Ich habe mich vor allem auch deswegen so mit diesem Paper gequält, weil ich nach längerer Zeit der Aufschieberitis damit einen gewissen Neuanfang oder eine Repositionierung meiner Diss gewagt habe. Genau genommen habe ich die bisherigen Thesen an dem Beispiel der relationalen Datenbank konkretisiert. Dazu musste ich mich zunächst ein paar Dingen versichern, das heißt viel lesen und viel nachdenken.
Derrida befragt Foucault LEFT JOIN Freud
D.h.: Besitzt diese Erfindung die Singularität des Ereignisses und die Persistenz, die Zurechenbarkeit und die diskursive Einbettung in die Ordnung einer diskursiven Formation?3 Ist sie gar ein Bruch, eine Bruchstelle oder Kante? Einer jener Diskontinuitäten in der Geschichte, pikanter Weise in der Geschichte der Ordnung selbst? Und würde man mit der Analyse des Diskurses, der Positivitäten der Aussagen, der diskursiven Verknüpfungen und der Bruchlinien z.B. des Streits zwischen Ted Codd und Charles W. Bachman4 in den 70er Jahren, würde man damit dem Bruch gerecht werden, den die relationale Datenbank heute ausgelöst hat und weiter auslöst?
Diese Frage hat es in sich. Sie lässt sich nicht frontal beantworten, denn sie ist gekoppelt an so viele Voraussetzungen, die nicht als gesichert gelten dürfen. Voraussetzungen, die der Frage bereits einen Sinn geben, man könnte sagen, eine Ordnung geben, die die Antwort nicht unberührt lassen kann. Im Folgenden werde ich diese Schwierigkeiten anreißen, die ich in meinem Vortrag diskutieren möchte:
Erste Unsicherheit: Ordnung. Was ist das, Ordnung? Was war es und was ist es heute? Die Frage nach der Ordnung muss zunächst gestellt werden und sie muss neu gestellt werden, vor allem in Anbetracht der Datenbank, die eine Ordnungstechnik ist. Eine Technik, die also selber den Begriff der Ordnung neu bestimmen wird. Es ist grundsätzlich nicht leicht die Frage nach der Ordnung zu beantworten. Es ist bereits schwer, sie zu stellen. Die Aussagen zu befragen, d.h. ihre Relationen und Verknüpfungen zu sammeln und ihr Feld abzustecken, hieße ihre gegebene Ordnung auszubreiten und zu untersuchen. Aber wie weit kommt man bei der Untersuchung dieser Positivität, wenn eben die Aussage der Datenbank die Positivität in ihrem Selbstverständnis in Frage stellt?
Denn meine These zu der relationalen Datenbank ist, dass sie die Ordnung in Frage stellt. Sie stellt sie in Frage, in einem dreifachen Sinn:
2. Sie stellt nicht nur die Ordnung, das heißt: nicht nur die gegebene Ordnung, sondern die Gegebenheit von Ordnung im allgemeinen in Frage.
3. Sie stellt all diese Ordnungen, Ordnungssysteme und Ordnungstechniken und damit auch alle möglichen Ordnungsanalysen in Frage, indem sie sie in die Frage stellt.
Eine SQL-Abfrage (Structured Query Language) ist keine Frage unter anderen. Diese Frage ist eine völlig andere Antwort auf die Frage der Ordnung. Denn wenn wir es gewohnt waren eine Ordnung zu errichten, die eine Gültigkeit und eine Orientierung versprach und beanspruchte5, die diese aber zugleich in ihren Befragungsmöglichkeiten beschränkt, gibt die relationale Datenbank dieses Konzept zum großen Teil auf. Die Verknüpfungen der Daten und die Ordnung ihrer Ausgabe wird nicht mehr ausschließlich vom System vorgegeben, sondern sie wird erst in und durch die Abfrage generiert. An eine relationale Datenbank kann dadurch eine bis dato ungekannte Anzahl von möglichen Fragen gestellt werden. Die Ordnung ist in der relationalen Datenbank eben nicht in erster Linie eine gegebene Ordnung, sie ist vor allem eine unüberschaubare Anzahl von möglichen Ordnungen.
Zweite Unsicherheit: Das Ereignis. Was ist das Ereignis? Ist das Ereignis tatsächlich noch, jedenfalls ausschließlich, auf der Seite der Einschreibung zu suchen? Muss man nicht, jedenfalls jetzt, nachdem die Möglichkeit in und durch die relationale Datenbank angeschnitten wurde, das Ereignis der Ordnung ebenso in seiner Befragung suchen? Derrida war es, der Foucault als erster darauf hinwies. In „Cogito und die Geschichte des Wahnsinns“ wirft er Foucaults frühem Werk „Wahnsinn und Gesellschaft“ vor, seine eigene Methodik nicht nach der Bedingung seiner Möglichkeit befragt zu haben. Dass „es kein Zufall [ist], wenn ein solches Vorhaben heute hat entwickelt werden können, […]“, weil „eine bestimmte Befreiung des Wahnsinns begonnen hat„.6
Derrida, der hier natürlich auf die Psychoanalyse Freuds anspielt, die in dem Wahnsinn eine eigene Logik entdeckte und so von der schlichten Unvernunft schied, hat einen grundsätzlicheren Einwand gegen Foucaults Geschichtsverständnis. Er fragt die Frage nach der Ordnung anders. Man könnte sie folgender Maßen formulieren: „Welche impliziten Verknüpfungen sind in Foucaults Fragen am Werk, die ihm erlauben, diese seine Fragen an das Archiv der Trennung von Wahnsinn und Vernunft zu stellen?„.
