Wie beantrage ich ein US-Visum? (ALT!)

ACHTUNG, dieser Artikel ist sehr, sehr alt. Er ist von 2010! Die Angaben hier stimmen mit hocher Wahrscheinlichkeit zum größten Teil nicht mehr, einige Links zeigen ins Leere. Verwenden auf eigene Gefahr.

Dieses Blog ist in letzter Zeit zum Egostream mutiert. Das liegt natürlich vor allem an den ganzen anderen Projekten, die mich einerseits einbinden und die ich hier gerne sammle. Aber eigentlich sollen hier auch nützliche Inhalte drin stehen. Und obwohl das hier vielleicht gar nicht so einen Wert hat, für meine Stammleserschaft, will ich hier von meinem heutigen Besuch beim US-Konsulat erzählen. Das ist zwar so mäßig spannend, aber vielleicht hilfreich für Menschen, die nach Informationen dazu googlen, denn das sollte man, das ist nämlich verdammt kompliziert. Außerdem hat mich das alles ganz schön geflasht.

Vorgeschichte

Also: ich werde zusammen mit meiner Freundin für drei Monate nach New York gehen. Am 29. geht es los. Wir haben einen Flug bei Delta Airlines gebucht. Und haben dabei einen Fehler gemacht.

Obwohl wir eigentlich wussten, dass wir irgendwie nur so für drei Monate ohne extra zu beantragendes Visum einreisen dürfen, waren wir so doof und haben einfach so Pi mal Daumen gebucht. Und natürlich waren das dann genau drei Tage zu lang.

Bei Delta kann man leider nur innerhalb von 24 Stunden stornieren, umbuchen geht bei denen gar nicht und eine Reiserücktrittsversicherung hatten wir natürlich auch nicht abgeschlossen. Das heißt, die Flugdaten waren unverrückbar. Ein Visum musste her.

Nun kann man sich denken, dass das kein Spaß wird. Aber egal, wie schlimm man es sich vorstellt, die Realität ist schlimmer. Gut. Was erstmal positiv zu erwähnen ist: es lässt sich einiges davon online erledigen, da sind die recht weit, die Amerikaner.

Was muss ich beachten?

Zeit: Sich einen Monat vor dem Flug um das Visum zu kümmern ist völlig okay. Drei Wochen ist beinahe knapp. Zwei Wochen ist im Zweifelsfall schon zu spät. Eine Woche – vergiss es!

Literatur: Zunächst ist hier eine Schritt für Schritt Anleitung verzeichnet, wo auch alle Links zu den Formularen verzeichnet sind. Tolle Sache, das! Am besten bookmarken, oder als Homescreen einstellen, so lange man mit dem Visakrams beschäftigt ist.

Der Antrag

Das erste Formular, dem man sich widmen muss, ist der eigentliche Antrag (https). Man muss ihn als aller erstes machen, denn alles andere baut darauf auf. Ohne Antrag ist alles nichts!

Ein paar wichtige Tipps vorweg:

  1. Man sollte sich mindestens zwei Stunden Zeit nehmen.
  2. Man sollte folgende Dinge umbedingt in Griffnähe haben (die Formularausfüllsession timed nach einiger Zeit aus, so dass man, wenn man durch Suchen eines dieser Dinge aufhört, oftmals wieder neu anfangen muss)
    1. Reisepass
    2. Adresse von jemanden oder etwas (z.B. Hotel), wo man beauptet, dass man dort unter kommt.
    3. Die Reisedaten (Flugkrams)
    4. Alle Daten – Geburtage, Namen, Orte und sowas – von den Eltern.
    5. Passfoto, digital; Frontal, mittig, vor weißem Hintergrund, gut belichtet.
  3. Es gibt die Möglichkeit Formularausfüllzwischenstände zu speichern. Nutze das! Immer und überall! Andauend!

Wenn man es geschafft hat, alles unfallfrei auszufüllen (das müssen über hundert Fragen sein), bekommt man eine „Confirmation“. Gott sei dank auch gleichzeitig per Mail. Man sollte die gut aufbewahren. Abspeichern und Ausdrucken. Beides!

