In der urbanen Einmütigkeit des Verkehrsrausches flirrt die Luft des Sommers über dem Asphalt. Es ist diese drückende Hitze der Stadt, die jeden Gang zur Mühsal werden lässt. Mein Blick ist getrübt, wie der eines Verlorenen in der Wüste. Die Sonnenstrahlen brechen den Raum in gleißendem rot, teilen ihn in ihrer Glut und es scheint sich diese Wüste der Großstadt im Flackern des Lichts in einem surrealen Fiebertraum aufzulösen. Da bin nur ich, verloren und einsam. Nur ich und das Rauschen der Autos um mich herum.
Ein Summen durchbricht den Traum oder erschafft ihn, man kann es nicht genau sagen, denn er ist bereits da, er ereignet sich schon in leichten Verschiebungen des Raumes oder der Optik des Raumes, bricht das Licht, zeichnet sich ab und zeichnet sich vor wie eine Vorahnung. Eine Halluzination? Ein Tagtraum? Aber der Traum ist schon durchbrochen vom Raum. Oder durchbricht der Traum den Raum? Beides ereignet sich gleichzeitig in einer unentscheidbaren Symbiose. Wachend, schlafend überschreite ich stetig seine Grenze.
Der Raum, der sich nun verwischt und verzerrt, zeigt aber etwas an. Konturen zeichnen sich ab, von etwas unsichtbarem, etwas transparentem. Eine Silluette schwebt bedrohlich am Himmel über den Straßen. Sich andeutend, aber unkenntlich, bricht es weiter den Blick ohne ihn zu durchbrechen. Die Autos fahren derweil ihren Weg. Es scheint niemand Notiz zu nehmen. Langsam wird klar: es ist nicht ihr Traum, sie teilen ihn nicht mit mir. Dieser Traum ist mein Traum und die Autofahrer nur seine Statisten. Gänzlich unbesorgt durchfahren sie den Raum, den Raum meines Traumes, unwissend des Kolosses, der sich über ihnen in der Luft abzeichnet, der sich Form gibt, sich formiert über ihren Köpfen. Wie schwerelos über dem Abgrund dieses Raumes steht er in der Luft und als ob nichts seine Ruhe stören könnte, lässt er sie fahren.
Doch plötzlich verschiebt sich der Blick erneut, entstellt den Raum, die Form wird zur Formation, zur Angriffsformation auf den Raum. Er zerreist ihn, reißt ihn auf, reißt ihn nieder und in donnerndem Getöse durchbricht er ihn. Das Ungetüm strürzt vor, setzt sich mir entgegen materialisiert sich und verkörpert sich als – Flugzeug. Der Traum reißt auf, alles bleibt stehen, still, als ob die Zeit gefriert. Der Traum ist durchbrochen; im Schock.
Soll der Traum nun vorbei sein? Will dieses Flugzeug mich wecken? Ich warte was geschieht und sehe: in seinem Schweben ist ein Senken, in seinem Donnern ein Druck. Doch aus seinem Senken wird kein Landen, aus seinem Druck kein Bertsten.
Doch plötzlich beginnt die Landschaft sich in ihrer Erstarrung zu bewegen. Die Welt rüttelt auf und hebt sich in der Senkung des Flugzeugs. Die Erstarrung löst sich, löst sich ab. Um mich beginnt es zu heben. Die Autos bewegen sich, doch nicht sich selbst, sie werden bewegt. Die Bewegung ereignet sich einzig in ihrer Enteignung. Alle Bewegung geht vom Flugzeug aus. Dort kulminiert die neue Macht des Raumes im Traum. Es scheint, als hätte das Flugzeug diese Herrschaft an sich gerissen, mir meinen Traum gestohlen. Aber dem ist nicht so und ich weiß es. Die Bewegung der Autos lässt es mich klar erkennen: dies ist ein Angebot. Das Flugzeug bietet mir einen Tausch an. Einen Tausch, den ich schon immer erträumt habe. Ein Begehren, das schon lange tief in mir schlummerte. Es ist ein Tausch, den ich in seiner Großzügigkeit nicht ablehnen kann.
Und so nehme ihn an.
Ich tausche meinen Tagtraum mit seiner gleichförmigen, horizontalen Bewegung durch diesen neuen. Ich lasse ihn zu, ich lasse ihn gewähren, den Traum der absoluten Erfahrung des Raumes. Ich nehme sie an, diese vertikale Bewegung, die mir die Freiheit ermöglicht.
Ich erträume den Raum als den Traum vom Fliegen.
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