Die Frage nach der Ordnung stellt sich als Frage nach der Stellung der Frage zu der Ordnung. Ist also die Frage nach der Ordnung, weil sie erst durch die Ordnung, durch eine neue Ordnung, eine Umordnung des Diskurses hat gestellt werden können? Heute, anders als vor 100 Jahren? Und morgen anders als heute?
Doch was ist das Ereignis, wenn dessen Befragung das Ereignis – zumindest auch – rekonfiguriert? Wenn sie es in eine andere Ordnung einschreibt, die nicht die seine ist, durch eine andere, vielleicht ganz andere Frage?
Die Frage nach der Ordnung von der Frage her zu stellen, scheint um so dringlicher, wenn man die bereits fast 30 Jahre alte Erfindung der relationalen Datenbank nur als Zwischenstation einer viel umfassenderen Umschichtung der Wissensordnung betrachtet. Das Internet hat gezeigt, dass die Entwicklung beim Befragen der Datenbank nicht aufhört, sondern dass durch die gleichzeitige Abfrage mehrerer Datenbanken, die Fragen selbst ins unendliche verschaltet werden können.7 Zudem kommen immer mehr mögliche Verknüpfungen hinzu, die aus bestehenden Daten mit einer geschickten Befragung ungeahnte Zusammenhänge offenbaren.8 Die ordnende Frage der Zukunft wird umfassender, ja monströser sein, als wir es uns heute vorstellen können. Diese Entwicklung, die nicht nur Foucault’s und unseren Begriff von Ordnung, sondern ganz real – im hier und jetzt – die strukturelle Ordnungsmacht der „Gatekeeper“ bereits dekonstruiert, entzieht sich selber eines direkten Zugriffs. Denn eine Analyse all dessen scheint unmöglich, weil ihre Strukturen sich in eine Zukunft vieler noch nicht gestellter Fragen verflüchtigen.
Mir scheint es deshalb so, als sei der Streit zwischen Foucault und Derrida, der sich beinahe nur und ausschließlich um diese Fragestellungen gruppiert, als sei dieser Streit für das Verstehen der Datenbank und ihrer Bedeutung besser geeignet, als eine Diskursnanalyse des Streits zwischen Codd und Bachman. Vom Cogitoaufsatz Derridas9 bis zur posthumen Aufarbeitung des Streits in „Gerecht sein gegenüber Freud“10 wird die Frage der Ordnung verhandelt, die Frage nach der Legitimität der Errichtung und der Untersuchung der Ordnung. Dabei wird Frage nach der Stellung des Ereignisses eine geheime Schlüsselrolle einnehmen11, die in zwei unterschiedlichen Theorien des Archivs12 ihren Ausdruck finden. Die Sichtweise auf das Ereignis wird die Möglichkeiten der Analyse der Vergangenheit ebenso bestimmen, wie die Frage der Zukunft. Die Frage der Zukunft als der zukünftige Frage an das Archiv. Der noch nie da gewesenen Frage, mit deren Kommen man aber unbedingt rechnen muss.
1 Rosa Luxemburg, Die Ordnung herrscht in Berlin, in Werke, Bd. 4, S. 538.
2 Adams, Douglas: Per Anhalter durch die Galaxis, S.179.
3 Vgl. Foucault, Michel: Archäologie des Wissens, S. 128 ff.
4 Dessen Ausgangspunkt Codds Artikel: „A Relational Model of Data for Large Shared Data Banks“ ist, der 1970 im „Communications“ erschien. Der Streit ist dokumentiert in Gugerli, David: Die Welt als Datenbank. Zur Relation von Softwareentwicklung, Abfragetechnik und Deutungsautonomie. In: David Gugerli, Michael Hagner, Michael Hampe, Barbara Orland, Philipp Sarasin, Jakob Tanner (Hg.): Nach Feierabend 2007: Daten.Zürcher Jahrbuch für Wissensgeschichte.
5 Derrida nennt dies „Topo-Nomonlogie“ vgl.: Derrida, Jacques: Dem Archiv verschrieben, S. 12 ff.
6 Cogito und die Geschichte des Wahnsinns, in Ders.: Schrift und Differenz, S. 63.
7 Man sehe z.B. die auf den ersten Blick so unscheinbar daherkommende Technologie der RSS-Feeds an, die es möglich jedem macht, seine ganz individuelle Frage nach Neuigkeiten zu stellen, an millionen von Datenbanken – mit einem Klick.