Die Terminvereinbarung

Mit diesem Wisch kann man dann wieder zu einem weiteren Formular huschen (aber erst dann!) in dem man den Termin im Konsulat vereinbart. Auch dankenswerter Weise alles online. Das ist auch nötig, denn die Telefonhotline ist schweineteuer!

Für dieses Formular sollte man eine Kreditkarte mit allen (wirklich allen!) Daten, die es zu so einer Kreditkarte gibt, griffbereit haben. Hier muss man alles nochmal auffüllen. Name, Wohnort, alles. Wenn es gut geht, kommt man zu einem Screen, wo man in einem Onlinekalender einen der freien Termine auswählen kann. Ich finde da ja immer noch prima! Sowas habe ich auf deutschen Behördenseiten nie gesehen.

Tralala (Vorsicht!)

Ab hier setzte wieder die für mich übliche Tralalalität ein. Ich hatte ja einen Termin als PDF per Mail bestätigt bekommen. Klar, das PDF war ganz schön lang und ich schwörs, ich wollte das nochmal irgendwann alles lesen, aber es war j aauch auf englisch! ich hab es mir dann natürlich nicht durchgelesen. Das heißt, ich hab das schon noch gelesen, aber erst in der Nacht vor dem Termin.

Dort fand ich dann so spannende Sachen heraus, wie die, dass ich noch einen nicht unerheblich großen Geldbetrag, nämlich 98,25 Euro hätte entrichten sollen. Und dass ich das wohl dokumentiert bei dieser Firma hätte tun sollen, damit ich deren Quittung dann mitbringen kann.

Außerdem wurde mir mitgeteilt, dass mein Foto, dass ich im ersten Formular hoch geladen hatte, vom Computer nicht akzeptiert worden ist. Ich solle ein neues mitbringen. Und dann soll ich noch einen Umschlag dabei haben, frankiert mit 1,45 Euro und mit meiner Adresse drauf.

Uff!

Die Überweisung machte ich schnell online und druckte mir das Hinweisfenster, dass die Überweisung von statten gegangen ist, aus. (SPOILER: keine gute Idee!) und als Foto machte ich dann – in etwa den Anforderungen entsprechend – ein paar Bilder mit dem iPhone, dass ich dann einfach mitbringen wollte und dann das Bild irgendwie per Mail denen zukommen lassen wollte (SPOILER2: auch keine gute Idee!)

Als letztes vorm Zubettgehen stellte ich fest, dass das Konsulat nicht – wie ich die ganze Zeit angenommen hatte – Irgendwo in Tiergartennähe ist, wo es hingehören sollte, sondern vor Zehlendorf – wo genau genommen überhaupt gar nichts hingehört!

Der Termin

Als überzeugter Radfahrer bin ich natürlich trotzdem mit dem Rad gefahren. Um 8:00 bin ich los. 12,7 Kilometer quer durch Berlin. Ich hatte mit 45 Minuten gerechnet, habe aber dann doch fast eine ganze Stunde gebraucht, weil ich den Weg immer auf dem iPhone nachschauen musste.

Ich kam also erstmal schon 10 Minuten zu spät. Das war aber – wie ich sofort sah – kein Problem. Vor dem Konsulat hatte sich bereits eine Schlange gebildet. Bevor ich mich aber einreihen konnte, machte mich ein bewachender Polizist darauf aufmerksam, dass ich mein Fahrrad hier nicht anschließen dürfe. Höchstens drüben, auf der anderen Seite der vierspurigen Straße.

Dann – auch da muss ich die Amis wieder loben – checkte bereits vor dem Konsulat eine Dame mittleren Alters die Dokumente aller Neuankömmlinge. Als ich dran war, war sofort klar: Ich komme so nicht rein! Ich brauche einen vernünftigen Überweisungsbeleg und ein richtiges Foto. Glücklicherweise gab mir die Frau routiniert ein gelbes Blatt Papier auf dem sie „10:45“ notierte. Bis dahin sollte ich mit den richtigen Unterlagen zurück sein. – Dort drüben führe man nach Zehlendorf hinein, dort gäbe es Banken und Optiker und so.

