Die Verteidigung der westlichen Werte

Jaja, ich kenn das. Gerade in letzter Zeit. Man möchte die Hamas am liebsten wegbomben. Ja, ich weiß, sie ist demokratisch gewählt. Mir egal. Das sind dumme Schießrambos, die meisten können nicht mal lesen.
Dann möchte ich jeden Palestinenser ohrfeigen, quatsch, jedem die Fresse einhauen, der dieses Lumpenpack gewählt hat. Die scheinen einfach zu dumm zu sein für den Frieden. Ich denke so, ja, ich fühle so. Manchmal. Und ich kann mehr als verstehen, dass viele Israelis genauso fühlen, sicher in noch höherer Potenz.

Ja, und warum soll man diese Regierung überhaupt anerkennen, die zwar demokratisch legitimiert ist, aber selbst nichts von Demokratie hält? Und warum soll man den Terroristen Menschenrechte zuerkennen, wenn sie diese selbst mit Füßen treten? Und warum soll ich tolerant gegenüber einer Religion sein, die selber nicht tolerant ist?

Aber dann fällt es mir wieder ein: Es geht doch gar nicht um sie. Es geht um uns. Weil Menschenrechte, Toleranz, Frieden, Demokratieverständnis UNSERE Messlatten sind, an denen wir UNSERE Taten messen müssen. Und es ist völlig egal gegenüber wem. Diese unsere Werte kann uns kein noch so radikaler Islamist nehmen. Mit keinem noch so heftigen Terroranschlag. Niemals. Die können wir uns nur selber nehmen. Wir ganz allein.

Die wirklichen Feinde der westlichen Werte sitzen unter uns. Sie schreiben für den Spiegel, die Welt und sitzen noch in vielen anderen Redaktionen. Sie nennen sich pro-westlich und kämpfen für das Gegenteil. Die Verteidigungslinie der westlichen Werte verläuft genau hier. Zwischen ihnen und uns. In Köpfen und in den Worten.

10 Gedanken zu „Die Verteidigung der westlichen Werte

  1. Büdde. Ich bin selbst mal von eine Kumpel drauf aufmerksam gemacht worden (ein linker HSV-Fan (!?) aus Eimbsbusch, hihihi) Die Wochenzeitung kostet 2,80 Eurotacken, kann man sich aber sparen, das meiste steht ja im Web. Ich kauf die aber trotzdem ganz gerne mal, wegen der schreibe und wegen Karma. Und man merkt ihnen an, dass sie auch Blogs lesen, zumindest viel es mir bei dieser Ausgabe auf.

  2. Ich war schonlange icht mehr hier. Hat sich ja einiges getan. Ich bin übrigens deiner Meinung, was den „Nationaljournalismus“ anbelangt. Es wird vielerorts immer wieder versucht Front zu machen, ohne dabei zu bemerken, dass eine Antithese nun mal einen bloß negierenden Wert hat. Außerdem ist gerade ein Widerstand die Vorraussetzung dafür, dass sich terroristische energien in ein System wie das unsere einschreiben können. Andererseits beobachte ich bei mir selbst, wie sehr mir das Tolerieren der Hamas persönlich schwer fällt. Die einzige Strategie, die mir dazu einfällt ist Ironie. Gerade im Fall der Karikaturenhetze kann ich über den unverhältnismäßigen Ausbruch eigentlich nur witzeln….Haltet mich für verrükt, aber ich denke, dass man die Ironie in beiden Fällen sehr ernst nehmen sollte, da sie, wie ich finde ein Mittel der abwehr darstellt, ohne abzuweheren. Ich muss aber dabei immer irgendwie an Adorno denken: „Im Hause des Henkers soll man nicht vom Strick sprechen, sonst hat man Resentiment.“

  3. Was die Hamas angeht: Na, das mit dem tolerieren fällt momentan ja jedem schwer. Aber irgendwo glaube ich doch noch an einen klitzekleinen Funken Hoffnung. Ich meine gerade weil es die Hamas ist, gerade weil sie nun eine Regierung bilden, und gerade weil sie nun die Möglichkeiten besitzen offiziell gespräche mit Israel zu führen, wenn beide Seiten denn auch wollen. Es ist die terroristische Instanz die nun das Zepter in der Hand hält, damit besteht die Chance auf Veränderung die Chance auf umdenken, wenn nicht die, wer dann? Es ist eine Sache Terror zu verbreiten und eine andere auf ein mal die Verantwortung für eine Regierung zu tragen. Ich weiß, es ist nur ein sehr kleiner Funken, aber die Möglichkeit ist da.

  4. texturmutant, das mit der Ironie ist wahrscheinlich ein guter Weg. Jedenfalls ist er es für uns, um mit der Situation klar zu kommen. Gegenüber der Hamas glaube ich, sollten wir selbstbewusst auf unseren Werten beharren, ohne sie gleichzeitig von ihnen abzuverlangen. Mehr können wir nicht tun. Wir können nur Vorbild sein und hoffen, dass man ihm folgt. Ich bin in der Angelegenheit für einen radikalen Pragmatismus: alles tun um zu deeskalieren. Wir sollten ihnen ihre Optionen aufzeigen. Und ihnen zeigen dass es nur eine einige Option mit Zukunft gibt: Frieden.

    doubl: Ja, das habe ich auch gedacht. Die Hamas hat sicher mehr Einfluss auf die radikalen Kräfte als die Fatha. Insofern könnte sie tatsächlich mal Ordnung in den Sauhaufen bringen. Aber ich habe die Befürchtung, dass sobald sich moderate Kräfte in der Hamas bilden (und moderate Kräfte braucht es immer zum Regieren), dass sich die Hamas sofort splitten wird und alles wieder von vorn anfängt …

  5. Ja, genau so habe ich auch dann auch weitergedacht, die Gefahr ist groß dass sie sich dann Splitten, oder einzelne radikale Splittergruppen entstehen und schon sind wir wieder bei der never ending story. Doch auch wenn das Sterben dort dominiert, die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zu letzt.

  6. danke rfm. An Preise glaube ich indes nicht, aber man kann ja nie wissen.
    Am liebsten wär mir, wenn diese Neospacken das hier lesen würden. Aber um von denen gelesen zu werden, muss man erst mal hin zu ihenen und sie provozieren. Und dafür gehen sie mir einfach zu sehr am Ar*** vorbei …

  7. Viewiel tote Lebanese und wieviel tote Palestinenser wird die freie Welt noch ertragen ?

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