Ich habe gerade den dümmsten Podcast gehört, der mir je in den Catcher rutschte. Gut, Alternativlos war dafür immer der vorhersehbarste Kandidat und es ist gut möglich, dass sich auch der zweit- oder drittdümmste Podcast darunter befindet. Eigentlich finde ich Alternativlos aber ganz unterhaltsam. Die vorletzte Folge mit Rop Gonggrijp funktioniert ganz prima, wenn man sie für sich als Satire lablet. Da reden drei von sich total überzeugte Nerds sehr breitbeinig über den Zustand der Welt aus Nerdsicht. Könnte man glatt ne Comedyshow draus machen.
Bei der aktuellen Folge funktioniert diese Herangehensweise nicht. Zwei Stunden und 19 Minuten Nazi-Verharmlosung wollen einfach nicht lustig werden, egal wie ironisch man es hören will.
Ja, es gibt ein paar ernsthaftere Stellen, Dinge über die man reden kann. Wie gut, oder schlecht funktioniert Ausgrenzung in Zeiten des Internets? Welche Strategien und welche moralischen Pflichten knüpfen sich an Diskurs. Bei vielem bin ich nicht einer Meinung, aber darüber könnte man diskutieren. Aber diese Stellen sind in der Minderheit und vor allem werden sie inhaltlich überschattet von dem fortwährenden Gedankengängen von Fefe, wie man am besten mit Nazis umgehen sollte. (Ich hab keinen Nerv den Kram noch mal zu hören, deswegen zitiere ich aus dem Gedächtnis und ohne Zeitangaben, sorry.)
Zunächst einmal findet er, man müsse mit Nazis doch reden. Man dürfe sie nicht ausgrenzen. Nazis auszugrenzen, findet Fefe, zeuge davon, dass man Angst habe, der Nazi könne einen überzeugen. Das ist natürlich Quatsch und jeder, der sich mal mit Nazis unterhalten hat, weiß das auch. Weder kann man für sich selbst aus den Ansichten von Nazis etwas herausziehen, noch wird man den Nazi davon überzeugen können, kein Nazi mehr zu sein. Diese Leute wissen, dass das Menschenverachtend ist, was sie denken, doch das ist ihnen einfach egal. Aber gut, mir egal, soll Fefe doch mit Nazis reden, wenn es ihn glücklich macht. Im Zweifel aber lese man sich durch, was Wiglaf Droste schon vor einiger Zeit zu dem Thema schrieb.
Fefe meint weiter: Nazis wären doch auch nur alles arme Schweine. Und weil man immer nach unten tritt (Naturgesetz!), treten die halt auf die Flüchtlinge. Tja, is halt so! Und – jetzt kommts: Da dürfe man denen „nicht böse sein“. Hier war ich das erste mal sprachlos. Dass ich von der „Man tritt halt immer nach unten“-These nichts halte, weil sie alle längst gründlich untersuchten Aspekte von Rassismus und Xenophobie komplett ausblendet – und nebenbei die Tatsache, dass eben nicht alle sozial schlecht Gestellten Nazis werden, mal dahin gestellt. Aber man dürfe den Nazis „nicht böse sein“? Das hat der wirklich so gesagt. Und Frank Rieger ist nicht eingeschritten. What the fuck, Jungs!
Aber gut, dann müssen wir das halt akzeptieren. Treten halt nach unten. So ist das nun mal.
Fefes nächste These ist, dass durch die Ausgrenzung ja das Naziproblem erst entstanden sei. Dadurch habe man nämlich Nazistrukturen ignoriert und nun zu wenig Wissen über sie. Hier springt Frank dankenswerter Weise ausnahmsweise mal dazwischen und erklärt Fefe, dass es da ja noch die Antifa gebe, die die Nazis eben doch ziemlich gut durchleuchten würde. (Irgendwo muss Frank ihm auch erklären, dass die Nazis gar nicht erst kürzlich aufgetaucht sind, wie Fefe vermutet. Köstlich.) Aber ich finde die These von Fefe so hanebüchen, dass ich noch mal was dazu sagen muss: Nein, Ausgrenzung ist nicht das Problem, sondern das Gegenteil: zu große Toleranz. Der Staat und große Teile der Gesellschaft haben die Nazis zu lange gewähren lassen. Das Problem wurde systematisch heruntergespielt.