Zurück zum Service!
Zum Termin braucht man auf jeden Fall:

  1. den Pass.
  2. die ausgedruckte „Confirmation“ des ersten Formulars.
  3. Den Beleg (am besten den von Roskos & Meier OHG oder einen richtigen echten Überweisungsbeleg einer Bank.)
  4. Einen Umschlag, DinA5 – frankiert mit 1,45 Euro und der eigenen Adresse versehen.
  5. und (eventuell) ein Passbild

Zehlendorf

Ich also wieder auf das Fahrrad, ca. einen Kilometer nach Zehlendorf reingefahren. Dort erstmal kurz was gefrühstückt (so viel Zeit muss sein), dann zu „meiner“ Bank rein. Volksbank. Naja, eigentlich ja nicht meine Bank, also nicht Hannoversche Volksbank, dort bin ich eigentlich Kunde, sondern Berliner Volksbank. Was sich sofort als Problem herausstellte: Nein, man könne mir meine Überweisung nicht Quittieren. Die Hannoversche sei eben eine eigene Bank, da könne man nix tun… Herrje.

Okay, dann musste ich also in den sauren Apfel beißen, 100 Euro abheben, rüber zur Dresdner Bank gehen und direkt auf’s Konto des Konsulats einzahlen. Kostet extra 5 Euro aber man hat dann eine gültige Quittung. Dann natürlich sofort bei den Jungs der Hannoverschen Volksbank angerufen. Ja, sie können versuchen, die Überweisung rückgängig zu machen, aber nein, versprechen könne man nix. Naja, außer dass das auf jeden fall 6 Euro krams kostet.

Dann bin ich noch in dem Bürgerhaus Zehlendorf rumgeirrt. Ich finde ja, in solche Behörden gehören Passbildautomaten. Vermutlich bequatschen aber Optiker in der Gegend die Beamten, um genau das zu verhindern. Geschäftsmodell ist Geschäftsmodell.

Also beim Optiker für – extra us-amerikanisch standardisierte – Passbilder (2 Stück) noch mal 10 Euro bezahlt. Uff! Dann zurück.

Konsulat

Also, Fahrrad, wieder auf der anderen Straßenseite geparkt und rüber gegangen, angestellt. Ich fühlte mich gut, ich fühlte mich vorbereitet. Diesmal würde alles klappen! – „Mit dem Handy kommen Sie hier nicht rein!“ Scheiße! – Alle Versuche, den Polizisten zum Handyaufpasser zu machen scheiterten. Was soll das überhaupt! Warum haben die Angst vor Handys?

Jedenfalls gibt es drüben, über die Kreuzung rüber, bei der Ubahnhaltestelle „Oskar-Helene-Heim“ einen Kiosk. Die alte Dame darin, ist eine routinierte Handyverwahrerin. Kostet einen Euro und ist absolut vertrauenswürdig.

Wieder zurück, durfte ich mich also endlich in die Schlage einreihen und kam auch recht schnell rein. Beim Sicherheitscheck fiel auf, dass ich noch das Handyladekabel meines iPhones in meiner sonst als Notebooktasche genutzten Tasche lag. Wahnsinn! Das haben das kleine Kabel da behalten, ich könne es aber auf dem Rückweg wieder abholen. Ein einfaches iPhoneladekabel. Da war nicht mal das Netzteil dran!

Egal, ich war drin. Von dort an, war alles recht einfach. Nur eins: ich musste mich an den Namen und die Adresse meines Gymnasiums erinnern und niederschreiben, aber auch nur, weil ich dummerweise irgendwo einen Kreuz falsch gesetzt hatte (Kommt wohl häufiger vor).

Einmal alle meine Fingerabdrücke eingescannt bekommen, ein paar Fragen beantwortet und sofort mein Visum bewilligt bekommen. Mein Pass wird mir inllusive Visum die nächsten Tage zugestellt.

Uff!

Auf dem einstündigen Heimweg hat es dann noch etwas doller geregnet.

