Deja Yoo!

Ich glaube, ich brauche nicht extra betonen, wie ich zu der Vodafone-Sache stehe. Ich denke, dass hier ein Unternehmen auf dem Holzweg ist. Und zwar auf einem ziemlich schädlichen für die „Generation Upload“ bei der man sich doch so gerne einschleimen möchte.

Auch ist meine Ansicht in Sachen Werbung für Geht-Nicht-Unternehmen bereits von vorn bis hinten durchexerziert und zwar am Fall von Yahoo! Und so stehe ich zum Beispiel diesem Spreeblick-Posting und habe ein Deja-Vue.

Nun ist aber viel Zeit vergangen und einiges anders. Ich bin da jetzt quasi persönlich involviert. Nicht nur, weil ich einige Menschen aus dem Spreeblickumfeld kenne (und schätze) und teils freundschaftlich mit ihnen verbunden bin. Nein. Sascha Lobo, der die ganze Sache eingebrockt hat, ist mein Freund. Als er sie eingebrockt hat, das weiß ich noch, war Vodafone nur irgendein Telefonprovider, der so wie alle anderen die Verträge unterschrieben hat und die Diskussion um die spezielle Stellung von Vodafone in der Sache war noch nicht im Gange. Er würde das nicht zugeben, aber ich glaube schon, dass es ihm mittlerweile unangenehm ist. Aber das ist sein Problem, niemand sollte ihn deswegen bedauern, er bekommt genug Geld dafür.

Die Vodafone-Werbung ist jedenfalls nun gebucht und das Geld liegt auf dem Adnationtisch. Da zuzugreifen finde ich auf eine Art, naja, nachvollziehbar. Unschön aber nachvollziehbar. Ich glaube (und hoffe), ich hätte es an deren Stelle nicht getan und ich kann den Unmut durchaus verstehen, den man jetzt gegen diese Blogs empfindet. Es ist das selbe Gefühl, das ich vor zwei Jahren hatte. Ich werde also niemandem ins Gewissen reden, wenn er jetzt meint, die betreffenden Blogs kräftig anschnauzen zu müssen. Ich halte eine Diskussion darüber, wie weit sich ein Blog in Sachen Werbung von seinen Anliegen entfernen kann, nach wie vor für aktuell und wichtig und hege auch keinerlei Mitleid für die Beteiligten.

Ich werde an dieser Stelle aber nur sagen, dass ich das missbillige. Ich finde es nach wie vor nicht richtig, auf der kommerziellen Bahn der politischen entgegen zu arbeiten. Das ist und bleibt ein Glaubwürdigkeitsproblem. Jedenfalls in Blogs, in denen man sich noch politische Ziele auf die Fahnen schreibt, sollte die Werbung diesen Zielen nicht widersprechen und auf diese Weise konterkarieren. Das tut sie in diesem Fall eklatant. Das ist schade.

Aber was ich auch ärgerlich finde, ist, dass sich ausgerechnet Don Alphonso traut, in dieser Sache scharf zu schießen. Klar: es ist Spreeblick, es ist Lobo. Da braucht es eigentlich keine weiteren Gründe, da regieren die Reflexe.

Aber wo war der Don die ganze Zeit, als es um das Zensurgesetz ging? Wo ist seine Unterschrift auf der Petition? Wo sind die Artikel, die er gegen Zensursula geschrieben hat? Wo ist auch nur das kleinste Fünkchen von Engagement in der Sache? Okay, das besagte „kleinste Fünkchen“ hat Don nachgereicht. Immer noch erstaunlich wenig.

Da ist es mir lieber, wenn sich jemand wie Johnny engagiert und dabei angreifbar macht, als jemand, der erst nach gelaufener Schlacht aus dem Schützengraben kriecht, auf alte Kontrahenden zeigt und ruft: „Haltet den Verräter!

37 Gedanken zu „Deja Yoo!

  1. Und wenn ich das noch sagen darf: Du hast mir mal eine Mail geschickt mit der Frage, dass Du mit Freundin in Bayern seist und gern vorbei schauen würdest. Die Mail kam an, als ich gerade auf den Berg gegangen bin, und als ich sie las, war es schon zu spät. Ich fand das damals schade.