8 Microsoft schickt sich derzeit an, mit PhotoSync die Bildanalyse und damit deren mögliche Verknüpfbarkeit zu revolutionieren. http://labs.live.com/photosynth/ (28.03.2008).
9 Cogito und die Geschichte des Wahnsinns, in Ders.: Schrift und Differenz.
10 Derrida, Jacques: Gerecht sein gegenüber Freund, in Ders.: Vergessen wir nicht – die Psychoanalyse!
11 Vgl. Bunz, Mercedes: Wann findet das Ereignis statt? Geschichte und der Streit zwischen Michel Foucault und Jacques Derrida. S. 1 ff, http://www.mercedes-bunz.de/wp-content/uploads/2006/06/bunz_ereignis.pdf (28.03.08).
12 Foucault, Michel: Archäologie des Wissens sowie Derrida, Jacques: Dem Archi verschrieben.
Ein paar spontane, mitgetippte Gedanken:
Perfekt: Die Frage nach der Ordnung stellt sich als Frage nach der Stellung der Frage zu der Ordnung.
Du scheinst sehr stark vom Abfragenden, von der Nutzerseite her zu denken. Wie relational, wie vielschichtig und wie personlisiert die Daten(bank)verknüpfungen auch immer sein mögen – sie sind begrenzt. Irgendwer muss diese Verknüpfungen festlegen, muss in die Masse der Daten eine Ordnung einführen, ihnen eine Ordnung geben – und diese Ordnung hängt maßgeblich von der Perspektive, vom Verständnis, von der Interpretation des Verarbeitenden ab – und gerade nicht (nur) von meiner Suchanfrage. Wenn ich google nutze, befrage ich die Datendank nicht, ich frage sie ab; ich bin letztendlich doch immer aufgeschmissen, weil ich nicht weiß, was mir vorenthalten bleibt oder meiner Ansicht nach nicht „angemessen“ katalogisiert ist. Was sich also in der Datenbank abspielt, kann man vielleicht Michel Serres Kapitel über das „Das Kommunikationsnetz Penelope“ (1964) abgucken: Überwindung der einfach bestimmten Dialektik, Dimensionswechsel im Denken: wir gehen von der Ebene zum Raum über und denken die Welt als dreidimensionales Beziehungsnetz. Bei allen Möglichkeiten, die sich damit auftun, bleibt oft das „meta-meta“ unserer Ordnungsanstrengungen übersehen: Da codiert, ordnet, verknüpft (interpretiert) ein Jemand Daten. Diese Ordnung ist eine Interpretation der Denkordnung(en), die wiederum Interpretationen der Welt bleiben. Eine Datenbank ist eine doppelte Abstraktion. Aber vielleicht willst Du darauf gar nicht hinaus.
Doch was ist das Ereignis, wenn dessen Befragung das Ereignis – zumindest auch – rekonfiguriert?
Ich will meinen, dass die Befragung der erste Hinweis, die erste Spur auf ein Ereignis ist. Erst mit der Beantwortung der gestellten Fragen gewinnt das Ereignis an Kontur – ansonsten bleibt es eine Metonymie (Derrida hat ein wunderbares Interview zum 11. September gegeben, das Du in Philosophy in a Time of Terror findest, wenn’s Dir nicht ohnehin schon vertraut ist. Darüber hinaus kann ich empfehlen: Lies mal Hayden Whites Metanarratives. Da geht’s ihm genau darum, dass Geschichte als Geschichte, sprich: als Erzählung ersteinmal Form gewinnen muss; eigentlich sogar immer (dramatische) Form ist.).
„Wie relational, wie vielschichtig und wie personalisiert die Daten(bank)verknüpfungen auch immer sein mögen – sie sind begrenzt.„
1. Nein, sie ist nicht begrenzt. Von vornherrein nicht begrenzt, selbst wenn sie es in einer Datenbank mal waren. Denn zu den Verknüpfungsmöglichkeiten gesellen sich immer mehr, schon jetzt kann man nach kleinen Zeichenkombinationen suchen, bald in JPeg Dateien nach Gesichtern, etc. Jede gegebene Datenmenge harrt, völlig unabhängig von ihrer Struktur, auf noch ganz andere Fragen. Ein Umstand, den ich mal hier zu reflektieren versuchte.
„Irgendwer muss diese Verknüpfungen festlegen, muss in die Masse der Daten eine Ordnung einführen, ihnen eine Ordnung geben – und diese Ordnung hängt maßgeblich von der Perspektive, vom Verständnis, von der Interpretation des Verarbeitenden ab – und gerade nicht (nur) von meiner Suchanfrage.„
Ja, das stimmt allerdings. Noch. Aber die vorgegebene Ordnung ist auf den Rückzug und zwar immer mehr.