12 Gedanken zu „Wie beantrage ich ein US-Visum? (ALT!)

  1. Ganz schöner Aufwand für drei extra Tage! Ich war demletzt mit Visa Waiver Program drüben, das ging viel leichter (logisch). Aber gut zu wissen für die nächste längere Reise. Viel Spaß in New York!

  2. Das letzte Mal war ich 1995 in den Staaten. Wenn ich mir anschaue, was für eine Rennerei man da hat, fällt mir wieder ein, warum ich vorerst nicht wieder in die USA einreisen werde.

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  4. Da kommen Erinnerungen hoch. Ich musste damals eigens nach Frankfurt fahren, weil damals (in der post-9-11-Welt, wir erinnern uns) wohl nur das Konsulat in Frankfurt so gut geschuetzt werden konnte, dass man dort Leute zwecks Visumsbeantragung hinschicken durfte. Ich hatte mir dann damals auch in vollkommener Ignoranz aller Zugfahrplaene einen Termin fuer 0800 Uhr morgens geben lassen, was ich dann aber dadurch ausglich, dass ich mir 0900 Uhr aufschrieb und auch die Reise entsprechend plante. Das fand der US-Marine in der Wachbaracke so unlustig, dass seine Hand langsam zur Huefte wanderte, waehrend der Einlassterminbuchmensch im Einlassterminbuch blaetterte, um mich dann schliesslich vollkommen richtig in der 0800-Uhr-Liste zu finden.

    Wenigstens hatte ich den Hinweis mit dem Handy gelesen und gleich ausser den notwendigen Unterlagen (DS-2019 und Co.) alles im Schliessfach am Bahnhof gelassen.

    BTW, hast du deinen Pass gleich mit Visum zurueckbekommen? Ich sass damals ziemlich nervoes zuhause und habe auf die Post warten duerfen, weil alles recht knapp war…

  5. Ach ja: Vergiss um Himmels Willen nicht, das I-94 bei deiner Ausreise abzugeben. Hatte neulich erst den Fall einer Austauschstudentin hier, die ueber einen Provinzflughafen ausgeflogen war, das Teil nach zwei Jahren immer noch im Pass hatte, und sich gar nicht bewusst war, was fuer einem Trara sie ausgesetzt gewesen waere, waere sie jemals in der Zwischenzeit auch nur in US-Naehe gekommen.

  6. Moment, moment- eins verstehe ich nicht ganz (sehr amüsant übrigens): normalerweise braucht man für die Einreise in die USA so ein Online-Formular dass abgeschickt wird, dieses Waiver Programm… hier: http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/UsaVereinigteStaaten/Sicherheitshinweise.html#t5

    Und ihr bleibt jetzt länger als drei Monate und müsst DESHALB ein Visum kriegen, oder was genau hat das jetzt mit der Buchung des Fluges zu tun? Mach mir bitte meine Panik, ich muss meinen Flug nämlich ungefähr ein Jahr vorher buchen und mit doppelter Staatsbürgerschaft wird das wohl eher nix mit Visum…

  7. Ja, genau deswegen brauchen wir ein Visum. Weil wir drei Tage überbucht haben. Du brauchst dir also (wahrscheinlich) keine Sorgen machen.

  8. Ah, gut, danke für die Info. Aber hier, 3 Monate USA- dann wünsch ich euch viel Spaß bei der Extended Urlaub Edition 🙂

  9. Oh mein Gott… was für ne Geschichte!! Ich bin mir fast sicher, dass ich meine USA-Reise unter drei Monaten halten werde. ;D
    Aber vielen Dank für den Tipp! Verbuchen könnte auch gut zu mir passen. 😉

  10. hui, das ist ja eine story – aber der stress wird sich lohnen! (bin immer noch ganz ny-verliebt…).
    übrigens: bei den bürgerämtern kann man sich temine auch im voraus online aussuchen. ist fantastisch, geht dann immer ratzfatz. hab ich z.b. für das ganze internationale führerscheingedöns gemacht. (den hab ich dann allerdings gar nicht gebraucht…)

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