    Inzwischen denke ich, dass ich froh darum bin. Tschuldige, wenn ich das hier so offen sage, aber wenn wir schon darüber reden, dann richtig.

  2. Don, siehst du? Das ist genau Dein Problem. Dass Du nie zwischen persönlichen Kram und der Sache unterscheiden kannst. Hast Du das nie gelernt?

    Ich hab kein Problem mich öffentlich gegen Meinungen und Handlungen von Menschen zu stellen, die ich mag. Und ich hab auch kein Problem, Menschen ihre Erfolge zu gönnen, die ich nicht mag.

    Bei Dir läuft scheinbar alles über das Freund/Feind-Schemata. Aber das ist auch kein Raster, durch das ich und das was ich schreibe und tue beurteilt werden will.

    Ich finde es schade, dass Du Dich nicht zurückgemeldet hast. Nach wie vor. Aber wenn Du mich jetzt auch in den Kreis Diner Intimfeinde eingliedern möchtest, kann ich Dich nicht daran hindern. Unabhängig davon wirst jedenfalls Du weiterhin Zustimmung und Kritik von mir ernten. Je nach Anlass.

  3. Wenn Du meinst, dass ein derartiger Beitrag in der FAZ über eine Frau, die für die FAZ als Testimonial auftritt, ein kleinstes Fünkchen ist, dann möchte ich noch auf den vorletzten Kommentar zu dem Beitrag verweisen:

    „Ein sehr schöner und treffender Text, guter Don!
    Anscheinend haben auch Ihre FAZ-Stammkollegen ihren Kommentar gelesen und äußern sich endlich reflektierter zum Thema. Diejenigen die das Thema auf FAZ-online verfolgen, werden wissen, wer gemeint ist.
    Danke Don!“

    Ich bin kein Held. Es ist kein Problem, man gibt mir die Freiheit. Leute, die nett über Vodafone und Lobo schreiben, haben auch nie einen Finger gerührt, egal ob bei der FAZ oder anderswo. Ich habe damals in Wackersdorf mehr gemacht. Ich bin nicht gerade ein Freund von „Ihr wisst eh alle dass es die Petition gibt also unterschreibt da endlich“. Ich glaube nicht an Unterschreibebefehle.

    Und wenn Du noch gestattest: Ich habe nicht „nachgereicht“. Du hast eine offensichtliche Unwahrheit über mich verbreitet, weil Sie Dir in das Konzept gepasst hat. War da nicht vor Kurzem nicht was mit einer familienministerin und Indien?

  4. Den einen Artikel mit der doch sehr verklausulieren Zensursulakritik übersehen zu haben, ist mir nicht mal peinlich. Gib ruhig zu, dass das Thema einfach nie Deines war. Das ist nicht schlimm. Das wollte ich nicht sagen. Aber es versetzt Dich nun mal nicht in die Position andere, viel aktiviere, in der Sache aburteilen zu können. Das ist bigott.

  5. Aber bitte. Keine Feindschaft. Ich bin nur sehr eigen und altmodisch, wenn es darum geht, wen ich als Gast empfange und wen nicht. Das setzt ein gewisses Vertrauen und eine gewisse Sicherheit voraus, dass die Regeln eingehalten werden, denn Gäste sind danach sakrosankt. Regeln, die Du nicht berücksichtigst, wie man oben sieht: Du stellst eine Unwahrheit ins Netz, ohne auch nur nachzufragen.

    Und da bin ich froh, einfach nur heilfroh, nicht das Gefühl zu haben, in meinem Haus hintergangen worden zu sein, und jetzt auch noch an meinen Regeln nagen zu müssen. So, wie es jetzt ist, ist es mir ziemlich egal. Du musst selbst wissen, was Du sagst und tust.