Etwa so wie Fefe, der als nächstes behauptet, dass das Naziproblem ja auch aufgebauscht sei. So schlimm sei das ja auch alles gar nicht und er wolle da erstmal Zahlen sehen. Und wenn der Staat die Nazis verfolge sei das ja schlimm, denn wenn der Wind sich dreht, dann sei ja vielleicht er dran. Die jetzige Regierung sei ja quasi schon irgendwie „faschistisch“ (das sagt er wirklich so!). Ich denke beim Hören langsam, ich bin beim Kopp-Verlag und beginne den Faden zu verlieren. Wie jetzt? Es gibt gar keine Nazis ausser der Bundesregierung?
Als Frank dann ausführt, dass der Staat das Nazi-Problem lange unterschätzt habe, ruft Fefe, der Staat sei ja er und irgendwie kommt er bei dieser – auf den ersten Blick ziemlich dummen Aussage – der Wahrheit schon am nächsten.
Denn ja, Fefe repräsentiert ziemlich alles, was im Umgang mit Nazis schief läuft. Fefe legitimiert ihr Verhalten durch unterkomplexe Sozialtheorien, Fefe wertet die Nazis auf, weil er meint, man müsse ihnen zuhören, mit ihnen reden, dürfe sie nicht ausgrenzen, Fefe verharmlost das Problem im Generellen und Fefe findet nebenbei auch, dass er mit rassistischen Äußerungen im Netz ganz gut leben könne. JA, WARUM WOHL?
Kurz, Fefe ist halt wie die sächsische CDU. Und warum das ein Problem ist, wie die sächsische CDU zu sein, wird in diesen Beitrag hier ganz gut dargestellt.
Für die Leute, die es immer noch nicht verstanden haben: Nazis werden Nazis, weil man sie lässt. Sicher gibt es soziale Hintergründe, sicher sind die nicht alle reich, die wenigsten sind intelligent. Aber in erste Linie sind Nazis Rassisten, denen noch keiner deutlich genug widersprochen hat. Denen keiner die Tür gewiesen hat, wenn sie was rassistisches gesagt haben. Die in einer Umgebung groß werden, in der Rassismus nicht geahndet wird und sozial akzeptiert ist. Wo sogar die Polizei augenzwinkernd dabei steht, wenn sie den Arm heben. Das ist das Umfeld, in dem Nazis entstehen und dazu gehört eben auch die „Mitte“ mit ihrer Toleranz, mit ihrer Duldung, ihrem Mitgefühl und ihrem Herunterspielen des Problems.
Fefe ist Teil der Legitimationsstruktur der „Mitte“, die Nazis das Leben einfach macht. Fefe ist kein Nazi, aber er ist Teil des Naziproblems das wir in Deutschland haben.
Ich schreibe das hier auf, weil ich den Podcast nicht unwidersprochen stehen lassen kann. Es ist einer der meistgehörten Podcasts, vor allem in der Nerd- und Hackerszene und damit leider sehr einflussreich. Ich fürchte Leute, die politisch nicht so bewandert sind, hören das und finden das gut, was Fefe sagt. Zufällig ist es ja auch ziemlich bequem. Und das, so fürchte ich, macht das Problem nochmal schlimmer.
Mir ist rätselhaft, wie man einen solchen Podcast veröffentlichen kann. Damit meine ich nicht Fefe, der weiß es wahrscheinlich einfach nicht besser. Aber Frank Rieger, das wurde deutlich, hat da ein deutlich klares Bild. Ich verstehe schon nicht, warum er Fefe nicht davon abhält, sich in der Öffentlichkeit über Politik zu äußern. Ich verstehe noch weniger, dass er so einen Podcast in den Äther bläst. Ehrlich, Spaß beiseite. Ich finde das unverantwortlich.
