so habe ich gestern von der ARD erfahren, stehen in einer wirklich renomierten Tradition, die sie nicht verstecken müssen. Schon der alte Brecht dichtete im Zuge einer PR-Maßnahme für die Auto-Marke Steyr.
Hier ein Auszug:
Singende Steyrwägen
Wir stammen
Aus einer Waffenfabrik
Unser kleiner Bruder ist
Der Manlicherstutzen.
Unsere Mutter aber
Eine steyrische ErzgrubeWir haben:
Sechs Zylinder und dreißig Pferdekräfte.
…
Wir liegen in der Kurve wie Klebestreifen.
Unser Motor ist:
Ein denkendes Erz.… Wir fahren dich so ohne Erschütterung
Daß du glaubst, du liegst
…
Daß du glaubst, du fährst
Deines Wagens Schatten.
Dafür wurde er allerdings gleich mit eigenen Modell versehen und nicht als „Tester“ nur mit Tankgutscheinen abgefertigt.
Als er seinen Wagen dann zu Klump gefahren hat, hat er für Steyer einen ziemlich unkritischen Bericht in einer Atomobilzeitschrift verfasst, in welchem er die Sicherheitseigenschaften des Steyers nachträglich in den Himmel lobte – und bekam dafür gleich nochmal einen neuen.
Seiner Glaubwürdigkeit hat das keinen Schaden versetzt. Jedenfalls merkt man davon heute nichts mehr.
PS: Ähem, Don, da ist noch so ein OpelSteyrBloggerDichter in deiner BlogBookroll.
Und wie waren Brechts letzte Worte? „Lasst mich doch in Ruhe!“
😉
Tja, und es gibt Schriftsteller, die in der Werbung jahrelang gearbeitet haben, das hat ihrer Glaubwürdigkeit auch keinen Schaden getan. Frank Wedekind zum Beispiel. An den erinnert man sich ja noch. Wie das wohl mit den Opelleuten sein wird?
Für die Werbung hat Brecht auch gearbeitet. Aber das ist was anderes, wie ich finde. Job ist Job.
Aber dieses Bezahltwerden, für ein „Privatengagement“, sich in die Mühlen der PR einfassen zu lassen, für das bisschen Gnadenbrot, das ist schon eine erstaunliche Paralelle. Zu allem Überfluss auch noch mit Autos und dann ist der betroffene noch ein Schreiber.
Wie das mit den Opelleuten wird?
Gute Frage, das Internet vergisst nie, aber das Internet vergisst auch am schnellsten. Erinnerung und Internet. Das ist eine unglaublich interessante Fragestellung. Vielleicht schreibe ich mal was dazu.
Erinnerung und Internet? Ist nicht die Geselschaft schon an sich so etwas wie ein riesiger Erinnerungsspeicher. So gesehen sind dreckige Großstädte ja fast pure Verschwendung … 😉
Wie schön ekelig PR ist und wie ›groß‹ das mitlerweile schon ist wurde sehr schön im Spiegel Artikel (ja, die mal wieder ;)) »Meister der Verdrehung« von Nils Klawitter beschrieben. Gibt es leider nur noch gegen Bares. http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,429455,00.html (Habisch aba noch als txt, habe wolle?)