  6. Michael, wieso glaubst Du, Menschen allein nach dem beurteilen zu können, was sie im Netz schreiben? Ist das nicht etwas, sagen wir mal, bigott? Was weisst Du von mir, was ich nicht ins Netz schreibe? Wie gesagt, ich bin inzwischen froh, dass es nicht mehr ist, und mit meinem Nichtnetztun gebe ich weder an, noch habe ich da irgendwas zuzugeben. Ich habe mich nicht am grossen Sautreiben im Netz beteiligt, wo jeder von jedem abgeschrieben habe. Das „gebe ich gern zu“.

    Dann eben lieber das Posting, das dort ankommt, wo Blogs keinen Fuss auf den Boden bringen, mitsamt der 84 Kommentare. Wo warst eigentlich Du, als es darum ging, das Thema im Zentralkorgan des bürgerlichen Lagers auzugreifen und zu debattieren?

    Und richtig, ich halte die Frage, inwieweit man den Staat verschuldet und Banken unreguliert lässt, aus einer Reihe von Gründen für wichtiger. Eine Frage, in der die deutschen Blogs ein Totalausfall waren. Aber es ist eben leichter, Zensursula zu brüllen, als zu verstehen, was Level-III-Assets sind und warum sie deshalb die Mehrwertsteuer erhöhen werden.

  7. Don. Wie gesagt: Es ist nicht schlimm, dass es nicht Dein Thema ist. Ich hab ja vorher auch nichts gesagt. Aber wenn Du jetzt den Scharfrichter spielen willst, kann ich doch mal auf Deine Referenzen verweisen. Und die sind, naja, mau.

    Und damit will ich nicht Dein gesellschaftliches Engagement als ganzes abtun. Ich lese Deine Ausführungen zu Bankenkrise etc. gerne. Das steht aber hier nun mal nicht zur Debatte.

    Ich nehme mir auch in keinster Weise die Freiheit, Dich als Person zu beurteilen. Wie käme ich dazu? Ich beurteile Deine, wie Du immer sagst, „Kunstfigur“. Das ist das einzige was ich kenne: Deine Performance hier im Web. Die sieht so aus, wie oben beschrieben. Jedenfalls für mich.

    Ich glaube nach wie vor, dass Du real ein netter Kerl bist. Vielleicht schaff ich das ja mal, zu verifizieren. Ich trenne da übrigens ebenso strikt wie Du, zwischen On- und Offline.

  8. Du hast nicht auf meine Referenzen verwiesen, Du hast gelogen und versuchst, Deine Unwahrheit zu beschönigen. Naja. Bedaure, ich habe kein Interesse an einem Treffen.

  9. Ganz genau, Don. So war es! Ich kannte den Artikel ganz genau und dachte, ich käme damit durch, ihn zu unterschlagen! DEN Artikel, der ALLES wieder rausholt. DER EINE ARTIKEL, der meine GESAMTE Argumentation augenblicklich zusammenbrechen lassen würde. Ich verlogenes Arschloch, ich!

  10. Pingback: Christian Schoepe (chschoepe) 's status on Thursday, 16-Jul-09 17:40:39 UTC - Identi.ca

  11. Alles andere mal beiseite gelassen: Ich bin ziemlich sicher, mehrere Artikel von Don Alphonso gelesen zu haben, in denen das Thema angeschnitten wurde. Und du kannst ja beispielsweise an dem Kommentar von Jean Jacques zu dem oben verlinkten Beitrag („Heute verknüpften Sie eine gezeichnete Bade-Nixe auf Papier einerseits mit Bildern von Vorgängen anderseits, die (noch junge) Menschen aus Fleisch und Blut auf ihr Leben hin verletzen, von Schlimmerem zu schweigen. Diese journalistische Volte ist leider nicht mehr originell, sondern geschmacklos.“) sehen, dass die FAZ kein wahnsinnig leichtes Umfeld für dieses Thema ist.

  12. malte, kann sein, dass mich da meine Wahrnehmung völlig verarscht, aber Don Alphonso ist mir nie als Sperrgegner aufgefallen. Ich lese nach wie vor Rebellmarkt und Blogbar, nur das FAZ-Dings eher sporadisch. Wenn, dann muss sich alles dort abgespielt haben. Aber den einen Artikel finde ich eben nicht genug um sich über andere in der Sache zu stellen, die wirklich etwas gemacht haben.