Ich fand den Podcast ehrlich gesagt überhaupt nicht dumm – im Gegenteil er war viel zu verkopft und damit war zwar theoretisch sehr viel richtiges enthalten, was praktisch aber aufgrund von falschen Ausgangsvermutungen nicht umsetzbar ist.
Der Punkt, dass ein Argument für sich allein stehen muss ist theoretisch z.B. richtig. Praktisch wird er aber durch argumentative Tricks von nicht ganz doofen Nazis (Themenhopping, Wiederholung der selben Argumente mit anderen Worten, Ad-Hominem-Diskussion, etc.), die dem Großteil der Rezipienten einer Diskussion nicht klar sind, ausgehebelt.
Zu dem Punkt, dass Nazis keine armen Schweine sondern knallharte Rassisten kann ich nur sagen: Das schließt sich nicht aus. Ich beobachte die Neonazi-Szene in meinem Bezirk (Marzahn-Hellersdorf) ziemlich intensiv. Und um’s mal plakativ zu machen, will ich das Beispiel Enrico Sch. nehmen. Das ist einer von den Neonazi-Hools, die bei Bärgida mitrennen.
Auf der einen Seite hat der Typ anscheinend ne sehr geringe Bildung genossen – was sich anhand von Rechtschreibung, simplem Weltbild, etc. zeigt. Ihm ist sein Vater vor kurzem weggestorben und er postet melancholisch so Dinge wie „Irgendwie vermisse ich die alte Zeit, wo ich Besoffen (sic) in der Ecke lag.“. Da würde man wenn man den Rest der Geschichte nicht kennen würde sagen – arme Sau.
Auf der anderen Seite ist er ein knallharter gewaltbereiter Rassist. Vor kurzem war er an nem Brandanschlag auf ne Geflüchtetenunterkunft hier im Bezirk beteiligt.
Was ich damit sagen möchte ist – es ist nicht so schwarz/weiß wie du und aber auch Fefe es darstellen. Die These, dass der niedrige soziale Status die Menschenfeindlichkeit unterstützt ist m.E.n. nicht nachgewiesen. Zwischen beidem gibt es allerdings eine Korrelation.
Ich sage nicht, dass es keine Korrelation gibt, ich sage, es ist nicht die Ursache. Die Ursache ist, dass sein Rassismus in den Kreisen in denen er verkehrt akzeptiert ist und das ist ein Problem, dass die gesellschaftliche Mitte durch ihre Toleranz miterzeugt. Fefe ist nicht das einzige, aber ein ziemlich gutes Beispiel dafür.
Wenn du meinst, dass man nicht mit Nazis reden darf, was willst du dann gegen Nazis tun? Sie in Umerziehungslager stecken wie im Wiglaf Droste Text vorgeschlagen ist wohl keine humanistische Alternative.
Erstens sage ich nicht, dass man mit Nazis nicht reden dürfe. Es bringt nur nichts. Das Umerziehungslager fände ich gar nicht so ne üble Alternative.
Klingt für mich so, als dürfe man mit Nazis nicht reden.
Wer Umerziehungslager okay findet, für den muss es auch okay sein selbst in einem zu landen wenn sich die eigene Meinung abseits des Mainstreams befindet (was auch immer der dann gerade ist). Deswegen kommt das für mich nicht in Frage. Bleibt also aus meiner sicht nur die argumentative Auseinandersetzung. Insofern bin ich da eher bei Fefe.
ich sage aber auch, dass fefe meinetwegen mit nazis reden soll, wenn es ihn glücklich macht. ich fände umerziehunglager auch doof. lieber wäre es mir, wir würden nazis verhindern. durch bildung und 0-toleranz in der zivilgesellschaft. ich könnte mir vorstellen, dass wir, jetzt, da wir so viele flüchtlinge zu versorgen haben, den zivildienst wieder einführen und jeder junge mensch, einige monate in flüchtlingsunterkünften helfen muss.
