Ich wollte schon viel, viel länger ein Update zum Buch schreiben, aber wie das so ist: erst kommt man ganz lange nicht dazu, dann wird das verzögert. Und dann ist man auf Reisen. Aber jetzt also:
Erstens: Das wichtigste zu erst: Ich habe letzte Woche einen Buchvertrag bei Orange Press unterschrieben (hier die Ankündigung). Das hat auch die Verzögerung verursacht. Nicht gerade leicht den ganzen Wust an Bedingungen, die ich aufgrund der Crouwdfunding-Versprechen ausgehandelt habe in einen richtigen Vertrag zu gießen. Aber am Ende ging aber alles gut. Alle meine Forderungen (und damit die Ansprüche der mich unterstützenden Community) sind jetzt unter Dach und Fach. (Es sei denn, ich hab was übersehen … was ich nicht hoffe.) Vielen Dank auch an meinen Agenten, Oliver Brauer, der in meinem Namen das alles verhandelt hat.
Es gab im Vorfeld eine Sondierungsphase mit einigen Verlagen, die Interesse bekundeten. Am Ende lagen 3 Angebote vor und ich habe mich für Orange Press entschieden. Einerseits komme ich mit der Verlegerin Undine Löhfelm super zurecht (sie hat ein tiefes Verständnis für die Dringlichkeit der Materie), andererseits mag ich das publizistische Umfeld und denke ich passe da gut rein. Das Angebot war auch gut, in Anbetracht all der Forderungen, die ich unterzubringen hatte (die freie Lizenz, keine E-Bookrechte, Kooperation mit iRights Media, die vielen Crowdfunder-Exemplare, englische Vorabveröffentlichung der Auskopplung bei networked notebooks, etc.).
Dafür konnte ich dann nicht den großen Vorschuss einkassieren, den ich bei Startnext zum Klicken angeboten habe (ich bekomme nun 1000 statt 5000 Euro), dafür hab ich für den Buchmarkt ganz gute Prozente (10% und ab 2000 Stück 15%) bekommen. Das Ebook wird iRights Media produzieren und vertreiben und stellt mit Valie Djordjevic auch ein sehr kompetentes Lektorat.
Ich bin jedenfalls zufrieden mit der aktuellen Situation, auch wenn sie recht komplex ist.
Zweitens: Technisches: Schlechte Nachrichten: Der Plan, das Buch in Git, mit Markdown und im Editor zu schreiben, wurde von der Realität leider zerschlagen. Vor allem in der Zusammenarbeit hat sich das als zu großes Hindernis erwiesen. Nicht nur, dass wir daran scheiterten, Git auf einem veralteten Mac OSX zu installieren, auch die Lernbarriere ist sehr hoch, wenn man aus der Office-Welt kommt. Zudem fehlen wirklich sinnvolle Dinge wie Kommentare im Text, die nach Nutzer gekennzeichnet sind, etc. Gut, wir hätten so Sperenzchen machen können, wie „jede Änderung ein kommentierter Commit“, aber das ist das auch sehr fummelig und kaum zumutbar.
Wir suchten also nach handhabbareren Lösungen und probierten drei, vier kollaborative Tools gemeinsam aus. Am Ende landeten wir dann aber doch bei Google Docs, denn es ist das einzige Tool, dass alle von uns definierten Must-Haves integriert: 1. Kollaborativ 2. Offline Editieren möglich. 3. Versionskontrolle. (Geht seit neustem via Plugins.)
Tja, so ist das: ich schreibe jetzt in Google Docs weiter. Hatte mir das auch anders vorgestellt, aber wird schon klappen.
