Charlie und das Paradox

Ich lese gerade Charles Stross Accelerando. Ein technologisches Singularitäts-Science Fictionbuch. Ich bin etwas überfordert, weil Stross neben der vollkommen durchgedrehten Handlung auch noch so ein schwieriges Englisch benutzt, so dass ich fast jedes zweites Wort nachschlagen müsste. Müsste. Tu ich natürlich nicht und versteh dann nur die Hälfte. Egal.

Jedenfalls ist es so, dass dort ein Team von Leuten auf Expedition durch das Sonnensystem aufbricht. Sie tun das in einem Cola-Dosen-großen Raumschiff. Das geht, weil dort nicht wirklich Menschen sondern nur die resimulierten Instanzen von ihren virtualisierten Persönlichkeiten drin stecken.

Total super! Ich mein, wenn mich jemand fragen würde, ob ich für viele Jahre im Weltall herumirren will, dann sage ich vermutlich erstmal nein, obwohl es mich natürlich reizen würde. Aber ich stell mir das Leben auf der Erde irgendwie doch spannender vor. Jedenfalls die meiste Zeit.

Aber wenn ich die Möglichkeit habe, hier zu bleiben und nur eine Art Klon – eine geforkte Instanz von mir – da hinzuschicken, dann ist das ja auf einmal gar kein Problem mehr, oder? Man kann einfach beides machen.

Naja. Wenn dieser Fork nun in der Welt ist, dann ist er ja auch ich. Mit den selben Überlegungen und Entscheidungsparametern wie ich. Und auch den selben Möglichkeiten. Er wird sich also auch fragen: „Warum soll ich gehen? Ich kann doch eine Instanz von mir schicken?“ – Dann macht er eine Instanz von sich, die sich dann wieder fragt, warum denn nun ausgerechnet sie gehen soll und so weiter.

Am Ende wäre die ganze Welt voller mspros! Aber kein einziger im Weltall. Naja, wär ja auch ganz lustig.

Aber das weitaus größere Paradox ist eigentlich, wieso Charlie Stross – der sich solche durchgeknallten Singularitätswelten ausdenkt in denen wir fröhlich unser Bewusstsein durch die Gegend herumkopieren im Heute den Privacy-Paragraphenreiter macht.

Oder grundsätzlicher: wie gehen Mindupload und Datenschutz zusammen?

4 Gedanken zu „Charlie und das Paradox

  1. Sterntagebücher, Ijon Tichys Siebte Reise: lauter Klone, und nicht einer, der die Arbeit machen will! (Nagut, einer machts dann doch.)

  2. Interessant wäre aber auch noch, wenn man den Fork wie beim Programmieren einfach wieder zurückmergen könnte.
    Du könntest dann mehrere leben auf einmal leben und nach dem Mergen hättest Du dann natürlich die Erinnerung an beide.

    Ich denke bis wir nen Menschen forken können, haben wir es auch geschafft die Gehirninformationen zu reintegrieren …

  3. haha den entwurf trage ich schon seit jahren mit mir herum. danke für den buchtipp. muss ich lesen.

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