Du meinst, Nazis werden Nazis, weil man sie lässt. Wer rassistische Dinge äußert, dem müsse man die Tür weisen. Das ist aber doch genau das Problem, was Fefe auch anspricht: Jemand, der vielleicht noch jung und orientierungslos ist, noch kein gefestiges Nazi-Weltbild hat (und damit dann endgültig verloren ist?) äußert eine rassistische These und anstatt sich argumentativ damit auseinanderzusetzen und ihm darzulegen, wie bescheuert die ist, wird die Diskussion beendet und er wird ausgegrenzt. Also begibt er sich halt in seine Echokammer zu den Leuten, die das ähnlich sehen wie er und ihm nicht direkt den Rücken zuwenden, bloß weil er mal was „falsches“ gesagt hat.
Menschen werden ja nicht als Nazis geboren und es gibt auch nicht den einen Tag, an dem sie als Nicht-Nazi ins Bett gehen und am nächsten Morgen als Nazi aufwachen. Stattdessen bilden sie sich ihre Meinung und ihr Weltbild formt sich nach und nach und hier hat ihr Umfeld einen starken Einfluss auf die Entwicklung. Wenn man diese Menschen sofort ausgrenzt, sobald dieses Weltbild beginnt, in die falsche Richtung zu kippen, braucht man sich nicht zu wundern, wenn sie sich danach in ihre eigene Realität begeben und später sachlichen Argumenten nicht mehr zugänglich sind.
An der ganzen Diskussion über Alternativlos sieht man nun was passiert, wenn mehrere Fraktionen aufeinanderprallen, die die Linie zwischen „noch kein Nazi, mit dem kann man noch reden“ und „Nazi, den man unbedingt und kompromisslos ausgrenzen muss“ an verschiedenen Stellen ziehen.
Sorry, aber das ist Quark. So läuft das nicht. Es ist nicht so, dass jemand, der irgendwo rausgeschmissen wird, dann aus Wut Nazi wird. Es ist vielmehr so, dass die jungen Leute, die nie die Problematik von Rassismus verstanden haben (meist schon durch mitte-rassistisches Umfeld) mit Nazis in Kontakt kommen, die sie bestärken noch einen entscheidenen Schritt weiter zu gehen. Und wenn dann auch noch keine Konsequenzen daraus für den jungen folgen, wird er da heimisch.
Worin sollen denn die von dir gewünschten Konsequenzen bestehen? Die dürfen ja nicht dafür sorgen, dass er noch weiter den Nazis in die Arme gerieben wird, sondern auf Distanz zu denen geht. Und das tut er nicht, wenn man ihm einfach nur an den Kopf wirft, dass die dumm sind.
Und natürlich wird niemand aus Trotz Nazi. Aber wer mit Nazis anbändelt und dann sofort hart angegangen wird, fühlt sich leicht in dem bestätigt, was er aus der Nazi-Ecke hört.
Hinzu kommt natürlich in manchen Gegenden noch das strukturelle Problem, dass dort außer den Nazis kaum jemand Jugendarbeit leistet und die Leute in die rechte Szene hineinwachsen ohne dass irgendwer sich die Mühe gibt, zu widersprechen.
Ich kann dem Jungen seine Entscheidung nicht abnehmen und muss es akzeptieren, wenn er Nazi wird. Ich glaube auch nicht, dass man verhindern kann, dass es Nazis gibt, da wird es immer welche geben. Ich finde aber, dass den Nazis, die es gibt, das Leben zur Hölle gemacht werden muss. Nicht nur vom Staat, jeder einzelne muss Nazis ausgrenzen. Kein Job, keine Bank, keine Freunde. Das wird sie nicht überzeugen, aber viele andere, die die Nazis dann sehen. Denn man darf nicht vergessen: die meisten Menschen sind Opportunisten.
@mspro: Aber das wird doch nur zur einer immer weiteren Radikalisierung führen. Auf beiden Seiten. Und was steht am Ende?
Hier in Dortmund kann ich ganz gut sehen, was passiert, wenn man Nazis machen lässt, und sie nicht genug ausgrenzt. Und für mich ist ganz klar: Nazis müssen so weit ausgegrenzt werden, die müssen so stark gesamtgesellschaftlich geächtet werden, dass es selbst dem rebellischten Teenager nicht in den Sinn kommt, das als aktzeptable Option zu sehen.
