Für wen man bloggt

Bevor man sich nicht die Frage gestellt hat, für wen man bloggt, kann man bloggen. Hinterher wirds zumindest schwierig. Man fragt sich dann alles mögliche über seine Leserschaft oder gar seine „Zielgruppe“, fragt sich, was sie denn heute gerne lesen würde. Man fragt sich ob dies oder jenes nicht zu sehr vom eigenen Thema abweicht, oder ob das hier jetzt zu unpersönlich ist oder was anderes zu schwer. Man macht sich einen Kopf um den Leser, versucht ihn zu definieren, versucht ihn zufrieden zu stellen. Manche verdienen sogar Geld damit, ihre Leser nicht zu enttäuschen. Ich könnte so nicht bloggen. Mir sind meine Leser schnurze. Ihr könnt mich alle mal da draußen.
Das ist natürlich nicht wahr. Ich freue mich über Leser. Wer tut das nicht. Nur ihr bestimmt hier nicht den Inhalt. Kritik könnt ihr gerne üben, aber reinreden lass ich mir nicht. Denn hier geht es schlichtweg nicht um Euch. Wenn es um Euch gehen soll, dann kauft ne Zeitung. (Auch wenn die auch nur so tun, als ginge es um Euch) Ich bin kein Journalist und Ihr seid keine Kunden. Es geht hier um mich. Und das was ganz einfach mal rausmuss. Alles was keine Miete zahlt. Hier, ich hab wieder was ausgekotzt: Friss oder stirb!

Es wundert mich immer wieder, wie sich Leute finden, die das auch noch lesen. Nicht viele. Aber genug. Ich denke eh, ab einer bestimmten Zahl wird es stressig. Vielleicht hör ich dann ja auf.

Ich glaube übrigens, es ist ein weit verbreitetes Vorurteil, dass kleine Blogs vor allem von den Bekannten des jeweiligen Bloggers gelesen werden. Meine Erfahrung ist, Bekannte kommen da am Anfang zwar rauf, fühlen sich oft sogar dazu verpflichtet, kommen aber selten regelmäßig wieder. Dagegen findet sich nach und nach eine Leserschaft, die sich tatsächlich für das Thema, für den Style oder was weiß ich interessieren. Leute, die man noch nie getroffen hat. Einfach so.

D.h. Man erschreibt sich sein Publikum. Immer. Auch und gerade im kleinen Maßstab.

Das geht so: Ich blogge nicht das, worüber ich mich mit meinen Bekannten unterhalte oder unterhalten kann. Das brauche ich nicht bloggen. Ich blogge das, was raus will, aber keinen Ansprechpartner hat. Was ich blogge, erschafft einen imaginierten Wunschadressaten. Ich blogge virtuelle Rezipienten. Komischer weise klappt das sogar.