  13. Mir ist das Thema Adnation/vodafone zu komplex, als dass ich es jetzt hier in einem Kommentar aufdröseln wollen würde.
    (Ich sehe jedenfalls keine Meinungsverschiedenheit, was die Rolle vodafones angeht, zwischen Spreeblick und beispielsweise fixmbr. Die Frage, ob und wie man Werbung macht, ist die, für die ich weiter ausholen müsste)
    Wenn ich bisher zu dem Thema Netzsperren geschrieben habe (und Schreiben ist mein Beitrag, ich plane keine Selbstverbrennung vor dem Reichstagsgebäude), dann hat mich dafür niemand kritisiert.
    In meinem Segment der Blogosphäre predige ich damit den Bekehrten.
    Wären die vielen Artikel und die Online-Unterschrift dann hinreichende Bedingung für Kritik an dem Spot? Obwohl ich dafür nichts riskiert habe?

  14. Jetzt versteh mich nicht falsch. Ich will niemandem das Recht absprechen, Kritik zu üben. Egal an was. Es kommt nur sehr wohlfeil daher, dass das erste, was ich von Don in Sachen Zensursula lese, Gemotze in Richtung Spreeblick und Lobo ist (auch wenn ich den einen Artikel da eben nicht gesehen hab). Ich finde das schon sehr bezeichnend, man merkt gleich worum es wirklich geht.

    Und ja. In dieser Sache muss man Johnny auch einfach zugestehen, einiges gemacht zu haben. Er war ziemlich von Anfang an auf der Liste des AK-Zensur, hat Gespräche mit der SPD geführt und einige Aktionen lanciert. Er hat einiges Mehr getan, als nur geschrieben. Ich finde, bevor da jemand ankommt und ihm da was vorwerfen will, sollte die Frage nach seinem eigenen Engagement gestellt werden können.

  15. Michael, red nicht über Dinge, die Du nur vom Hörensagen kennst. Die SPD hat auf Bundes-, Länder und Kreisebene mit Gott und der Welt geredet und mit jedem, der wollte, und nicht für ein Fünferl zugehört, da haben sich alle den Mund hin fusslig geredet, Jusos, Mitglieder, Externe, die Internetcracks, und das ist auch für mich als Parteimitglied mit den passenden Kontakten in Bayern kein Ruhmesblatt. Völlig egal. Ergebnis Nullkommagarnichts. Da kann man nichts drüber erzählen. Quark von vorne bis hinten. Nehmen Sie Platz sagen Sie was aha jaja. Die andere Seite hat gewonnen. Schwamm drüber. Und nein, ich habe mich da nicht reingedrängt wie andere. Die wollten nur wissen, warum ich für sie nichts zu tun bereit bin.

    Alle haben verloren. So schaut’s aus. Die einen einen potenziellen Kunden (haben diese Helden auch die Sache mit der mietbaren Wählerdebattenplattformidee erzählt?) und die anderen ihre politische Heimat. Die einen haben ihre Webprojekte ganz vorne positioniert, die anderne haben sich für ihre Partei geschämt. Für die einen sind die vielen Links ein verkaufsargument für hohe Klickpreise bei Vodafone. Ich habe nichts zu verkaufen.

  16. Ein klarer Fall von Glaibwürdigkeit weggeschmissen. Da sind mir die klaren Worte von Don Alphonso lieber, als das unerträgliche Gutmenschen Geschwätz. Zumal alle Beteiligten seit Monaten mit den Werbeverträgen in der Tasche eine #Zensursala Kampagne in ihrer Parallelwelt gemacht haben. Naja – Hauptsache der Nico, der Sascha und der Herr Dahlmann machen uns den guten Menschen.

    Das es anders geht haben andere Blogs und deren Macher bewiesen. Alle anderen Aussagen sind schlicht und ergreifend nicht glaubhaft.

