Ohne Frage, Lutz Heilmann hat sich in eine selten dämliche Position gebracht, als er juristisch gegen die Wikipedia vorging. Und er hat einen sehr großen Teil der Kloppe, die er derzeit im Internet dafür bekommt, auch verdient.
Was aber mal wieder zu ergänzen wäre: Die mediale Hetze. Ja, auch hier kann man ohne mit der Wimper zu zucken von gezielter Hetze reden. Allen voran mal wieder Spiegel Online. Die berichten von der Unterlassungsklage des „umstrittenen Politiker“ Heilmann gegen die Wikipedia, beschreiben die derzeit zu bestaunenden Konsequenzen und dass Heilmann „vier Passagen“ in dem Wikipediaartikel über sich zu beanstanden habe.
Dann, als es darum gehen müsste, was überhaupt Gegenstand der dieser Passagen sei, kommt von SPON bloß:
Sie betreffen im Wesentlichen Details zum beruflichen und politischen Werdegang des Bundestagsabgeordneten. Da die Verbreitung der strittigen Passagen der einstweiligen Verfügung unterliegt, verzichtet SPIEGEL ONLINE auf eine detaillierte Wiedergabe.
Aha. „Details zum beruflichen und politischen Werdegang„. SpOn kennt die Fakten, nennt sie aber nicht, sondern raunt nur Vages in die Welt. Details zum beruflichen und politischen Werdegang kann alles mögliche sein. Natürlich hätte SpOn schreiben können, worum es wirklich geht. Andere haben es auch geschafft.
Aber SpOn lässt uns ja über den Gegenstand der Auseinandersetzung nicht ohne Grund im argen. Denn der Artikel geht an dieser Stelle direkt weiter. Er ist ab hier noch mal fast genau so lang schwenkt sofort zu Heilmanns Stasivergangenheit und berichtet tief und breit darüber. Dem Leser wird natürlich nicht mitgeteilt, was diese konkreten „Details zum beruflichen und politischen Werdegang“ jetzt mit dem aktuellen Fall zu haben.
Das wäre auch schwer. Die Antwort ist nämlich: „gar nix!“.
SpOn suggeriert mit allen zu Verfügung stehenden Mitteln, dass Heilmann seine Stasivergangenheit aus seinem Lebenslauf tilgen wolle. Das ist nicht der Fall. Die beanstandeten Passagen bezogen sich auf angebliche Verstrickungen in einen Online-Sex-Shop, sowie innerparteiliche Querelen und der angeblichen Aufhebung seiner Immunität als MdB. Alles Dinge, die entweder nachweislich falsch sind, oder teils einfach unbewiesene Tatsachenbehauptungen widerspiegeln. Alles Dinge, gegen die man nicht nur juristisch, sondern auch moralisch das Recht hat, gegen vorzugehen.
Man kann von Heilmann halten, was man will. Vor allem kann man ihm grenzenlose Dummheit vorwerfen, was die Wikipedia-Aktion angeht (Die er aber bereits zurückgezogen hat).
Dass SpOn das aber nur aus versehen so aussehen lässt, als sei Heilmann an der Auslöschung seiner Vergangenheit interessiert, ist sehr unwahrscheinlich. Sie versuchen alles, diesen Eindruck zu erwecken. Was SpOn hier macht ist Rufmord durch die Hintertür. Es ist widerlicher Kampagnenjournalismus. Es ist schlicht unredlich und es ist feige, es ist eine Schande für den Journalismus. Das rangiert noch unter Bildzeitungsnivieau!
Ich kann nur immer wieder betonen: Niemals vorschnell Artikel über Die Linke glauben, oder darauf reagieren. (Ja, auch Du, René!) Oft dauert es nicht lang, dann kommt die Wahrheit raus. Und manchmal muss man nur ein bisschen recherchieren.
Interessant! Ob man Lutz Heilmann überhaupt noch Rufmord begehen kann, ist, wenn man sich die Vergangenheit des MdB und seinen Umgang damit ansieht, allerdings höchst fraglich.
Klar, „Stasi“ ist schon ein ziemlich dicker Pickel in so eine Biographie. Andererseits hat er dort als Personenschützer gearbeitet. Wogegen jetzt nicht allzu viel zu sagen wäre.
Zu gut passt das in mein Bild von SpOn, als dass ich groß Lust hätte, das zu widerlegen, an einer Stelle jedoch bin ich etwas anderer Meinung, denn den „umstrittenen Politiker“ sehe ich nicht als einen Beweis für eine Hetze(oder warum die Hervorhebung?), denn nach allem was ich bisher über ihn gelesen habe, ist es imho durchaus legitim, ihn als umstritten zu sehen.