Das hat nichts damit zu tun, Aussteigerprogramme zu beenden, sondern ist ganz simpel: wer sich zusammenrottet um unerwünschte Kneipen zu überfallen, wer sich versammelt um einen Mord an einem Andersdenkenden zu bejubeln, wer die Opfer des Holocaust verhöhnt, wer Andersdenkende so bedroht dass sie gezwungen sind den Wohnort zu wechseln, etc etc etc, wer sich in dieser Szene bewegt, grenzt sich selber so weit aus, dass er keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen sollte.
Wer zurück in die Gesellschaft will, muss sich glaubhaft davon distanzieren können. Das „Bittstellen“ kann hier nicht von der Gesellschaft kommen, sondern muss von demjenigen kommen, der sich von dieser menschenverachtenden Bewegung abwenden will.
Schon in einem Strategiepapier der späten Neunziger haben Nazis einander aufgerufen, sich in Foren zu tummeln, dort zunächst „harmlos“ zu posten und dann, bei passenden Themen, hier und da Thesen einzustreuen und sich bei Widerstand auf die Meinungsfreiheit zu berufen und in die Opferrolle zu gehen. Und sich dabei versichert, dass man sich da auf „Toleranztrottel“ (deren Vokabular!) verlassen könne, auf deren „Liberalität“ man zählen dürfe und die einem dann beistünden, „amüsanterweise“ fände man dann sogar Beistand unter Leuten, die sich selbst eher links sähen. Ich sehe diese Strategie bis heute in Aktion, und auch das mit den „Toleranztrotteln“ funktioniert immer noch.
Klare Verhältnisse. Und hoffentlich die große Mehrheit auf der richtigen Seite. Aber auch gegen die Mehrheit gibt es Mittel und Wege. Gab es jedenfalls schon mal.
Schwarz-weiß-Denken zieht sich hier einfach durch jegliche Diskussion – und das stört mich. Definiere „ausgrenzen“. Definiere „Nazi“. -> Das geht nämlich nicht. Und schon ist man wieder beim Pauschalisieren. Toll.
Nazis sind nun mal Menschen. Das ist ein Fakt.
Ebenso, dass Gewalt Gegengewalt erzeugt. Und dass Rassismus mit Bildung zu tun.
Hier bietet mspro offensichtlich auch keine Lösungsansätze.
Was imho viel besser hilft als denunzieren/Leben zur Hölle machen oder ausgrenzen: Lächerlich machen. Und zwar implizit argumentativ. Ohne Gewalt. Da gibt es genügend Beispiele für. Denn diese werden bekannt und sorgen so auf ihre eigene Art für Abschreckung.
Das ist der Punkt, an dem ich sehr starke Bauchschmerzen bekomme. „Kauft nicht bei [$Feind]!“
Zum einen haben wir ein Grundgesetz. Und so leid es mir tut: die Grundrechte genießen alle. Da darf es keine Ausnahmen für noch so große Arschlöcher geben.
Zum anderen wie soll das praktisch funktionieren? Soll jeder Bankberater oder Wohnungsvermieter erst eine Gesinnungsprüfung bei einer Kontoeröffnung durchführen? Soll die Schufa ein Nazi-Häkchen bei der Bonitätsprüfung einführen? Oder gleich sichtbare Brandmarkung wie zur NS-Zeit?
Was in Berlin schon praktiziert wird, ist die Anti-Rassismus-Klausel bei gewerblichen Räumen. Damit lassen sich entsprechende Szeneläden oder -kneipen eindämmen.
Es gibt kein Recht, jede Kneipe zu besuchen. Jede Bank kann sich seine Kunden aussuchen (Gut, da gibt es Regularien …), Ich muss nicht mit jedem reden. Das hat nichts mit Grundrechten zu tun. Der Staat muss Grundrechte achten. Es gibt aber kein Grundrecht, dass wir alle mitspielen lassen müssen.
@frank: Grundrechte sind Rechte des Bürgers gegenüber dem Staat. Der Staat muss Grundrechte wahren – Bürger müssen das nicht (vgl: Art. 1 III, 20 III GG). Wir dürfen (und müssen) Nazis ausgrenzen, sie in ihrer „Meinungsfreiheit“ beschneiden, ihre Läden boykottieren und ihre Demos blockieren. Die Grenze ist NICHT das Grundgesetz, sondern die einfachen Gesetze – was nicht explizit verboten ist, ist erlaubt.