  17. Nunja, man kann einen Sachverhalt beurteilen und werten, auch wenn man in der Sache selbst nicht die nötige credibility mitbringt. Ich vermute mal, dass Don Alphonso sich deswegen nicht netzöffentlich engagiert hat, weil es ihm vermutlich schwer fällt, sich mit einer Bewegung gemein zu machen die von Sascha Lobo und Johnny Häusler mitangeführt wird (zumindest in meiner Wahrnehmung). Da ist natürlich diese Vodafone-Geschichte ein Segen.
    Sagen wir mal so: Lobo dissen ist ihm vermutlich wichtiger als gegen Netzsperren zu sein.

  18. Werber können m.E. ebensowenig Rebellen sein wie Prostituierte Nonnen.
    Jedoch taugt ein Feind imo auch nicht zum Kritiker.

  19. @Don wie kommst du darauf, dass ich das nur vom Hörensagen weiß? Nein, ich war dabei. Ich saß mit Dörmann und Wasserhövel in der Besprechung. Und dass es nichts – oder wenig – genützt hat, das hat nichts mit dem Engagement zu tun. Es ging darum, es zu versuchen.

    @Martin Ja, das ist das was ich meine.

    @Iris Und Du scheinst ja mal gar keine Vorurteile zu haben.

  20. Die Kritik an käuflichen Bloggern und innerer, leichter Zerissenheit in eine Abrechnung mit einem kaum beteiligten anderen Blogger münden zu lassen, ist schon ein sehr gewagtes Unterfangen. Der Sache nach ist das für Außenstehende nicht verständlich, gerade weil die Kritik an Don Alphonso offenbar aufgestaut und in Hobbypsychologie daher kommt.

  21. Zu dem Posting oben, unabhängig um wen & was es geht: Die „Wo war eigentlich ???, als es um ??? ging?“-Nummer ist ne ziemliche Frechheit. Erkauft man sich mit Blogpostings protest-credibility und darf nur dann anschlussfähig auftreten, wenn man mindestens einmal wöchentlich die ewig selben Phrasen ins Internet schreibt? Und: kann man Werbeeinnahmen mit Protestpostings aufrechnen – oder wie ist das gemeint?

    Die beiden Ideen hinter dem Posting oben finde ich schlimm.

    Der Sinn der Adnation-Werbung ist, sie mit den Inhalten und den Autoren einer Website zu verknüpfen. (Oder was sollen die Kalküle sein?) Und wer sich darauf einlässt, muss das aushalten anstatt sich billig aus der Affäre ziehen zu wollen.

    Wenn sich jemand angreifbar macht ist es Don Alphonso mit seinem Geschreibe. Aber dieses Spreeblickposting zum Thema, so sehr ich die ganze Arbeit, so fern ich sie mitbekomme, zu schätzen weiß, ist inkonsequent und rudert mir viel zu sehr rum. Ich will, was die Netzsprerren angeht, zivilen Ungehorsam auf allen Ebenen, gerade wenns weh tut, damit alle begreifen, um was es geht.

  22. @mspro:

    Unwahrscheinlich. Aber was hat das mit dem zu tun, was ich hier schrieb? Meines Erachtens gibt es nun mal Positionen und Aktionsfelder, bei denen es nicht egal ist, womit man sein Geld verdient. In solchen Fällen muss man sich eben entscheiden – für die Kohle oder Ideale, wenn man sich treu und nach außen glaubwürdig bleiben will. Das wollte ich sagen.

    Aber eigentlich isses auch egal, ob ich meine Ansichten dazu lang oder kurz erkläre, es legt ja doch jeder so aus, wie’s in seine Selbstinszenierung passt. Dass es Bloggern um die Sache geht, nehm‘ ich eh nur noch selten einem ab. Meinungsbloggen ist nach meinen Beobachtungen für die allermeisten Beteiligten kein soziales Engagement sondern in erster Linie Selbstvermarktung. Darin sind sich m.E. Politiker und Blogger sehr ähnlich. Und deswegen halte ich politische Diskussionen in der Blogosphäre auch mittlerweile für überflüssig. Ist eh alles nur heiße Luft.

  23. Iris, das ist eine komische Einstellung. Warum sind politische Diskussionen in Blogs denn nichts wert, nur weil ihre Diskutanten zur Selbstdarstellung neigen?