Der „umstrittene Politiker“ ist nicht Teil der Hetze. Auch an der Erwähnung seiner Stasi-Vergangenheit ist an sich nichts auszusetzen. Nur versucht SpOn eben aus diesen Dingen einen Zusammenhang zum aktuellen Fall zu suggerieren, wo keiner ist. Das ist ja der Witz: SpOn sagt nirgends etwas unwahres. Aber die Botschaft kommt dennoch an. Und das ist dann die Hetze.
Ich möchte nicht verhehlen, dass ich ein wenig Genugtuung empfinde. Heilmann hat für ein System und dessen Organisation gearbeitet, das gezielt Existenzen, Biographien und Leben von Menschen bedrängt, drangsaliert und vernichtet hat. Und jetzt bekommt er die abgeschwächte Form zu spüren. Das wird ihm Schwierigkeiten bereiten, aber nicht in seiner Existenz bedrohen.
(Ja, ich gebe offen zu, dass meine Gedanken dazu ein wenig primitiv sind, nicht sehr rechtsstaatlich fundiert und diverse Regeln des christlichen Miteinander außer acht lassen. Die Gedanken sind ja frei 😉 )
Aber ist das insgesamt noch erwähnenswert? Wie viele Menschen setzen sich denn wirklich mit der Linken auseinander? Die Einen folgen der Agitation durch die SPD und setzen der Linken den Stempel des Populisten Lafontaine auf, die Anderen lassen sich von eben diesem fangen mit Versprechungen, die unhaltbar sind. Und ich persönlich sehe mich mittendrin und bin nach Jahrzehnten politisch heimatlos und weiß noch immer nicht, was ich 2009 wählen kann.
Klar ist aktuell nur, dass die SPD für mich unwählbar geworden ist, was mich im Übrigen sehr traurig stimmt.
@reinerwein es sei dir gegönnt. Mein Gerechtigkeitsempfinden ist allerdings anders gelagert. 😉
@dave-kay Heimatlos bin ich auch. Und stolz darauf! Wählen tu ich aber bestimmt Die Linke, allein um den anderen Parteien und den Medien zu sagen: Fuck You!
Gegen den Personenschützer will ich jetzt auch nicht zu hart schiessen. Gegen den Personenschützer, der sich ab 1990 nicht mehr an seinen früheren Beruf erinnern konnte hingegen schon. Öffentlich nachweisbare Unehrlichkeit ist schlicht eine Disqualifikation für eine hauptberufliche bundespolitische Tätigkeit. Und genau da sehe ich auch das Problem mit Deiner Wahlentscheidung: Weil Du Dich nicht bei anderen Parteien gut aufgehoben fühlst, möchtest Du eine wählen, deren Repräsentanten sehr zweifelhafte Biografien (Bisky), Geschichtsauffassungen (Wagenknecht), politische Konzepte (Lafontaine) oder Geisteszustände (Sodann) ihr eigen nennen. Das finde ich unverständlich.
„Öffentlich nachweisbare Unehrlichkeit ist schlicht eine Disqualifikation für eine hauptberufliche bundespolitische Tätigkeit“
Oha, das wäre dann aber ein sehr kleiner Bundestag.
Zu den Linken: Tatsächlich gibt es viel bei den Linken, was ich nicht unterstütze und auch viele Leute, die ich für verachtenswürdig halte. Aber insgesamt sind die politischen Schnittmengen größer als bei anderen Parteien. Außerdem sind sie unter all den Parteien, die in meinen Augen noch am wenigsten Glaubwürdigkeit verspielt haben.
Hauptsächlich sehe ich da aber als strategische Entscheidung. Im Endeffekt möchte ich eine sozialdemokratische Partei wiederhaben. Ich hab das Gefühl, dass Lafontaine auch nichts anderes wollte und bis heute will.
um den bundestag nicht zu stark zu leeren habe ich ja auch auf die „öffentliche nachweisbarkeit“ verwiesen, clevere lügner kommen noch einmal davon. ich finde dein ansinnen ehrenvoll, hege aber die vermutung, dass für diesen weg die linke eher nicht der richtige wanderkumpan ist. grüße von einem agendagrünen, der auch nicht weiß, wie er seine überzeugungen mit einer einzigen partei zusammenbekommt.
Keine Sympathiepunkte für Heilmann! Man kann so einen gar nicht genug mit Stasiverleumdungen beschmeißen. Der Mann ist kein Opfer, sondern ein Täter!