nicht jedes Individuum und jede von irgendwas besonders betroffenen Gruppen IHR DING zur Blaupause jeglichen Miteinanders machen.

    Geht das denn gar nicht: Das GEMEINSAME sehen – und für seine Verwirklichung zu kämpfen? Und dafür zur Not alles andere, in unseren Zeiten der individullen Verwirklichung ständig MEHR werdende Trennende mal beiseite zu lassen?

    Was ich sage, gefällt Dir vielleicht nicht, aber mir ist „diese Sache“ wirklich wichtig und ich sehe nicht, wie man da weiter kommen könnte, wenn solche Ansprüche ans „zusammen kämpfen“ gestellt werden, wie du sie hier zum Ausdruck bringst!

    Aber ja, ich verstehe dich, hab‘ auch entsprechende Erlebnisse: Als z.B. die erste Welle der Snowden-Enthüllungen in der Welt bekannt wurde und sich vielfache Entrüstung formulierte, musste ich zu meinem Schrecken bemerken, dass ich meinungsmäßig „Seit an Seit“ mit der Tea-Party stand!
    Auch Netzpolitik.org hat das damals bemerkt und den Spruch abgelassen „Auch Sarah Pallin kann mal was Sinnvolles sagen!“

    Trotzdem – es war ein seltsames Gefühl.

    Womit ich aber nicht sagen will, dass ich auf der FSA13 irgendwelche Leute bemerkt hätte, die mir ähnlich weit entfernt vorgekommen wären wie die Tea-Partry! Jedenfalls nicht mit dem, was sie dort sagten, auf Schilder geschrieben hatten oder sonstwie zum Ausdruck brachten!

    Und ja: da war „die Mitte der Gesellschaft“ – auch Ältere und Eltern mit Kindern. Die gewiss keinen Bock auf eine militante Demo mit schwarzem Block und martialischer Polizeibegleitung hatten. Schön, dass sowas bei der FSA vermieden werden konnte. Es wäre der Sache nicht dienlich gewesen, ganz im Gegenteil.

    Mein Demobericht mit Linkliste:

    Demo Freiheit statt Angst: Endlich mal mehr Leute, aber lange nicht genug!

  20. „Ich fragte mich, für wessen Freiheit ich hier eigentlich demonstriere.“
    Du demonstrierst – eig. die Leute um dich herum die lieber keine Daten erhebt wissen wollen – für diejenigen, denen du zutraust tolerant und frei von Vorurteilen zu sein sobald alle Daten von allen von allen(anderen), barrierefrei einsehbar sind.

  21. Der Artikel besteht zu nem nicht geringen Teil aus billiger Polemisierung und unbelegtem gebashe gegen die eignen Verbündeten. Und dann fragst du dich warum eben keine 20k Leute mehr kommen wie 2009. DU bist der Grund, warum es ne Pflichtveranstaltung ist und unmotiviertes Geschlurfe. Natürlich kommt niemand wenn gegen alles und jeden (Parteianhänger, parteilose, leute die immernoch „Bradley“ auf ihrem Schild stehen haben, leute die ihre transsexualitätin dem zusammenhang wichtig finden,, amerikaner, antiamerikaner, feministen, nicht-feministen, kapitalismuskritiker, kapitalismusbefürworter, verschwörungsspinner, pragmatiker, bürgerliche, radikale, nazis, antideutsche, etc.pp.).gepimmelt wird und man die bloß nicht dabeihaben will. Wen man nicht mag kann man am besten vor Ort auslachen und kommt vieleicht sogar ins Gespräch und kann die Welt ändern. Wenn man von vornherein sagt man will am liebsten mit niemandem, dann kann man auch zuhause bleiben. Und dieser Aufforderung die aus deinem Text bei mir ankommt sind viele gefolgt. Schönen Dank.

  22. @ju
    Ja. Und ich halte es immer noch für einen Pranger irgendwelche (Online)identitäten wild durcheinander und aus dem Zusammenhang gerissen unter der Überschrift „Das sind alles Hater“ zu zitieren. Was in keinster Weise irgendeine Ausrede für gehate von irgendwem oder gegen Feminismus darstellt. Nur bin ich der Meinung das es in erster Linie um Methoden geht und nicht um Gesinnungen.

    @no_parasan
    Das ist kein „arroganter und geschichtsvergessener Scheiss“ sondern einfach ein verfremdetes Zitat. Nur weil Hr. Niemöller es in Analogie zur NS-Zeit benutzt hat heisst das nicht das man es nicht in anderen Zusammenhängen verfremdet nutzen darf.
    Und wenn jemand argumentiert „Ich bin gegen Überwachung durch die Amis aber für Überwachung durch den deutschen Staat“ dann ist er nicht gegen Überwachung und kann auch nicht mein Verbündeter gegen Überwachung sein. Und so wie ich das mitbekomme geht es nicht nur gegen PRISM und so Zeugs sondern auch gegen VDS und ähnliches. Es geht gegen Überwachung und für ein freies Netz.
    Wenn jemand aber sagt „Deutschland sollte durchaus mal Rückgrat zeigen und den Amis sagen das sie aktuell sehr viel zu weit gehen und einen Weg beschreiten der bei uns schon zweimal in üble Zustände geführt hat und dann auch sagen das machen wir nicht mit und kündigen darum diverse Abkommen und setzen Verhandlungen zu weiteren aus bis ihr mal anfangt nachzudenken was ihr Amis da macht“ dann ist das zwar wahrscheinlich Nationalismus und für einige Antiamerikanismus aber aus meiner Sicht eine absolut valide Argumentation und mit diesem Nationalisten stelle ich mich dann auf eine Demo und werfe ihm nicht ständig „Du Nazi, wehret den anfängen“ an den Kopf.

    tl;dr: Mir macht ein bisschen Nationalismus wesentlich weniger Angst als die totalitären Bestrebungen einiger anderer mit gefestigter Ideologie im Zusammenhang mit einem entstehende Überwachungsstaat. Um noch ein anderes Zitat zu bringen:
    „Ich habe keine Angst vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Faschisten, sondern vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Demokraten“

    @Syd Mounep
    „…..
    als die Nazis begannen, die Macht zu übernehmen demonstrierte ich zusammen mit allen anderen gegen ihre Bestrebungen einen totalitären Staat mit schon wieder Überwachung einzurichten weil ausser den Nazis alle anderen gegen Überwachung waren.

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