  24. @mspro:
    Siehste, und ich finde in Deiner Frage offenbart sich eine komische Einstellung. Politische Blog-Diskussionen hätten m.E. nur dann Sinn, wenn sie in erster Linie demokratische Auseinandersetzungen und nicht verbale Schaukämpfe zur Selbstvermarktung wären, denn nur in ersterem Falle könnten sie imo zu einer gesellschaftlichen Werteentwicklung beitragen.
    Gegenfrage: Welchen Wert haben denn Deiner Ansicht nach die politischen Show-Diskussionen in Blogs?

  25. Ich denke, ich kann nur für mich sprechen. Aber mir ist aller Selbstdarstellung zum trotz der Inhalt meiner Texte durchaus wichtig und ernst. Und ich habe auch hier und da das Gefühl gehabt, gerade in letzter Zeit damit etwas bewegt zu haben. Ich glaube, du solltest mal aus deinem Schwarz/Weiß-Denken herauskommen.

  26. Ich finde es – angesichts der Tatsache, dass wir uns nicht kennen, uns auch eher selten über den Weg surfen und Du dementsprechend wenig über meine Denkart ahnen kannst – plump, mir Schwarz/Weiß-Denken zu attestieren, nur weil ich den meisten Meinungsbloggern nicht (mehr) abkaufe, dass ihnen eine gesellschaftliche Bewegung wichtiger ist als ihr Selbstbestätigungstrieb.

  27. Hallo Iris,

    ich finde den Selbstdarstellungstrieb bei politischen Diskussionen recht befruchtend, wenn es dazu führt dass originelle Positionen eingenommen werden. Das Bedürfnis in den eigenen Positionen nicht der Mehrheit zu entsprechen bzw. sich von ihr „abzuheben“, ist doch ein guter Ausgangspunkt für eine Kontroverse.
    Wenn es allerdings nur ein Anlass ist um persönliche Feindseligkeiten auszudrücken, dann wird es schnell kontraproduktiv. Das würde ich auch so sehen.

  28. @Martin:

    In Maßen sind viele Wesenszüge Einzelner fruchtbar für eine Gesellschaft. Doch Menschen können sich schlecht mäßigen. Gesellschaftlicher Narzissmus als Resultat eines auf die Spitze und darüber hinaus getriebenen Individualismus ist m.E. das, woran unsere Gesellschaft im Kern krankt. Und ein exzessiver Selbstbestätigungstrieb (der sich in Webcommunities oder eben politischen Blog-Diskussionen imo gut beobachten lässt) ist ein Symptom dieser Krankheit. Aber ich schweife ab …
    Jedenfalls ist eine nur um der persönlichen Aufmerksamkeit Willen inszenierte Kontroverse m.E. nicht Sinn und Zweck einer fruchtbaren Diskussion über sozial relevante Themen.

  29. Wie gut, dass man sich jedenfalls mit Kulturpessimismus nicht mehr profilieren kann. Das ist seit Oswald Spengler sowas von durch.

  30. @mspro: „Und das Abendland wird untergehen, aber nur soweit es von Spengler ist. “ schrieb Egon Friedell 1936 in seiner Kulturgeschichte des Altertums. Demnach ist Kulturpessimismus nicht „durch“, sondern seine eigene begründete Ursache, kurz: self-fulfilling prophecy. Auch eine Art, den Lauf der Ereignisse zu bloggen.

  31. „Werber können m.E. ebensowenig Rebellen sein wie Prostituierte Nonnen.“

    Einen derart selbstgerechten und engstirnigen Scheiß hab ich schon lange nicht mehr gelesen. Kennste zwei, kennste alle oder wie? Gute Frau, geh mal denken und poste später weiter.

  32. @jolly rogers:
    Eine Frage mal: Wieso können es sich eigentlich manche Trolle einfach nicht verkneifen, auch unter bereits gelaufenen Debatten noch ihre penetranten Duftmarken zu hinterlassen? Wieso ich ausgerechnet Dich das frage? Ach nur so…

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