Meine steilste These allerdings, habe ich hier nicht aufgeschrieben: Bei einem hinreichend komplexen Abfragealgorhythmus braucht es gar keine Ordnung mehr. Mit anderen Worten: Bei einem hinreichend komplexen Abfragealgorhythmus könnte die Welt, so wie sie ist, der Datensatz einer Datenbank sein. (Ich stell mich hier einfach mal in die Tradition Archimedes und seines Hebels)
„wir gehen von der Ebene zum Raum über und denken die Welt als dreidimensionales Beziehungsnetz.„
Das ist eine spannende Frage: gibt es für die Ordnung auf die wir zustreben überhaupt eine „denkbare“ (im Sinne von Vorstellbare) Repräsentation. Ich kenne hunderte von Visualisierungen von Netzwerken und muss sagen, dass sie alle 1. Der erlebten Komplexität nicht gerecht werden, 2. seltsam abstrakt verbleiben ohne einen Informationsgewinn herumwabern.
Ich würde mal die extrem steile These aufstellen, dass wir eine solche „Übersicht“ nicht mehr brauchen, weil es auch eine solche allgemeine allumfassende Ordnung eben nicht mehr braucht. Sogar das Netzwerk ist nur so groß, wie der Moment, in dem es zu etwas bestimmten befragt wird und alle relevanten Knoten eingesammelt werden. Alles andere ist Informationsmüll. Es braucht keine ganzheitliche Darstellung einer Netzwerkordnung. Niemals.
„Bei allen Möglichkeiten, die sich damit auftun, bleibt oft das „meta-meta“ unserer Ordnungsanstrengungen übersehen: Da codiert, ordnet, verknüpft (interpretiert) ein Jemand Daten. Diese Ordnung ist eine Interpretation der Denkordnung(en), die wiederum Interpretationen der Welt bleiben. Eine Datenbank ist eine doppelte Abstraktion. Aber vielleicht willst Du darauf gar nicht hinaus.„
Ja klar. Darum geht es. Aber wenn die Befragung eben weitestgehend unabhänging von der einstigen Aufschreibung, sogar von der einstigen Ordnung, immer neu befragt werden können, dann spielt das Aufschreiben plötzlich nicht mehr so die Rolle. Die alten Kelten wären ausgeflippt, hätten sie gewusst, dass man dereinst ihre Kultur fast ausschließlich anhand ihrer Abfälle beurteilen würde. Aber so ist das: Was überhaupt Daten sind, was Text ist, das entscheidet die Mächtigkeit der Frage. Und ein Spektrometer und ein Computertomograph sind mächtige Fragesteller, von denen die Kelten sich nichts haben träumen lassen.
Schwierig dieser Kommentar, hoffe es hilft weiter…. Einiges hast du in deinem Kommentar auch schon weiter erläutert.
Deine These ist ja, das zukünftig niemand mehr über die Macht verfügt, die Ordnung festzulegen.
Verschiebt sich damit, der Machtdiskurs hin zu der Frage nach der Stellung der Frage zu der Ordnung? Irgendwo muss die Macht ja nach wie vor sein…
Ich würde dem Kommentar zu stimmen: „Irgendwer muss diese Verknüpfungen festlegen, muss in die Masse der Daten eine Ordnung einführen“. – Wie siehst du das? Verflüchtigt sich auch die Macht derjenigen, die bislang diese Ordnung erzeugen?
Stellt sich für den Nutzer damit nicht die Frage: „Was ist die richtige Frage?“ und „Gibt es überhaupt noch die „richtige“ Frage?“
Also gibt nicht mehr die Antwort Sicherheit, sondern das Wissen um die richtige Frage, die damit alle möglichen Antworten liefern soll.
[ …. ]
Versteh ich dich da richtig?
„Ist also die Frage nach der Ordnung, weil sie erst durch die Ordnung, durch eine neue Ordnung, eine Umordnung des Diskurses hat gestellt werden können? Heute, anders als vor 100 Jahren? Und morgen anders als heute?“
Da sich die gesellschaftlichen Strukturen geändert haben, hat sich auch der Diskurs verändert? Womit die Frage nach der Ordnung eine andere ist als früher?
In welchem Verhältnis stehen Ordnung und Struktur der Datenbank? Was bedeutet dies, für das Wechselverhältnis von Struktur und Macht?
Um kurz fassen: Natürlich gibt es weiterhin Macht. Und ja, die Macht verschiebt sich zusammen mit der Ordnung in die Frage also zum Fragenden. D.h. Weg vom Speichernden, dem Archonten, der vorher die Macht hatte.
Wenn ich meinen RSS-Reader anwerfe, dann zimmert er mir in Sekundenbruchteilen eine Aneinanderreihung von Fragen zusammen und schickt diese an einige Datenbanken. Zurück bekomme ich nur und ausschließlich das was ich will. Ich bin der Mittelpunkt meiner Medienordnung.
Die Machtverschiebung ereignet sich also zuungunsten jeder Art von Gatekeepertum. Verlage, Zeitungen, Universitäten, Archivare. All diese Institutionen, die mir vorher eine gegebene Ordnung des Wissens unterbreitet haben, verlieren ihren Einfluss.