Drittens: Organisatorisches: Da hab ich letztens was zu in einem Interview zu erzählt. Ich zitiere::
Die Umsetzung sieht so aus, dass ich mir von dem Crowdsourcinggeld jeden Monat 1000 Euro auf mein normales Konto überweise und davon lebe. Ich habe mich mit einem Schreibtisch in ein Büro in Neukölln eingemietet. Hier sitze ich so gut wie jeden Tag (auch am Wochenende) und arbeite an dem Buch. Ich hatte zwar noch einigen Investitionsstau, der aufgelöst werden musste (und ein paar Posten habe ich noch) aber im Großen und Ganzen verwende ich das Geld ausschließlich für Lebenshaltungskosten. Die konkreten Zusatzkosten für die Produktion des Buches, die Freiexemplare, die Kosten für die Releaseparty, die Produktion des Hörbuchs und der englischen Vorabveröffentlichung, sowie ein bisschen was für die Steuer muss ich allerdings zurückbehalten. Ich kann noch nicht genau sagen, wie groß diese Summe sein wird, deswegen versuche ich vorsichtig zu sein mit dem Geldausgeben.
Viertens: Fortschritt: Ich bin aus vielen Gründen die letzten Wochen nicht zum Schreiben gekommen. Erst war ich eine Woche Krank, dann war re:publica und letzte Woche hatte ich einen Vortrag und Blockseminar an der Uni Köln (Jaja, ich bin jetzt Dozent!). Ich hoffe, dass ich trotz allem wie geplant bis Ende Juli fertig werde.
Ich habe jetzt etwa ein drittel des Buches. Zwei Kapitel komplett, ein drittes zur Hälfte. Das ich diesen Stand „ein Drittel“ nenne, liegt zum einen daran, dass ich gemeinsam mit Verlegerin und Lektorin die Kapitelstruktur stark überarbeitet habe. Es ist jetzt alles etwas straffer und stringenter und ich glaube dennoch, dass ich mein ganzes Themenspektrum unter bekomme. (Es ist dann doch mehr, als ich dachte.) Zum anderen werden die ersten Kapitel um einiges länger, als ich geplant hatte (Ich bin schon bei über 100.000 Zeichen!!).
Hier die aktualisierte Kapitelstruktur:
Teil I: Kontrollverlust
Die drei Treiber des Kontrollverlusts
- Was ist der Kontrollverlust?
- Es gibt kein analoges Leben im Digitalen
- Streisand und ihre Schwestern
- Die Krankenakte des Tutenchammun
Das Ende der Ordnung
- Aufschreibesystem U
- Digital und Signal Rauschen
- Die Emanzipation der Query
- Queryology
Die Krise der Institutionen
- Disruptionen
- Kontrollrevolution
- Weltkontrollverlust
Aufstieg der Plattformen
- Query und Plattform
- Die Ökonomie und Ökologie der Plattform
- Eigentum, Sex, Cloud
- Regulierung und Schließung
Teil II. Das Neue Spiel
10 Regeln im neuen Spiel
- Man kann das Spiel nicht gegen den Kontrollverlust spielen.
- Macht hat, wer die Plattform kontrolliert
- Wissen ist, die richtige Frage zu stellen.
- …
Was tun als …?
- Politik?
- Staat?
- Gesundheitssystem
- Wirtschaft?
- politischer Aktivist?
- Privatmensch?
Nach dem Kontrollverlust
- Geht der Kontrollverlust vorbei?
- Digitaler Feudalismus
- Ein Tag im Jahr 2025
- Gesellschaftliche Singularität
Man sieht, es ist um einiges straffer und fokussierter geworden, besondern im zweiten Teil. Ich denke trotzdem nicht, dass ich inhaltliche Abstriche machen muss. Alle geplanten Inhalte haben voraussichtlich ihren Platz gefunden. Das meiste davon wird sich im Kapitel über die 10 Regeln im neuen Spiel konzentrieren. (Welche Regeln das sind, wird noch nicht verraten.) Es kann aber auch sein, dass sich da noch einiges ändert.
Fazit: Es ist also alles recht knapp aber noch im grünen Bereich. Bis auf die Tatsache, dass ich vermutlich keinen Sommer haben werde. Juni und Juli werden die entscheidenden Monate und ich werde mich tief eingraben müssen. Und das bei dem geilen Wetter. Urgs.