Tja, da diskutiert man so vor sich hin, denkt sich nichts böses, legt sich hier an, legt sich dort an. Alles unter der Ägide einer sachlichen aber unnachgiebigen Diskussion, so wie ich es eben mag. Und plötzlich verschärft sich der Tonfall, die Worte werden persönlicher, die Stimmen schriller. Und auf einmal, ohne dass man sich versieht, steht man mittendrin im Krieg. Nun, ich finde so was natürlich vor allem immer eins: Amüsant. Aber da ich ja doch irgendwie auch zwischen den Fronten stehe, fühle ich mich gezwungen einmal Stellung zu beziehen:
Ich habe nichts gegen Mario Sixtus, ich schätze ihn als Journalist und als Blogger. Wobei mich seine Attacke gegen Don Alphonso dann schon allein vom Niveau her stört. Das ist Kinderkacke, mal ehrlich. Die vielen „hihi“’s und kleinen Witzchen hier und da („guck mal mein Quelltext„) aus seiner Richtung fand ich auch ziemlich albern und überflüssig, ja, kindisch.
Don hat eine harte Meinung und er vertritt sie hart und unnachgiebig aber solange man fair bleibt, bleibt auch er fair. Das hat Mario sich selbst verscherzt.
Ansonsten stehe ich Inhaltlich wohl mehr auf Mario Sixtus Seite, denn ich finde die Web 2.0 Geschichte praktisch und gut und sehe, wie er, sehr viel Potential darin. Dennoch stört auch mich der Hype an der Sache und das Wort ist auch schlecht gewählt. Zudem halte ich die Diskussionen, die Don Alphonso dazu immer wieder anstößt für enorm wichtig, denn hier gibt es offene Fragen, hier gibt es auch Gefahren und dass diese Diskussionen solch einen Widerhall auslösen, zeigt doch sehr deutlich, dass noch längst nicht alles geklärt ist. Auch die New Economy Reflexe, die das bei manchen auslöst, sprechen eine deutliche Sprache. Bei Don sind es die Abwehrreflexe, bei anderen die Dollarzeichen in den Augen. Ich weiß auch noch nicht so recht, wie ich das einordnen soll.
Ich weiß nur eins. Man wird sich der Entwicklung nicht verschließen können, sie ist bereits da. Wer das abstreitet, hat Tomaten auf den Augen. Und so wie ich das bis jetzt sehe, ist auch nicht primär eine kommerzielle Entwicklung, sondern die Ausbildung einer ersten Netzkultur abseits des üblichen Nerdism. Allein dass die Heisetrolle das alles doof finden, macht mir die Sache sympatisch.
Eine kleine Anmerkung: Ich habe keinerlai Abwehrreflexe gegen einen Hype. Hypes sind so normal wie grünes Gras und ebenso unvermeidbar. Dass Web 2.0 einen Hype auslösen wird, liegt an den Gelsbeschaffungsritualen der VC Branche und an den üppigen Gewinnen, mit denen Firmen wie Flickr und Skype verkauft wurden.
Es liegt in der Natur des Hypes, dass er alles durcheinanderwirbelt, fast alle Miesen und Mittelmässigen beim Downturn zerschlägt und auch viele Gute vernichtet, aber ein paar bleiben auch übrig, weil sie die richtigen Lehren gezogen haben und gebraucht werden. Dass sie mitunter nicht die Nettesten sind, ist ein anderes Thema, aber aif jeden Fall wird die grosse Abrübmaschine des Hypes unter denen wüten, die sich darauf allein mit dummen Sprüchen einlassen. Das fine ich grandios, und wenn meine Texte manche leute noch in ihrem Willen zum Duchmarsch bestärkt, weil ich davon abrate, ist das super.
Deshalb mag ich Hypes. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass es diesmal weitaus weniger Schäden unter denen geben wird, die unbeteiligt bleiben wollen.
ja, ich denke auch nicht, dass jemand, der keine Lust hat, sich zu beteiligen, irgendwelchen Schaden nehmen wird, ganz egal, wie alles laufen wird.
Aber ich denke, man geht auch nur ein geringes, zumindest kalkulierbares Risiko ein, wenn man sich „nur“ auf die Weise beteiligt, diesen Tools eine Chance zu geben und sie für sich mal auszuprobieren.
Vielleicht, wenn du es mal tatsächlich mal wagst, findest du ja gefallen daran und kannst wenigstens ein wenig nachvollziehen, was andere daran so fasziniert.
Ich hab das alles schon zu einem Zeitpunkt ausprobiert, als es noch Mobile Media hiess und mit grossem Aufwand auf PDAs oder WLAN im Testbetrieb lief – es ist ja nicht so, dass Mobilfunkkonzerne auf ein paar Blogschwätzer wie Sixtus oder 0´Reilly warten. Die denken so 5 bis 20 Jahre voraus und testen, hier mit wenig Erfolg. Die Ergebnisse der Feldstudie waren verheerend, und ich kann es verstehen. Das beginnt bei der Hardware – heute ist man ja endlich wieder da angekommen, wo der von mir heiss geliebte Psion Revo schon war – und endet bei Fragen der Datensicherheit, und welcher normale, durchschnittliche Nutzer das braucht.
Und ausprobieren… ob eine Software läuft, sagt noch nichts über ihren Nutzen für die Massen. Nicht, dass ich es nicht ausprobiere, aber selbst wenn ich es bräuchte, sagt es noch nichts darüber aus, ob es für andere Sinn macht. Schliesslich bin ich ein heavy User, und was für mich gilt, gilt sicher nicht fü 9 von 10 Internetusern.
Dann könnte es sicher daran liegen, dass du entsprechende Tools vielleicht „zu früh“ ausprobiert hast. Dienste wie del.ici.us oder Flickr zeitigen ihre verblüffenden Effekte ja erst ab einer bestimmten kritischen Masse. Diese wurde meines Erachtens erst gerade erreicht.
Das witzige ist doch: Die Technik, die hier zum Zuge kommt ist eigentlich uralt und völlig banal. Ein Blog ist nichts weiter als ein extrem herunter gebrochenes Contentmanagementsystem. Als Technologie entlockt das jedem technikversierten Menschen nur ein müdes Gähnen. Aber ab einer bestimmten Anzahl von interagierenden Bloggern ergibt sich etwas ganz anderes: Die Blogsphere. Ob man will oder nicht, ob man sie definieren kann oder nicht: Man kann nicht abstreiten, dass es sie gibt.
Ähnliche Effekte, nur andere, generieren die anderen Dienste auch. Man findet Links bei Del.ici.us, auf die man sonst nie gestoßen wäre. Man ist auf einer Veranstaltung und kann echtzeit Bilder davon bei Flickr finden.
Man sieht jemanden Diskutieren und erfährt über sein Blog, wie der sonst so drauf ist.
Diese Dinge lassen sich nicht testen, oder vorauskalkulieren. Die ergeben sich einfach. Und sie ergeben sich gerade jetzt. Ich, jedenfalls, finde das enorm spannend.