Ich will aber auch gar nicht behaupten, dass das bereits Realität ist. Ich behaupte, das ist die Richtung, die Tendenz. Google hat noch sehr viel Macht, gerade weil sie gute Archonten sind. Google ist nach wie vor ein Gatekeeper, der die Daten vorstrukturiert, d.h. eine Ordnung schafft noch vor der Frage. (Obwohl die Frage immer noch oder schon bei Google das entscheidende ist, das was noch mehr ordnung ermöglicht, als alle internen Rankings zusammen. Und man muss die Suchmaschine auch mal im Vergleich zu seinen Vorläufern betrachten, den Webkatalogen von Yahoo!)
Ich behaupte aber, dass das Konzept Google sich bald überdauert haben wird. Weil sich die Leute auf Dauer keine Preselection gefallen lassen werden. Außerdem ist Google durch seine zentralistische Struktur angreifbar und wird immer mehr zum Politikum. Das wird noch Ärger geben…
„Bei einem hinreichend komplexen Abfragealgorhythmus braucht es gar keine Ordnung mehr.“
Damit ist doch dann der Abfragealgorhythmus die Ordnung, als eine neue Form der Ordnung. Womit die Macht über die Ordnung, bei dem liegt, der die Macht über den Algorhythmus hat (…?)
„Ich würde mal die extrem steile These aufstellen, dass wir eine solche „Übersicht“ nicht mehr brauchen, weil es auch eine solche allgemeine allumfassende Ordnung eben nicht mehr braucht. Sogar das Netzwerk ist nur so groß, wie der Moment, in dem es zu etwas bestimmten befragt wird und alle relevanten Knoten eingesammelt werden. Alles andere ist Informationsmüll. Es braucht keine ganzheitliche Darstellung einer Netzwerkordnung. Niemals.“
Kann es überhaupt eine ganzheitliche Darstellung einer Netzwerkordnung geben? Zu welchem Zeitpunkt? Welche Gültigkeit hätte diese Darstellung?
„Die Machtverschiebung ereignet sich also zuungunsten jeder Art von Gatekeepertum. Verlage, Zeitungen, Universitäten, Archivare. All diese Institutionen, die mir vorher eine gegebene Ordnung des Wissens unterbreitet haben, verlieren ihren Einfluss.“
Damit wird dann die Frage wie Wissen bewertet wird zentral. Was ist „gutes“ Wissen – was „schlechtes“ Wissen.
„Ich behaupte aber, dass das Konzept Google sich bald überdauert haben wird. Weil sich die Leute auf Dauer keine Preselection gefallen lassen werden.“
Aber das sollte vor dem Hintergrund einer zunehmenden Spaltung gesellschaftlicher Struktur betrachtet werden. Nur für den, der „digital Grundversorgt“ ist, besteht Zugang zu diesem Diskurs….
Ich kann nicht genug betonen, wieviel Vorsicht Du da walten lassen musst. Die Einschränkung, die Du Dir immer wieder vor Augen führen musst, ist die, das es eben nur ein Trend, dazu noch nur ein möglicher Trend, sein kann.
Die Machtverschiebung ereignet sich […] zuungunsten jeder Art von Gatekeepertum. Verlage, Zeitungen, Universitäten, Archivare. All diese Institutionen, die mir vorher eine gegebene Ordnung des Wissens unterbreitet haben, verlieren ihren Einfluss. Richtig, aber nur vor dem Einwand, den benson aufgezeigt hat: nämlich vor dem Hintergrund einer zunehmenden Spaltung gesellschaftlicher Struktur[… n]ur für den, der „digital Grundversorgt“ ist. Darüber hinaus bleibt die grundsätzliche Frage für mich bestehen: es mag möglich sein, in Zukunft die Archive, Datenbanken etc. soweit zu öffnen, dass uns sehr viel mehr zur Abfrage zur Verfügung steht als uns bisher – dank institutioneller Präselektion – vorenthalten geblieben ist. Dennoch gibt es auch in diesen Ordnungsstrukturen Grenzen: die der Zeit, der Geduld, der Qualität und viele mehr, die mir auf Anhieb nicht einfallen wollen. Stichwort kulturelle Beschleunigung. Das mutet mir wie ein zweiter Historismus an, der uns bevorsteht.
Nachträglich nochmal, ohne Deine Anwort abzuwarten: Ich bin der Erste auf Deiner Seite, wenn es Dir darum geht: Was überhaupt Daten sind, was Text ist, das entscheidet die Mächtigkeit der Frage.
Was mich allerdings ein wenig erschrickt, ist Deine Euphorie. Schon jetzt kann man nach kleinen Zeichenkombinationen suchen, bald in JPeg Dateien nach Gesichtern, etc. Jede gegebene Datenmenge harrt, völlig unabhängig von ihrer Struktur, auf noch ganz andere Fragen. Darum ging es ja zum Teil auch auf der re:publica: Ist es wirklich wünschenswert, die Welt in einem Grad solcher Begreifbarkeit, solcher Verfügbarkeit zu beherrschen?
