Warum wir Merkel haben?

Was mich derzeit maßlos aufregt, sind die ganzen nörgeligen Besserwisser, die sich angesichts der Freude über den Präsidenten Obama in gnazigen und käsigen Kommentaren um Kopf und Kragen schwurbeln. Nichts werde besser, weil die Amis halt ja eben so sind wie sie sind, nämlich scheiße. Alles doch nur blödes Gehype, wo man sich ja per se erstmal naserümpfend hinstellen müsse, egal wieso. Und: Politiker sind doch eh doof, also auch Obama.

Ungeachtet solcher zwingenden Argumente, verbleibe ich dennoch etwas ratlos.

Ich weiß nicht in welcher Welt diese Menschen leben. Ich weiß nicht, was sie die letzten acht Jahre so getrieben haben. Ich kann es mir nicht erklären, wie man nicht schon allein ob der Tatsache, dass Bush weg ist, tiefe, erleichternde Freude empfinden kann?

Ich verstehe auch nicht, dass man nicht Hoffnung schöpft, wenn der nächste Präsident ausgerechnet der ist, der sich weitest möglich von der Politik seines katastrophalen Vorgängers distanziert hat. Und zwar nicht nur mit „Change“-Gefasel, sondern mit konkreten politischen Inhalten.

Ich werde nie verstehen, dass die amerikanische Euphorie darüber, sich gerade einen radikalen Wechsel erwählt zu haben – den zurückgewonnenen Glauben und die Freude an der Demokratie itself – dass ausgerecht diese Euphorie immer wieder für Hitlervergleiche herhalten muss.

Aber was denk ich überhaupt drüber nach? Diese miefigen Besserwisser haben ja Gott sei dank nicht wählen dürfen. Ich vermute nur leider, dass wir deretwegen bei uns eben Merkel haben. Und Glos. Und Gabriel. Und so weiter.

4 Gedanken zu „Warum wir Merkel haben?

  1. Hallo mspro,

    jaja die Bescheidwisser… Aber jetzt der Merkel dieselben unterzujubeln finde ich schon etwas gemein 🙂
    Ihr fehlt vielleicht die rhetorische Kraft, aber dennoch ist ihre Politik nicht kurzsichtig. Vor allem das Gefühl, dass das was die Amerikaner bei Obama unter Visionen und Missionen verstehen, in unseren Breitengraden mit dem Begriff der Nachhaltigkeit zu übersetzen ist. Das allerdings ist ein für die amerikanische Politik revolutionärer Begriff.

  2. naja politik – merkel
    das wäre ja die frage die sich über die parteigrenzen hinweg stellen liesse. hatte schröder eine politik?

    irgendwie setzt die merkel dinge um, bzw. lässt sie umsetzen. ich empfinde es als qualität, dass nicht immer so ein zampano mit der faust auf tische knallt und dinge zur chefsache erklärt. wenn sie das tut klingt es leiser. aber das ist eine eine ästhetische kategorie. wahrscheinlich hast du recht…

  3. Die „Besserwisser“ tun mir Leid, denn deren zynisches Menschenbild ist das, was ihnen von den hiesigen Politikern halt genauso beigebracht wurde. Die können sich einfach nicht (mehr) vorstellen, dass Menschen anders sein können. So gesehen wissen die nicht mehr viel und können damit auch nichts mehr erwarten oder gar erhoffen. Da haben Politik und Medien ganze Arbeit geleistet.

    @kg: wer nichts macht macht keine Fehler. Merkel ist IMO perfekt darin, den Anschein zu erwecken, „irgendwas“ zu tun. Nur: wenn man man schaut, was dieses irgendwas sein könnte findet man nix. Ein Obama könnte da einfach nur dadurch, dass er vielleicht wirklich „macht“ für sie (und die vielen anderen „da oben“) wirken wie das Kind im Märchen, das da ruft „aber der hat ja garnichts an“…

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