Das heißt natürlich nicht, wie mspr0 oben schon gesagt hat, dass es verboten ist, mit Nazis zu reden – erst recht nicht mit denen, die noch keine gefestigte Weltanschauung haben und die man noch überzeugen kann. Aber wenn die Weltanschauung da ist, haben sie ein Feindbild und leben das aus, sobald sie können. Da ist es dann auch egal, ob man sich selbst doch eher für konservativ hält und CDU-Mitglied ist oder in der Antifa. Feind ist Feind und wird so behandelt. Wer’s nicht glaubt: die Bürgermeister von Tröglitz und Heidenau sind CDU’ler.
Die Strategie der Nazis ist eigentlich recht einfach. Die haben verstanden, dass sich mit Worten Gedanken transportieren und assoziieren lassen. Die besetzen also ein bestimmtes Vokabular, prägen einprägsame Sätze und wiederholen sie. Und irgendwann kommen andere (meist die CDU/CSU) auf den Gedanken und kopieren diese Sätze. Und machen damit sowohl diese Sätze als auch das damit assoziierte Gedankengut salonfähig. Und dann setzt auch beim „normalen Bürger“ der Gedanke ein „wenn ein Seehofer schon das gleiche erzählt, wie die AfD/Alfa/NPD/Die Rechte …, dann ist der Rest von dem was sie sagen, wohl auch ok“. Und die Rechten jubilieren.
Es bleibt auf der Strecke: die offene Gesellschaft.
Gesinnungsprüfungen haben das problem der false positives. Einmal durch fehlerhafte Denunziation, zum anderen bei Gesinnungswandel. In einer Mspro’schen Welt gibt es keine zweite Chancen, keine Resozialisation. Das halte ich für die unangenehmste Auswirkung von Schwarz-Weiß-Denken.
Naja, false positives gibt es immer. Kein System ist perfekt, aber damit kann ich leben, so lange es nicht zu viel wird. Und das kann man durchaus eingrenzen. Ich bin jedenfalls auch sehr gegen Verurteilung auf Zuruf und frage mich, wo du das rausgelesen haben willst. Eine zweite Chance bin ich auch immer breit zu geben. Ich grenze Nazis nur so lange aus, wie sie Nazis sind. Wenn sie keine Nazis mehr sind, ist der Ausgrenzunggrund auch weggefallen.
Das Problem mit dem Wort „Nazis“, so wie es vom Autor verwendet wird, gruppiert nun mal blöderweise intellektuell-ideologische Giftmischer zusammen mit armen Schweinen auf der Suche nach einem einfachen Weltbild. Und hier hat Fefe ganz recht – der beste Weg zur Unterstützung der Ersteren ist: die Letzteren zusammen mit ihnen zu isolieren.
Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder dem Autor war diese Art Unterscheidung nicht geläufig, dann sitzt er beim Vorwerfen eines einfachen Weldbilds ziemlich im Glashaus. Oder sie war ihm geläufig, aber er ist intellektuell unehrlich.
Dass der Autor politische Umerziehungs-Zwangslager für keine schlechte Idee hält, glaube ich ihm nach Lesen einiger seiner Artikel, ohne zu zögern. An seinem Wesen soll die Welt genesen~
Ach ja, die gute alte deutsche Opfer-Ideologie. Wenige schlimme Täter, der Rest arme Verführte!
Danke fürs Vorführen.