Andererseits ist mir auch nicht ganz klar, ob die Welt damit verfügbarer wird, wenn jeder seine Inhalte ins Netz hochlädt; alles redizierte sich damit auf’s Zusammenhangslose, Kontextentrisse, auf das methematisch Binäre oder logarythmisch Berechenbare. Unabhängig davon, dass die Welt nicht einfach so reduzierbar ist: Wie stellst Du Dir diese Kakophonie vor, wenn jeder über jedes sprechen kann? Stellst Du Dir die Frage Autorität, der Glaubwürdigkeit?
Allgemein. Auch wenn das hier so geklangen haben mag: Es ist nicht nur so, dass das alles ganz toll ist, was sich entwickelt. Ich sehe die Gefahren durchaus. Ganz im Besonderen durch die Transparenz die geschaffen wird. Ich kann nur nochmal auf den Artikel dazu verweisen, bei dem ich genau diese Probleme, die uns übrigens schon in naher Zukunft ereilen werden, hinweisen und die sich in direkter Linie aus meinen Überlegungen ergeben.
Das andere Problem hat Benson auch angesprochen. Wenn es keine zentralen Gatekeeper mehr gibt, dann bricht auch das, was wie Gesellschaft nennen, zunehmend auseinander, ganz einfach weil die gemeinsamen Bezugspunkte, das kulturelle Erbe etc. wegbricht. Dazu hatte ich auch mal was geschrieben
Ich sehe aber genau das nicht nur negativ. Die Gesellschaft war schon immer segmentiert. Und die krasseste und weitreichenste Segmentierung war und ist der Ort. Man ist immer in einer geographischen Gemeinschaft zwangseingemeindet worden, der Nachbarschaft, der Stadt, des Landes etc.
Was wir also erleben werden ist nur eine Verschiebung der Segmente, weg von der Ortsbezogenheit. Wir werden uns unsere Gemeinschaften suchen, aus Blutsvewandtschaften werden Wahlverwandtschaften, etc. Ich persönlich fühle mich nur in selber gewählten Gemeinschaften wohl. Unter Freunden.
Un hier ist der Ansatzpunkt auch von Autorität: Jeder sucht sie sich selber. Alles individualisiert sich. Auch die Tiefe mit der man in ein Thema einsteigen will oder nicht. Sie wird sich automatisch aus dem Interesse ergeben.
Aber wie gesagt: Was ich derzeit versuche, ist mehr zu verstehen und zu deuten. Kein Manifest oder ein Preisen der Zukunft. Es werden ganz anderen, ungekannte Probleme auftauchen, ganz sicher.
Werde nu auch bei Teddy Trost suchen. Will Deine Verweise morgen verfolgen, bin aber für’s erste beruhigt zu hören, dass Du Deine Skepsis nicht abgelegt hast. Klingt irgendwie bevormundend, wenn ich das so formuliere – ist aber keineswegs so gemeint, wie Du hoffentlich einschätzen kannst.
Außerdem hast Du mit dieser Diskussion vielleicht genau das erreicht, was Dir insgeheim vorschwebte: Deine Ideen im Austausch neu zu formulieren, neu einzubetten. Deine Stellungnahmen klingen sehr viel lebendiger als das Paper, ist mein Eindruck: SO könntest Du Deinen Vortrag packender gestalten … 🙂
Auf Morgen _ W
Auf die Schnelle, und daher vermutlich zu verkürzt: Mit dem, was Du in den beiden Posts schreibst, gehe ich fast vollkommen einher: Was mir Angst macht, ist das Verlieren der Informationshoheit über das was jetzt noch anonym ist. Man kann sich mit genügend technischem Sachverstand zu einem konkreten Jetzt immer in Sicherheit wiegen, doch den Archäologen der Zukunft wird nichts verborgen bleiben. Auch wenn man das Gefühl hat, eine Wahl zu haben und eine Kontrolle. Sie wird einem entglitten sein.
Die Frage ist für mich eben die, ob Menschen sich dazu durchringen werden, (zumindest zeitweilig) Netzwerke zu errichten, die dieser Auslieferung entgegenhalten. Nette Startup-Ideen gibt’s zu genüge, aber werden sie auch akzeptiert? Ist man willens, mit ihren Einschränkungen zu leben, wenn sie nicht dasselbe mit denselben Standards und demselben Umfang bieten? Wenn sie nicht so umfassend vernetzt sind? Die Frage richtet sich an das Schizophrene der Zersplitterung unserer bisherigen Konstellationen: Man akzeptiert eine gewisse Isolation, auf die man im Namen des Individualismus nicht verzichten kann, allerdings ohne das Versprechen aufgeben zu wollen, doch noch Zugriff auf alles, auf die „Unendlichkeit“ der Welt zu haben. Anders formuliert: Ein kleines Netzwerk reicht nicht. Theoretisch zumindest muss es jeden aufnehmen können – weil doch jeder jedem alles zur Verfügung stellen möchte und mit jedem kommunizieren möchte. Man weiß, dass es nicht geht, dass die verschiedendsten Einschränkungen (vor allem die zeitliche) ihre Wirkungen zeitigen; im Hinterkopf aber bleibt der Hoffnungsschimmer auf allumfassende, vernetzte, allgegenwärtige Kommunikation.
Diese Grenzenlosigkeit der Kommunikationstechnik ist es, mit der wir vielleicht zuallererst umzugehen lernen sollten. Ein bisschen weniger Kakophonie, ein bisschen mehr Reallife, ein bisschen mehr Gemeinschaftsinn täte uns ganz gut, scheint mir. Absurd mutet dagegen der Gedanke an, dass diese technische Gleichstellung eine Emanzipaztion fördert, die nur noch ein Anblöcken aller gegen alle zum Ergebnis hat.
Schlussendlich weiß ich noch nicht, was ich dem ganzen Hybriditätsglauben abgewinnen kann. Es gibt keinerlei Homogenität, nicht politisch, nicht sozial, nicht mal wirklich altersstrukturell. Sicher; ist alles schon, z. B. unter der Rubrik „imagined communities“ von Bendict Anderson, verhandelt worden. Daher Deine Schlussfolgerung: eines wird es nie wieder geben: Eine „Bewegung“. Natürlich nicht. Eine Bewegung würde nicht nur nach einem gemeinsamen Ziel, sondern nach Kompromissen rufen. Und warum die eingehen, wenn ich doch kommunikationstechnisch so gut vernetzt bin, dass ich mich stets so dynamisch bewegen kann, um mich problemlos neu zu „verbünden“, sprich: selbst zu verwirklichen.
Der Widerstand scheitert am Widerstand des Einzelnen, einen Teil seiner Freiheit für etwas / jemanden anderes aufzugeben – daran, dass er zuviele Alternativen hat. Es gibt also, könnte man jetzt projizieren, einen Grad des Luxus, der die Masse blind macht und empathisch abstumpft. Die neue Solidarität – jeder gegen jeden. Wie Du sagst: Nach der Popkultur kommt keine Kultur mehr, die den Namen verdient. Vielleicht ist es das: Mehr noch das Ende der Kultur an sich, als das der Popkultur.
So pessimistisch das auch anmuten mag: es bleibt Dein und mein Pessimismus, der erst durch unsere privilegierte Perspektive zum Pessimismus wird. Andernorts bedrohen ganz andere Sorgen, Probleme, Katastrophen. Unser Abgesang auf die Popkultur spiegelt eine gewisse Dekadenz, mit dem ich noch umzugehen lernen möchte (hier und hier). Ich bin nämlich überzeugt (oder: zumindest hoffe ich), dass sich, wie schon in der Vergangenheit, auch gegen diese scheinbare Allmacht Formen des Widerstands herausbilden werden. Das Ergebnis wird vielleicht keines sein, dass sich als Popkultur analysieren lässt; ihm aber das Kultursein an sich abzusprechen, möchte ich nicht wagen. Vielleicht kommen wir auf Adorno und Horkheimer zurück und entdecken, wie schleichend, aber effektiv sich der Markt letztendlich doch umgesetzt hat … Selbst das Private werden wir preisgegeben haben; selbst dem Privaten werden wir einen Preis gegeben haben … 🙂
Ich glaube, du hast da wieder ein bisschen was missverstanden. Und das ist witzig. Nachdem du mir einen euphorischen bis unkritischen Optimismus vorgeworfen hast, attestierst du mir jetzt einen Kulturpessimismus, mit dem ich auch gar nichts am Hut habe. Ich erkläre dieses Zitat nochmal, weil man es tatsächlich missverstehen kann:
„Nach der Popkultur kommt keine Kultur mehr, die den Namen verdient. Vielleicht ist es das: Mehr noch das Ende der Kultur an sich, als das der Popkultur.“
Das meint natürlich einen allumfassenden Kulturbegriff, wie er in der Alltagssprache gebraucht wird. In Form von „die deutsche Kultur“ etc. Dass heißt einen großen Pool an Werten, Ideen und Erzählungen die die Grundlage der Kommunikation der Gesellschaft bildet (luhmannianisch gesprochen).
Diese Form, oder dieser Begriff von Kultur erodiert. Natürlich gibt es weiterhin Gesellschaft und natürlich gibt es auch weiterhin Kommunikation, d.h. es gibt notweniger Weise auch weiterhin sowas wie Kultur. Nur müssen wir da einen ganz anderen Ansatz des Verständnisses wählen. Für Kulturen, die sich nicht mehr klassifizieren lassen, nicht mehr verorten und nicht begrenzen lassen.