Hallo mspro, schön dass Du Dir die Zeit genommen hast deine Kritik aufzuschreiben. Dein Argument, mit Menschen, welche rechtes Gedankengut äußern sollte man nicht reden verstehe ich nicht. Ein wirklich wichtiger Punkt von fefe war, dass diese Menschen nicht zwangsläufig knallharte Nazis sind. Vielleicht hast Du wie ich, irgendwann mal ein Gespräch mit deinen Eltern über Gerangel in Flüchtlingsheimen und plötzlich schwappt dir rechtes Gedankengut entgegen. Würdest du dann nicht auch diskutieren, anstatt deine Eltern als dumm und und naiv zu bezeichnen. Die Ablehnung von Flüchtlingen meiner Eltern habe ich größtenteils entschärfen können, hauptsächlich mit Argumenten, welche mir Frank und Fefe an die Hand gegeben haben. Noch besser funktionierte das ein Paar Wochen später mit meinen Großeltern. Weist Du warum? Weil sie eine viel bessere Diskussionskultur haben, sich deine Meinung anhören und sich überzeugen lassen. Weist Du wo meine Großeltern wohnen? Sachsen.
Ich habe keine Illusion das dies mit allen Übezeugten Faschischisten funktioniert. Aber ich denke das haben Frank und Fefe garnicht behauptet.
Davon abgesehen, dass ich nicht jedem Rassisten gleich den Rücken kehre (ich habe ähnliche Probleme mit meinen Eltern), sondern nur Nazis interessiert mich wirklich welche agrumentative Grundlagen für Flüchtlinge dir Fefe und Frank in die Hand gegeben haben. Hab ich da was überhört?
Mitleid für irgendwen hatte ich nicht wirklich erwartet. Aber vielleicht eine Antwort hierauf:
Wo fängt denn „ein Nazi sein“ bei Dir an? Man muss wahrscheinlich nicht erst Straftaten begehen, denn dagegen geht das Gesetz ja ohnehin vor. Reicht es schon aus, wenn man ein paar Doofheiten von seinen „klugen Freunden“ nachplappert, wie es jede Blitzbirne im Internet regelmäßig tut (die funktionale Differenzierung stempelt uns ja notwendigerweise auf jeden nicht 15 Jahre studierten Fachgebiet zu Mitläufern intellektueller Autoritäten)? Wird man dann schon gruppiert mit den Leuten, die tatsächlich sowas wie einen Plan haben?
Wer Ausländerfeindliche Parolen brüllt, auf Nazidemos geht, vor Flüchtlingsheimen randaliert ist ein Nazi. Nicht jeder rassistische Online-Kommentar ist ein Nazi-Kommentar, aber es gibt schon welche, die eindeutig zuzuordnen sind. Leute, die zu Gewalt gegen Flüchtlingen aufrufen, die die alle nach Ausschwitz bringen wollen, oder die klare Naziparolen posten, das sind Nazis, gegen die wir hart vorgehen müssen. Ob Mitläufer oder nicht ist mir dabei egal. Vielleicht ist das ein guter Mensch, sonst so? Ist mir egal. Er will eine zweite Chance? Gerne, aber das ist eine Bringschuld.
@mspr0: Sicher kann privat jeder seine Freunde und Gesprächspartner selbst suchen. Aber deine Forderung geht eben weiter…
Wir leben in einer Stadt, in der 31.241 Wahlberechtigte bei der letzten Berliner Wahl ihre Zweitstimme der NPD gaben. Wie soll denn nun der oder die Bankberater nun wissen, ob er/sie ein Konto anbieten oder verwehren soll? Oder ein Arbeitgeber bei der Vergabe von Lehrstellen?
Sag mal, du trollst doch hier, oder? Hab ich irgendwo geschrieben, dass ich Gesetze fordere, staatlich anerkannte Nazis auszugrenzen? Alle bekloppt oder wie?
Natürlich sollst du nur Nazis ausgrenzen, von denen du weißt, dass sie welche sind. Du kannst das auch nicht machen, ich will kein Gesetz, dass dich dazu zwingt. Aber wenn du es nicht machst, darfst du mit meinem erbitterten, zivilen und empörten Widerstand rechnen. Ich werde dich an die Öffentlichkeit zerren und die Leute werden auf die zeigen, dass du mit Nazis zu tun hast.
Mit der Einschätzung habe ich eigentlich keine Probleme, aber bist Du der Meinung dass Du und Fefe dieser Definition nach immer noch über die gleichen Leute reden?
So. Es reicht mir für heute mit der dümmlichen Naziversteherei. Kommentare geschlossen.