Schon heute habe ich mit amerikanischen Bloggern eine breitere kulturelle Basis, als mit einigen meiner Nachbarn. Usw. Andererseits ist diese wiederum nicht so breit, wie sie irgendwann einmal Staatsbürger einer Nation miteinander teilten. Ich habe viele kulturelle Basen, die mich mit Leuten unterschiedlichster Prägung zusammenbringt. Zum Beispiel auch die Wissenschaft und die Philosophie als auch meinen Musikgeschmack oder Ausgehverhalten. Twitter repräsentiert z.B. auch wieder eine ganz andere Seite an mir, die mich kulturell wieder wo ganz anders verortet.
Es ist genau diese Segmentierung, die noch weiter gehen wird, noch kleinteiliger, noch mikroskopischer als wir uns das heute vorstellen können. Deswegen das Ende „der Kultur“, es gibt nicht mehr „die Kultur“, nichtmal mehr auf der individuellen Ebene. Sogar dort auf der atomistischen Ebene des Individuums beginnt sie sich immer weiter und weiter zu spalten.
Und nein. Ich finde das durchaus nicht schlecht, wie gesagt.
Ansonsten hast du natürlich recht. Alles entwickelt sich hin zum Individuum und seiner egoistischen Freiheit. Und natürlich ist politisches und gesellschaftliches Engagement mit dieser Haltung derzeit irgendwie nicht vereinbar. (Und ja. Ich kann mir um nichts in der Welt vorstellen, in eine Partei einzutreten) Die Zeit für Kompromisse scheint vorbei. Jeder für sich ist die Devise.
Aaaaber: Ist das nicht ein bisschen unkreativ? Sollte man nicht besser anfangen die Konzepte der Demokratie, der Politik und des gesellschaftlichen Engagements neu zu denken? Anders zu denken? neue Formen zu finden?
Ich bin überzeugt, dass es eine kompromisslose Demokratie geben kann. Eine Demokratie die die Entscheidungshoheit des Individuums in den Mittelpunkt rückt ohne die des anderen zu gefährden. Ich finde, Blogs zeigen da den Weg auf. (Absolute Herrschaft innerhalb der eigenen Grenzen, während die Grenzen die Grenzen des Anderen sind)
Und ja, ich wäre bereit einiges dafür zu opfern. Nationalstaat? Weg damit! Institutionen? Weg damit! Gemeinschaft? Weg damit!
Ich bin dafür, einige Dinge radikal zu hinterfragen und ja, ich glaube, dass man eine bessere Welt machen kann. Und nein, ich sehe die Probleme, die zu lösen sind und ich sehe auch Gefahren. Aber wie man es dreht oder wendet, jetzt ist die Zeit an dieser Zukunft zu arbeiten.
Und btw. ich glaube auch nicht, dass sich diese Zufunftsvision in einen klassischen Begriff der politischen Ökomomie so leicht einfügen wird. Im Gegenteil, es deutet einiges darauf hin, dass auch der Kapitalismus auf der Schwarzen Liste dieser Entwicklung steht.
Sorry für die Unterbrechung – Semesteranfangsvorbereitungs- und Kurswahlchaos, kennste vielleicht noch … 🙂
Den Widerspruch zwischen Pessi- und Optimismus habe ich gar nicht so wahrgenommen. Der Pessimismus gilt der Gegenwart, der Optimismus als notwendiger Katalysator für die überlebensnotwendigen Zukunftsvisionen – die ich im Übrigen vermutlich auch nicht sehr viel anders formuliert hätte …
Sicherlich können wir auf einige unserer institutionalisierten Erfindungen verzichten. Nationalstaatsauflösung? – sofort! Gemeinschaft statt Gesellschaft (wer unterschied die beiden noch? Tönnies?) Eine „kompromisslose Demokratie“ finde ich schwer vorstellbar, bleibt aber auch auf meiner Seite ein essenzieller Wunsch. Und über radikale Hinterfragung brauchen wir unter uns nicht ernsthaft zu diskutieren. Aaaaaber: Bei aller begrüßenswerten Zersplitterung und Auffaserung frage ich mich immer wieder nach den materiellen Grundlagen Deiner und meiner Utopien: Wer sorgt für bezahlbaren Strom? Wer für öffentliche Verkehrsmittel? Wer für Sicherheit vor Bombenanschlägen? Wer sanktioniert Unrecht? Mit wieviel weniger, in anderen Worten, wärst Du im Konkreten bereit zu leben? Und glaubst Du, dass diese Enthaltsamkeit massentauglich ist? Ist sie Bildungssache? Wie kann sie durchgesetzt werden? Wie überwinden wir den Egoismus der Freiheit? Und wie die Möglichkeit, diese Wünsche, Bedürfnisse zu kapitalisieren?
Nicht, dass wir aneinander vorbeireden: Ich hoffe fest darauf, dass ein solches Programm möglich ist. Mich interessiert gerade, ob Du konkrete Schritte im Angebot hast, außer dem offensichtlichen, das Ganze möglichst umfassend selbst (vor) zu leben.
Ich höre aus der Ferne schon die Kampagne tönen: „Du bist Demokratie, Du bist Zukunft!“ … oder „be democracy!“ … 🙂